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Burnout (wahlweise auch Burn-out; Burnout-Syndrom) ist ein psychisches Leiden und ein Oberbegriff für persönliche Krisen, die durch Symptome der Erschöpfung und Depersonalisierung gekennzeichnet sind. Das Leiden ist langwierig und reicht bis zur Arbeitsunfähigkeit und bis zum Suizid. Es hat seinen Ursprung auch in der Leistungsgesellschaft und kommt gerade dort vor, wo Leistung und Anerkennung nicht im Einklang miteinander sind. Besonders betroffen sind Menschen, die beruflich häufig emotional belastet werden, also solche Personen, die mit anderen Menschen arbeiten. Der Behandlung und Prävention des Leidens kommt vermehrt eine hohe Bedeutung zu. Das Syndrom ist zudem eng an Depressionen gekoppelt und entsprechend komplex.
Inhaltsverzeichnis
Eine genaue Definition des Leidens liegt nicht vor. Jedoch gibt es - abhängig von den herangezogenen Modellen - Überschneidungen zwischen den Beschreibungen. So ist das Burnout Syndrom von einem schleichenden Verlauf, einem übermäßigen Auftreten von Kompensationsmechanismen und einem anschließenden Zusammenbruch geprägt. Es beginnt dabei immer mit einer emotionalen Erschöpfung und einer zunehmenden Unzufriedenheit mit der eigenen Leistung. Betroffene fühlen sich nicht den Ansprüchen genügend (im Bezug auf ihre Arbeit zuerst) und haben nicht das Gefühl, etwas zu bewirken. Es ist dabei unerheblich, ob dies auf einen tatsächlichen Abfall der Leistung oder auf eine mangelnde Anerkennung der Leistung zurückzuführen ist. Einzig und allein das Gefühl, weniger zu bewegen, ist relevant. Infolgedessen kommt es zu einem vermehrten Antrieb zur Leistung und gleichzeitig zu einer Vernachlässigung der eigenen Bedürfnisse. Kontakte und Beschäftigungen jenseits der Arbeit werden beschränkt. Dennoch erfolgt im Arbeitsumfeld auch eine Distanzierung: Der von Burnout Betroffene kapselt sich emotional zunehmends ab, was sich auf sein Verhalten auswirkt. Es kommt zu einem Erleben von Misserfolgen, die sich aus der Annahme speisen, dass das eigene Tun sinnlos sei. Infolge dessen verstärken sich die Symptome, die mit einer Depression überlappen und es kommt zu einer Sinnkrise. Schließlich kann es zu völliger Arbeitsunfähigkeit und zu enormen Selbstzweifeln (inklusive Suizidalität) kommen. Das Burnout-Syndrom stellt heute keine eigenständige Krankheit dar, sondern wird als Zusatzdiagnose gestellt. Obwohl Burnout häufig mit der Depression vergesellschaftet wird, kommt es dennoch im Behandlungsplan zur Sprache. Zudem ist eine Abgrenzung zu anderen Nervenleiden - beispielsweise der Neurasthenie - relevant.
Burnout ist in erster Linie ein psychisches Leiden. Es hat per Definition keine organische Ursache und wird vor allem durch Stress ausgelöst. Entscheidend für die Entstehung sind mehrere Persönlichkeitsmerkmale und das Umfeld. Perfektionisten sind häufiger hiervon betroffen. Zudem trifft es häufiger Menschen, die sich persönlich in ihrem Beruf einsetzen - beispielsweise in der Pflege und Betreuung - als solche, die ohne viel Personenkontakt arbeiten. Es trifft oftmals Menschen, die erwartungsgemäß in der Mitte ihres Lebens stehen und leistungsfähig sind.
Neben Stress ist der wichtigste Auslöser die fehlende Anerkennung von Leistung. Für selbstverständlich gehaltene Leistung und mangelndes (positives) Feedback schaden der Gewissheit, dass das eigene Tun sinnvoll ist. Entsprechend geht der Aspekt einer persönlichen Sinn- und Wertschöpfung durch Arbeit verloren. Beispiele seien hier die Diskrepanz zwischen sich verschlechternden und anspruchsvolleren Bedingungen und mangelnder Unterstützung, sowie die Diskrepanz zwischen Zeitdruck und mangelnder Anerkennung der eigenen Effizienz. Es kann aber auch die tatsächliche Diskrepanz (die eigene Leistung erbringt faktisch oder aufgrund der Umstände keinen Effekt) zu einer ausreichenden Unzufriedenheit führen. Die angeführten Ursachen werden weiter noch durch Zusatzbelastungen im Privaten und Familiären ergänzt. Beides wirkt sich auf die Leistungsfähigkeit bei der Arbeit aus und kann negative Emotionen entsprechend bestärken.
Welche Symptome bei Burnout auftreten, ist sehr unterschiedlich. Allerdings ist zu Anfangs immer ein schleichender Verlauf zu erkennen. So fühlt sich der Leidende erst einmal:
Die Anzeichen sind vor allem die emotionale und körperliche Erschöpfung zurückzuführen. Weiterhin kommt es im späteren Verlauf zur Depersonalisierung und zur emotionalen Distanzierung. Nach einer Phase der erhöhten Leistungsbereitschaft (Kompensation der empfundenen, eigenen Unzulänglichkeit) folgen dann:
Die Menschen die sich in dieser Phase des Burnouts befinden, scheinen zunehmend gleichgültiges Verhalten zu zeigen. Persönlicher Kontakt wird kaum noch zugelassen und auch die Fähigkeit zur Empathie ist rückgängig. Betroffene neigen zum Ignorieren oder Leugnen von Problemen. Es folgt schließlich die innere Erkenntnis um die Sinnlosigkeit der eigenen Tätigkeit. Sie ist eine Folge der Depersonalisierung und der stets fehlenden Anerkennung. Die vermeintliche Ineffizienz und Sinnlosigkeit werden sich selbst zugeschrieben und es kommt vermehrt zu einem depressiven Verhalten. Betroffene zeigen in dieser Phase vor allem: Weiteren sozialen Rückzug; Überkompensation der inneren Leere durch Suchtverhalten, Essen, Sexualität; Hoffnungslosigkeit; Anzeichen eines Zusammenbruchs. Entsprechend der Uneinigkeit über die Definition des Burnout Syndroms, reichen auch noch weitere Symptome hier hinein. Allerdings wird meist zur Betrachtung des Leidens die Auswirkung auf das Verhalten bei der Arbeit primär betrachtet, ehe die psychische Belastung zur Sprache kommt. Dies mag seinen Ursprung darin haben, dass die persönliche Leidenserfahrung beinahe identisch mit einer diagnostizierbaren Depression ist. Zudem gilt das Syndrom als Katalysator für diverse psychosomatische Leiden. Es kann also zu Schlafstörungen, einer vermehrten Infektanfälligkeit, Verdauungsbeschwerden und vielem mehr kommen.
Viele fragen sich, wie es überhaupt zu einem Burnout kommt. Dies kann ganz verschiedene Ursachen haben. Menschen die ein hohes Verantortungsgefühl besitzen sind zum Beispiel anfällig für Burnout. Sie fühlen sich für alles verantwortlich. Nicht nur für sich selbst, sondern auch für alle anderen. Das kann den Druck sehr stark erhöhen. Sie übernehmen zum Beispiel die Aufgaben anderer und wollen ihnen helfen, ihre Probleme zu lösen. Dabei vergessen diese Menschen sehr schnell sich selbst und es kommt zur Überbelasung. Auch Menschen mit viel Ehrgeiz und einem hohem Drang zum Perfektionismus sind gefärdeter als andere. Sie neigen dazu sich selbst zu hohe Ziele zu setzten und zu viele unrealistische Anforderungen an sich selbst zu stellen. Natürlich kommt es bei all dem auch auf die Person selbst an. Jeder Mensch ist unterschiedlich belastbar. Es gibt Menschen, die gut mit Stress klar kommen und es gibt andere, die damit gar nicht zurecht kommen.
Das ist nur ein kleiner Selbsttest, zur eigenen Überprüfung und Selbsteinschätzung. Dies ist keine ärztliche Diagnose. Beantworte die Fragen so ehrlich wie du kannst. Wenn du mehr als 7 Fragen mit Ja beantwortest, empfehlen wir dir, deinen Hausarzt zu kontaktieren und ihn nach seiner fachmännischen Meinung zu fragen.
Es existieren mehrere Phasenmodelle für Burnout. Sie alle folgen allerdings einer stark ähnlichen Struktur, wenngleich sie zwischen drei und zwölf Unterpunkte enthalten. Es soll zur Veranschaulichung eines ungefähren Burnout-Verlaufs einmal das Modell von H. Freudenberger und G. North bemüht werden.
Die Reihenfolge kann variieren. Das Modell gibt einen guten Überblick über die emotionale Erfahrung bei Burnout und entfernt sich damit von der funktionalen Betrachtung, die sich in
zusammenfassen ließe.
Was zu tun ist, ist sehr individuell. Auch ist entscheidend, ob der Betroffene sein Leiden selbst erkennt (am besten in der Frühphase), oder ob Dritte das Gefühl haben, dass etwas nicht stimmt (meist erst in späteren Phasen). Sollte eine Person an sich feststellen, dass sie ein dauerhaft ungutes Gefühl hat ("Meine Situation ist insgesamt falsch") und sich dauerhaft ausgelaugt fühlt, gibt es bereits einen Handlungsbedarf. Da der Übergang zwischen einer starken Erschöpfung und den Frühwarnzeichen von Burnout fließend ist, helfen eine genaue Beobachtung und eine passende Form der Erholung. Die Beobachtung besteht zunächst darin, dass der Betroffene sich ein wenig Zeit zur Erholung verschafft und dann herausfindet, ob er auch erholt ist. Ist dies der Fall, kann es gut sein, dass es sich lediglich um eine auftretende Erschöpfung handelte. Anders ist es, wenn das Gefühl des Ausgebranntseins nicht vorübergeht. Es ist notwendig, die eigene Belastung durch die Arbeit zu reduzieren, um nicht das ganze Burnout-Syndrom zu riskieren. Kommunikation und eine Krankschreibung können helfen. Auch eine Reduzierung der Arbeitszeit ist vorübergehend sinnvoll. Die neue Zeit sollte zum Entspannen und Reflektieren genutzt werden. Insofern dieses unspezifische Ausgelaugtsein häufiger auftritt, kann es auch notwendig werden, über einen Jobwechsel nachzudenken. Es ist möglich, dass der eigene Job einen Menschen krank macht, weil er schlichtweg nicht erfüllend ist. Dies kann schwierig sein, aber ist allenfalls besser, als in einem gänzlich unbefriedigendem Arbeitsverhältnis zu verbleiben. In späteren Burnout Phasen, die auch durch Angehörige wahrnehmbar sein können, ist es sinnvoll, sich möglichst schnell eine Hilfe zu suchen. Sie besteht im Ziehen der sprichwörtlichen Reißleine (auf die Arbeit bezogen) und kann verschiedene Behandlungsmethoden (dazu gleich mehr) involvieren. Wichtig ist, dass der Erkrankte erst einmal aus seiner belastenden Situation hinaus geschafft wird und die Möglichkeit bekommt, neue Kräfte zu schöpfen.
Die Behandlung des Leidens folgt keiner einheitlichen Richtlinie und ist unter anderem von möglichen Begleiterscheinungen abhängig. Im Fokus einer Behandlung oder Therapie steht jedoch in den meisten Fällen das Reduzieren von Stressfaktoren. Hierfür gibt es zwei Ebenen: Auf einer werden Stressfaktoren tatsächlich beseitigt und auf der anderen erlernt der Patient, besser und anders mit ihnen umzugehen. Beides reduziert Stress und kann entsprechend das Leiden lindern. Die Behandlungszeit ist stark variabel. Sie kann einige Wochen in einer intensiven Form erfolgen (beispielsweise als Kur), sie kann über Gesprächstermine und andere Therapien verlaufen (teils über Monate) oder sie kann - im Extremfall und beim Vorliegen einer Depression mit selbstverletzendem Verhalten - in einer geschlossenen Abteilung einer Psychiatrie stattfinden. Ausgehend von der Idee, externe Stressfaktoren zu beseitigen, werden den Patienten verschiedene Strategien (anzuwenden meist am Arbeitsplatz) nahegebracht. Sie umfassen zum Beispiel telefonfreie Zeiten, regelmäßige Pausen an der frischen Luft, das Erlernen von Gesprächstechniken zur schnellen Lösung von Konflikten und Rituale. Es geht also nicht darum, die Stressfaktoren physisch zu beseitigen, sondern ihnen vorzubeugen und aufkommenden Stress besser bewältigen zu können. Eine besonders große Bedeutung hat in diesem Zusammenhang die eigene Konfliktfähigkeit. Schließlich besteht Stress selten aus einem Ereignis, sondern setzt sich aus unterschiedlichen, kleinen Konflikten zusammen. Überstunden, ein Streitgespräch und ungerechtfertigte Kritik sind jeweils kleine Ereignisse. Wer erlernt, mit diesen Dingen souverän umzugehen, kann beispielsweise Streit ersticken, eine Kompensation für die Überstunde aushandeln oder ungerechtfertigte Kritik zurückweisen. Entsprechend gilt es hier, den Patienten durch eine geeignete Therapie dahingehend zu coachen, dass er souveräner wird. Es kann eine Psychotherapie zum Einsatz kommen (kognitive Prozesse kennenlernen und anpassen) oder es kommt zu Formen des Coachings. Der Unterschied liegt hier darin, dass die Psychotherapie vor allem das Denkmuster eines Menschen aufzulockern versucht, damit er mit neuen (und weniger negativen) Gedanken an eine Sache herangehen kann. Er erlernt, die Dinge neu zu bewerten und kann so zu mehr Reflektiertheit, weniger Angst und mehr innerer Ruhe finden. Das Coaching aktiviert hingegen die inneren Ressourcen des Klienten. Er erlernt, seine eigenen Stärken besser auszuspielen, um besser mit Situationen umgehen zu können. Hypnose sei hier ebenfalls zu nennen. Sie wirkt vor allem dort, wo der eigene Geist einen Faktor für die Entstehung von Burnout darstellt. Hypnose kann bei der Bewältigung von Selbstzweifeln, Ängsten und bei übermäßigem Perfektionismus helfen. Sie kann auch dazu führen, dass belastende Situationen besser verarbeitet werden. Sie ist allerdings eher ergänzend und kann einem schweren Burnout-Syndrom keineswegs eine Heilung versprechen.
Der Prävention von Burnout kommt eine zunehmende Bedeutung zu, wenngleich die Empfehlungen hier sehr unterschiedlich sind. Auf einer persönlichen Ebene sei empfohlen, auf angemessene Erholungszeiten zu achten. Die Arbeitszeit sollte nicht übermäßig überschritten werden, gänzlich stressende und nicht erfüllende Arbeitsverhältnisse sollten nach Möglichkeit beendet werden. Bezüglich der Erholung gilt, dass alles gut ist, was hilft. Es spielt hierbei keine Rolle, welche Form der Erholung eine Person bevorzugt. Jedoch sollte es regelmäßig zu Erholungszeiten kommen. Ebenfalls haben Rituale eine stresslindernde Wirkung. Vor allem ein morgendliches Ritual kann Kraft für den Tag geben. Am Arbeitsplatz gibt es diverse Möglichkeiten, Burnout vorzubeugen. Eine Reduzierung des Lärmpegels, eine Begrenzung der Arbeitszeit an Bildschirmen (beziehungsweise eine verordnete Pause alle Stunde) und ein angemessener Umgangston bewirken vieles. Sehr wichtig ist allerdings eben auch die Anerkennung: Wenn es ein Unternehmen schafft, die Leistung seiner Arbeiter anzuerkennen, dann fühlen diese sich in ihrem Tun bestärkt. Auch für selbstverständlich genommene Aktivitäten (insofern ein Mitarbeiter stets die gleichen Dinge zur stets gleichen Qualität tut) dürfen verbal oder materiell honoriert werden. Es geht hier vor allem um Wahrnehmung. Denn fühlt sich ein Mensch bei seiner Arbeit nicht wahrgenommen, so neigt er dazu, am Sinn seiner Tätigkeit zu zweifeln. Ein Wahrnehmen untereinander hilft dabei, emotional und physisch präsent zu bleiben. Zudem wird diskutiert, inwiefern die Selbstbestimmung (Abschaffung des Mikromanagements) einen positiven Effekt auf die Zufriedenheit und Leistung eines Einzelnen haben kann. Im Übrigen sind auch Maßnahmen, die das Betriebsklima verbessern sollen, sinnvoll. Sie erhalten die emotionale Verbundenheit untereinander und führen somit auch zu mehr Achtsamkeit. Wenngleich Burnout sich nicht völlig vermeiden lassen wird, so kann eine Früherkennung oftmals das Schlimmste verhindern.
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