Coaching Welt → Wissen → Coaching Methoden → Themenzentrierte Interaktion
Diese Methode bietet Leitern und Gruppenmitgliedern hilfreiche Ansätze und orientierende Werte. Es werden hierbei sehr viele unterschiedliche Aspekte berücksichtigt: sachliche, individuelle, zwischenmenschliche und umfeldbezogene, die in einer dynamischen Balance zueinander stehen sollen. Kommunikation findet immer auf allen vier Ebenen statt. Das Ziel der TZI ist das humanere miteinander Arbeiten in einer humaneren Welt.
Ein häufiges Vorurteil gegenüber dem Thema Kunsttherapie ist, dass man um eine Kunsttherapie bei einem Therapeuten zu machen künstlerisch begabt sein muss. Diese Annahme entspricht jedoch nicht der Realität. Eine Kunsttherapie kann jeder, der es möchte, in Anspruch nehmen. Denn bei der Kunsttherapie geht es entgegen der Annahme der meisten Menschen nicht darum Kunst zu erschaffen, sondern darum Zugang zu seiner eigenen inneren Welt zu bekommen und sich mit sich selbst und seinem Inneren auseinander zu setzen. Kunsttherapie wird aus diesem Grund manchmal auch als „Spiegel zur Seele“ bezeichnet.
Inhaltsverzeichnis
Die Themenzentrierte Interaktion, kurz TZI, beschreibt ein psychologisch-pädagogisches Verfahren zur Optimierung von Gruppenprozessen. Mittels des Vierfaktoren-Modells, drei Axiomen und zwei daraus abgeleiteten Postulaten dient das Konzept der Förderung von Zusammenarbeit, Lernen, der aktiven Beteiligung und persönlichen Weiterentwicklung und bildet die Grundlage für lebendiges Lernen. Statt Frontalunterricht wird der Fokus auf interaktives Lernen gesetzt, bei dem nicht nur inhaltliche Aspekte sondern auch die Kommunikation und der Umgang untereinander berücksichtigt werden. Es richtet sich sowohl an den Lehrenden, sprich den Gruppenleiter, als auch an die Gruppenteilnehmer in einem pädagogischen, psychologischen oder sozialen Setting. Begründerin der Methode ist Ruth Cohn, die das Konzept in den 1950er Jahren anhand von theoretischen Erkenntnissen aus der Psychoanalyse entwickelte. Die US-amerikanische Psychologin und Psychoanalytikerin wurde außerdem stark von der humanistischen Psychologie beeinflusst und insbesondere von der Gestalttherapie nach Fritz Perls und der klientenzentrierten Gesprächstherapie nach Carl Rogers inspiriert. Anschließend wurde ihr Modell in Indien und Europa weiterentwickelt und gilt mittlerweile als eines der meist verbreitetsten Gesprächsverfahren.
Crohn vertritt ein humanistisches Menschenbild, das stark von ihren Erfahrungen im Nationalsozialismus geprägt wurde und sich in den drei Axiomen widerspiegelt. Sie sehnte sich nach einer „menschenzentrierten Weltordnung“ und setzte sich das Ziel eine Basis für humane Arbeits-, Lern- und Lebensbedingungen zu schaffen. Dabei zählen Individualität und Gemeinschaft zu elementaren Werten, die trotz ihrer konträren Erscheinung in einer komplementären Beziehung zueinander stehen. So sind wir auf die Gemeinschaft angewiesen, um Fähigkeiten und Wissen zu erwerben und unsere Persönlichkeit entfalten zu können. Unsere individuellen Stärken können wir dann in die Gemeinschaft einbringen, um uns einander zu ergänzen und unterstützen.
„Der Mensch ist eine psycho-biologische Einheit. Er ist auch Teil des Universums. Er ist darum autonom und interdependent. Die Autonomie des Einzelnen ist umso größer, je mehr er sich seiner Interdependenz mit allen und allem bewusst ist.“
„Achtung gebührt allem Lebendigem und seinem Werden und Vergehen. Respekt vor dem Wachstum bedingt bewertende Entscheidungen. Das Humane ist wertvoll; Inhumanes ist wertbedrohend.“
„Freie Entscheidungen geschehen innerhalb bedingender innerer und äußerer Grenzen. Eine Erweiterung dieser Grenzen ist möglich.“
Crohn stellt zwei Postulate auf, die als Leitfaden zur praktischen Umsetzung der Axiome zu verstehen ist.
Damit ist gemeint, Selbstverantwortung zu übernehmen, seine Entscheidungsmöglichkeit wahrzunehmen und zugunsten der eigenen Person, der Umwelt und Aufgabe zu nutzen. Wir verfügen über eine partielle Macht, da wir zwar keine Kontrolle über unsere Mitmenschen haben, jedoch unsere Reaktionen und Aktionen selbst steuern können.
Störungen im menschlichen Zusammenleben können etwa als Schmerz, Freude, Angst oder Zerstreutheit auftreten und behindern, unausgesprochen, den Prozess, da sie dann die Energie und Aufmerksamkeit des Teilnehmers beanspruchen. Es ist daher wichtig, Probleme offen anzusprechen, um angemessen reagieren zu können und sie wenn möglich beizulegen.
Das Vierfaktoren-Modell veranschaulicht das Spannungsfeld zwischen Individuum, Gruppe, Aufgabe und Umfeld, die sich gegenseitig beeinflussen und die gleiche Gewichtung haben. Man spricht auch vom Balance-Modell, da seine Komponenten dynamisch sind und stets in die Balance gebracht werden sollen. Sie verändern sich im Laufe des Prozess, wodurch sie in den Vorder- oder Hintergrund rücken, aber stets gleich gewichtet werden sollen.
Das „Ich“ beschreibt die Einzelperson, inklusive dessen Zustand, Verhalten, Fähigkeiten und Persönlichkeit. Durch die Subjektivität unserer Wahrnehmung ergibt sich bei jedem einzelnen eine individuelle Ausgangslage mit unterschiedlichen Bedürfnissen, Interessen und Zielen, die in dem Prozess berücksichtigt werden müssen.
Das „Wir“ bezeichnet die Gruppeninteraktion und Gruppendynamik. Die Teilnehmer sind dazu angehalten, sich als Individuum in das Geschehen einzubringen und sind als solches von der Gruppe anzuerkennen.
Unter „Es“ wird die Inhaltskomponente verstanden, die entweder das zu behandelnde Thema oder eine Aufgabe, die die Gruppe bewältigen muss, darstellt. Es muss Klarheit über das zentrale Thema bestehen, um folglich den Prozess danach ausrichten zu können.
„Globe“ steht für die Umwelteinflüsse, die auf den Prozess einwirken. Dazu wird der organisatorische, strukturelle, soziale, politische, wirtschaftliche, ökologische und engere Kontext gezählt, also beispielsweise der Sozialstatus, Alter, Geschlecht, Nationalität, berufliche Tätigkeit oder das finanzielle Budget.
Um die Anwendung der Methode zusätzlich zu vereinfachen, entwickelte Cohn zehn Hilfsregeln zur Kommunikation, die nicht normativ, sondern lediglich richtungsgebend sind.
Das Verfahren dient der Planung, Strukturierung und Auswertung jeglicher Gruppenprozesse. Es wird in erster Linie von Pädagogen genutzt, sprich im Kindergarten, in der Schule, in der Erziehung, an Hochschulen, in sozialen Einrichtungen, in der Sonderpädagogik und der Erwachsenenbildung. Des Weiteren findet es im Management, in der Pflege, Supervision, und in der psychologischen Beratung und Therapie Anwendung. In der Regel sind die Schüler der Methode die Lehrenden in ihrem Beruf. Sie befinden sich also in einer Leitungsposition, in der sie drei Aufgaben erfüllen müssen, um sich und andere optimal zu leiten:
Die Leitung muss zudem das richtige Maß an Struktur und Flexibilität finden. Struktur und Planung stehen im Gegensatz zu Flexibilität im Prozess und Improvisation. Die beiden Werte sind komplementär zueinander und müssen beide gegeben sein. Ein Übermaß auf einer der beiden Seiten, würde sich aber ungünstig auf den Sitzungsverlauf auswirken. Ist der Wert „Struktur und Planung“ zu hoch ausgeprägt, besteht die Gefahr, sich auf eine bestimmte Struktur zu versteifen und nicht angemessen auf Änderungen und neue Impulse reagieren zu können, sich nicht weiterzuentwickeln. Genauso verhindert ein „zu viel“ an Flexibilität und mangelnde Struktur die Effektivität und Entwicklung des Prozesses.
Das „Bildermalen“ ist eine gute Übung, um die Themenzentrierte Interaktion in die Praxis zu setzen. Die Teilnehmer bekommen Malutensilien wie Jaxon-Kreide und Papier und haben 20 Minuten Zeit um an einem ruhigen Ort für sich ein Bild zu malen. Im Anschluss werden die Bilder nebeneinander gelegt und die Teilnehmer werden dazu aufgerufen, ihr eigenes Bild neben das Bild zu legen, von dem sie mehr erfahren möchten. Auf diesem Weg sollen die Teilnehmer Gruppen von vier Personen bilden, in denen sie die Bilder gegenseitig vorstellen. Die Übung dient dem Austausch von inneren Erfahrungen, die durch das Bild ausgedrückt werden, und fördert aktives Lernen, Selbstwahrnehmung, Gruppenbeziehungen und den Zusammenhalt.
Kritikpunkte an dem Modell ergeben sich zum einen durch die unzureichende Literatur. Zu dem Modell äußert sich ein überschaubarer Kreis von Autoren, der sich überwiegend der Beschreibung der Inhalte widmet ohne diese ausreichend zu reflektieren. Somit finden Interessenten nur ein dünnes Vorkommen kritischer Auseinandersetzung vor, was dazu führt, dass das Modell als selbstverständlich hingenommen wird. Die Autoren bekennen, dass das Modell erst in der Praxis richtig begriffen werden kann. Der Anspruch, Aufschluss über die Anwendung zu geben, wird also nicht erfüllt. Zum anderen besteht durch das humanistische und sehr optimistische Menschenbild die Gefahr, dass negative Aspekte, die diesem widersprechen, nicht wahrgenommen werden. Sie werden dann nicht behandelt und behindern den Ablauf. Außerdem wird die Realisierbarkeit in Frage gestellt, da seine Erlernung sehr zeitintensiv ist und sich durch die ständige Gleichgewichtung der vier Faktoren es leicht zur Überforderung führen kann.
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