Eye Movement Integration – Eye Movement Integrator

In akuten Stress-Situationen wie etwa Prüfungsangst oder Lampenfieber brauchen wir schnell wirkende Methoden, um wieder Zugang zu all unseren Ressourcen zu haben. Neben Ankertechniken sind auch gezielt gelenkte Augenbewegungen rasch wirksame Tools. Das fast in Vergessenheit geratene NLP-Konzept der „Eye Movement Integration“ (EMI) bietet neben EMDR und Wingwave genau diese schnelle und nachhaltige Wirksamkeit.

Inhaltsverzeichnis

  1. Herkunft / Hintergrund
  2. Anwendung / Einsatzmöglichkeit
  3. Ziel
  4. Ablauf des Coachings
    1. Vorbereitung
    2. Thema / Situation finden
    3. Integration
  5. Tipp

Herkunft / Hintergrund

Auge
Auge (Unsplash: © Daniil Avilov)

Eye Movement Integration, kurz EMI genannt, ist eine schnell und nachhaltig wirksame Coaching-Methode bei akuten Stresssituationen wie z.B. Lampenfieber, Prüfungsangst, leichteren unverarbeiteten Erlebnissen etc. EMI kommt ursprünglich aus dem NLP und wurde von Steve und Connirae Andreas entwickelt. Außer einer Videoaufzeichnung über die Demonstration der Methode gibt es offenbar keinerlei Publikationen von ihnen darüber. Später wurde es von Danie Beaulieu als Therapieform weiterentwickelt. Zeitgleich entstand auch das von Francine Shapiro entwickelte EMDR.

EMI nutzt die natürlichen Mechanismen der Augenbewegungen, wie wir sie auch im Schlaf haben, wenn wir träumen. Diese sogenannten REM-Phasen im Schlaf (Rapid Eye Movement) sind dafür da, Erlebnisse zu verarbeiten und im Gehirn abzuspeichern. EMI wird daher eingesetzt, um in einem Wachzustand gezielt unverarbeitete Erlebnisse oder Stressreaktionen zu bearbeiten und emotional zu regulieren.

Man kann sich das ungefähr so vorstellen, als hätte man mehrere Tüten mit Einkäufen ins Haus getragen und nicht alles weggeräumt bzw. noch nicht wegräumen können. Das, was nicht verstaut (verarbeitet) wurde, steht nun im Weg und blockiert uns. Durch gezielte, gelenkte Augenbewegungen wird eine Verarbeitung ermöglicht.

Dahinter steckt auch die Beobachtung der Augenzugangshinweise im NLP, d.h. dass die Blickrichtung unserer Augen ein Hinweis darauf ist, zu welchem unserer Repräsentationssysteme wir in diesem Moment einen besonders leichten Zugang haben. Sind das innere Bilder, erinnerte Gespräche oder Geräusche, unsere Gefühle oder innere Dialoge? Unsere Augenbewegungen decken jeden dieser Bereiche ab – visuell, auditiv, kinästhetisch. Durch die gezielt gelenkten Augenbewegungen werden sämtliche Repräsentationssysteme aktiviert und deren Ressourcen nutzbar gemacht.

Hinweis

Wichtiger Hinweis

Die schnelle und nachhaltige Wirkung der Methode darf nicht dazu verführen, sie leichtfertig einzusetzen. Sie ist nicht ohne Grund zu einer Therapiemethode weiterentwickelt worden und erzielt auch bei starken Belastungen und Traumata tiefgreifende Veränderungen. Sie darf zu therapeutischen Zwecken und bei schweren, traumatischen Erlebnissen nur von Personen eingesetzt werden, die eine entsprechende Ausbildung und Berechtigung zur Ausübung von Therapie haben.


Anwendung / Einsatzmöglichkeit im Coaching

  • Lampenfieber
  • Prüfungsangst
  • Leichtere, unverarbeitete Erlebnisse und Stresssituationen

Ziel

  • Integration sämtlicher Repräsentationssysteme
  • Aktivieren von Ressourcen

Ablauf einer Coaching-Sitzung

  1. Vorbereitung

    • Etablieren Sie einen Ressourcen-Anker oder einen sicheren Ort, an dem sich der Klient geborgen und wohl fühlt, und der bei Bedarf ausgelöst oder genutzt werden kann. Dies gilt vor allem bei sehr belastenden Themen (bitte Hinweis auf Therapie beachten).
    • Klient und Coach sitzen sich in ungefähr einem Meter Abstand gegenüber, so dass der Klient mit seinen Augen den Fingern des Coaches folgen kann. Dabei kann der Coach probeweise die Finger so bewegen, dass der Klient diesen noch bis zum Anschlag (bis in den Augenwinkel) folgen kann, ohne den Kopf zu bewegen. Der Kopf bleibt bei dieser Methode ruhig, es bewegen sich nur die Augen.
  2. Thema / Situation finden

    • Der Klient erinnert sich jetzt kurz an die belastende Situation, die bearbeitet werden soll. Dabei ist es egal, ob sie in der Vergangenheit liegt oder ob es sich um eine bevorstehende Situation (etwa Prüfung) handelt. Der Klient kann das Thema benennen, muss es aber nicht. Es reicht, wenn er weiß, um welche Situation genau es sich handelt.
    • Öko-Check: „Gibt es irgendetwas, was dagegen spricht, wenn Sie diese Situation ab jetzt anders erleben?“ Dem Klient ruhig Zeit für die Antwort lassen. Wenn nichts dagegen spricht, kann die Intervention erfolgen.
    • Klient aktiviert die Erinnerung/Vorstellung der Situation. Wichtig ist, dass der Klient wirklich assoziiert an die Stress auslösende Situation denkt, und nicht gedanklich abschweift. „Denken Sie jetzt bitte konkret an diese Situation, so gut es geht: was gibt es zu sehen, zu hören, zu fühlen, evtl. auch zu riechen oder zu schmecken?“
    • „Wie stressig würden Sie die Situation einordnen, auf einer Skala von 1-10, wobei 1 bedeutet: gar nicht belastend, und die 10: extrem belastend.“ Coach notiert sich die Zahl.
  3. Integration

    Eye Movement Integration
    • Nun beginnt der Coach, mit seinen Fingern bestimmte Bewegungen vorzugeben, denen der Klient mit seinen Augen folgt. Der Kopf sollte dabei möglichst ruhig gehalten werden, nur die Augen folgen den Bewegungen. Die Augenbewegungen sind langsam und pro Bahn ca. 2-3 Sekunden lang. Es werden alle möglichen Verbindungen zwischen den aus dem NLP bekannten Augenpositionen mit den Fingern nachvollzogen. Oben rechts – oben links, Mitte rechts – Mitte links, unten rechts – unten links. Jede Bewegung zwischen zwei Punkten erfolgt mehrere Male.
    • Dabei ist es in der Praxis egal, mit welchen Verbindungen begonnen wird, meist entscheidet der Coach intuitiv.
    • Die Augenbewegungen sollen flüssig sein. Wenn sie ruckartig werden oder eine bestimmte Verbindung dem Klienten schwer fällt, sollte diese Verbindung erst einmal übersprungen werden, und dann ganz zum Schluss, nach allen anderen, noch einmal bearbeitet werden.
    • Ergänzend dazu kann eine Art „Hypnotalk“ verwendet werden: „Während Sie an diese Situation denken, folgen Sie mit den Augen meinen Fingern in gleichmäßigen Bewegungen – und dabei erlauben Sie Ihrem Unbewussten, die verschiedenen Teile Ihres Nervensystems, Ihres Gehirns zu verbinden. Jetzt, durch die neuen Verbindungen, können neue Bereiche Ihres Gehirns und Ihrer Neurologie nutzbar gemacht werden, damit Sie Ihr ganzes Potenzial zur Verfügung haben, um mit dieser Situation ressourcevoll umzugehen.“
    • Sie können aber auch gar nichts sagen oder die Kurz-Version „Während Sie meinen Fingern mit den Augen folgen, erleben Sie, wie Sie neue Ressourcen in Ihrem Gehirn nutzbar machen können“.
    • Ab und zu kann der Coach den Klienten bitten, sich nochmals an die Situation zu erinnern.
    • „Wie belastend erleben Sie die Situation jetzt, auf einer Skala von 1-10, 1 bedeutet: gar nicht belastend, 10 bedeutet: extrem belastend.“ Dies dient dazu, die Wirkung zu überprüfen. Wenn die Belastung kaum noch vorhanden ist oder sich signifikant abgeschwächt hat, kann die Intervention beendet werden. (Sollte der Wert noch sehr hoch sein, nochmals die Verbindungen mit den Fingern wiederholen.)
    • „Wie geht es Ihnen in Zukunft, wenn Sie an die Situation denken?“ (Future Pace)

Dieses Coaching-Tool ist ein sehr mächtiges Instrument. Bleiben Sie auf Ihren Klienten kalibriert und gehen Sie sorgsam damit um.


Tipp

Tipp

Für Selbstcoaching, z.B. kurz vor öffentlichen Auftritten und bei akutem Lampenfieber, kann selbst mit den Fingern der Bewegungsablauf vorgegeben werden. Bereits wenige Minuten reichen, um sich wieder zu stabilisieren. Es ist zu empfehlen, sich dabei in einen ruhigen Raum, notfalls auch die Toilette, zurückzuziehen.


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