Coaching Welt → Wissen → Lexikon → Eskalationsstufen
Auseinandersetzungen können zwischen Menschen, Gruppen oder größer zusammengefassten sozialen und politischen Räumen wie zum Beispiel zwischen gesellschaftlichen Gruppen und Staaten entstehen. Der Begriff Konflikt ist also ein sehr umfassender und tangiert nahezu alle sozialen und gesellschaftlichen Bereiche. Im Grunde sind Meinungsverschiedenheiten, verschiedene Haltungen und Sympathien sowie Antipathien normal und treten häufig beim Zusammenleben von Menschen auf. Schwierig wird es erst bei einer Eskalation. Um diese zu vermeiden, beziehungsweise gegebenenfalls rechtzeitig zu deeskalieren, gibt es verschiedene Ansätze, beispielsweise aus dem Bereich Konfliktmanagement. Unter anderen aus Fachrichtungen wie der Psychologie, den angewandten sowie theoretischen Sozialwissenschaften, den Kommunikationswissenschaften oder der Philosophie entstanden Modelle zur Analyse und Ablauf einer Konflikteskalation. Mithilfe der Durchleuchtung von Auseinandersetzungen und ihrer Aufteilung auf mehrere Ebenen konnten zum einen verschiedene Handlungsmuster (variierend nach Stufe) erkennbar gemacht und zum anderen Lösungsansätze erarbeitet, beziehungsweise Konsequenzen der jeweiligen Eskalationsstufen dargestellt werden.
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Aus diesem Phänomen heraus entwickelte sich das Konfliktmanagement. Dieser wurde als Arbeitsbereich zentral, da als eine Ursache für das (auch teilweise) Scheitern von Projekten oft Krisen zwischen den am Projekt beteiligten Personen identifiziert werden konnten. Dadurch wurde der Umgang mit solchen Krisen für ein erfolgreiches Projektmanagement zentral. Hierfür ist eine grundsätzliche Unterscheidung notwendig zwischen den Problemen, die an dem Projekt selbst liegen und den Problemen die aufgrund von Meinungsverschiedenheiten der Beteiligten entstehen.
Alle Menschen haben Auseinandersetzungen im Leben, die es zu lösen gilt. Manchmal werden sie allerdings zu einem Problem, weil sie sich verhärten oder als nicht mehr aufzulösen gelten. Man spricht in diesem Fall von einer Eskalation. Wesentlich in der beratenden oder therapeutischen Arbeit mit Menschen ist die Auseinandersetzung mit den persönlichen Konflikten des oder der Einzelnen. Für Psychologen, Sozialarbeiter und Coaches ist eine tiefgreifende Kenntnis über die mögliche Beschaffenheit von Eskalationen ein wichtiges Element ihrer Arbeit und Grundlage für das Erarbeiten von dementsprechenden Lösungsstrategien. Ein bekanntes sogenanntes Ebenenmodell zur Konflikteskalation stammt von dem Psychologen Friedrich Glasl. Es bezeichnet neun Eskalationsstufen eines Konflikts. Es wird auch Phasenmodell des Konfliktes genannt und beschreibt die Eskalationsstufen zusammengefasst in drei Hauptphasen. Durch die Analyse wird auch die Lösung des Konfliktes und der Schwierigkeitsgrad der Lösung deutlich und je nach Fortschreiten der Eskalation möglich oder unmöglich. Anders gesagt, manche Auseinandersetzungen haben geringere Konsequenzen als andere.
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Nach Glasl gibt es neun unterschiedliche Eskalationsstufen einer Auseinandersetzung und je nach Stufe ist es von Bedeutung den Konflikt dort aufzulösen, wo er noch nicht als so verhärtet gilt beziehungsweise es gar nicht so weit kommen zu lassen und vorher einzulenken. Interesse weckte dieses 1980 entwickelte Modell durch die nicht geradlinige Steigung der Eskalation. Es handelt sich um ein Stufenmodell, wobei die einzelnen Stufen mit einer immer geringeren Möglichkeit zur Selbstbeherrschung einhergehen. Eine Unterteilung in drei Hauptphasen findet statt. Diese lassen unterschiedliche Lösungen und Möglichkeiten zur Schadensbegrenzung zu. Jede Phase beinhaltet drei Eskalationsstufen. In der ersten Abstufung können die Konfliktparteien das Problem noch auf einer sachlichen Ebene lösen. Da dadurch beide Parteien gewinnen können, ergibt sich die Aussicht auf eine Win-Win Situation. Dies ist in der zweiten Abstufung nicht mehr möglich und eine Partei verliert beziehungsweise zieht den Kürzeren. Die sachliche Ebene kann in diesem Stadium nicht mehr erreicht werden. Allerdings besteht noch ein gewisser Grad an Selbstbeherrschung. Dieser lässt moralische Instanzen noch bewahrt. Dies bedeutet, dass die Auseinandersetzung noch menschlich fair bearbeitet werden kann. Noch kann es sein, dass einer der Kontrahenten nachgibt. Dadurch ergibt sich ein möglicher Win-Lose Ausgang. In der dritten Phase liegt eine nur noch sehr eingeschränkte Möglichkeit zur Selbstbeherrschung vor und diese Phase ist meist durch schwere Verwerfungen und Verletzungen gekennzeichnet. Diese Gräben können in diesem Stadium oft nicht mehr geschlossen werden und so verlieren beide Konfliktparteien. Diese Situation kennt nur noch Verlierer also liegt eine Lose-Lose Situation vor. Die neun Stufen im Einzelnen bezeichnen den fließenden Übergang der drei Hauptabstufungen.
In den beratenden Berufen ist es grundsätzlich wichtig die Struktur von Auseinandersetzungen zu kennen, Lösungsstrategien zu entwickeln und diese dann sinnvoll anzuwenden. Von größter Relevanz ist es jedoch bei der Betreuung von Parteien die eine verhärtete Konfliktebene aufweisen, diese beiden deutlich zu machen und adäquat darauf zu reagieren. Dies kann beispielsweise in der Paar- oder Familientherapie der Fall sein. Eine gemeinsame Betreuung der Beteiligten wäre hier von Vorteil, weil dann unter Anwesenheit der Partner das Problem dekonstruiert werden kann. Was bereits gesagt oder getan wurde, findet unter fachlicher Anleitung gemeinsames Gehör. Im besten Fall nimmt ein gegenseitiges Verständnis einen wieder größeren Platz in der Beziehung ein, eine auf gegenseitiger Empathie begründete Begegnung findet statt und das Problem kann behoben werden. Falls dieses nicht mehr möglich ist, ist zumindest eine Begrenzung des Schadens zu fokussieren. Es kann immer dazu beigetragen werden, nicht noch eine weitere der Eskalationsstufen zu erreichen und sich auf diese Weise immer weiter von einer zufriedenstellenden Lösung zu entfernen beziehungsweise die Konsequenzen für die Konfliktparteien zu vergrößern. Ein anderer, erwähnenswerter Fall ist eine Krise oder starke, konfliktbehaftete Probleme innerhalb eines Menschen selbst. Auch dort findet – in manchen Fällen sogar extrem – eine auf Stufen aufbauende Auseinandersetzung statt. Dies geschieht nur mit dem Unterschied, dass diese innerhalb einer Person zu Tage tritt anstatt zwischen mehreren Akteuren. Diese Krisen innerhalb eines Selbst sind sehr schwierig zu durchleuchten. Mit sich selbst im Streit zu liegen kann, wenn es chronisch wird, zu starken Orientierungsproblemen im Leben führen oder andere Krankheitsbilder zur Folge haben wie beispielsweise Depressionen. Für die Person in der beratenden Funktion ist eine Kenntnis über den Ablauf von Eskalationen in jedem Fall wichtig. Auch eine Reflektion des eigenen Verhaltens ist hilfreich, um den Klienten auf einer Ebene zu begegnen und so wirklich zur Lösung des Problems beizutragen. Auf jeden Fall soll auch erwähnt werden das solche Krisen für Menschen auch notwendig sind, um aus ihnen zu lernen und zu persönlich zu wachsen. Vor allem um sich selbst und die eigenen wunden Punkte oder Widerstände kennen zu lernen ist es notwendig seinen eigenen Standpunkt zu und gegebenenfalls Ursachen für das eigene Verhalten zu erkennen. Es kommt allerdings immer darauf an, diese zwischenmenschlichen Probleme ab einem gewissen Punkt zu entschärfen. In Beziehungen gelten bearbeitete Konfliktmomente als wichtige Chance für Wachstum und ein ganzheitlicheres Bild des Gegenübers. Zentral könnte sein, den negativen Blick auf den Anderen nicht weiter zu verfestigen, sondern sich auf Mitgefühl und Deeskalation zu berufen. So entsteht eine Chance, Beziehungen nachhaltig zu gestalten. Dadurch können die Parteien aus positiven Konfliktlösungen ein positiveres Selbstbild erhalten und voneinander lernen. Oft sind gemeinsam erlebte und überstandene Krisen ein Baustein für eine noch innigere und gefestigtere Beziehung.
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