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Grüblerische Menschen haben mehr Nachteile davon, sich viele Gedanken zu machen, als sie Vorteile haben. Ihr Frühwarnsystem mag sie zwar vor manch bösem Ereignis bewahren, doch größtenteils verbringen sie ihre Tage und sogar Nächte damit, sich unnötige Sorgen zu machen. Bedingt wird das durch bestimmte Persönlichkeitszüge oder Erfahrungen, das Sorgen-machen ist aber häufig auch eine Angewohnheit. Es ist daher möglich, sich aus seiner Dauerbesorgnis zu lösen. Dieser Text zeigt, wie man unnötige von tatsächlichen Sorgen unterscheidet und wie man durch Coaching lernen kann, sich weniger Gedanken um Unabänderliches zu machen.
Inhaltsverzeichnis
Per Definition macht derjenige sich Sorgen, der sich bereits im Voraus mit negativen Gedanken, sich selbst oder seine Umwelt betreffend, beschäftigt. Er erwartet eine bestimmte Gefahr und richtet sein Handeln, Denken und Fühlen auf diese Erwartung aus. Man kann „um jemanden besorgt“ sein, also annehmen, dass das Leben für jemanden eine schlechte Entwicklung nimmt. Das Gefühl der Sorge kann sich aber auch bis zum Beängstigt-Sein steigern – dann kann es sogar in Angststörungen übergehen, die letztendlich auch aus einer Sorge, z.B. um die Gegenwart zu vieler Menschen (Demophobie), resultieren.
In unserer heutigen Zeit, kann man sich um alles Mögliche Sorgen machen. Laut einer Umfrage von statista.com beschäftigten die Deutschen folgende Themen am meisten:
Die entscheidende Frage ist dabei, ob der Grund für die Sorge „begründet“ ist oder ob er „unnötig“ ist. Die Übergänge zwischen diesen beiden Bereichen sind fließend und individuell verschieden. Folgende Gründe wären beispielsweise:
„Unnötig“ mögen diese Auslöser sein, sie sind aber menschlich. Der Unterschied zu den „begründeten Auslösern“ besteht darin, dass die sich sorgende Person schon vom negativen Fall ausgeht, ohne dass sich ein konkretes Erlebnis eingestellt hätte. Grund dafür kann der eigene Charakter sein, aber auch schlechte Erfahrungen in der Vergangenheit. Gefährlich ist dieses „Sorgen machen“ deshalb, weil es in einer „Self-Profiling Prophecy“ (= selbsterfüllende Prophezeiung) enden kann: Wer nur das Schlimmste annimmt, handelt oft auch so, dass wirklich das Schlimmste passiert. Doch Sorgen um die Rente, einen möglichen Unfall oder eine Krankheit des Partners können durchaus auch begründet sein.
Begründete Sorgen unterscheiden sich von unnötigen nicht nur dadurch, dass bereits ein negatives Erlebnis stattgefunden hat. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Frage, ob derjenige, der sich sorgt, die Situation durch sein Denken, Sprechen oder Handeln verändern kann. Es ist eine traurige, aber auch unumstößliche Wahrheit, dass wir auf die meisten Ereignisse in unserem Leben keinen Einfluss haben. Wer das erkannt hat, der kann sich davon frei machen, sich um „Unnötiges“ zu sorgen. Ein guter Trick, um herauszufinden, ob eine Sorge begründet ist, ist folgende Fragestellung: „Was kann ich tun, um gegen XY Vorsorge zu treffen?“ Sollte die Antwort klar sein, dann handelt es sich höchstwahrscheinlich um eine begründete Sorge, der man entgegen wirken kann, z.B. „Was kann ich tun, um zu verhindern, dass wir als altes Paar mit der Arbeit in unserem großen Haus überfordert sein werden?“ Antwort: „Wir könnten umziehen, uns Hilfe holen, umbauen…“. Das gegenteilige Beispiel wäre: „Was kann ich tun, damit mich mein Partner nicht betrügt?“ Antwort: „Ich tue bereits alles für eine gute Beziehung. Letztendlich kann ich seine Handlungen nicht beeinflussen, sondern nur meine Gefühle, meine Eifersucht.“ Hilfreich kann es auch sein, sich zu fragen, welchen Vorteil man sich davon erhofft, eine Bedrohung vorhausgeahnt zu haben. Ist es wirklich sinnvoll, im Nachhinein sagen zu können: „Dass ich irgendwann gefeuert wurde, diese Sorge hatte ich schon immer.“? Die Geschehnisse wären so oder so eingetreten. Dass sich der Betroffene zusätzlich gesorgt hat, hatte lediglich negative Auswirkungen auf seine Lebensqualität, ändern hätte er die Zukunft aber nicht. Die wichtigste Erkenntnis, um aufzuhören, sich zu viele Gedanken zu machen, ist also: Manche Dinge kann man nicht beeinflussen, egal, wieviel man plant. Oder wie John Lennon es formuliert hat: „Das Leben passiert, wenn du andere Dinge im Kopf hast.“
Finden Sie heraus, ob Ihr Hang „sich zu viele Gedanken zu machen“, überdurchschnittlich groß ist oder Sie nur ab und an begründeten Sorgen nachhängen:
Zählen Sie Ihre Punkte zusammen:
Je höher Ihre Punktzahl liegt, umso mehr Sorgen machen Sie sich im Leben. 20-30 Punkte: Sie machen sich sehr viele Gedanken. Diese bringen Sie selten weiter, sondern beeinflussen nur Ihre Laune negativ. Kleine Ereignisse deuten Sie sofort als Vorboten der schrecklichen Zukunft, die Sie sich ausgemalt haben. 15-20 Punkte: Sie versuchen mit negativen Ereignissen positiv umzugehen. Das gelingt Ihnen nicht immer, aber Sie machen sich nicht keine großen Sorgen um das Gestern und Morgen. Stattdessen suchen Sie nach konstruktiven Lösungen für Probleme. 10-15 Punkte: Sie sind relativ unbekümmert und beziehen negative Erlebnisse nie auf sich selbst. Die Meinungen anderer beeinflussen Sie kaum und Sie wissen, dass manche Dinge nicht zu ändern sind.
Es ist nicht leicht, aus dem Gedankenkarussel auszusteigen und seine grüblerischen Angewohnheiten abzulegen. Vielen ist die Sorge ein täglicher Begleiter geworden und sie wissen gar nicht, wie sie damit anfangen sollten. Folgende Ratschläge können helfen:
Im Coaching kann man erlernen, die eigenen Gedanken zu steuern und weniger Zeit mit unnötigen Sorgen zu verbringen. Folgende Methoden können beispielsweise angewandt werden:
Ziel des autogenen Trainings ist die Ruhe der Gedanken. Dies wird durch eine vollständige Körperentspannung erreicht. Deshalb hilft diese Coaching-Form nicht nur gegen Sorgen, sondern auch ausgewachsene Ängste und sogar Panikattacken können mit bewusstem Training wieder in den Griff gebracht werden. Die Übungen basieren auf Wiederholungen, welche Wärme und Schwere im Körper erzeugen, den Atem- und Herzrhythmus regulieren und dem Körper so nach und nach zur Ruhe verhelfen. Mit Hilfe des Coachs kann der Coachee eine Liste von Vorsätzen erstellen, die im Training erreicht werden sollen, z.B. „nachts schneller einschlafen“. Das hilft, um den Fokus des autogenen Trainings richtig zu setzen und Übungen für bestimmte Alltagssituationen zu erlenen.
Autogenes Training
Wassertropfen (Unsplash: © xusanfeng)
Den negativen Gedanken, die aus Sorgen resultieren, versucht dieses Tool positive Gedanken entgegen zu setzen. Scheinbar einfach steuert der Coachee so seinen eigenen Geist und lässt den unerwünschten Sorgen keinen Platz.
Das dankbare Herz
Herz (Pixabay: © StockSnap)
Nicht umsonst spricht man davon, „sich etwas von der Seele zu schreiben“. Deshalb kann im Coaching mit gezielten Techniken gearbeitet werden, die das Aufschreiben der Sorgen beinhalten. Um Klarheit zu gewinnen, wird der Coachee aufgefordert, seine Gedanken schriftlich zu formulieren. Im Anschluss können diese gemeinsam analysiert werden, um zu verstehen, welche Sorgen unnötig und welche begründet sind. Aber auch ohne Hilfe des Coachs kann Schreiben ein wirksames Selbstcoaching-Instrument werden. Schwarz auf weiß sieht der Betroffene dann, um welche Punkte sich seine Sorgen ranken. Zusätzlich lässt das Schreiben ihm die Möglichkeit, damit verbundene Emotionen auszudrücken. Das entlastet das Gehirn und ist eine wissenschaftlich bewiesene Methode, um sich weniger Sorgen im Alltag zu machen.
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