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Einsamkeit bezeichnet wörtlich das Alleinstehen einer Person in einem definierten Raum. Als Zustand ist dies bei den meisten Menschen negativ konnotiert und gilt entsprechend nicht als erstrebenswert. Sie wird in in eine tatsächlich feststellbare Einsamkeit und in eine innere Einsamkeit unterteilt. Während die tatsächlich vorhandene Form objektiv messbar ist (jemand ist einsam; der Übergang zur sozialen Isolation ist fließend), ist die empfundene Form von der Person abhängig. Auch ein sozial gut integrierter Mensch mit einem stabilen Freundeskreis kann sich einsam fühlen. Mitunter hängt dies von seinen Ansichten ab, die nicht geteilt werden, stellt ein Symptom einer Depression dar oder kommt anderweitig zustande. Die möglichen Gründe sollen später noch erläutert werden. Der beschriebene Zustand ist also höchst subjektiv und beeinflusst Betroffene in unterschiedlichem Maße. Als vorübergehende Erscheinung ist das Einsamsein nicht weiter gefährlich und als normal zu erachten. Diverse Lebensumstände (Umzug in eine neue Gegend etc.) zwingen Menschen regelmäßig dazu. Gefährlicher für die Psyche und Leistungsfähigkeit eines Menschen ist hingegen eine chronische empfundene Einsamkeit, die das eigene Verhalten und Denken nachhaltig verändert.
Das tatsächliche Einsamsein ergibt sich aus einem Mangel an sozialen Kontakten (und damit verbundenen Möglichkeiten der sozialen Teilhabe). Es gibt Menschen, die diesen Zustand vorziehen (Eremiten) oder ihn zumindest für eine gewisse Zeit lang anstreben. Weiter unten wird hierzu noch erläutert, welche produktiven Möglichkeiten dieses Gefühl bietet. Eine Isolation oder Teilisolation eines Menschen aus einem sozialen Umfeld führt also dazu. Es spielt keine Rolle, was die weiteren Gründe für die Isolation sind. So kann es krankheitsbedingt, aufgrund von Armut oder aufgrund sonstiger Gründe zur Vereinsamung einer Person kommen. Die innere Einsamkeit hingegen ist eine Empfindung, die bereits Einfluss auf den Betroffenen hat. Aus einer tatsächlichen Isolation heraus entwickelte sich eine Gemütsveränderung: Auch eine Veränderung der eigenen Position im sozialen Raum (hin zu mehr Kontakt oder einem gewöhnlichen Maß an Kontakt mit Mitmenschen) ändern nichts an der Empfindung. Die Kommunikation und das eigene Denken werden selbstbezogener und die betroffenen Personen gehen entsprechend weniger auf andere ein. Der Einsame empfindet seinen Zustand als wenig veränderlich, weil er sein Einsamsein nicht von Menschen abhängig macht, sondern eher davon, wie gut er vermeintlich zur Gesellschaft passt (oder sie zu ihm). Desto eigener ein Mensch ist, desto eher kann es entsprechend zu dieser Form des Einsamseins kommen. Es können auch Depression zu dieser inneren Form der Vereinsamung führen. Nicht selten neigen depressive Menschen dazu, sich selbst zu isolieren und sozialen Kontakten ihren Wert abzusprechen. Die Frage "Was ist Einsamkeit?" leidet entsprechend unter diesen beiden Definitionsansätzen. So ist die objektive Einsamkeit eher ein Problem einer sozialen Teilhabe und ergibt sich oft aus schwierigen Lebensumständen. Die empfundene Form kann hingegen viele verschiedene Gründe haben und muss entsprechend - so sie denn überwunden werden soll - erst analysiert werden. Die Psychologie und das Coaching haben hier Mittel und Wege, die sich damit befassen, die Einsamkeit zu überwinden. Je nachdem, welche Form vorliegt, müssen unterschiedliche Ansätze gewählt werden.
Es gab in vergangenen Zeiten kaum Gesellschaften, in denen nicht jeder Einzelne irgendwie eingebunden wurde. Die Menschen hatten mehr Aufgaben, die dem Kollektiv dienten als es heute der Fall ist. Entsprechend macht die Entwicklung einer um sich greifenden Individualisierung das Vereinsamen leichter. Schließlich bedeutet mehr individuelle Freiheit auch, dass die Selbstverständlichkeit, in eine Gesellschaft eingebunden zu sein, ein Stück weit verloren geht. Dies ist in unterschiedlichen Kreisen und Ländern unterschiedlich ausgeprägt, betrifft aber vor allem Industriestaaten und urbane Regionen.
Einsamkeit kennt Phasen.
Allein zu sein hat nicht nur negative Aspekte. Es ist unbestritten, dass das soziale Umfeld das Denken und Handeln eines Menschen formt. Aufgrund von Empathie (und dem Wunsch nach Konfliktlosigkeit, der vielen Menschen zu eigen ist), wird das Handeln und Denken des Einzelnen oftmals einer Erwartungshaltung untergeordnet. Während dies im sozialen Miteinander wichtig ist, da sich eine Gesellschaft auf einen Konsens geeinigt hat, ist dies wiederum lähmend für kreative Prozesse und die Selbstreflektion. Nicht ohne Grund sind gerade künstlerisch veranlagte Menschen und solche, die vor allem durch geistiges Schaffen glänzen, daran interessiert, gelegentlich einsam zu sein. Sie können sich dann ganz mit sich selbst und ihren Gedanken befassen und Wege gehen, die ihnen aufgrund der Impulse aus ihrem Umfeld sonst verwährt wären. Gleiches gilt auch für einige Art des Sports oder der Meditation. So kann einsam durchlebter Sport etwa die Selbstwahrnehmung schärfen. Ein Mensch kann mit sich selbst eins sein und einer Aufgabe nachgehen. Dabei kann er sich persönlich weiter entwickeln. Damit diese positiven Aspekte der Einsamkeit auch wirklich zutage treten können, ist es wichtig, dass der Umgang mit der Einsamkeit aus einem freien Willen heraus geschieht. Man muss also vorübergehend allein sein wollen, um in dieser Zeit seinen Aufgaben nachgehen zu können. Ist der Zustand hingegen erzwungen, tritt eher das daraus resultierende Leide zutage. Die Einsamkeit ist also eine wichtige und aktivierbare Ressource, wenn es um persönliche Entwicklung geht und sollte entsprechend auch so behandelt werden. Nicht zuletzt ist sie auch ein Raum zur Erholung. Unabhängig davon, wie erfüllend das eigene Sozial- oder Familienleben sein können, kann eine Auszeit von selbigen sehr wertvoll sein. Dies hat sehr viel damit zu tun, wie weit jemand dazu in der Lage ist, sich selbst entsprechende Freiräume zu schaffen.
Eine faktische Einsamkeit lässt sich durchaus leicht überwinden: Betroffene müssen es lediglich schaffen, unter Leute zu kommen und auch mal Lust auf neue Kontakte verspüren. Was so einfach klingt, ist für Menschen allerdings unterschiedlich herausfordernd. Der Umgang mit der Einsamkeit fällt daher unterschiedlich aus: So kann ein Überwinden derselben bedeuten, mit ihr zurechtzukommen oder eben den Zustand zu ändern. Was von beidem zu favorisieren ist, hängt sehr von der einzelnen Person ab. Beim gefühlten Alleinsein ist die Sache komplizierter, da das Umfeld offensichtlich nicht genügt, um sich zugehörig zu fühlen. Manchmal hilft es hier, sich auf die eigenen Interessen zu fokussieren und den Austausch mit Gleichgesinnten zu suchen. Dies gibt zumindest das Gefühl, verstanden und akzeptiert zu werden, zurück. Jedoch ist dies nicht genügend, wenn die empfundene Einsamkeit bereits mit einem selbstisolierenden Verhalten einhergeht. In solchen Fällen ist eine Therapie hilfreicher, um die Ursachen der sozialen Isolation und Verhaltensänderung zu ergründen. Es ist unwahrscheinlich, dass ein innerlich vereinsamter Mensch von selbst aus dieser Lage herausfindet, insofern der Zustand schon lange anhält.
In diesem Zusammenhang macht es Sinn, die verschiedenen Aspekte des Einsamen zu betrachten. Ohne Frage ist die chronifizierte Einsamkeit ein großes und behandlungsbedürftiges Problem. Es stellt sich die Frage, inwieweit bereits ein diagnostizierbares, psychisches Leiden vorliegt. Coaching kann eher an den Ursachen ansetzen. So kann etwa die soziale Isolation eines Menschen auch daher rühren, dass dieser zu schüchtern ist oder etwa sozial auffällig agiert. Es gibt hier immer die beiden Optionen, dies zu akzeptieren oder eben ein geändertes Verhalten anzustreben. Entsprechend können Bewusstseinsübungen und Rollenspiele eine gute Hilfe sein. Es geht hier darum, dass - insofern die Einsamkeit wirklich überwunden werden soll - ein Weg gefunden wird, der realisierbar ist. Nicht alle Menschen sind dazu geboren, einen weiten Freundeskreis zu haben und überall sofort Kontakte zu knüpfen. Es ist mitunter hier schon genügend, überhaupt ein paar regelmäßige Kontakte zu haben und ab und an unter Leute zu gehen. In welchem Maß Kontakte angestrebt werden, ist dabei sehr unterschiedlich. Da das Einsamsein so subjektiv ist, müssen also zwischen Coach und Coachee Ziele definiert werden. Dahingehend unterscheidet sich nichts von einer klassischen Psychotherapie, wenngleich die Methoden meist andere sind. Während die Methoden, die tatsächliche Einsamkeit zu überwinden, vor allem darin bestehen, Strategien zu erarbeiten, die das Knüpfen und Halten von Kontakten erleichtern sollen, stellt die innere Einsamkeit das Coaching vor ganz andere Herausforderungen. So hat die subjektiv empfundene Einsamkeit in den meisten Fällen bereits dazu geführt, dass die betroffene Person ihr Verhalten geändert hat. Dies kann dazu führen, dass das Alleinsein als logische Konsequenz ("Mich versteht ja ohnehin keiner.") verstanden wird. Oder aber die Person ist sich darüber bewusst, dass sie gar nicht einsam sein sollte, fühlt sich aber dennoch so. Dann liegt das Problem zumeist darin, dass das Sozialleben trotz einer ausreichenden Dichte nicht erfüllend ist. Auch hier müssen dann Ziele definiert werden. Coaching, das auf das Sozialleben des Coachees Einfluss nehmen kann, muss sich auch hier damit beschäftigen, was erreichbar ist. Es kann zum Beispiel nötig sein, mit dem Coachee zu erörtern, was er an anderen Menschen schätzt und was er in seinem eigenen Leben vermisst. Entsprechend sind manchmal neue Impulse und das Aufgeben aller Gewohnheiten nötig. Nicht zu unterschätzen ist auch der Wert des Sprechens über die Einsamkeit an sich. Dadurch, dass der Einsame jemanden an die Seite gestellt bekommt, der mit ihm der Art der Einsamkeit auf den Grund geht, stellen sich fast zwangsläufig ein paar Erkenntnisse ein. Eigene Wünsche werden klarer und vermeintlich Überflüssiges kann besser erkannt werden.
"Was tun bei Einsamkeit?", fragten sich gewiss so viele Menschen schon. Goethe schrieb den Werther und der Werther ist einsam. Nicht nur aufgrund von Lotte, sondern auch weil sein empfindsames Ich der Gesellschaft nicht zu genügen scheint. Freud führte auf das Unglückliche und Einsame die Fähigkeit zum Phantasieren zurück. Und Leo Tolstoi war der Meinung, dass der Einsamste Gott am besten würde hören können. Die Liste ließe sich fortsetzen, aber festzuhalten ist, dass der Einsame in Philosophie und Kunst selten ein Verdammter ist. Er hat viel mehr die Möglichkeiten, die Welt ungetrübter zu erfahren und kann selber Kraft seines Körpers und Verstandes tätig sein. Aber den meisten historischen und fiktiven Gestalten ist dann doch gemeinsam, dass sie nicht für immer einsam waren: Entweder begaben sie sich bewusst in diesen Zustand, um einer Aufgabe nachzugehen, oder sie vereinsamten nach und nach. Letzteres ist ein Schicksal, dass dem Menschen möglichst erspart bleiben sollte. Die Frage ist also keineswegs, wie das Einsame komplett aus dem Leben verbannt werden kann, sondern wie jeder Einzelne es schaffen kann, die gelegentliche Einsamkeit in etwas Positives zu verwandeln. Es geht darum, wie jeder Einzelne sie gelegentlich zu akzeptieren lernt und trotzdem nicht dem Gedanken anheimfällt, er müsse nun für immer isoliert sein und die Gesellschaft wolle ihn nicht. Es geht wieder um die bereits beschriebene, kontrollierte Form des Alleinseins. Es geht um das Alleinseinwollen, um sich einer Aufgabe zu widmen. Hierfür ist es aber nötig, dass dem eigenen Körper und Geist genug Raum gegeben werden, um sich ohne Störfaktoren einfach mal frei entfalten zu können. Innere Blockadehaltungen, erlernte Muster und so weiter, sind hier hinderlich und müssen eventuell auch in Angriff genommen werden. Gleichzeitig darf das Gefühl des völligen Alleinseins keine Oberhand gewinnen. Ein Mensch kann sich ein Sozialleben aufbauen, dessen er sich auch ohne Anwesenheit der Personen sicher fühlen sollte. Es geht also darum, die Fähigkeiten zum Aufbau sozialer Kontakte zu fördern und auch den Umgang mit dem Alleinsein zu verbessern. Dabei steht die Selbstwahrnehmung im Mittelpunkt.
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