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Das Wort „Dilemma“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet: „Doppelsatz“ / “zweigliedrige Annahme“. Es bezeichnet eine Konfliktsituation mit zwei Auswegen. Keine von beiden stellt dabei für die Person eine zufriedenstellende Alternative dar.
Weitere Synonyme sind: Ausweglosigkeit, Bedrängnis, Bredouille, Chaos, Handlungsoption, Irrweg, Klemme, Misere, Misslichkeit, Notlage, Paradoxon, Patsche (umgangssprachlich), Seelennot, Unlösbarkeit, Verlegenheit, Wahl, Zwangslage und Zwickmühle.
Cicero, ein römischer Philosoph, und Aristoteles, ein griechischer Philosoph, sind die frühen wichtigen Persönlichkeiten, die über Ethik reflektierten: Aristoteles als Begründer der Ethik als einem Teilgebiet der Philosophie. Cicero prägte die Entsprechung: „philosophia moralis“ für „êthikê“. Heute verwenden manche Menschen „Ethik“ und „Moral“ umgangssprachlich als Synonyme. Bei genauer Betrachtung ist Ethik die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den Vorbedingungen und der Interpretation moralischen Handelns. Ethik ist gegenüber Moral auf einer Metaebene angesiedelt: einer höheren Reflexionsebene. Was ist nun ein Dilemma? Bei einem ethischen bzw. moralischen Konflikt hat ein Mensch in einer Situation eine von mehreren Entscheidungsoptionen. Die Möglichkeiten schließen einander aus. Wenn die Person einen Weg wählt, um bestimmte Werte zu beachten, missachtet sie gleichzeitig die Werte, die einer anderen Entscheidung innegewohnt hätten. Beispiel: Für die in der Entwicklungszusammenarbeit tätigen Ethnologen (Völkerkundler) entwickelte der Berufsverband AGEE „Ethische Leitlinien“ (1999). Es handelt sich um eine Selbstverpflichtung der Berufsangehörigen. Die Fachvertreter diskutierten kontrovers. Insbesondere schien es für die moralische Verpflichtung, die hohen moralischen Richtlinien in ihrer Komplexität zu beachten, in manchen Anwendungsfällen nur die Alternative zu geben, auf Aufträge zu verzichten und damit die Versorgung der eigenen Familie zu gefährden.
In der Frage nach der Entwicklung findet sich bereits auch ein Schlüssel zur Lösung aus einer Zwangslage. Nur ein Teil der Bredouillen sind wirklich ausweglos. Es braucht also zur Entstehung ein Individuum, ein Problem dieser Person und ihre Sichtweise auf sich, ihren Konflikt und die zwei Lösungsmöglichkeiten. Ein Problem erlangt die Qualität eines Dilemmas, wenn das Individuum beide Wege als gleichwertig betrachtet: gleichermaßen brauchbar oder unbrauchbar. Es kann keinem von beiden Optionen den Vorzug geben: Einer der beiden Auswege wäre keine Lösung, weil der Mensch die Vorteile beider Möglichkeiten wünscht oder die Nachteile beider Optionen fürchtet.
Folgende Situationen aus unterschiedlichen Bereichen verdeutlichen die Aspekte, Ebenen und die Komplexität von Dilemmata:
Ein Mensch kann einen Ausweg aus einer Zwickmühle erkennen, indem er sich vergegenwärtigt, dass es, objektiv gesehen, kein Richtig und kein Falsch gibt. Je nach Blickrichtung kann eine Person mehr Argumente für oder gegen eine Entscheidung besitzen. Ihr hilft es also, den Standpunkt zu verändern und die Entscheidungssituation zu abstrahieren. So kann sie zu einem bisher nicht bedachten Ausweg kommen. Sogenannte W-Fragen helfen zu begreifen, was zu einer Entscheidungssituation geführt hat, zum Beispiel:
„Welche Bedürfnisse erfülle ich mir, wenn ich diesen oder jenen Weg gehe?“, „Was für Bedürfnisse stehen sich entgegen?“, „Wessen Bedürfnisse sollen mit der Entscheidung verwirklicht werden?“ (oder anders gesagt: „Handelt es sich um meine inneren Bedürfnisse? Oder stehen sich Bedürfnisse mehrerer Personen gegenüber?“)
Zu dem Begriff „Dilemma“, mit der Vorsilbe „di-“ existieren verwandte Wörter mit dem gleichen Wortstamm. So bedeutet „Tri-lemma“ eine Konfliktsituation mit drei Wahlmöglichkeiten.
Ein „Tetra-lemma“ ist ein Viersatz. Der Begriff stammt aus der lösungsorientierten systemischen Strukturaufstellung. Insa Sparrer und Matthias Varga von Kibéd formulierten diesen Begriff. Sie entwickelten eine bei indischen Gerichtsverhandlungen verwendete Argumentationsform, das „catuscoti“ weiter. Danach existieren vier mögliche Blickwinkel:
Sparrer und von Kibéd fügten eine fünfte, freie Position hinzu. Das „Poly-lemma“ ist die scheinbare Unlösbarkeit, zwischen mehr als Optionen eine Wahl zu treffen. Wie eine Person sich entscheidet, wem sie es dabei Recht zu machen versucht: Es findet sich stets jemand, der an dem neuen Weg Kritik übt. Diese Vorstellung haben die beiden Familienmitglieder in der Geschichte vom türkisch-islamischen Volkshelden Hodscha Nasreddin: das Polylemma vom Vater und seinem Sohn und ihrem Esel. Der Ausweg kann sein, dass beide Menschen das tun, was sie selbst für richtig halten.
Dilemma treten nicht nur innerhalb einer Personengruppe auf, sondern auch in einem Menschen. Schulz von Thun prägte den Begriff des „inneren Teams“. Bei inneren Konflikten kann einer Person helfen, sich ihrer inneren Anteile bewusst zu werden, die zu einem Irrweg geführt haben, zum Beispiel: der Entscheider und der Ängstliche. Eine Lösung kann darin bestehen, weitere innere Anteile aufzuspüren: Der Mensch ist womöglich auch mutig. Wenn das Individuum sich nun vor Augen führt, dass sein innerer mutiger Anteil sich mit dem Anteil zusammenschließt, der entscheidet, wäre eine Alternative gefunden. Mehr zum Inneren Team.
Ein Klient bringt ein Dilemma mit dem Wunsch seiner Auflösung in die Sitzung. Die Rolle des Coaches besteht darin, den Klienten auf den Weg zu bringen und zu begleiten. Der Klient ist Experte bezüglich seines Problems. Das Wissen um die Lösung wohnt ihm inne. Der Coach kann ihn unterstützen, indem er sein Handwerkszeug (beispielsweise Coaching-Fragen) einbringt.
Die Psychologie beschreibt Konflikte und liefert Erklärungsansätze: Warum ein Individuum „sich wie in einer Zwickmühle fühlt“ und warum es keinen Ausweg weiß. Und wie dennoch, zum Beispiel „von außen“ betrachtet (oder indem der Mensch seinen Standpunkt verändert), eine Lösung möglich ist. Ein Psychologe bringt dieses Wissen mit, beispielsweise in die Klienten zentrierte Gesprächsführung nach Rogers. Er nimmt die Rolle eines externen, professionellen Beraters und Helfers ein: Eine Mutter erkrankt immer dann, wenn ihr Sohn ausziehen wollte. Gleichzeitig hatte sie den Anspruch an sich, sich von ihm zu lösen. Rogers zeigte als Lösung aus dem Dilemma die mögliche innere Weiterentwicklung der Mutter auf: Sie erhalte während der Therapiesitzungen eine schützende Umgebung. Dort könne sie das Erlebte beschreiben. Mit Hilfe des Psychotherapeuten könne sie dann einen Zusammenhang herstellen: zwischen der Erkrankung und dem Dilemma aus ihrer Erfahrung (Angst) und ihrem Selbstbild als Mutter. Letztlicher Schritt sei die innere Angleichung der beiden unterschiedlichen Positionen der Mutter. Damit löst sich das Individuum aus seiner Bedrängnis.
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