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Der Begriff Work-Life-Balance stammt aus dem Englischen und beinhaltet die drei Worte Arbeit, Leben und Gleichgewicht. Er steht für den perfekten Einklang des Berufs- und Privatlebens. Dabei steht die Ausgeglichenheit zwischen der zeitlichen Widmung und Anstrengung der ausgeübten Tätigkeit und der gerechten Zuteilung dieser beiden Komponenten zu den anderen Lebensbereichen, wie Familie oder Freizeitbeschäftigungen, im Mittelpunkt.
Inhaltsverzeichnis
Eine gute Work-Life-Balance setzt ein ideales Gleichgewicht zwischen dem Arbeits- und Privatleben der berufstätigen Personen voraus. Dabei wird erwartet, dass den Menschen trotz einer Vollzeitbeschäftigung genügend Freizeit für Familie, Sport oder sonstige Aktivitäten zur Verfügung steht. Dabei entscheiden die Individuen selbst, wofür sie ihre Freizeit nutzen möchten. Die einen investieren ihre Zeit in die Gesundheit, sie gehen zum Sport oder konzentrieren sich auf eine gesunde, ausgewogene Ernährung. Die anderen möchten wiederum jede freie Minute mit ihren Kindern verbringen. Die Freizeit, welche der Mensch für sein privates Leben benötigt, ist somit stark von dessen persönlichen Wünschen und individuellen Bedürfnissen abhängig. Ein gutes Gleichgewicht erfordert somit, dass die berufstätigen Individuen genügend Zeit, Energie und Ressourcen sowohl in das Privat- als auch in das Berufsleben investieren können. Das Ziel eines ausgeglichenen Verhältnisses zwischen Arbeit und Leben besteht darin, dass die Menschen sich in beiden Bereichen weiterentwickeln können. Dabei sollte es nicht passieren, dass entweder die Arbeit oder das Privatleben so viel Zeit und Energie fordert, dass der Betroffene sich nahezu zwischen seiner ausgeübten Tätigkeit oder seiner Freizeit entscheiden muss. In diesem Fall handelt es sich um eine nicht ausgeglichene Work-Life-Balance, welche sowohl für den Betrieb als auch für die einseitig belasteten Personen fatale Folgen haben kann.
In Zukunft werden wir länger arbeiten. Das Rentensystem wird nicht mehr wie bisher funktionieren. Das wertvollste Kapital unseres Landes sind die gebildeten Menschen. Dieses wertvolle Gut gilt es in der Zukunft möglichst lange zu nutzen. Daher erhalten neue Arbeitszeitmodelle einen wichtigen Stellenwert, z.B. Sabbaticals (Auszeiten von in der Regel 3-12 Monaten) oder Teilzeitarbeit. Wir werden dadurch gezwungen, unser Leben nicht auf die Zeit der Rente zu verschieben, sondern Arbeit als einen Bereich anzusehen, der uns unser ganzes Leben lang begleitet. Es wird mehr Menschen geben, die zugunsten einer befriedigenderen Arbeit auf mehr Einkommen verzichten.
Irisches Gedicht
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Lebensrad
Betriebe verfolgen das Ziel der Gewinnmaximierung. Dennoch hat seit Ende der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts in den meisten Organisationen ein Umdenken stattgefunden. Die Führungskräfte hatten nach zahlreichen Ausfällen ihrer Betriebsangehörigen begriffen, dass ihre Angestellten die wertvollste Ressource der Organisation sind. Ohne motivierte, ausgeglichene und fleißige Mitarbeiter kann das Ziel, das eine hohe Gewinnmaximierung verfolgt, nicht erreicht werden. Auch das Aufrechterhalten der komparativen Konkurrenzvorteile funktioniert nicht, wenn die Betriebsangehörigen überfordert sind. Eine Firma kann sich auf dem Markt nur behaupten, wenn sie ihre Kunden langfristig von ihren Produkten oder Dienstleistungen überzeugt. Doch für einen langfristigen Erfolg sind motivierte und ausgeglichene Angestellte unabdingbar. Sind diese überfordert oder unausgeglichen, werden sie krank und fallen schlimmsten Falls über einen längeren Zeitraum hinweg aus. Dies führt wiederum zu Umsatzeinbußen des Unternehmens. Deshalb entwickeln Firmen gezielte Methoden, um ein Gleichgewicht zwischen dem privaten Leben und der Arbeit zu erzielen. Arbeitgeber sind daran interessiert, dass ihre Angestellten sowohl ihren ausgeübten Beruf als auch ihren Freizeitaktivitäten nachgehen können. Deshalb haben viele Betriebe Gleitzeitmodelle entwickelt. Die Mitarbeiter können beispielsweise zwischen 7.00 und 9.00 Uhr morgens am Arbeitsplatz erscheinen. Das flexible Arbeitszeitmodell, in Form von Home Office, erfreut sich einer wachsenden Beliebtheit. Sowohl Mütter als auch Väter können mithilfe der Arbeit von zu Hause aus Familie und Beruf miteinander verbinden. Andere Betriebe wiederum führen Gesundheitsschulungen oder bieten in den Pausen Yogasitzungen, die von professionellen Trainern abgehalten werden, an. Zahlreiche Firmen haben eine Küche einbauen lassen. Die Angestellten sollen so die Möglichkeit haben, sich in der Mittagspause ihr Essen selbst zuzubereiten. Dies ist vor allem für diejenigen, die Wert auf eine gesunde Ernährung legen, von großer Bedeutung. Große Organisationen haben wiederum den Fokus auf die Familie gelegt und deshalb interne Betriebskindergärten eröffnet. Diese Art der Kinderbetreuung hat sich in der Praxis bewährt. Die Eltern verlieren auf diese Weise keine Zeit durch das Abholen und Hinfahren ihrer Sprösslinge in die Tagesstätte, da der Weg zur Arbeit und zur Kinderbetreuung derselbe ist. Andere Betriebe, die sich auf das Thema Gesundheit spezialisiert haben, kooperieren mit unterschiedlichen Fitnessstudios. Ihre Angestellten erhalten hohe monatliche Rabatte, wenn sie mit einem kooperierenden Studio einen Vertrag abschließen.
In der Theorie existieren zahlreiche Darstellungsweisen, welche von Organisationen zur Vorlage für ein ausgeglichenes Verhältnis der Mitarbeiter zwischen Privat- und Berufsleben genutzt werden sollten. Doch einige dieser Modelle, wie z. B. das Segmentationsmodell, sind zu abstrakt und finden in der Wirklichkeit keine Anwendung. Das Kongruenzmodell hingegen kann als Coaching Vorlage dienen. Hier wird davon ausgegangen, dass das Privatleben und die Arbeit, welcher die Menschen nachgehen, sich stark ähneln. Die Ähnlichkeit der beiden Bereiche wird dadurch erklärt, dass noch eine dritte Komponente, wie z. B. Stress oder Zufriedenheit, die sich auf das Wohlbefinden der Individuen auswirkt, vorhanden ist. Diese Darstellungen besagen, dass ein Zusammenhang zwischen Leben und Arbeit besteht. Das Kompensationsmodell verdeutlicht, dass Individuen, die in einem Lebensbereich schlechte Erfahrungen machen, sich dann ein Rückzugsgebiet oder eben einen anderen Bereich suchen, um diese negativen Erfahrungen zu kompensieren. In der Fachsprache wird dies als reaktive Kompensation bezeichnet. Diese äußert sich in der Regel durch eine Phase der Erholung. Berufstätige Menschen, die aufgrund ihres Berufs überfordert sind, investieren anschließend mehr Zeit, um sich zu erholen. Das Ressourcenerschöpfungsmodell basiert auf der Annahme, dass Zeit, Anstrengung und Ausdauer zu den knappen Gütern eines Menschen gehören. Es wird die Auffassung vertreten, wenn eines dieser Güter entweder im Privat- oder im Berufsleben verbraucht wird, nicht mehr in den anderen Lebensbereich investiert werden kann. Diese Form der Darstellung muss an die Realität angepasst werden. Zeit ist ein Faktor, der in beide Bereiche investiert wird. Bei der Anstrengung und Ausdauer kann es durchaus sein, dass ein Individuum, welches sich im Berufsleben sehr anstrengt, nicht in der Lage ist, dieselbe Anstrengung im privaten Leben aufzubringen. Diese Darstellung kann deshalb im Hinblick auf das Kreieren einer Work-Life-Balance hilfreich sein, weil es auf die Ursprünge einer Unausgeglichenheit zwischen Beruf- und Privatleben hinweist. Die Cross-over-Darstellungsweise legt den Fokus auf die familiären Beziehungen der berufstätigen Individuen. Die Erfahrungen einer Person wirken sich auf dessen Mitmenschen aus. Hier spielt jedoch die Qualität der zwischenmenschlichen bzw. familiären Beziehungen eine bedeutende Rolle. Auch diese theoretische Darstellung kann auf die Realität übertragen werden. Eine Mutter, die entweder beruflich oder privat überfordert ist, wird diesen Stress auf eine bestimmte Weise auf ihre Kinder oder ihren Ehemann übertragen. Bei einer ausgeglichenen Work-Life-Balance sollte die berufstätige Person weder ihre privaten Sorgen in die Arbeit mitnehmen noch ihren beruflichen Stress nach dem Feierabend nach Hause bringen. Die Enrichmentdarstellung kann als Vorlage für ein erfolgreiches Coaching einer guten Work-Life-Balance dienen. Es geht davon aus, dass das Erfüllen von Aufgaben im Berufsleben auch das Erfüllen der Forderungen im privaten Leben erleichtert. Es kann auch auf die Realität übertragen werden. Zahlreiche berufstätige Menschen schätzen ihre Freizeit mehr, wenn ihnen weniger von dieser zur Verfügung steht. Sie nutzen die Komponente Zeit effektiver, indem sie sich unterschiedlichen Aktivitäten, wie Sport oder Bildung, widmen. Dies wirkt sich wiederum positiv auf die beiden Lebensbereiche aus. So wird ein Gleichgewicht im Hinblick auf die Work-Life-Balance erreicht. Schließlich kann so die Arbeits- und Lebenszufriedenheit steigen. Die Darstellung des Interrollenkonflikts dient der Veranschaulichung einer nicht vorhandenen Work-Life-Balance. Es besagt, dass die beiden Rollen, der Individuen nachgehen müssen, untrennbar miteinander verbunden sind. Hier wird die Auffassung vertreten, dass bei einer Überforderung entweder im Privat- oder im Berufsleben, die Teilnahme an dem anderen Bereich negativ beeinträchtigt wird. Beim Integrationsmodell hingegen sind die beiden Rollen zwar auch untrennbar miteinander verbunden, sie sind jedoch ausgeglichen. Es sollte als Ansporn für eine ausgeglichene Work-Life-Balance dienen, da diese schließlich das Ziel verfolgt, dass sich das Privat- und Berufsleben der arbeitenden Menschen im Gleichgewicht befindet. Dennoch soll die Erfüllung der Grundbedürfnisse gewährleistet werden. Eine Darstellung allein kann nicht zum Erreichen einer erfolgreichen Work-Life-Balance dienen. Betriebe sollten eher eine Kombination der erläuterten Modelle verfolgen und diese versuchen, soweit es geht, auf die Realität und die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter anzupassen.
Die Vorteile einer vorhandenen Work-Life-Balance spiegeln sich in einer beidseitigen Win-win-Situation sowohl für die Betriebe als auch für deren Angestellte wider. Wenn es denn Organisationen gelingt, ihren Mitarbeitern, eine gute Work-Life-Balance zu bieten, können sie mit einer langfristigen Personalbindung sowie mit deren Arbeitszufriedenheit rechnen. Wenn die Zufriedenheit der Angestellten hoch ist, steigt auch deren Arbeitsmotivation. Eine hohe Motivation wirkt sich wiederum positiv auf das Unternehmen und die Gewinnmaximierung aus. Zufriedene und motivierte Mitarbeiter bringen ihre Firma nach vorne. Sie helfen bei der Innovation von Produkten und Dienstleistungen und sichern auf diese Weise den Fortbestand ihres Betriebs.
Erfolgreiche Betriebe haben längst begriffen, dass eine gute Work-Life-Balance für ihre Angestellten genauso wichtig ist wie die Grundbedürfnisse eines jeden Menschen. Deshalb haben sie auch unterschiedliche Konzepte, wie das Gleitzeitmodell oder interne Betriebskindergärten eingeführt. Doch diese Maßnahmen sind keine Garantie dafür, dass bei den Mitarbeitern eine gute Work-Life-Balance vorhanden ist. Deshalb ist es notwendig, den aktuellen Zufriedenheitsstatus der Angestellten zu erfragen. Ein Fragebogen, der den Mitarbeitern per Post nach Hause zugeschickt wird, könnte nützliche Tipps für den Betrieb im Hinblick auf die Work-Life-Balance der Betriebsangehörigen liefern. Es sollte jedoch eine Anonymität gewährleistet bleiben. Die Angestellten werden nur dann ehrliche Antworten liefern, wenn sie sich für diese nicht vor ihrem Vorgesetzten verantworten müssen. Des Weiteren sollte der Fragebogen einen großen Raum für Verbesserungsvorschläge seitens der Mitarbeiter enthalten. Damit die Anonymität erhalten bleibt, sollten die Personen die Möglichkeit haben, diese Frage mit dem Computer zu beantworten. Um den Erfolg der eingeführten Maßnahmen zur Erreichung der Work-Life-Balance zu überprüfen, sollten jedoch feste Kennzahlen definiert werden. Die Häufigkeit so wie die Dauer der Kollegen, die krankheitsbedingt ausfallen, kann als Indiz für die Messung der Work-Life-Balance dienen. Auch die Fluktuationsrate eignet sich hervorragend als Kennzahl zur Überprüfung der Arbeits- und Lebenszufriedenheit des Personals.
Betriebe können auch Coaching Maßnahmen ergreifen, um ihren Mitarbeitern dabei zu helfen, mit ihrer Zeit sinnvoll umzugehen. Hierbei spielt das Verhalten der Führungskräfte eine wichtige Rolle. Der Vorgesetzte, der nach einem Arbeitstag, das Fitnessangebot des Unternehmens nutzt, wird sicherlich den einen oder anderen Kollegen mitreißen. Bewegung ist wichtig, da die meisten Menschen ihrer Arbeit im Sitzen nachgehen. Das Sportstudio beugt Rückenschmerzen oder sonstigen gesundheitlichen Problemen vor. Menschen, die sich in einer guten körperlichen Verfassung befinden, können ihrer Arbeit besser nachgehen. Mit dieser Maßnahme wird ein kleiner Schritt zur Erhaltung der Work-Life-Balance getätigt. Führungskräfte, die ihren Untergebenen das Arbeiten von zu Hause aus ermöglichen, sollten sichergehen, dass diese unter denselben Bedingungen wie im Betrieb arbeiten können. Hierzu gehört eine einwandfreie Anbindung an das Firmennetzwerk. Ferner sollten die Angestellten jederzeit einen guten Zugang zu den wichtigen Informationen haben. Die richtige Ausrüstung gehört zu dem wichtigsten Arbeitswerkzeug. Die Software sollte nicht veraltet sein und der Laptop sollte dem Mitarbeiter das Führen von Telefon- und Videokonferenzen ermöglichen. Eine weitere Möglichkeit, um dem Ziel eines ausgeglichenen Verhältnisses zwischen Privat- und Berufsleben näherzukommen, besteht in einer modernen Form der Arbeitsteilung. Jobsharing soll die Überforderung eines Mitarbeiters verhindern. Wenn sich zwei Angestellte einen Arbeitsplatz teilen, können sie ihre Zeit für beide Lebensbereiche sinnvoller nutzen. Sie neigen nicht dazu, sich ausschließlich einem der Bereiche zu widmen und dabei den anderen zu vernachlässigen.
Die nachfolgenden Aspekte können eine gute Work-Life-Balance verhindern. Sie sollten in der Praxis unbedingt gemieden werden. Die Gefahrenpotenziale durch den Arbeitgeber bestehen unter anderem in einem dauerhaften Termin- und Zeitdruck. Auch die Ungewissheit beim Arbeitnehmer über die zu erfüllenden Aufgaben birgt die Gefahr eines unausgeglichenen Verhältnisses zwischen Beruf und Arbeit. Wenn ein Angestellter keine Kollegen hat, die ihn vertreten können, besteht die Gefahr, dass er durch seinen Job überfordert wird. Die Arbeitnehmer können aber auch selbst für ihr unausgeglichenes Verhältnis zwischen dem Beruf- und Arbeitsleben verantwortlich sein. Vor allem perfektionistisch veranlagte Menschen laufen Gefahr, in beiden Bereichen überfordert zu werden. Menschen, die einen hohen beruflichen Erfolg anstreben, können oft ihre Zeit nicht sinnvoll einteilen. Sie widmen sich deshalb ausschließlich ihrer Arbeit. Ein verantwortungsvoller Arbeitgeber, der seine Betriebsangehörigen auf diese Gefahrenpotenziale ausdrücklich hinweist, kann einen enormen Beitrag zu einem ausgeglichenen Verhältnis zwischen Arbeit und Beruf beitragen.
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