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Wir tun es alle – dauernd und überall: Fragen stellen. „Was möchtest du zum Frühstück essen?“ „Wann musst du zur Arbeit?“ „Wie lange brauchen Sie noch?“
Solche Fragen sind für die meisten von uns mehr als alltäglich. Doch wussten Sie, dass Sie mit bestimmten Fragen Gespräche auch in andere Richtungen lenken und somit bei Ihrem Gegenüber einen anderen Eindruck hinterlassen können? Gerade in einem Bewerbungsgespräch oder im Verkauf ist es daher wichtig die richtigen Fragen zu stellen - denn wer nicht fragt bleibt dumm und wer falsch fragt kommt auch nicht weiter. Zu Beginn ist es von Bedeutung zwischen Frage- und Lenkungstechniken zu unterscheiden. Fragetechniken beeinflussen das Verhalten des Befragten direkt im Gespräch. Lenkungstechniken beeinflussen im Unterschied dazu das Verhalten der Person nach dem Gespräch. lm Folgenden wird tiefer auf die Fragetechniken eingegangen. Fragtechniken werden besonders häufig in der Gesprächsführung, in der Gesprächslenkung und im Coaching eingesetzt, durch das Verwenden von bestimmten Techniken kann so der Verlauf des Gesprächs in eine gewünschte Richtung verändert werden. Diese Veränderung kann bedeuten, dass das Gespräch erst richtig begonnen, vertieft oder sogar frühzeitig beendet wird.
Inhaltsverzeichnis
Unterschieden wird in drei große Kategorien, in welche sich alle anderen Fragetechniken unterklassifizieren lassen. Einige der Fragetechniken lassen sich dabei, je nach konkreter Anwendung, in mehr als eine der Überkategorien einordnen. Die Überkategorien lauten:
Offene Fragen geben dem Gesprächspartner viel Raum zur freien Beantwortung, das Gegenüber hat quasi die Möglichkeit ohne Einschränkungen komplett frei zu antworten. Besonders gut geeignet ist diese Frageform bei recht Wort kargen Gesprächspartnern, da diese die offenen Fragen nicht schlicht weg mit ja oder nein beantworten können. Gekennzeichnet ist diese Frageform besonders durch W-Fragen wie bspw. Wo, Was, Wie, Warum? Geschlossene Fragen bilden den direkten Gegensatz zu den offenen Fragen, sie zwingen den Gesprächspartner dazu direkt Stellung zu beziehen und geben ihm lediglich eine Antwortmöglichkeitsvariantion von ja oder nein. Sie eignen sich darum besonders gut, um redselige Menschen etwas in ihrem Redefluss zu stoppen oder Ergebnisse festzuhalten. Durch ihre Fokussierung auf Präzision und Knappheit haben geschlossene Fragen einen ehr autoritären Charakter und werden ehr zum Gesprächsende hin verwendet. Halboffene Fragen bilden einen mittel Weg zwischen geschlossenen und offenen Fragen, sie geben einige Kategorien vor, lassen die Antwort jedoch offen. Damit unterscheiden sie sich deutlich von der ja-nein-Konstruktion der geschlossenen Fragen aber auch von der komplett offenen Haltung der offenen Fragen. Häufig werden Fragen dieser Art in der Aktivform formuliert und übertragen darum dem Zuhörer mehr Verantwortung.
Die entscheidende Voraussetzung für das effektive Stellen von Fragen ist aktives Zuhören, verbunden mit einer wertschätzenden Grundhaltung.
Drei Ebenen nach Maren Fischer-Epe: „Coaching - Miteinander Ziele erreichen“:
Zirkuläre Fragen ermöglichen es, Informationen über das eigene Denken und Verhalten aus der Perspektive anderer Systemmitglieder zu gewinnen. Sie werden nicht zu ihrer eigenen Einstellung und Handlungen befragt, sondern zu denen anderer Personen, die in ihrem Umfeld sind. Das Ziel dieses „um die Ecke“ Fragens ist die gezielte Einnahme von unterschiedlichen Positionen und Sichtweisen. So werden Prozesse in Beziehungssystemen erforscht und aufgedeckt. Neue Denkprozesse und Sichtweisen werden in Gang gesetzt und damit die Basis für eine Veränderung gelegt. Zirkuläre Fragen entstammen der systemischen Therapie, sind aber auch im Coaching und der Beratung ein wertvolles Tool. Beispiele Private Situationen: „Sag mal Tim, was glaubst du fühlt Johanna, wenn sie eure Tochter so weinen sieht?“ „Wie könnte sich eure Diskussionen auf eure Kinder auswirken?“ „Was glaubst du, welche Erwartungen dein Partner in dieser Beziehung an dich hat?“ Beispiele Business Situation: „Was glauben Sie denken unsere Kunden über den Vertriebsleiter?“ „Wie reagiert Ihr Chef auf diese Situation?“ „Wer leistet in den Augen Ihres Chefs bessere Arbeit? Sie oder Ihre Kollegen?“
Triadische Fragen fragen nach Vermutungen von internen Gedanken eines Dritten über die Kommunikation zweier anderer, und bringen diese so in den Dialog. Beispiele: „Was geschieht dann, wenn Sie so vorgehen, weiter in der Kommunikation?“ „Wie schaffen Sie es, dass die anderen so auf Sie reagieren?“
Zirkuläre Fragen fragen den Zirkel der sich wechselseitig bedingenden Ereignisse ab. Beispiele: „Was geschieht dann, wenn Sie so vorgehen, weiter in der Kommunikation?“ „Wie schaffen Sie es, dass die anderen so auf Sie reagieren?“
Einschätzungen zu verschiedenen Zeitpunkten, von unterschiedlichen Personen, je nach unterschiedlichen Situationen und Kontexten werden abgefragt, um diese zu erweitern, und daraus neue Ideen zu beziehen. Beispiele: „Wie wurde mit der Situation umgegangen, als das Problem noch nicht bestand?“ „Wie wird das Problem in zwei Jahren gesehen?“ „Wie sieht es aus der Perspektive der Lieferanten, Kunden, der Mitarbeiter verschiedener Abteilungen aus?“ „In welchem Kontext tritt das Phänomen nicht bzw. anders auf?“ „Wie sieht das Ganze von außen betrachtet aus?“
Beobachtungsfragen hinterfragen den eigenen Beobachterstatus: Beispiele: „Wenn Sie sich von außen sehen, wie Sie in der Situation agieren, was fällt Ihnen dabei auf?“
Diese Frage ist wichtig, um das für eine Fragestellung / Zielvorstellung relevante Netz zu erfassen. Beispiele: „Ist das beabsichtigte Ziel von den vorhandenen Personen zu erreichen und wer ist noch einzubeziehen oder in seinem Agieren zu berücksichtigen?“ „Welche Fakten sind systemisch mit zu berücksichtigen?“
Fragen nach der Dynamik des Systems, das durch die Beratung hergestellt wird. Beispiele: „Wenn Ihr Vorgesetzter weiß, dass Sie Coaching nutzen, worauf achtet er jetzt besonders?“ „Was müsste Ihr Coach machen, damit es schief geht? Was Sie als Klient?“ „Welche anderen Faktoren können fördern oder behindern?“
Phänomene lassen sich leichter beschreiben, wenn man sie von anderen abgrenzt. Abgrenzung erfolgt durch Unterscheidung – genauer durch die Klärung beobachtbarer Merkmale der Unterscheidung, welche das Phänomen charakterisieren. Fragen nach Unterschieden sollen daher zur Klärung von Begrifflichkeiten und Bedeutungszuschreibungen im Kontext beitragen. Dabei wird streng differenziert zwischen Beschreiben, Erklären und Bewerten. So erfährt der Klient oder Teilnehmer, dass das beschriebene Phänomen nicht unbedingt an seine subjektive Erklärungen und Bewertungen gebunden ist. Er wird angehalten, seine bisherigen Interaktions- und Kommunikationsmuster vor diesem neuen Hintergrund zu reflektieren. Gegebenenfalls entstehen neue Handlungskonsequenzen. Die Fragen nach den Unterschieden kann man grob in Fragen nach der Qualität und der Quantität der Unterschiede unterteilen.
Unterschiedsfragen fragen Unterschiede ab und bezwecken damit Informationsgewinn und Ausbildung von Differenzierung. Beispiele: „Was ist der Unterschied im Vorgehen von Abteilung A und B?“ „Was ist der Unterschied zwischen Problem- und Zielzustand?“
Klassifikationsfragen zielen auf qualitative Unterschiede ab. Rangfolgen von Akteuren hinsichtlich einer interaktiven oder kommunikativen Situation sollen vom Klienten eingestuft werden. Dabei werden Unterschiede in Sichtweisen und Beziehungen greifbar. Beispiele: „Wer würde als erster ..., wer zuletzt ...?“ „Wenn man eine Rangfolge in Bezug auf ...erstellen wollte, wer käme an erster Stelle, zweiter Stelle ...letzter Stelle?“ „Angenommen, jemand möchte die Therapie abrechen, wer wäre der erste, zweite ...?“ „Wer freut sich über Ihr gelungenes Abitur in der Familie am meisten? Wer am wenigsten?“ „Wer hatte am meisten das Bedürfnis heute zu kommen, wer am wenigsten?“ „Wer ist am aktivsten, abenteuerlustigsten in der Familie, wer ist am wenigsten aktiv?“
Prozentfragen ermöglichen unter anderem eine bessere Differenzierung und Präzisierung von Ideen, Überzeugungen, Stimmungen, Krankheitskonzepten, Meinungen voneinander usw. in quantitativer Hinsicht. Je nach Bedarf können zusätzliche Skalierungen eingesetzt werden. Beispiele: „Zu wie viel Prozent halten Sie dies für ... und zu wie viel Prozent hingegen für ...?“ „Zu wie viel Prozent halten Sie Ihr Problem für ein medizinisches, zu wie viel Prozent für ein psychisches?“ „Für wie felsenfest halten Sie auf einer Skala von 0 bis 100% die Scheidungsabsichten Ihrer Schwiegermutter? Wie hoch schätzen Sie auf dieser Skala die Scheidungsabsichten Ihres Schwiegervaters ein?“
Übereinstimmungsfragen haben zweierlei Funktionen. Zum einen geben sie Hinweise auf Familienkoalitionen, zum anderen geben sie die Möglichkeit des Feedbacks zu vorherigen Äußerungen. Beispiele: „Wer stimmt mit wem überein/nicht überein?“ „Stimmen Sie dem zu oder sehen Sie das anders?“ „Dein Vater denkt, Du hättest einen engeren Bezug zu Deiner Mutter als zu ihm. Deine Mutter sieht es genau umgekehrt. Welcher Sicht würde Deine Schwester eher zustimmen?“ „Sind Sie der gleichen Meinung wie Ihre Tochter oder sehen Sie den Sachverhalt anders?“
Durch Subsystemvergleiche werden empfundene Unterschiede und Gemeinsamkeiten verschiedener Gruppierungen im sozialen System verdeutlicht. Koalitionen sowie deren Bedingungen werden direkt erfragt. Vermeintliche Tabuthemen werden dabei nicht umgangen. Beispiele: „Welches sind die gegenwärtigen Bündnisse und Allianzen in der Familie?“ „Wer macht was, mit wem, wann?“ „Welche unterschiedlichen Spielregeln gibt es in unterschiedlichen Beziehungen?“ „Wie durchlässig oder verschlossen sind die Generationsgrenzen/ Machtgefälle ...?“ „Sind Koalitionen und Allianzen zuverlässig und berechenbar oder wechselnd?“ „Wer hat die engste Beziehung zur Mutter? War das schon immer so? Wodurch könnte diese Verbindung gestört werden?“ „Welche Ihrer Kollegen verbringen gemeinsam die Mittagspause? Hat sich seit der Anstellung des neuen Chefs etwas daran geändert?“ „Haben Sie das Gefühl, dass Ihr Mann und seine Eltern Sie bei gemeinsamen Unternehmungen ausgrenzen?“ „Sie als Tochter: Denken Sie, dass Ihre Mutter momentan ein besseres Verhältnis zum Vater oder zum Bruder hat?“
Wirklichkeiten in einem sozialen System sind konstruiert, denn Situationen sind immer durch die subjektive Wahrnehmung des Einzelnen gefiltert. Es gibt folglich keine eindeutige Wirklichkeit, sondern viele Wirklichkeitskonstruktionen der verschiedenen Beobachter. Um neue Bewertungsmöglichkeiten und Handlungsspielräume im sozialen System herbei zu führen, ist es zunächst wichtig, die gegenwärtige Situation des Systems aus Sicht aller Beteiligten für alle Beteiligten durchschaubar zu machen. Beispiele: „Wer hatte die Idee zu diesem Kontakt?“ „Was möchten Sie, was hier passieren soll?“ „Wer will hier was von wem?“ „Aus welchen Verhaltensweisen (Wie? Wann? Wo?) besteht das Problem?“ „Wer reagiert am meisten auf das Problemverhalten, wer weniger? Wen stört es, wen nicht?“ „Wie erklären Sie sich, dass das Problem entstanden ist, wie, dass es dann und dann auftritt, und dann und dann nicht? Welche Folgen haben diese Erklärungen?“ „Was hat sich in den Beziehungen verändert, als das Problem begann?“ Sind Wirklichkeitskonstruktionen für alle Beteiligten durchschaubar, so werden sie veränderbar. Die Kenntnis anderer Wirklichkeiten schwächt die Absolutheit der eigenen Wirklichkeit. Fragen zur Möglichkeitskonstruktion sollen, darüber hinaus, neue Wirklichkeiten für das System offerieren. Möglichkeitskonstruktionen in der Form von Gedankenexperimenten sind ein gutes Verfahren, um in der Vorstellung Optionen durchzuspielen, und angstfrei Veränderungen zu erproben. Fragen zu Möglichkeitskonstruktionen werden in zwei große Bereiche aufgeteilt. Zu den Fragen nach der Möglichkeitskonstruktion gehören:
In einem problembelasteten Kontext richtet sich der Fokus aller Beteiligten meist nur auf eben diesen. Solch ein eingeschränkter Blickwinkel verhindert die Wahrnehmung von Ressourcen, die zu einer Auflösung des Problems führen könnten. So scheint man sich von einer möglichen Lösung immer weiter zu entfernen. Lösungsorientierte Fragen hingegen verlagern diesen Fokus.
Oft sehen die Beteiligten des Systems das Problem / Symptom als die Regel an: „Person X ist immer depressiv“. Durch Fragen nach Ausnahmen wird wiederum verdeutlicht, dass das Problem nicht allgegenwärtig ist. Beispiele: „Wie oft (wie lange, wann, wo) ist das Problem nicht aufgetreten?“ „Was haben Sie und andere in diesen Zeiten anders gemacht?“ „Wie könnten Sie mehr von dem machen, was Sie in Nicht-Problem-Zeiten gemacht haben?“
Die Fragen nach Ressourcen eröffnen den Beteiligten den Blick auf ihre Stärken und Fähigkeiten. Dem Problem kommt so eine zweitrangige Rolle zu. Beispiele: „Was soll in Ihrem Leben so bleiben wie es ist, was ist gut daran?“ „Was gefällt Ihnen an sich selbst und an den anderen?“
Hypothetische Fragen zielen meist auf die Zukunft ab und geben dem Klienten die Möglichkeit neue Blickwinkel und Lösungsansätze in Gedanken durchzuspielen. Hier geht es weniger darum ein Problem konkret zu lösen, als die Durchführbarkeit von neuen Wegen, Lösungen und Wunschvorstellungen zu evaluieren. Der Klient beschreibt – und erlebt somit – mögliche Szenarien, um sein Problem zu lösen, oder die gewünschte Veränderung herbeizuführen. Die Kreativität und Eigeninitiative des Coachees wird angeregt. Oft wird dem Klienten hierbei schnell klar, ob dieser Weg erstrebenswert, oder überhaupt realistisch umsetzbar ist. Klienten können hierbei oftmals die Folgen einer Umsetzung der Lösung oder Veränderung für sich und auch das eigene Umfeld abschätzen. Eine Unterkategorie der hypothetischen Fragen sind die Verschlimmerungsfragen. Diese sind eher provozierend und in festgefahrenen Situationen hilfreich. Sie zielen darauf ab, den Klienten dazu zu bringen, sich vorzustellen, wie die für ihn sowieso schon schwierige Situation sich noch weiter verschlechtern kann. Beispiele: „Wie würden Sie Ihr Leben gestalten, wenn Geld keine Rolle spielt?“ „Was müssten Sie tun, wenn Sie noch mehr davon erreichen möchten?“ „Wie sieht bestes Selbst aus?“ „Was würden Sie tun, wenn Sie ganz allein eine Entscheidung herbeiführen könnten?“ „Wenn sich das Problem in den nächsten 6 Monaten nicht auflöst, welche Folgen hätte das?“
Wunderfragen geben vor, dass sich das Problem durch ein Wunder aufgelöst hat. Dabei fragen sie nicht nach dem „Wie?“, sondern nach dem „Was-ist-danach?“ Sie zielen darauf ab, unverbindlich mögliche Problemlösungen zu phantasieren. Das hohe Maß an Unverbindlichkeit bewirkt, dass sich keiner der Beteiligten verantwortlich fühlen muss, eine Lösung herbeizuführen. Beispiele: „Angenommen heute Nacht käme eine Fee und würde Ihnen das Problem abnehmen, was wäre dann morgen anders?“ „Wer würde als erstes erkennen, dass das Wunder über Nacht geschehen ist, und woran?“ „Was würden die Menschen um Sie herum danach anders machen?“
Durch problemorientiertes Fragen soll jedem einzelnen Beteiligten bewusst werden, dass er eine aktive Rolle bei der Erhaltung des Problems einnimmt, und in welcher Form sie sich gestaltet. Dass Probleme bewusst erzeugt werden, impliziert gleichzeitig, dass sie dann auch bewusst unterlassen werden können. Beispiele: „Was könnten Sie tun, um sich noch schlechter zu fühlen?“ „Was können Sie tun – angenommen, Sie nähmen sich dies vor – um Ihr Problem absichtlich zu verschlimmern, zu behalten oder zu verewigen?“ „Wie könnten die anderen dabei helfen, das Problem zu behalten?“
Paradoxe Fragen zielen darauf auf, den Klienten mit einer Verstärkung seines eigentlichen Problems zu konfrontieren. Die vom Klienten als schwierig empfundene Situation wird auf diese Weise überspitzt dargestellt. So können häufig neue Ideen und Lösungsansätze generiert werden. Beispiele: „Was müsste passieren, damit Sie Ihr Chef wirklich feuert?“ „Wie könnten Sie es erreichen noch schlechter zu schlafen?“ „Wie ließe sich das Problem weiter verschlimmern?“ „Wie könnten Sie ihr Burn Out noch verstärken?“
Wenn jedem der Beteiligten seine aktive Teilnahme an der Problemerhaltung bewusst geworden ist, und sich Vorstellungen über mögliche Lösungen herauskristallisiert haben, (Verbesserungs- / Verschlimmerungsfragen) so kann man nun gemeinsam den instrumentellen Charakter des Problems herausarbeiten. Das bedeutet, dass Probleme als Instrument eingesetzt werden können, um Bedürfnisse zu befriedigen bzw. Defizite auszugleichen. So kann beispielsweise (unbewusst) eine Krankheit dazu eingesetzt werden, sich dem angstbesetzten Berufsalltag zu entziehen und einer Auseinandersetzung mit dem ursprünglichen Problem auszuweichen.
Dieser Fragetyp macht die Instrumentalität des Problems durchschaubar. Beispiele: „Welchen Nutzen hätte es für das System, wenn das Problem noch eine Weile bestehen würde?“ „Wird Ihr Mann/ Ihr Chef/ Ihr Kolleg/ Ihr Kind diesen Zustand nach dem Wunder eher begrüßen oder eher darüber traurig werden, und warum? Wie fühlen Sie sich dabei?“
Probleme können in der Vorstellung der Beteiligten zeitlich unbegrenzt existieren oder aber auch nur für einen bestimmten Zeitraum. Fragen nach Zukunfts- und Zeitplänen sollen diese Vorstellungen aufdecken. Beispiele: „Wie lange wird das Problem noch Ihr Begleiter sein? Wann werden Sie es verabschieden?“ „Wir haben verstanden, dass Du auf Deine Eltern wütend bist und sie bestrafen willst: Was denkst Du, wann Du sie genug bestraft hast - in einem Jahr, in zwei Jahren oder schon in einigen Monaten?“
Als-ob-Fragen sollen eine bewusste Simulation des Problems initiieren. Die Präsentation des Problems (alle nach außen getragenen Symptome) wird hierbei vom eigentlichen Problem losgelöst erfahrbar. Es ist durchaus denkbar, dass das gleiche Problem in verschiedenen Situationen unterschiedlich geäußert wird, gleichzeitig kann das nach außen getragene Symptom unterschiedliche Problemherde haben. Dadurch, dass die Präsentation und das Problem an sich nicht zwingend miteinander verknüpft sind, ergeben sich neue Handlungsoptionen, die aus den vermeintlichen Opferrollen herausführen. So wird jeder zum bewussten Akteur. Beispiele: „Wie müssten Sie sich verhalten, damit die anderen denken würden, Ihr Problem sei zurückgekommen, obwohl es das gar nicht ist?“ „Angenommen, Sie hätten nächste Woche kein Kopfweh mehr, wollten aber Ihren Partner gern weiter zu dem rücksichtsvollen Verhalten bewegen, dass er an den Tag legt, wenn er Sie kopfwehgeplagt dasitzen sieht – wie könnten Sie das erreichen?“ „Angenommen, Sie würden Ihrem Partner gegenüber nur so tun, als hätten Sie Kopfweh – würde er sich dann genauso rücksichtsvoll verhalten?“
Einsatz finden die Techniken der Gesprächslenkung in nahezu jedem Anwendungsfeld, sei es im Privaten zum Beeinflussen der Kinder doch noch Aufzuräumen oder des Partners in einem Streit. Im beruflichen Kontext bei einem Vorstellungsgespräch, direkt im Vertrieb oder im Job Interview. Im Unterricht in Schulen, von einem Lehrer um zu sehen, ob die Schüler den Stoff verstanden haben. Oder in der Beratung zum Coachen von Führungskräften. Tendenziell gilt: „Wer fragt, der führt“. Allerdings eignet sich nicht jede Fragetechnik für jeden Kontext. So macht es bspw. für einen Mitarbeiter im Verkauf keinen Sinn seinem Kunden am Anfang des Gesprächs geschlossene Fragen zu stellen, wenn er herausfinden möchte für welche Produkte sich der Kunde interessiert. Im Abschluss des Verkaufsgespräches bietet es sich allesdings an geschlossene Fragen zu stellen, da diese zu Entscheidungen führen. Einige Verkäufer nutzen auch die Judofragetechnik. Bei dieser Fragetechnik wird besonders darauf geachtet Begriffe des Erzählendem in den eigenen Sprachgebrauch einzubauen und auf diese Weise Rückfragen zustellen. Es wird also die Kraft des Erzählenden genutzt, um die eigene Frage zu suggerieren. Im Coaching werden in der Anfangsphase besonders lösungsorientierte Fragen eingesetzt, um überhaupt erst einmal das Ziel des Klienten auszumachen. Häufig folgen darauf hypothetische -, zirkuläre -, paradoxe- und ressourcenorientierte Fragen, um neue Blickwinkel auf das Problem zu schaffen. Im systemischen Coaching gibt es hinzu noch besondere weitere Fragearten, welche jedoch aus den vorgestellten Fragearten abgeleitet werden, dazu zählt bspw. die Wunderfrage. Welche Fragetechnik & welche konkrete Frageart gewählt werden sollte ist also stark Kontext, Ziel und vom Gesprächsverlauf sowie den jeweiligen Gesprächspartnern abhängig. Mehr zu Coaching-Fragen.
Die Kreativitätstechniken stellen Techniken da, mit welchen neue Ideen gefunden und der eigene Horizont erweitert werden kann. Neben Techniken wie bspw. dem Brainstorming gibt es auch bestimmte Fragetechniken, welche auf diesen Nutzen ausgelegt sind. Dazu zählen bspw. Die Zen-Frage und die 6-W-Fragetechnik.
Die Zen-Frage funktioniert ähnlich wie ein Kind im Alter von ca. 5/6 Jahren und zwar über das Hinterfragen von allem. Stellt sich beispielsweise die Frage „Warum mache ich keinen Sport?“ so würde man darauf vllt. mit „Weil ich keine Zeit habe zum Sport zu gehen“ antworten. Hierauf würde erneut die Frage folgen „Warum habe ich keine Zeit zum Sport zu gehen?“ – „Weil ich den ganzen Tag arbeiten muss“ usw. Es entsteht also ein Kreislauf aus einem Frage-Antwort-Spiel. Dieses ‚Spiel‘ sollte dabei so weit getrieben werden, bis das Problem identifiziert wurde. Häufig macht es Sinn dieses Frage-Antwort-Spiel nicht alleine sondern gemeinsam mit einer anderen Person durchzuführen welche mitschreibt oder im Nachhinein Ihre Eindrücke schildert. Im Monolog macht es Sinn diese Übung schriftlich durchzuführen, um zu gewährleisten, dass das Gespräch im nachheinein nachvollzogen werden kann.
Auch bei der 6-W-Fragetechnik macht es Sinn die Antwortmöglichkeiten schriftlich mit Stift & Papier festzuhalten, um sich im Nachhinein noch an alle Antworten erinnern zu können. Die zu beantwortenden Fragen sind hier bei: Wer, Wie, Wo, Wann, Was & Warum. Besonders zum definieren der eigenen Ziele ist diese Fragetechnik gut geeignet.
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