Soziales Panorama

Soziales Panorama

Das soziale Panorama untersucht das soziale Netzwerk von uns Menschen. Zwischenmenschliche Beziehungen spielen eine große Rolle in unserem Leben, beeinflussen uns oder verändern uns sogar.

Lucas Derks hat dazu ausführliche Forschungen betrieben und hat seine Kenntnisse in die Sozialpsychologie und in das NLP miteingebracht und diese bereichert.


Inhaltsverzeichnis

  1. Was ist das soziale Panorama?
  2. Wichtigste Erkenntnisse
  3. Offene Muster
  4. Ablauf
  5. Übung

Was ist das soziale Panorama?

Soziales Panorama
Soziales Panorama
(© Landsiedel NLP Training)

Das soziale Panorama ist ein Modell und geht von der Hypothese aus, dass sich die meisten Menschen ihre Beziehungen zu anderen Menschen in Form einer inneren Landschaft vorstellen.

Diese Landschaft wird "soziales Panorama" genannt. Das Selbst (das Selbst-Bild) steht dabei in der Mitte, umgeben von allen anderen Personen und Gruppen, die im Leben eine Rolle spielen. Das soziale Panorama kann als grundsätzliche Repräsentation sozialer Beziehungen angesehen werden. Mit anderen Worten repräsentieren wir Beziehungen räumlich und haben keine direkteren oder besseren Arten der Repräsentation.

Wir leben und verhalten uns in erster Linie auf der Grundlage dieser Repräsentationen. Was immer Menschen also tun, rationalisieren, sagen, oder anderweitig über eine Beziehung ausdrücken mögen, beeinflusst sie weniger stark als eine Veränderung des Platzes, wo sie signifikante andere in ihrem sozialen Panorama sehen, hören und fühlen. Lucas Derks hat bei seiner Ausarbeitung wichtige Erkenntnisse gemacht.

Zum Beispiel:

  • Beziehung ist gleich Lokalisierung
  • Das soziales Panorama ist primär die Repräsentation sozialer Beziehungen
  • Veränderungen im sozialen Panorama lassen sich auf zwei verschiedene Weisen bewerkstelligen(durch Verschieben von Personifikationen im mentalen Raum, durch Hinzufügen von Ressourcen)
  • Soziale Wahrnehmung basiert vorrangig auf unbewusster Ebene
  • Soziale Wahrnehmungen werden primär in universelle, kulturelle und individuelle Interaktionen unterschieden
  • Personifikationen dominieren die Interaktion
  • Einseitige Veränderungen & Ansichten einer Person können eine Andere beeinflussen ("Feed-Forward-Loops")
  • Alle Personifikationen sind Teile des eigenen Bewusstseins der eigenen Person
  • Dominierende Personifikationen haben in unserem Geist & Handeln großen Einfluss



Die wichtigsten Erkenntnisse des sozialen Panoramas

Die wichtigsten Annahmen, die sich immer wieder bestätigen sind darunter:

  1. Beziehung ist gleich Lokalisierung

    Die meisten Menschen repräsentieren die Mitglieder ihrer Familie, überhaupt andere Menschen, als feste Objekte im Raum. Und der Ort, den diese Objekte - im Verhältnis zum eigenen Selbst - räumlich einnehmen, definiert in erster Linie die Beziehung zu ihnen.

    Der Kern des sozialen Panoramas (SP) lässt sich in einem kurzen Satz ausdrücken:

    Beziehung ist gleich Verortung.

    Richtung und Entfernung sind anscheinend die allgemeinsten und entscheidenden Submodalitäten in der sozialen Erfahrung der meisten Menschen. Nach dem SP sind die Richtung und Distanz (in der wir uns andere Menschen vorstellen) die wichtigsten sozialen Untereigenschaften.

    Wir repräsentieren vermutlich unsere sozialen Beziehungen ganz fundamental in einer räumlichen Ordnung: Wir sehen, hören und fühlen Personen innerlich in und aus einer bestimmten Richtung und in und aus einer bestimmten Distanz.

    Die vertikale Positionierung (die Körpergröße anderer Personen verglichen mit dem Selbst) ist meist direkt mit Status und Selbstwertgefühlen verbunden. Wer sich andere Personen in seinem sozialen Panorama-Modell größer als sich selbst vorstellt, fühlt sich meist diesen Personen unterlegen, weniger wertvoll und ordnet sich selbst einen geringeren Status zu.

  2. SP ist primär die Repräsentation sozialer Beziehungen

    Sobald der Ort einer Person im sozialen Panorama gefunden ist, weiß der Klient sofort, was dies hinsichtlich der Beziehung bedeutet, weil er seine emotionale Reaktion auf diese Person oder diese Gruppe erfährt, wenngleich er damit diese Bedeutung nicht in Worten ausdrücken kann. Die Arbeit mit dem sozialen Panorama geht anscheinend oft "über Worte hinaus". Diese Feststellung führt zu der Einsicht, dass die räumlichen Aspekte sozialer Repräsentationen sehr wichtig sind.

    In einer Computer-Metapher könnte man sie als "soziales Betriebssystem" bezeichnen. Das SP beschreibt soziale Konstruktionen von Menschen, ihre soziale Identität - ausgedrückt in Nähe und Distanz, Zugehörigkeit und Nicht-Zugehörigkeit zu sozialen Gruppen.

  3. Veränderungen im SP lassen sich auf zwei verschiedene Weisen bewerkstelligen

    • a. Durch Verschieben von Personifikationen im mentalen Raum
    • b. Durch Hinzufügen von Ressourcen

Die letzte wichtige Annahme des sozialen Panoramas besagt, dass man eine Personifikation nicht mehr loswerden kann, nachdem sie Bestandteil des Weltmodells der Person geworden ist.

Der NLP-Grundsatz, dass es weder ökologisch noch ethisch vertretbar ist, Persönlichkeitsanteile zu beseitigen, gilt auch für Personifikationen. Es empfiehlt sich nicht, Teile unseres sozialen Panoramas zu löschen. ihre Beziehungen und Bedeutungen lassen sich allerdings klären, verändern und dadurch oft auch verbessern.

So können Personifikationen im mentalen Raum verschoben werden oder neue Ressourcen hinzugefügt werden.


Glückliches Kind
friends (Unsplash: © Yanapi Senaud

Offene Muster

Universelle Muster zeichnen sich dadurch aus, dass sie allen Menschen offenkundig einzuleuchten scheinen.

Darum nennt Lucas Derks sie "offenkundige Muster des sozialen Panoramas". Sie resultieren aus der Routine des allen Menschen gemeinsamen sozialen Betriebssystems.

Lucas Derks nennt hier beispielhaft:

  • Die Intensität der Gefühle nimmt mit der Entfernung ab.
  • Personifikationen, die nah beisammen gesehen werden, werden auch als zusammengehörig erlebt.
  • Personifikationen, die einander außerhalb des vertrauten Kreises gegenüberstehen, haben Konflikte. Stehen sie einander innerhalb des vertrauten Kreises gegenüber, so bedeutet dies Liebe.
  • Personifikationen, die um 180° voneinander abgewandt sind, haben die Kommunikation abgebrochen.
  • Personifikationen, die in die gleiche Richtung blicken, leben miteinander in Frieden.
  • Personifikationen, die hinter anderen und diesen zugewandt stehen, unterstützen diese.
  • Größe entspricht dem Status.

Probiere das Soziale Panorama für dich selbst aus, schließe die Augen und stelle dir vor, an welcher Stelle um dich herum deine Familie, dein Freund(in)/Partner(in), deine Freunde oder deine Bekannten positioniert sind.



Ablauf

(modifiziert nach Lucas Derks)

  1. Die Struktur des Problems bzw. des Themas verbalisieren

    Was ist das Thema? Welche Personen?
    Ziel ist es, das Thema auf die wichtigsten und notwendigen Bestandteile (Personen und Elemente wie z.B. Nominalisierungen) zu reduzieren. Folgende Leitfragen sind hilfreich:

    • Wer bzw. was gehört unbedingt dazu?
    • Wie sind die Beziehungen gestaltet?
    • Wie ist deren Dynamik?
    • Wie ist das Umfeld gestaltet?

    Dabei ist es hilfreich, die Sprachmuster des Klienten zu beachten. Der Begleiter "rekonstruiert" das Thema, bis der Klient dieser Rekonstruktion bzw. Reduktion zustimmen kann.

  2. Das Thema als soziales Panorama abbilden

    • Der Klient geht mit seiner Aufmerksam­keit nach innen bzw. zu einer Art
    • "Innenraum" oder "inneren Psychogeographie". Zunächst sollte die­ser Raum leer und unbesetzt sein.

    Anschließend füllt der Klient diesen Innenraum mit den beteiligten Personen bzw. Elementen:

    • Wer oder was steht wo genau?
    • Wie hoch oder tief ist die jeweilige Position?
    • Wie ist die Blickrichtung bzw. generelle Ausrichtung?

    Nun nimmt der Klient weitere Einzelheiten wahr:

    • Wie sehen die Personen / Elemente im Detail aus?
    • Wie sind die Submodalitäten?
    • Wie ist der Raum zwischen den Personen / Elementen repräsentiert? usw.
  3. Lösungsraum gestalten

    • Der Begleiter stellt die Wunderfrage.
    • Wenn das Wunder geschehen ist, wer/was wäre bzw. ist dann wo?
    • Wie sind sie in diese Position gekommen?
    • Eventuell: Welche Ressourcen bräuchte es, dass die Personen/Elemente diese Position einnehmen können?
      Bei Bedarf aktivieren.
  4. Ökologie und Transfer

    • Was sind die Vorteile der alten Positionierung?
    • Was sind die Nachteile der neuen Positionierung?

    Die abschließende Frage fördert den Transfer der Lösung in zukünftige Kontexte:
    Wenn es zu einem Rückfall käme, wie lange würde es dauern, bis die Lösung sich wieder eingestellt haben wird?

Literatur: Lucas Derks, Das Spiel sozialer Beziehungen: NLP und die Struktur zwischenmenschlicher Erfahrung, Klett-Cotta / J. G. Cotta'sche Buchhhandlung Nachfolger (März 2000)

Übung

Übung

Die einseitige Verbesserung einer sehr schlechten Beziehung (Lucas Derks)

  1. Bewerte die Qualität der sehr schlechten Beziehung: Mit den Ziffern 1 bis 10. 1 steht für Neutralität und 10 ist Hass. Wo steht diese Person auf deiner mentalen Landkarte?
  2. Stelle Dir gedanklich eine Leinwand vor. Sehe Dich selbst als Held in einem Film mit dem Titel "Meine große Revanche" oder "Die Rache von ...". Halte, wie im Kino, einen gewissen Abstand.
  3. Stelle Dir vor, dass Du eine Szene siehst, in der Du auf eine zufrieden stellende Weise mit der sehr problematischen Personifikation abrechnest. Sorge für ausreichend Waffen, Gemeinheiten.
  4. Wiederhole diese Szene, in der Du abrechnest so oft, bis Du Dich langweilst oder die Szene erbärmlich wird.
  5. Frage Dich, welche (inneren, psychischen) Fähigkeiten, der sehr problematischen Personifikation fehlen, wodurch diese unangenehm ist. Diese fehlenden Fähigkeiten aufschreiben. (z.B.: Geduld, Bedächtigkeit oder positive Lebenseinstellung…)
  6. Halte Dir die wichtigste Fähigkeit vor Augen und frage Dich: "Wann habe ich diese selbst sehr stark gelebt?" Suche nach einer spezifischen Erfahrung, nach der einen Situation, dem genauen Zeitpunkt und dem Ort. Versetze Dich sehr intensiv in die Situation, in der Du die wichtigste der drei Fähigkeiten sehr stark hattest. Gehe gedanklich an den Ort und zu dem Zeitpunkt zurück und fühle, wie Du die Fähigkeit wieder einsetzt.
  7. Halte diese Fähigkeit fest und wähle für diese Fähigkeit eine Farbe. Umhülle Dich mit einer Wolke dieser Farbe, während Du Dich übertrieben stark in den Gebrauch dieser Fähigkeit einlebst.
  8. Schicke nun die Fähigkeit in Form eines Laserstrahls zu der sehr problematischen Personifikation, so dass diese völlig von dieser Fähigkeit erfüllt und gesättigt wird. Mach weiter, bis die Personifikation genug davon hat (sollte der Strahl abprallen, dann verwende ein schwereres Laserkaliber). Wiederhole dies evtl. auch für die anderen Fähigkeiten.
  9. Effektivität prüfen: Wie hat sich dein Gefühl gegenüber der problematischen Personifikation beeinflusst? Wo befindet sich diese Personifikation jetzt in deinem sozialen Panorama?
  10. Bewerte die Qualität der Beziehung erneut. Was hat sich verändert? Und wie geht es dir dabei?


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