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Immer wieder ist von Interventionen die Rede, in der Politik, in der Medizin, in vielen Bereichen. Auch im Coaching werden Interventionen eingesetzt, um die Klienten bei ihrem Veränderungswunsch zu unterstützen. Doch was genau ist eine Intervention im Coaching?
Inhaltsverzeichnis
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Der Begriff „Intervention“ stammt vom lateinischen Wort „intervenire“ ab, was „sich einschalten, dazwischentreten“ bedeutet. Bei einer Intervention handelt es sich um ein geplantes und gezieltes Eingreifen, um Störungen bzw. Probleme zu beheben oder ihnen vorzubeugen. Interventionen werden in nahezu jeder Fachrichtung durchgeführt, etwa in der Medizin, Therapie, Sozialarbeit, Pädagogik, Psychologie, Psychotherapie, Coaching und vielen mehr. Wie genau dieses Eingreifen oder diese Maßnahme aussieht, hängt dabei von der jeweiligen Fachdisziplin ab. Im allgemeinen Sprachgebrauch der Psychologie wird darunter eine gezielte Maßnahme verstanden, um den Klienten zu unterstützen. Interventionen dienen dazu, den Beratungs- oder Therapieprozess voranzubringen. Hierbei unterscheidet man präventive Interventionen, um Probleme gar nicht erst entstehen zu lassen (z.B. Stress- und Selbstmanagement, Entspannungsverfahren, Kommunikationstraining uvm.), therapeutische Interventionen, um Störungen zu beheben (z.B. Therapie von Ängsten, Sucht etc.) und Interventionen im Rahmen von Rehabilitation (Bewältigung der Folgen von Krankheit und Unfällen, Planung und Begleitung von Nachsorge etc.). Dabei fungiert meist der Therapeut als verantwortliche Person und führt die Interventionen durch bzw. leitet entsprechende Maßnahmen an.
In Abgrenzung zu Beratung oder Therapie steht im Coaching die Eigenverantwortung des Klienten noch stärker im Vordergrund. Interventionen im Coaching zielen darauf ab, den Klienten bei der Erreichung seines selbst gewählten Ziels das passende Werkzeug an die Hand zu geben oder ihn in einer bestimmten Lebensphase zu unterstützen. Sie dienen beispielsweise dazu, die Handlungsfähigkeit des Klienten zu fördern, Überzeugungen zu hinterfragen, Strategien zu entwickeln und neue Wahlmöglichkeiten im Denken, Handeln und Fühlen zu erschließen. Nicht zuletzt werden sie eingesetzt, um eine tragfähige Beziehung zwischen Coach und Klienten herzustellen. Dabei agieren Coach und Klient auf Augenhöhe: die Coaches sind zwar für die Gestaltung des Coaching-Prozesses verantwortlich, doch die Klienten für die Umsetzung der Erkenntnisse, die sie aus den Coaching-Prozessen gewonnen haben. Welche Interventionen ein Coach einsetzt, hängt darüber hinaus von seiner Ausbildung und seiner Erfahrung ab, also von seiner Fachkompetenz, Methodenkompetenz und letztlich seiner Handlungskompetenz.
Wenn Klienten sich an einen Coach wenden, haben sie ein Anliegen, das sie bearbeiten wollen. Meist ist dies auch mit einem gewissen Leidensdruck verbunden. Es gilt also, sowohl den Ist-Zustand, als auch den gewünschten Ziel-Zustand zu definieren und die Unterschiede zwischen den beiden Zuständen herauszufinden. Eine Intervention wird auf jeden Fall Veränderungen beim Klienten hervorrufen. Manche Veränderungen lassen sich äußerlich wahrnehmen (z.B. an einem veränderten Verhalten, andere Mimik, Körperhaltung etc.), andere vollziehen sich im Inneren (durch neue Sichtweisen, Auflösung von Denkblockaden oder Glaubenssätzen). Dies hängt auch vom Thema ab, das bearbeitet wird.
Zunächst einmal sollte die gewählte Intervention zum Klienten und seiner aktuellen Situation bzw. seinem angestrebten Ziel passen. Die Begleitung eines Menschen, der sich in einer Midlife-Crisis befindet und sein Leben komplett neu ausrichten möchte, erfordert ein anderes Vorgehen als z.B. das Coaching einer jungen Führungskraft, die optimale Strategien zur persönlichen Zielerreichung finden möchte. Es gibt also nicht die EINE Intervention für jedes Thema und jeden Klienten. Weiterhin sollte im Coaching-Prozess auch regelmäßig reflektiert werden, inwieweit die eingesetzten Methoden dem Erreichen des Ziels förderlich sind und wie der Klient in seiner Entwicklung vorankommt. Dies fordert einerseits, mit dem Klienten in gutem Dialog zu sein, zum anderen auch die Beobachtungsfähigkeit des Coaches. Auch anhand der Mimik und Körpersprache des Klienten kann ein Coach erkennen, ob durch seine Intervention eine Veränderung stattfindet.
Die Anzahl von Interventionen im Coaching ist nahezu unbegrenzt, je nachdem, wie weit der Begriff „Intervention“ gefasst wird. Schon die Gestaltung der Coaching-Beziehung wird von manchen Coaches als Intervention gewertet, für andere starten Interventionen erst nach erfolgter ausführlicher Auftragsklärung. Der Einsatz von passenden Fragetechniken kann schon eine erste Intervention darstellen, ebenfalls die verwendeten Sprachmuster oder angebotene Reframings. Weitere Techniken umfassen konkret ablaufende Coaching-Formate mit klaren Zwischenschritten, um das anfangs definierte Coaching-Ziel zu erreichen.
Damit Coaching gelingen kann, ist eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Coach und Klienten erforderlich. Sollte dies nicht von Anfang an gegeben sein, kann ein Coach zum Beispiel als Intervention den gezielten Aufbau von Rapport (durch Pacing von Körpersprache, Sprachmustern etc.) einsetzen.
Der gezielte Einsatz von Sprache kann ebenfalls bereits eine Intervention darstellen. So kann beispielsweise durch entsprechend präzisierende Fragetechniken das Gespräch strukturiert werden und ausschweifende Erklärungen eines Klienten eingedämmt werden. Sie können etwa dazu dienen, unklare Ziele und Vorstellungen des Klienten Schritt für Schritt zu konkretisieren. Sprachliche Interventionen können auch darin bestehen, genau das Gegenteil zu tun, nämlich den Klienten zunächst frei erzählen zu lassen (z.B. durch ein Narratives Interview), ohne zu viel nachzufragen. Dadurch wird ein umfassendes Bild der Situation ermöglicht. Die Intervention besteht in dem Fall darin, einen vielleicht zurückhaltenden oder sehr nüchternen Menschen zu ermutigen, auch mal „frei von der Leber weg“ seine Situation zu schildern. Auch Systemische oder Zirkuläre Fragen bergen bereits eine Intervention in sich, weil sie den Klienten dazu bringen, über systemische Zusammenhänge und Auswirkungen des Problems nachzudenken und einen Perspektiven-Wechsel anregen. Eine weitere sprachliche Interventionsmöglichkeit ist im Einsatz von Clean Language zu sehen, bei der die Wahrnehmung des Klienten auf die eigene Erlebniswelt gelenkt wird. Hypnotische Sprachmuster sind ebenfalls eine Möglichkeit, mittels Sprache während eines Coaching-Prozesses zu intervenieren. Durch bewusst unklare Formulierungen können individuelle Ressourcen des Klienten aktiviert werden, weil er seine eigene Interpretationen und Bilder abrufen muss.
Selbstverständlich kommen auch konkrete Coaching-Methoden und Formate als Intervention in Frage. Wenn allgemein von Coaching-Interventionen gesprochen wird, sind häufig diese Vorgehensweisen gemeint. In der Praxis werden sie mit den genannten sprachlichen und beziehungsfördernden Methoden kombiniert. Für eine bessere Übersicht werden sie hier separat genannt.
Die Frage lässt sich nicht eindeutig beantworten. Jeder Mensch, jeder Klient ist einzigartig, auch wenn viele Coaching-Themen ähnlich scheinen. Inzwischen gibt es eine unüberschaubare Vielfalt von Tools und Methoden, die zum Einsatz kommen können. Welche ein Coach nutzt, hängt auch von seiner bevorzugten Fachrichtung ab. Provokativ arbeitende Coaches nutzen beispielsweise andere Möglichkeiten der Intervention als Vertreter der Transaktionsanalyse oder ein hypnosystemischer Coach. Dennoch können alle Interventionsmöglichkeiten die Klienten dabei unterstützen, ihre Ziele zu erreichen. Erfahrene Coaches nutzen darüber hinaus maßgeschneiderte Interventionen für ihre Klienten, meist eine Mischung aus verschiedenen Tools und Formaten. Im Folgenden einige Anregungen. Die Liste ist nicht vollständig, das kann sie bei der Vielfalt von Techniken gar nicht sein.
Um herauszufinden, welche Bereiche des Lebens gerade zu kurz kommen, sind z.B. Interventionen, die eine Visualisierung der aktuellen Themen betreffen, sinnvoll. Dies kann z.B. durch das Rad des Lebens oder das Ikigai-Modell geschehen, bei der zunächst die Zufriedenheit mit einzelnen Lebensbereichen skizziert wird. Darauf aufbauend werden Wünsche und konkrete Ziele formuliert. Die Visualisierung kann bereits zu ersten Erkenntnissen und Entscheidungen führen. Auch die Arbeit mit der eigenen Biografie und Timeline-Elementen kann hier gut genutzt werden.
Bei Konflikten im Beruf oder in der Partnerschaft bieten sich alle Varianten von Positions- oder Perspektivenwechsel an. Hier wird der Konflikt aus der Sicht aller beteiligten Konfliktparteien betrachtet, sowie aus einer neutralen Meta-Perspektive heraus. Darauf aufbauend können passende Lösungs- und Deskalationsstrategien entwickelt werden. Auch systemische Betrachtungsweisen und Interventionen kommen hier zum Tragen.
Auch hier gibt es eine Vielfalt von Interventionsmöglichkeiten im Coaching. Welche gewählt wird, hängt davon ab, was genau den Stress verursacht: Ist es eine Frage der Work-Life-Balance, ist es permanente Überforderung, mangelnde Selbstbestimmung oder drohender Burnout? Hier können Interventionen zum Emotions-oder Selbstmanagement (z.B. durch Anker) zum Einsatz kommen, alle Formen der Ressourcen-Aktivierung, Entspannungsverfahren, Klärung von Werten, Interventionen zur Bearbeitung von Glaubenssätzen und inneren Blockaden. Auch Provokatives Coaching (eine Konfrontation mit Wachstums-Blockaden) kann hier interessante Entwicklungen fördern.
Zwischen den einzelnen Coaching-Sitzungen findet ebenfalls Veränderung statt. Zur Unterstützung können Coaches beispielsweise Aufgaben erteilen, welche die Entwicklung des Klienten fördern sollen. Dazu zählt z.B. das Schreiben eines Coaching-oder Erfolgstagebuchs oder das abendliche Notieren persönlicher Highlights des vergangenen Tages. Dies kann beispielsweise durch regelmäßige Mails an den Coach erfolgen. Auch die Dokumentation von Reaktionen anderer Menschen auf die eigene Veränderung ist eine Möglichkeit. Zu den klassischen Interventionen, die gern als Hausaufgabe erteilt werden, gehören beispielsweise die Paradoxe Intervention oder Symptomverschreibungen (Aufgaben, die den Klienten auffordern, genau das zu tun, was er loswerden will, als Mittel, genau dies zu überwinden).
Letztlich sind alle Methoden und Tools Anwendungs- Beispiele. Ein gut ausgebildeter Coach, der über einen bunten Methodenkoffer verfügt, wird je nach Anforderung seine Interventionen maßgeschneidert und virtuos einsetzen können. Auch Schulen übergreifend. Wenn Du konkrete Anleitungen suchst, stöbere doch einfach bei unseren Coaching-Methoden und den Coaching-Tools. Hier findest Du bewährte Strategien, die Du sofort einsetzen kannst. Die Seiten werden laufend ergänzt.
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