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Der psychische Zustand der Ambivalenz ist keine Seltenheit. Ambivalente Personen gibt es viele. In der Umgangssprache wird der Begriff der Ambivalenz oft täglich verwendet. Mit dieser Bezeichnung meint eine Person in der Regel einen Zustand bei einem Menschen, der sich überwiegend durch charakterliche Ungereimtheiten auszeichnet. Jemand, der ambivalente Gefühle mit sich trägt, zeigt dies nach außen in Form von widersprüchlichem Verhalten. Im Bereich der Psychologie ist das Thema von ambivalentem Verhalten von Wichtigkeit. Denn in vielen Bereichen kann ambivalentes Verhalten zum Problem werden - sowohl innerhalb einer Beziehung als auch im Beruf. Ambivalenz Psychologie: Der Schweizer Psychiater Paul Eugen Bleuler (1857 - 1939) hat sich u.a. intensiv mit dem Thema der Ambivalenz beschäftigt. Er machte es sich zur Aufgabe die Hauptursache psychischer Erkrankungen herauszufinden. Aufgrund seiner jahrelangen Beobachtungen und Forschungen, konnte Bleuler einen Zusammenhang herstellen zwischen geistigen Erkrankungen, wie z.B. Schizophrenie, Autismus und Ambivalenz. In diesem Zusammenhang formulierte er ambivalentes Verhalten als Hauptursache psychischer Erkrankungen.
Inhaltsverzeichnis
Das Wort Ambivalenz kommt aus dem Lateinischen und bedeutet zerlegt in seine Bestandteile wörtlich übersetzt “beide” = ambo und “gelten” = valere. Definiert wird der Begriff als ein Zustand psychischer Zerrissenheit. Aus dieser psychischen Zerrissenheit heraus entstehen innerliche Spannungen. Diese Spannungen basieren auf sich widersprechenden psychischen Elementen, wie z.B. Wünschen, Gefühlen und Gedanken. Umgangssprachlich werden auch andere Synonyme für das Adjektiv “ambivalent” verwendet, wie z.B. zwiespältig, mehrdeutig oder doppelwertig. Der Schweizer Psychiater Bleuler sah im ambivalenten Verhalten die Hauptursache für die psychische Erkrankung der Schizophrenie. Ambivalentes Verhalten stellt nach Bleuler aber kein Symptom einer geistigen Erkrankung dar. Vielmehr stellt sie eine Art von Fähigkeit dar, die im Reifeprozess eines Menschen entsteht. Die innere Zerrissenheit führt dazu, dass ein Mensch gegensätzliche Erlebniszustände erträgt, auch wenn er darunter leidet. Bleuler unterscheidet drei Formen der Ambivalenz
Handelt es sich um an Schizophrenie erkrankte Menschen oder um Autisten, sind mehrere Kombinationen aus den drei Formen möglich. Es ist aber auch möglich, dass die genannten Formen zugleich in einer Person vorliegen.
Ambivalent Bedeutung: Sowohl im Beruf als auch in einer Beziehung kann ambivalentes Verhalten zu einem Zustand der Unbeweglichkeit führen. Der Moment der Unvereinbarkeit oder der Moment, in dem zwei konträre Gefühle und Gedanken zusammenkommen, führt zu dieser Art des Stillstandes. Das führt zu Problemen im zwischenmenschlichen Interagieren, was sich in Konflikten äußert. Der innere Konflikt der Emotionen führt sozusagen zu äußeren Konfliktsituationen im Bezug auf die Mitmenschen. Ambivalentes Verhalten behindert ein gesundes Miteinander, worunter eine ambivalente Beziehung sehr leiden kann. In beruflicher Hinsicht kann ambivalentes Verhalten die Fähigkeit Entscheidungen zu treffen vehement hemmen. Ambivalentes Verhalten kann dazu führen, dass die betroffene Person keine Führungsqualitäten entwickeln kann. Beispielsweise ist ein wichtiges Element in der Unternehmensführung, die Fähigkeit Entscheidungen treffen zu können und eine klare Linie vorgeben zu können. Ein ambivalenter Mensch, der zwischen seinen Emotionen immer hin und her gerissen ist, kann das nicht leisten oder nur schlecht leisten. Dies kann zu einem beruflichen Risiko werden, dass sich sowohl für den Betroffenen als auch für das Unternehmen und die Mitarbeiter ungünstig auswirken kann. Ambivalentes Verhalten involviert immer auch die Mitmenschen, die den ambivalenten Menschen umgeben. Es ist aber möglich mit einem ambivalenten Menschen umzugehen. Dies bedarf einerseits der Fähigkeit die widersprüchlichen Emotionen bei der jeweiligen Person zu erkennen und andererseits richtig darauf einzugehen.
Jeder Mensch besitzt ambivalente Verhaltensweisen in unterschiedlicher Ausprägung. Dennoch muss ein Mensch Entscheidungen treffen können. Denn ein Leben ohne Entscheidungen treffen zu müssen, gibt es nicht. Doch ambivalente Menschen kommen nicht damit zurecht mit einer Entscheidung gleichzeitig auf etwas verzichten zu müssen. Oft wissen ambivalente Menschen selbst nicht, wie sie mit diesem Problem umgehen sollen und oft wissen es auch ihre Mitmenschen nicht. Im Beruf bzw. in einem Unternehmen ist es wichtig in diesem Zusammenhang die richtigen Strategien zu entwickeln. Die Schwierigkeit liegt darin, eine passende Lösung zu finden, die einheitlich angewendet werden kann und dennoch in sich selbst flexible Elemente an Reaktionsmöglichkeiten bietet. Wie auf ambivalente Menschen eingegangen werden kann und wie mit Ambivalenzen im Allgemeinen umzugehen ist, ist nicht nur wichtig für das Führen von Mitarbeitern. Es ist auch wichtig für das Selbstmanagement. Denn selbst Führungspersonen können selbst ambivalent sein. Wer Herr in beiden Bereichen sein kann, beweist Kompetenz.
Wenn die Bewältigung einer komplexen Aufgabe ansteht, ist die Komplexität dieser Aufgabe der Grund für das Entstehen von Ambivalenzen. Das ist in diversen größeren Organisationen und Unternehmen besonders der Fall. Für einen Themenbereich kann es mehrere Entscheidungen geben, die inhaltlich als gleichwertig angesehen werden können. Diese Art der Gleichwertigkeit kann zu der Unsicherheit führen, Entscheidungen zu treffen. Oder kurz: Die Qual der Wahl, macht es nicht einfach. Wer eine Entscheidung treffen möchte, der will die richtige Entscheidung treffen. Gibt es mehrere Möglichkeiten entstehen innere Konflikte. Mehrere Personen, die miteinander interagieren sollen, können unter Umständen die Gleichwertigkeit der gleichzeitig vorliegenden Entscheidungsmöglichkeiten nicht sehen, weil es für jeden nur die eine eigene “Wahrheit” dieser einen Entscheidung gibt. Dann verhalten sie, als Reaktion, ambivalent. Aber bei der Bewältigung einer komplexen Aufgabe kann es die eine Wahrheit oder die eine Entscheidung nicht geben. Ist der Betroffene damit konfrontiert und erkennt er das Vorliegen von mehreren Entscheidungsmöglichkeiten, so entsteht eine innere Ambivalenz, die sich dann auch nach außen zeigt. Ein komplexes Thema enthält zahlreiche Faktoren. Diese Faktoren sind nicht immer umfassend greifbar oder der Kenntnis zugänglich, da viele Faktoren auch von zukünftigen Entwicklungen abhängen können. Und in die Zukunft kann keiner sehen. Entwicklungen laufen in einem komplexen Zusammenhang nicht linear ab. In manchen Entscheidungen gibt es eben nur die eine Qualität oder das eine produktive Verhalten. Kann es mehrere Möglichkeiten geben, geht die eine Wahrheit, die der Betroffene bisher gewohnt war, plötzlich verloren. Der erste Schritt mag die Akzeptanz sein. Die Akzeptanz, dass eine Kommunikation auf Basis einer Kompromissbereitschaft ist, um so das bestehende ambivalente Verhalten zu überwinden. Eine Entscheidung ist eine Sichtweise, auf die sich geeinigt werden kann. Der Schlüssel zu dieser Akzeptanz mag das Element der Zeit sein. Gerade in einem Prozess der Entwicklung ist Flexibilität gefragt. Eine Entscheidung kann morgen schon nicht mehr gelten. Bei komplexen Vorgängen ist eine Entscheidung temporär. Und auf eine temporäre Entscheidung als Basis, kann es ein Miteinander geben. Der Grund dafür, dass das funktionieren kann, liegt in einem gemeinsamen Ziel. In diesem Fall bilden die miteinander Agierenden ein System auf einer sozialen Ebene. Gerade das Arbeiten auf sozialer Ebene kann bei Führungskräften zu einem Problem werden. Eine Führungskraft hat die Macht Entscheidungen bzw. endgültige Entscheidungen zu treffen, ohne dass es zwangsläufig des Einverständnisses anderer bedarf. Oft werden hier mehrere richtige vorliegenden Sichtweisen von anderen Mitarbeitern ignoriert. In einem komplexen Aufgabenbereich oder Themenbereich kann es für eine Führungskraft und für die Mitarbeiter nur hilfreich sein, sich auf die Ebene der verschiedenen vorliegenden Sichtweisen zu begeben und auf eine gemeinsame Sichtweise hinzuarbeiten. Hier kann eine Einigung erzielt werden, ohne dass eine Entscheidung von oben aufgesetzt wird. Der Anschein, dass eine Führungskraft damit seine Machtposition ausnutzt, kann so entstehen. Mit der gemeinsamen Ebene zeigt sich eine Wertehaltung, die sich in der Wertschätzung auch anderer vorliegenden Meinungen zeigt. Diese Art der Anerkennung ist bei Ambivalenzen förderlich. So ist es möglich ein wahrhaftiges Commitment bei einer Person zu erreichen, die sich ambivalent äußert.
An folgendem Dialogbeispiel zeigt sich die Ambivalenz eines Mitarbeiters Ma = Mitarbeiter Fk = Führungskraft Fk: „Sie haben geäußert, dass Sie gerne Ihre Funktion wechseln wollen, um sich weiterzuentwickeln.“ Ma: „Stimmt, ja.“ Fk: „Wir haben vor ein neues Office in einer anderen Stadt zu errichten und haben für diesen Standort eine wichtige Stelle zu besetzen. Sie könnten sich so weiterentwickeln. Sie können diese Stelle haben.“ Ma: „Das klingt gut. Gerne. Ab wann ist die Stelle zu besetzen? Ich bin gerade noch in einem Projekt.“ Fk: „Da ist keine Eile. In einem Zeitraum zwischen acht oder zehn Monaten.“ Ma: „Ich fühle mich in meinem Projekt eigentlich doch ganz wohl. Natürlich möchte ich mich weiterentwickeln, aber ich weiß nicht, ob diese Stelle wirklich das Richtige für mich ist.“ [Hier verhält sich der Mitarbeiter ambivalent.]
Bei einer emotionalen Ambivalenz kann es in einer ambivalenten Beziehung zu Konflikten kommen. Viele wissen wie es ist Liebe zu empfinden oder Hass. Eine Ambivalenz entsteht, wenn beide Gefühle zur selben Zeit auftreten. Es ist tatsächlich möglich, dass ein Mensch gleichzeitig lieben und hassen kann. Dieses Gefühl kennt jeder Mensch. Selbiges gilt für das Gefühl der Freude und der Traurigkeit. Hass ist ein sehr extremes Gefühl. Hass ist ein sehr intimes Gefühl, dass wie das Gefühl der Liebe bindet. Die Ambivalenz bindet hier. Dadurch entstehen Konflikte. Gerade bei einer Trennung kann ein solcher Konflikt entstehen. Nach einer schmerzlichen Trennung verhalten und fühlen sich viele Menschen ambivalent. Das Gleichzeitige Vorliegen von beispielsweise Liebe und Hass muss aber nicht bedeuten, dass die betreffende Person an einer psychischen Erkrankung leidet. Wohl aber ist es so, dass Menschen, die eine psychische Erkrankung haben, sich ambivalent verhalten. Dies ist besonders bei Menschen der Fall, die unter Depressionen leiden. Auch schizophrene oder neurotische Menschen weisen einen Charakter auf, der ambivalent ist. Dies kann sich auch in extremen Verhaltensauffälligkeiten zeigen. Geht es um das gleichzeitige Vorliegen von Hass und Lieben, ist der Auslöser häufig Eifersucht. In manchen Fällen kann auch von krankhafter Eifersucht gesprochen werden. Selbst in einer eigentlich funktionierenden Partnerschaft kann ein Mensch seinen Partner dafür hassen, dass dieser für andere eine gewisse Attraktivität besitzt. Nicht selten verschmelzen dann Liebe und Hass. Ein Zustand, der eine Phase der Unerträglichkeit erreichen kann. Eifersucht ist nicht unnormal. Jeder ist schon einmal eifersüchtig geworden. Sei es die Eifersucht unter Geschwistern, Freunden oder die Eifersucht in einer partnerschaftlichen Beziehung. Auch eine eventuell damit einhergehende Ambivalenz macht den Betroffenen nicht gleich zu einem psychisch Gestörten. Problematisch kann es dennoch werden, selbst wenn es die Intensität des “normalen” nicht verlässt.
Die Folgen einer emotionalen Ambivalenz können einen Grad der Unerträglichkeit erreichen. Ein Mensch, der unter einer Ambivalenz leidet, vertraut sich selbst nicht mehr. Er weiß nicht, wie er den Zustand der emotionalen Widersprüchlichkeit auflösen soll. Die Einsicht in die Unfähigkeit einen Lösungsweg zu finden, verursacht den Verlust des Selbstwertgefühls. Die Möglichkeit sich in einem gesunden emotionalen Gleichgewicht zu halten ohne ständig ambivalent zu sein, ist in krankhaften Fällen ohne professionelle Hilfe kaum bewerkstelligen. Dies kann zu Angstzuständen und schweren Depressionen führen. Der Betroffene beginnt sich zurückzuziehen, flüchtet sich in die Einsamkeit und bleibt weiterhin ambivalent. Es kann passieren, dass der Betroffene seine eigene Unfähigkeit verleugnet vor sich und den anderen. Dies kann zu weiteren schwer lösbaren inneren Konflikten kommen. In der Regel sollte eine ambivalente Phase bei einer psychisch nicht erkrankten Person keinen Dauerzustand erreichen. Bestimmte Themen gegenüber stellt eine Verwirrung der Emotionen kein Grund zur Beunruhigung dar. Beunruhigend wäre es vielmehr, wenn eine Person in einer bestimmten Situation etwas fühlen sollte, es aber nicht tut. Vollkommene Empathielosigkeit wäre ein Grund zur Beunruhigung. Gefühle zu haben ist menschlich. Eine gewisse Ambivalenztoleranz sollte jeder haben. Das Zulassen von gegensätzlichen Gefühlen und Gedanken ist förderlich, weil sich der Betroffene dann mit diesen Gefühlen auseinandersetzen kann und diese hinterfragen kann. Diese Toleranz kann auch aus der Erkenntnis heraus entstehen, dass jeder Mensch von Zeit zu Zeit ambivalent ist.
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