Coaching Welt → Wissen → Lexikon → Introvertiert
Viele kennen introvertierte Menschen oder haben bestimmte Vorstellungen davon, was introvertiert bedeutet. Sie kennen den Begriff oder eben Menschen, die sie diesem Begriff zuordnen würden. Diese Vorstellungen sind einerseits oftmals falsch, denn es bestehen noch immer viele Missverständnisse bei der Thematik. Dazu zählt insbesondere das Verwechseln dieser Persönlichkeitseigenschaft mit bloßer Schüchternheit. Daraus wiederum ergeben sich eine ganze Reihe von falschen Erwartungen und Vorstellungen. Andererseits gewinnt diese Thematik jedoch auch zunehmend an Raum. Diese Missverständnisse verlieren also an Boden. Umso mehr, da auch viele Betroffene sich mit dem Thema auseinandersetzen, die sich selbst dadurch besser erkennen und ihr Leben so ihren Bedürfnissen besser anpassen können. Vielleicht wissen Sie schon eine ganze Menge über den Unterschied zwischen extravertiert und introvertiert. Oder aber Sie sind neugierig auf das Thema. Hier können Sie nun ein umfassendes Bild davon bekommen, was es mit dem Introvertiert-Sein auf sich hat.
Inhaltsverzeichnis
Häufig werden ruhige, schüchterne, zurückhaltende und wortkarge Menschen als introvertiert bezeichnet. Das ist zum Teil richtig und zum Teil falsch. Diese Eigenschaften können zwar damit verbunden sein und tatsächlich sind sie das auch häufig, jedoch sind sie nicht das, worum es eigentlich geht. In sich gekehrt zu sein bedeutet, dass ein Mensch viel mit seinen eigenen Gedanken und Empfindungen beschäftigt ist. Und zwar einfach, weil er so gestrickt ist. Die innere Welt nimmt ganz natürlich einen großen Raum ein. Häufig geht damit auch eine große Sensibilität bis hin zu Hochsensibilität einher. Das ist jedoch nicht notwendig miteinander verknüpft.
Eine exakte und klare Definition ist schwierig. Der Begriff selbst gewann in der Psychologie vor allem durch C. G. Jung an Bedeutung. Grundsätzlich und allgemeingültig bildet Introversion zusammen mit seinem Gegenstück, der Extraversion, die zwei Pole einer Persönlichkeitseigenschaft. Sie bezeichnen einen nach innen gerichteten Fokus oder einen nach außen gerichteten Fokus. Diese entsprechende Persönlichkeitseigenschaft bezieht sich auf den kognitiven Umgang eines Individuums mit der Umwelt. Also auch darauf, wie die Reize der Umwelt verarbeitet werden, auf die grundsätzliche Fokussierung. Sie beschreibt die grundlegende Art und Weise, wie ein Mensch seine Umwelt erfährt und wie er schließlich mit ihr umgeht. Der „introvertiert-Pol“ beschreibt, genauso wie auch der „extravertiert-Pol“, ein Extrem dieses Umgangs. Die allermeisten Menschen befinden sich zwischen diesen beiden Polen. Introvertierte Persönlichkeiten tendieren mehr zu dem entsprechenden Pol, ihr Fokus ist vermehrt nach innen gerichtet. Es gibt verschiedene Schätzungen dazu, wie groß ihr Anteil an der Bevölkerung ist. Die Zahlen reichen von 10 über 20 und bis hin zu tendenziell 50 Prozent. Der Grund dafür ist, dass erstens der Unterschied zwischen diesen Polen ein gradueller ist und zweitens, dass dieser Unterschied zudem ein ambivalenter ist. Das bedeutet, jeder Mensch trägt sowohl introvertierte als auch extravertierte Tendenzen in sich, die individuell in verschiedenen Kontexten und Situationen zur Geltung kommen können. Es gibt keine oder zumindest kaum Menschen, die absolut das eine oder das andere sind. Trotzdem kann die Tendenz eines Menschen ganz gut eingeteilt werden, was zudem durchaus auch relevant in vielerlei Hinsicht sein kann.
Für ein genaueres Verständnis und auch, um wirklich sinnvoll zwischen den beiden Polen unterscheiden zu können, müssen die relevanten Punkte betrachtet werden. Das wichtigste Merkmal zur Einteilung ist die Frage, woraus ein Mensch seine Energie bezieht. Oder besser gesagt, wie die Interaktion mit anderen Menschen und wie das Alleinsein auf die Psyche und eben auf die Energie eines Individuums wirkt. Introvertierte Personen beziehen ihre Energie aus dem Alleinsein. Sie brauchen Zeit für sich, um ihre Batterien aufzuladen. Das ist kein bewusster oder willentlicher Akt, sondern geschieht einfach. Und auch bedarf es dafür keiner speziellen Tätigkeit. Wichtig ist dafür nur das Fehlen oder zumindest stark reduzierte Interagieren mit Anderen. Denn die Interaktion mit anderen Menschen erschöpft sie. Das bedeutet nicht, dass sie keine sozialen Bedürfnisse haben würden und auch nicht, dass sie das Zusammensein mit anderen Menschen nicht genießen würden. Sie sind sogar gesellig – nur eben auf eine etwas andere Art und Weise. Es ist schlicht so, dass Gesellschaft tendenziell Energie aufbraucht, ohne welche zu liefern. Dabei kommt es auch durchaus auf die Größe der Gesellschaft an. Häufig strengen mehr Menschen auch mehr an, sodass eher kleine Runden bzw. Tätigkeiten zu zweit denen in großen Gruppen bevorzugt werden. Bei extravertierten Menschen hingegen ist es umgekehrt. Die extravertierte Definition ist, dass extravertierte Menschen Energie aus der Interaktion mit anderen Menschen beziehen. Sie brauchen diese Energie für das Alleinsein, das ihre Energie eher aufbraucht. Dementsprechend neigen sie auch mehr dazu, oft und viel mit vielen Menschen zu unternehmen und fühlen sich auch in großen Gruppen wohl. Dieser Unterschied bei der Energiegewinnung ist ebenfalls ein tendenzieller, ambivalenter und graduell unterschiedlicher. Es hängt immer von dem speziellen Individuum ab. Dennoch ist es so, dass er am besten zur Erklärung und Einteilung geeignet ist. Bei Menschen, die stark zu einem der beiden Pole tendieren, ist die spezifische Art der Energiegewinnung entsprechend ausgeprägt. Manche sehr introvertierte Personen können bereits nach einigen Stunden Gesellschaft erschöpft sein und sich nach Ruhe sehnen. Andere wiederum können einen ganzen Tag ohne Erschöpfung genießen, wobei es auch immer auf die Tätigkeit und den Kontext ankommt. Und, wie bereits erwähnt, auf die Menge der beteiligten Menschen.
Wichtig ist diese Unterscheidung einfach für den guten Umgang miteinander. Die anfangs erwähnten Missverständnisse über introvertierte Personen etwa führen häufig zu Unstimmigkeiten auf beiden Seiten. Oft wird ihnen Desinteresse vorgeworfen oder mangelnde Freude und Begeisterung für das gemeinsame Erlebnis, weil sie eher passiv agieren. Das liegt im Grunde daran, dass eben von vielen die in sich gekehrte Natur nicht verstanden wird. Stadtessen wird sie einfach mit etwas, das bekannter und leichter zu verstehen ist, gleichgesetzt: mit der Schüchternheit. Das verfehlt allerdings völlig den Punkt mit der Energiegewinnung und auch mit dem Fokus auf das Innere und bietet somit viel Potential für Missverständnisse und unnötige Konflikte. Allerdings kommt erschwerend hinzu, dass in sich gekehrte Menschen durchaus auch schüchtern sein können. Die genaue Differenzierung kann dabei tatsächlich schwierig werden. Allerdings gilt immer die Energiegewinnung als zentrales Merkmal sowie das Ausmaß, die das Innenleben eines Menschen einnimmt. Also, wie viel Zeit er diesem widmet und inwiefern er dieses Widmen auch einfach für sein Gleichgewicht braucht.
Es mag ein wenig seltsam anmuten, von Vor- und Nachteilen einer Persönlichkeitseigenschaft zu sprechen. Das kann allerdings dabei helfen, die Stärken und Schwächen genauer zu bestimmen. Diese sind aber natürlich stets individuell unterschiedlich und Folgendes benennt nur Tendenzen. Die Vorteile bzw. Stärken
Die Nachteile bzw. Schwächen Für die Betroffenen ist es mitunter sinnvoll, von Nachteilen zu sprechen. Denn weite Teile der Gesellschaft, der Arbeitswelt und der Öffentlichkeit sind eher weniger auf introvertierte Personen ausgelegt. Angesichts der Bedeutung von z. B. sozialen Netzwerken auch im Beruf, wozu zahlreiche After-Work-Veranstaltungen gehören oder Großraumbüros, kann die eigene Introversion das Leben durchaus erschweren. Außerdem fordert der Beruf oft extravertierte Eigenschaften und insbesondere die Partnersuche ist für viele mit großen Schwierigkeiten verbunden. Manche der Schwächen ergeben sich zudem auch direkt aus den zuvor genannten Stärken, dass dies auch immer kontextabhängig ist:
Das wichtigste ist: Akzeptieren Sie einfach ihre etwas spezielle Natur und lassen Sie ihnen ihre benötigten Rückzugsräume. Verstehen Sie eine Absage zu einer großen Party nicht als Affront oder lassen Sie sich nicht davon entmutigen, wenn Ihr Freund in Gruppen manchmal gedankenverloren scheint. Das alles entspringt nicht aus Ablehnung oder Desinteresse. Und missverstehen sie die Zurückhaltung nicht als Arroganz. Denn sie ist tatsächlich einfach nur das: Zurückhaltung. Gerade Menschen, die sehr extravertiert sind, messen oft nur mit ihren Maßstäben. Das ist durchaus auch erst einmal verständlich, da es viele Extravertierte gibt und da diese die Art und Weise der sozialen Interaktion auch zu einem großen Teil bestimmen. Zurückhaltung und Nachdenklichkeit wird dann oft als Arroganz und Desinteresse interpretiert, einfach weil derselbe Hang nach außen hin, also das Extravertierte, auch auf Introvertierte bezogen wird. Dabei sind sie eben einfach ein wenig anders. Sie sind nicht einfach gehemmte Extravertierte. Sie würden nicht eigentlich lieber auf einer großen Party sein, als mit wenigen guten Freunden Gespräche zu führen. Versuchen Sie also nicht, sie zu ihrem vermeintlichen Glück zu zwingen. Darüber hinaus sind wirklich spezifische Tipps für Extravertierte zum Umgang mit in sich gekehrten Personen schwierig zu geben, da es eben doch immer auch auf den individuellen Menschen ankommt. Tendenziell kommunizieren in sich gekehrte Menschen gerne schriftlich. Smalltalk über Wetter und das Befinden können Sie sich in der Regel sparen. Überlegen Sie stattdessen, was Sie wirklich interessiert, was Sie gerne von dem anderen Menschen wissen möchten oder was Sie gerne mit ihm besprechen möchten. Es ist tendenziell besser, dies dann auch direkt anzusprechen. Der für viele eher extravertierte Menschen als höflich empfundene Smalltalk als Vorgespräch zu einem Gespräch hin wird von in sich gekehrten Personen sehr oft als unsinnig, unnötig und auch oberflächlich empfunden.
Gerade bei einem Coaching ist es auch immer wichtig, die besonderen Stärken und Schwächen des Einzelnen zu kennen und zu verstehen. Deshalb kann es von großem Vorteil sein, sich mit den grundlegenden Persönlichkeitseigenschaften zu beschäftigen. Bei dem Coaching kann es äußerst relevant sein, ob Sie nun eine in sich gekehrte oder extravertierte Person vor sich haben. Für gewöhnlich werden extravertierte Maßstäbe angesetzt und verwendet. Dabei bringt das Introvertiert-Sein eine ganze Reihe von allgemeinen Stärken und Schwächen mit sich. Um das persönliche Potential eines Menschen auszuschöpfen, muss er schließlich seine natürlichen Veranlagungen weiterentwickeln. Und diese liegen bei einer introvertierten Persönlichkeit nun einmal eher nicht in ausgiebiger Teamarbeit, Kundenkontakt oder der Führung. Natürlich bestätigen Ausnahmen die Regel und es gibt auch erfolgreiche Führungskräfte, die nicht extravertiert sind. Dennoch sind es die meisten und es werden dafür eher extravertierte Eigenschaften gefordert.
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