Selbstcoaching als Geburtsvorbereitung

Wie jede Frau lernen kann, ihrer Geburt mutig und zuversichtlich zu begegnen

→ Ein Gastbeitrag von Mag. Maria Lackner, systemischer Coach, Lebensberaterin & Unternehmensberaterin

Warum wir unseren Geist auf die Geburt vorbereiten sollten

Schwanger
Schwanger (Unsplash: © freestocks.org)

Die Geburt ist eine körperliche und geistige Höchstleistung. Von der körperlichen Anstrengung her ist eine Geburt vergleichbar mit Spitzensport. Spitzensport unter Schmerzen. Und geistig ist die Herausforderung sogar noch größer. Denn die werdende Mutter trägt nicht nur die Verantwortung für ihr eigenes Leben, sondern auch die für das ihres Kindes. Doch während sich jede Spitzensportlerin geistig auf die Wettkampfsituation vorbereitet, fokussiert sich die Geburtsvorbereitung weitestgehend auf Körper und Seele.

Ich bin jedoch überzeugt davon, dass der Geist auch Teil der Geburtsvorbereitung sein sollte, schließlich geben wir unseren Kopf nicht vor dem Kreissaal ab. Unser Denken begleitet uns während der Geburt, darum sollten wir unsere Gedanken vorbereiten auf das was kommen mag: die wahrscheinlich wildeste und intensivste Erfahrung unseres ganzen Lebens. Und das gilt für die Mutter ebenso wie für den Vater oder andere GeburtsbegleiterInnen. Auch der werdende Vater hat seinen Kopf bei der Geburt dabei, gefüllt mit all seinen Gedanken.

Selbstcoaching entsteht am besten, indem man sich selbst coacht

„Geburt ist keine Kopfsache“, habe ich öfters gehört, auf meiner vergeblichen Suche nach einem Mentalcoaching für meine erste Geburt. Ich sollte doch einfach mehr spüren und loslassen und Liebe einatmen und weniger denken. Aber das wollte und konnte ich nicht. Ich wollte meinen Geist trainieren, mein Durchhaltevermögen stärken und meine mentale Stärke aufpolieren. Ich wollte meiner Geburt mutig, stark und zuversichtlich begegnen und dafür brauchte ich meinen Kopf. Also habe ich im Selbstcoaching begonnen, neben all der körperlichen und seelischen Vorbereitung, meine Geburt auch zur Kopfsache werden zu lassen.

Als systemischer Coach und hochschwangere Beraterin hatte ich alles, was es dazu brauchte. Ich entwickelte Zielsätze und Zielbilder, probierte Methoden zur Resilienzstärkung und Ressourcenaktivierung aus und arbeitete intensiv an meiner Offenheit. Und ich hatte Erfolg damit. Ich erlebte meine erste Geburt als die tapferste, zuversichtlichste und offenste Version meiner Selbst. Was kann so ein Coaching zur Geburtsvorbereitung nun umfassen? Wichtige Themen, welche ich in jedem Coaching empfehle sind Zielarbeit, Offenheitstraining und ein Umfeldcheck.

Zielarbeit und Geburtsaffirmationen

Im Rahmen der Zielarbeit wird durch das Entwickeln von Zielbildern und Zielsätzen Klarheit, Zuversicht und Mut erarbeitet und Ängste in Stärke umgewandelt. Der wirksamste Teil der Zielarbeit ist das Entwickeln von Geburtsaffirmationen. Mit Hilfe dieser Zielsätze für Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett wird der Geist mental trainiert und Zuversicht und Mut werden in den eigenen Gedanken verankert. Im Vorfeld ist es ratsam, sich intensiv mit seiner Vorstellung von Geburt und seinen inneren Bildern von Geburten auseinanderzusetzen, negative Gedanken aufzuarbeiten und positive aufzuschreiben. Wer will ich bei meiner Geburt sein? Wie unterstützt mich mein Körper/Partner/Kind/Geburtsteam während der Geburt? Wie schaut mein Ziel aus und wo finde ich mich darin wieder?

Ich habe mir für meine Geburt ein „Zielsatzbüchlein“ gebastelt, in welches ich all die positiven Gedanken aufgenommen habe, die mich zur Geburt begleiten sollten. Ein kleines Heftchen voll mit Zielsätzen für meine Schwangerschaft und Geburt, die ich täglich erweiterte & überarbeitete und so in der Geburtsvorbereitung langsam Teil meiner Gedankenwelt werden ließ. Es ist sehr hilfreich dieses Zielsatzbüchlein auch mit seinem Partner zu teilen und den oder die Geburtsbegleiter in die eigenen Vorstellungen und Wünsche bezüglich des Geburtsverlaufs einzuweihen.

Wie schauen so Geburtsaffirmationen aus? 50 wirksame Zielsätze als Inspiration könnt ihr euch kostenlos hier downloaden: www.marialackner.com/mamamut

Offenheitstraining und unvorhergesehene Geburtssituationen

Neben der Zielarbeit ist ein Offenheitstraining wichtig für die Geburtsvorbereitung, um unvorhergesehenen Wendungen im Geburtsverlauf vertrauensvoll begegnen zu können. So gut wir uns auch vorbereiten auf unsere Geburtsreise, so nimmt sie doch immer ihren eigenen Weg und es kann vorkommen, dass wir uns plötzlich in einer Situation befinden, in der der weitere Geburtsverlauf nicht mehr in unseren Händen liegt.

Um in solchen Situationen nicht in Panik zu verfallen, hilft es, seine eigene Resilienz im Vorfeld zu stärken. Die wichtigsten Grundhaltungen für Resilienz sind Akzeptanz, Lösungsorientierung und Optimismus. Diese gilt es im Vorfeld zu adressieren. In einer herausfordernden Situation angekommen rate ich, sich gedanklich auf seine Stärken zu fokussieren und nicht auf seine Sorgen und Ängste. Welche Stärken bringe ich mit? Welche Stärken bringt mein Partner mit? Welche Ressourcen stärken mich in einer unvorhergesehenen Situation? Wenn diese Fragen in der Geburtsvorbereitung thematisiert werden, können sie im Geburtsverlauf helfend unterstützen. Nehmen wir die Situation dann so an wie sie ist. Fragen wir uns: Was kann ich noch beitragen? Wie könnte die Lösung ausschauen? Und lassen wir hoffnungsvollen Gedanken den Vortritt gegenüber sorgenvollen. Auch dies gilt wiederum für alle Beteiligten.

In Sicherheit gebären mit dem Umfeldcheck

Der Umfeldcheck dient dazu, Sicherheit im Tun und Freiheit im Kopf zu gewinnen. Die Sicherheit, dass rund um die Geburt für alles gesorgt ist und die gedankliche Freiheit, keine Verpflichtungen zu haben. Ziel des Umfeldchecks ist es, die Zeit der Geburt und des Wochenbetts bereits im Vorfeld zu betrachten und alle „to do’s“ entweder selbst in der Schwangerschaft noch abzuhaken oder für nach der Geburt anderweitig zu vergeben. Dadurch entsteht für die Gebärende ein Freiraum, den sie einzig und allein mit ihrer Geburtsarbeit und mit ihrem Wochenbett füllen kann, darf und soll. Denn mit der Sicherheit in sich, dass rundherum für alles gesorgt ist, ist es viel leichter, sich voll und ganz auf die Geburtsarbeit einzulassen.

Für alle die mehr wissen wollen, findet sich unter folgendem Link ein kurzer, allgemeiner Test zur Geburtsvorbereitung, der gerne geteilt werden darf: www.marialackner.com/wie-gut-vorbereitet-bist-du-auf-deine-geburt-test-fuer-deine-geburtsvorbereitung/

Über die Autorin

Maria Lackner
© Maria Lackner

Mag. Maria Lackner ist systemischer Coach, Lebensberaterin & Unternehmensberaterin mit den Schwerpunkten Work Life Coaching, Vereinbarkeit von Beruf und Familie und mentale Geburtsvorbereitung. Sie lebt und arbeitet in Wien.

Mehr zu ihrer Arbeit finden Sie unter www.marialackner.com oder www.facebook.com/mamamutig.




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