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Lucides Träumen bezeichnet die Fähigkeit sich über den Bewusstseinszustand des Traums bewusst zu sein und seinen Traum aktiv beeinflussen können. Häufig wird es darum auch als Klarträumen bezeichnet. Verschiedene Studien zeigen, dass etwa 80% aller Menschen häufiger als 1mal pro Jahr lucid Träumen. Grundsätzlich kann jedoch jeder Mensch klarträumen lernen. Wie leicht dieser Lernprozess jedoch ist hängt von der individuellen Traumbewusstsein ab. So können einige Menschen bereits von Natur aus lucid träumen und andere müssen es erst über verschiedene Techniken erlernen. Eine absolut reproduzierbare Methode zum Klarträumen gibt es bis heute nicht, es sich jedoch verschiedenste Verfahren bekannt, mit welchen das Erlernen möglich ist. Laut der international anerkannten Definition des luciden Träumens von Paul Tholey, gemeinsam mit Stephan Laberge (siehe Buchempfehlungen), einem der bekanntesten Traumforscher unserer Zeit, müssen jedoch um vom luciden Träumen sprechen zu können mehr Kriterien als das reine Bewusstsein des Träumens im Traum gegeben sein. Nach ihm zählen zu diesen Kriterien neben der Klarheit über den Bewusstseinszustand des Träumens weiterhin: Das existieren von Entscheidungsfreiheit, das Vorhandensein eines Bewusstseins, das Wissen darüber wer man ist und was vor dem Traum passiert ist, die Klarheit über die Wahrnehmung, den Sinn des Traumes und die Erinnerung an den Traum. Liegen nicht mindestens die ersten 4 der genannten Kriterien vor, so kann lediglich von prä-luciden Träumen gesprochen werden.
Grundsätzlich lässt sich der menschliche Schlafrhythmus in 2 große Schlafphasen einteilen. Die nREM und die REM-Schlafphasen. Die nREM (non- rapid eye movment) Schlafphasen bezeichnen die Einschlafphase sowie die Tiefschlafphasen, hier findet besonders die somatische Erholung und Ressourcenregenerierung statt. Die REM (rapid eye movement) Schlafphasen bezeichnen im Gegensatz dazu die Phasen unseres Schlafs, in welchen wir Träumen und uns somit psychisch erholen. In Verlauf einer Nacht wechseln sich nREM (ca. 90min) und REM (ca. 20min) Schlafphasen ab. Mit zunehmender Schlaflänge nimmt schließlich die Menge an nREM- Schlaf ab und die Menge an REM-Schlaf zu. Der Körper erholt sich also zu erst physisch und dann später bei einer Zunahme an Schlaflänge psychisch. Zu unterscheiden sind REM & nREM Schlafphase durch eine Messung der Gehirnströme, in REM-Phasen liegen Thetawellen, welche den Gehirnwellen im Wachzustand ähneln vor, während die Tiefschlafphase ehr durch Deltawellen geprägt ist.
Die meisten Klarträume sind im REM-Schlaf zu verzeichnen. Grund dafür ist, dass in dieser Schlafphase auch die meisten ‚normalen‘ Träume vorkommen. In vereinzelten wissenschaftlichen Arbeiten sind auch Belege für lucides Träumen außerhalb der REM-Phase zu finden, diese sind jedoch als kritisch zu betrachten, da viele Messmethoden für lucides Träumen außerhalb der REM-Phasen noch nicht ausreichend getestet wurden.
Der empirische Nachweis von Klarträumen konnte über die Messung der Augenbewegungen im Schlaf erbracht werden. Menschen die lucid träumen können ihre Augenmuskulatur auch im REM-Schlaf willkürlich steuern, während Menschen die normal Träumen im REM Schlaf die für diese Schlafphase charakteristischen schnellen, richtungslosen Augenbewegungen zeigen. Da lucide Träume häufig sehr realistisch sein können ist es wichtig zwischen der Realität und der Phänomenalität also dem Träumen unterscheiden zu können. Ein häufiges Phänomen von Klarträumern ist das sogenannte ‚falsche Aufwachen‘. Dabei denken die Träumenden er würde aus seinem Traum erwachen, in Wirklichkeit befindet er sich jedoch immer noch im Traum. Um in solchen Momenten zwischen Real & Traum unterscheiden zu können kann bspw. ein Realitätscheck durchgeführt werden (Siehe Techniken- MILD- Realitätscheck).
Grundsätzlich kann jeder lucides Träumen lernen. Wie schnell, wie häufig und wie intensiv lucid wir träumen hängt dabei stark von unserer individuellen Traumbewusstsein ab. Ein Mensch der noch nie lucid geträumt hat wird auch nicht in einer Nacht lucides Träumen lernen. Wie hinter jeder Kompetenz steht hinter auch hinter dem Erlernen von Klarträumen Übung. Natürlich gibt es auch einige Naturtalente, welche von sich aus ohne Übung lucid träumen können- diese sind jedoch ehr die Ausnahme von der Regel. In der Regel erlebt man jedoch nach ca. 1 Monat Übung seinen ersten Klartraum. Möchte man Klarträumen lernen so steht am Anfang erst einmal die Frage „Wie viel von meinen Träumen nehme ich überhaupt wahr?“. Erinnere ich mich nie oder nur selten an meine Träume aus der letzten Nacht, so ist es schwierig direkt mit einer Klartraumübungstechnik zu starten. In diesem Fall sollte zu erst einmal das Traumbewusstsein verbessert werden (siehe Traumbewusstsein verbessern). Erinnere ich mich dagegen sehr häufig an meine Träume und habe auch schon einige Male im Traum gemerkt, dass ich träume so kann ich direkt mit einer der Methoden der MILD, DILD oder WILD-Techniken starten.
Gerade für Anfänger ist es ein gute Möglichkeit durch eine Verbesserung des Traumbewusstseins und der Traumerinnerung in das Lucide Träumen einzusteigen. Ein gutes Traumbewusstsein ist sozusagen der Grundstein um lucides Träumen zu erlernen. Um seine Traumerinnerung zu verbessern gibt es verschiedene Techniken. Dazu zählen bspw. sich beim Wachwerden zu erst nicht zubewegen sondern sich noch ein paar Minuten an den Traum zurückzuerinnern. Das Führen eines Traumtagebuches und verschiedene Formen der Autosuggestion.
Die MILD-Methode beschreibt alle Techniken, welche versuchen im Traum Erinnerungen aus dem Wachzustand auszulösen. Besonders bekannt sind in diesem Feld die sogenannten ‚Realitätschecks‘, diese können jedoch auch je nach Anwendung zur DILD-Technik gezählt werden. Da Träume häufig sehr realistisch sind ist es beim Durchführen eines Realitätscheck wichtig vorher zu wissen, in welchen Punkten sich der eigene Traum immer von der Realität unterscheidet. Besonders beliebt ist in diesem Fall bspw. das Lesen von Texten (im Traum werden Texte ehr als bewegliche Elemente wahrgenommen), das Zählen der eigenen Finger (häufig hat man im Traum mehr als 5 oder gar keine Finger) oder das Atmen durch eine zugehaltenen Nase (im Traum ist das möglich, in der Realität natürlich nicht). Die Realitätschecks werden dabei nicht zuerst im Traum angewandt sondern einfach mehrmals am Tag durchgeführt. So würde man bspw. einen Text lesen, sich fragen träume ich oder bin ich wach? Und sich dann bewusstmachen „Ich konnte den Text lesen, also bin ich wach.“. Diese Übung wird mehrere Tage lang wiederholt, bis sie als Gewohnheit in den Alltag integriert ist. Da durch, dass diese Verhalten zur Gewohnheit geworden ist, wird es auch im Traum ausgeführt- jedoch mit dem Ergebnis der Irritation, denn der Text bewegt sich im Traum was er im normalen Alltag nicht getan hat. Durch diesen Effekt kann man im Traum so zu dem Schluss kommen „Ich träume.“ und das ist der erste Schritt zum Luciden Träumen. Eine andere Möglichkeit der Anwendung der MILD-Technik ist die Autosuggestion. Bei diesem Verfahren überzeugt man sich selbst durch Glaubenssätze, dass man in der kommenden Nacht einen Klartraum haben wird. Beispiele für diese Sätze könnten sein: „Heute Nacht werde ich im Traum erkennen, dass ich Träume.“ oder „In 2 Stunden befinde ich mich in einem Traum“ Bei dieser Technik ist es besonders wichtig den ausgesuchten Satz so häufig wie möglich vor dem Einschlafen zu wiederholen und sich auch konkret vorzustellen, was er bedeutet um das Unterbewusstsein anzuregen.
Bei der DILD-Technik wird der Klartraum durch den Traum selbst ausgelöst. Sie ist die Methode mit der Menschen am spontansten lucid Träumen. Sieht man bspw. eine sehr unrealistische Szene im Traum, so fragt man sich häufig „Träume ich? Das kann doch nicht real sein!“. Auch die ‚Realitätschecks‘ können zu dieser Methode des Induzierens von Klarträumen gezählt werden.
Bei der WILD Methode versucht, das Wach-Bewusstsein mit in den Traum zunehmen. Mögliche Verfahren dafür sind z.B. Mindsurfing und Meditation Schritt 1 beim Mindsurfings ist es sich einen Wecker auf ca. 5 Stunden nach dem Einschlafen zu stellen. Mit dem Wecker Klingeln sollte nun aufgewacht werden, wichtig ist es jetzt mindestens 10Minuten wach zu bleiben. Nach dieser Zeit legt man sich erneut hin und nimmt sich vor sich beim nächsten Erwachen nicht zu bewegen oder die Augen zu öffnen. Vor dem inneren Auge malt man sich nun aus wie man sich bspw. aufsetzt. Durch diese innere Vorstellung sollen Geist und Körper sich leichter trennen lassen und somit das hineingleiten in einen luciden Traum erleichtert werden. Eine andere Möglichkeit um häufiger Lucid zu träumen ist es, regelmäßig zu meditieren. Besonders gut dazu eignet sich bspw. die Progressive Muskelentspannung Eine weitere Methode mit der Lucides Träumen mittels WILD-Techniken erreicht werden kann ist über ‚Binaurale Beats‘. Binaurale Beats bezeichnen einen akustische Täuschung, welche durch nur leicht unterschiedliche Frequenz (Differenz unter 30Hz) vom Schall entstehen. Nimmt das eine Ohr bspw. einen Ton mit einer Frequenz von 280Hz wahr und das andere einen Ton mit einer Frequenz von 300Hz so entstehen ‚pulsierende Töne‘. Das besondere an Binauralen Beats ist, dass wenn sie gehört werden vom Gehirn virtuell wiedergespiegelt werden können. Durch diese Form der Hirnwellenstimulation können Hirnwellen synchronisiert werden was zu einer Förderung der Entspannungs- & Konzentrationsfähigkeit und zu vermehrten Luciden Träumen durch die Generierung von Thetawellen, welche auch in der REM-Schlafphase vorkommen, führen kann. Die Form der Synchronisierung wird häufig auch als Entraunment bezeichnet.
Um Klarträumer zu werden können neben den bereits erklärten Techniken verschiedene Hilfmittel verwendet werden. Tendenziell einteilen lassen sich diese in elektrische Hilfsmittel und Psychotrope Substanzen.
Neben den bereits erwähnten elektrischen Hilfsmitteln wie bspw. einem Wecker, gibt es verschiedene Arten von Brillen & Schlafmasken welche zum erlernen vom luciden Träumen genutzt werden können. Beide Objekte senden externe Licht- oder Tonsignale aus, welche der Träumende in seine Träume einbauen kann. Kommt dies vor so führt das externe Signal im Traum des Probanden häufig zu einer Irritation, wodurch sich der Träumende bewusst wird, dass er träumt. Grundsätzlich unterscheiden lassen sich hier noch einmal Gerätschaften mit REM-Sensor, welche Signale nur in der REM-Phase aussenden, um so das Einschlafen zu erleichtern und die nREM-Phasen nicht zu stören und Geräte, welche während des gesamten Schlafzyklus Signale aussenden.
REM-Phasen werden durch die Ausschüttung von verschiedenen Neurotransmittern beeinflusst. Bestimmte Substanzen Kombinationen oder Vitaminpräparate, welche sich förderlich auf die Ausschüttung dieser Transmitter auswirken beeinflussen darum ebenfalls die Wahrscheinlichkeit einen Klartraum zu erleben. Zu diesen Substanzen zählen bspw.
Als Hausmittel schwören viele Klarträumer auf Grün Tee und verschieden Öle, deren Wirkung konnte bisher jedoch nicht nachgewiesen werden.
Davon abgesehen, dass die meisten gerne Lucid Träumen können ‚einfach nur‘ um über Ihre eigenen Trauminhalte entscheiden zu können, findet die Methode des Klarträumens auch im Sport und der Psychotherapie Einsatz. Im Sport geht es dabei besonders um die Optimierung von Bewegungsablaufen im Schlaf, denn durch die Kontrolle der eigenen Träume kann auch im Schlaf ‚imaginär‘ trainiert werden. In der Psychotherapie kommt lucides Träumen besonders bei der Behandlung von Alpträumen bspw. nach einer Posttraumatischen Belastungsstörung zum Einsatz. Durch die aktive Beeinflussung kann in negative Träume eingegriffen werden, sodass diese durch veränderte Entscheidungen in eine positivere Richtung gelenkt werden können. Häufig wird in diesem Fall Klarträumen über Autosuggestion und das gemeinsame Entwerfen von Handlungsalternativen im Traum erzielt.
Im Coaching kann Klarträumen besonders für die persönliche Weiterentwicklung eingesetzt werden. Denn durch Klarträumen können unterbewusste Konflikte gelöst werden, in dem Traumfiguren direkt angesprochen und nach ihrer Bedeutung gefragt werden. Wichtig bei der Anwendung der Klartraumtechnik im therapeutischen oder persönlichen Bereich ist dabei immer die Reflektion nach dem Traum. Dafür sind Fragen typisch wie: was habe ich daraus gelernt? Wie hilft mir diese Erfahrung im konkreten Alltag und meinem Leben weiter?
Abschließend lässt sich sagen, dass Klarträumen viele Vorteile bietet. Davon abgesehen, dass in einem selbstgelenktem Traum quasi alles möglich ist, kann Klarträumen wie bereits erwähnt auch zur Behandlung von PTBS oder zum Mentalen Training im Sport- oder Musikbereich genutzt werden. Wichtig ist zu erwähnen, dass noch keine Fälle von langfristig negativen Folgen des Klarträumens bekannt sind. Die „Gefahren“ die lucides Träumen hat sind damit also sehr überschaubar und wenn nur von kurzer Dauer. Dazu zählen bei bestimmten Trainingstechniken ein geringer Schlafverlust, der zeitliche Aufwand des Erlernens des Klarträumens, selten die Wahrnehmung von einem Zucken oder lauten Tönen beim übertritt vom Klartraum heraus aus der Schlafparalyse in den Wachzustand und die Vermischung von Traumerinnerungen mit realen Erinnerungen, diese kann allerdings auch beim normalen Träumen auftreten. Wer behauptet Klarträumen würde ‚verrückt‘ machen, ist damit also auf dem Holzweg. Denn Angst muss man vom Klarträumen sicher nicht haben.
Inception - Ausgezeichnet mit vier Oscars
Christopher entwirft darin ein komplexes Modell der Beeinflussung des Bewusstseins durch gemeinsames Träumen. Der Protagonist Dominick Cobb hat sich darauf spezialisiert, während eines Traumes wertvolle Informationen aus dem Unbewussten der Opfer zu stehlen. Christopher Nolan
Lucides Träumen- Die Kunst des Klarträumens effektiv lernen
232 Seiten, epubli Verlag; Taschenbuch (12. Oktober 2016) ISBN 3741857122 Andreas Schwarz
Klartraum: Wie Sie Ihre Träume bewusst steuern können
160 Seiten, Rowohlt Verlag; Taschenbuch (1. Juli 2013) ISBN 3499620146 Jens Thiemann
Träume, was du träumen willst: Die Kunst des luziden Träumens
336 Seiten, mvg Verlag; Taschenbuch (9. Mai 2014) ISBN 386882510X Howard Rheingold & Stephan Laberge
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