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Die Feldenkrais-Methode ist seit Jahrzehnten bekannt und wird in vielen Lebensbereichen gesundheitsfördernd und unterstützend eingesetzt – zum Beispiel im Sport, nach Verletzungen, zur Prophylaxe am Arbeitsplatz, ja sogar in der Kunst. Doch nur wenige kennen den Menschen, der sie entwickelt hat: Dr. Moshé Feldenkrais, ein vielseitig begabter und außergewöhnlicher Mann mit einer spannenden Biographie. Einer Biographie, die einen Menschen zeigt, der sich durch keinerlei Umstände daran hindern ließ, sein eigenes Leben zu gestalten. Ein Mensch, der es trotz aller Widrigkeiten immer wieder schaffte, sich weiterzuentwickeln und zu wachsen: durch Beharrlichkeit, Klugheit und Ausprobieren. Und der dadurch der Welt ein wunderbares Vermächtnis hinterlassen hat: die Feldenkrais-Methode.
Inhaltsverzeichnis
Moshé Feldenkrais wurde am 6. Mai 1904 in Slawuta geboren, einem Ort in der heutigen Ukraine, damals noch russisches Zarenreich. Es war eine von Judenhass geprägte Umgebung. Als Kind wurde er häufig verprügelt – und schwor sich, stark zu werden, um sich wehren und zurückschlagen zu können. Im Alter von 14 Jahren wanderte er allein – ohne seine Eltern – nach Palästina aus. Er wollte die jüdischen Siedler beim Aufbau eines unabhängigen Staates unterstützen. Damals gab es den Staat Israel noch nicht. Palästina war gerade von Großbritannien erobert worden. Die jüdischen Siedler durften keine Waffen tragen, daher wurden sie in Selbstverteidigungstechniken wie Jiu-Jitsu geschult.
Feldenkrais wohnte zunächst bei einer Gastfamilie, doch er wollte eigenständig leben und sein eigenes Geld verdienen. Zusammen mit Freunden lebte er schließlich am Strand in der Nähe von Tel Aviv, in britischen Militärzelten. Sein Geld verdiente er u.a. damit, auf Baustellen zu arbeiten, später auch zusätzlich als Nachhilfelehrer. Er verliebte sich ernsthaft in eine Nachhilfeschülerin, Yona, die Tochter eines Bauunternehmers, die an Kinderlähmung litt und Kinderärztin werden wollte. Auch er wollte gern Medizin studieren. Da er jedoch nicht genügend Geld hatte, um sie im Falle eines Auslandsstudiums zu begleiten, blieb ihm zunächst nur die Wahl, in Tel Aviv zu bleiben und seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Seine Bildung sollte jedoch nicht unter seinem Geldmangel leiden, und so besorgte er sich Bücher über höhere Mathematik. Zudem lernte und praktizierte er weiterhin Jiu-Jitsu, was er auf seine Art optimierte, um das Training effizienter zu gestalten. Er schrieb darüber auch ein Handbuch. Als die britische Mandatsregierung einen Landvermesser suchte, bewarb er sich und musste sich einer Prüfung unterziehen. Nur zwei Bewerber bestanden die Prüfung, darunter Moshé. Als Landvermesser verdiente er sehr gut und konnte es sich endlich leisten, statt in einem Zelt wieder in einem normalen Haus zu wohnen. Der Traum von einem Studium im Ausland ließ ihn jedoch nicht los. In diese Zeit fiel auch ein Unfall beim Fußballspielen, bei dem er eine Knieverletzung erlitt. Diese Knieverletzung sollte später der Auslöser für die Entwicklung der Feldenkrais-Methode sein.
1930, mit 26 Jahren, entschied er sich für ein Studium in Frankreich, auch wenn ihm fast alle Freunde davon abrieten. Doch er hatte seinen eigenen Kopf. Leider reichten seine Ersparnisse nicht für das geplante Medizinstudium, und so schrieb er sich in Paris für Ingenieurwissenschaften ein. Seine Freundin Yona sollte, sobald es ihr möglich war, nachkommen. Seine französischen Sprachkenntnisse waren lausig, doch er begann sofort sein Studium an einer privaten Technischen Hochschule. Zum Erlernen der französischen Sprache fehlte ihm sowohl Zeit als auch Geld. Zudem hatte er keine Ahnung von technischem Zeichnen, und so war er nach einigen Monaten der schlechteste Student. Da er nicht aufgeben wollte, verbesserte er sich stetig, im zweiten und dritten Studienjahr gehörte er zu den Jahrgangsbesten. Nach drei Jahren schloss er das Studium mit dem Diplom ab. Das britische Pfund hatte zu der Zeit sehr an Wert verloren, und so schuldete er der Hochschule noch Studiengebühren. Doch statt die Zahlung der Gebühren von ihm zu verlangen, verkündete ihm der Leiter der Hochschule, dass er als einer der besten Absolventen die Möglichkeit hätte, an der Pariser Universität Sorbonne zu promovieren. Das Geld dafür würde er als Stipendium erhalten. Feldenkrais, der immer für seinen Unterhalt selbst aufgekommen war, fühlte sich dabei wie ein Parasit und lehnte das Stipendium ab, zumal er auch noch einen Teil der Studiengebühr schuldete. Seine Freundin Yona war inzwischen ebenfalls nach Paris gekommen und lebte mit ihm zusammen. Er wollte das Geld für seinen Lebensunterhalt und die Promotion selbst verdienen und begann, Kurse als Jiu-Jitsu-Lehrer zu geben.
Einige Zeit später erfuhr Moshé von einer Veranstaltung: ein Japaner namens Jigoro Kano wollte die von ihm erfundene Kampfkunst „Judo“ vorstellen. Feldenkrais durfte jedoch ohne Einladung diesen Vortrag nicht besuchen. So holte er ein Exemplar seines Jiu-Jitsu-Handbuches und bat ein Mitglied der japanischen Delegation, das Buch Jigoro Kano als Geschenk zu überreichen. Feldenkrais durfte schließlich die Veranstaltung besuchen. Die fließenden, eleganten Bewegungen der Judo-Kämpfer faszinierten ihn. Es wirkte wie Tanz auf ihn. Nach dem Ende der Vorstellung wollte Jigoro Kano ihn kennenlernen, die beiden aßen miteinander zu Abend und Kano erklärte ihm, wieso er seine eigene Kampfmethode entwickelt hatte. Er bezeichnete Judo als „die Beherrschung des Körpers durch den Geist“, was Moshe erstaunte. Kano fragte ihn nach einer Technik, die Moshe in seinem Jiu-Jitsu-Handbuch beschrieben hatte. Er hatte zwar alle japanischen Kampfmethoden studiert, kannte aber diese spezielle Bewegung zur Entwaffnung eines Messerangreifers nicht. Diese Bewegung hatte Feldenkrais entwickelt, als er die Technik optimieren wollte. Kano nahm ein Messer und bat ihn, ihm das zu zeigen, und Feldenkrais entwaffnete ihn blitzschnell. Kano war sich sicher, einen sehr ungewöhnlichen Mann vor sich zu haben. Doch gleichzeitig erklärte er Moshé Feldenkrais, dass in seinem Jiu-Jitsu-Handbuch jede Menge Fehler steckten. Dennoch faszinierten Kano, trotz der vielen Fehler im Buch, Moshés tiefes Verständnis für die Theorie dieser Selbstverteidigungsart. Er betrachtete ihn als einen bedeutenden Gelehrten, obwohl Feldenkrais noch keinerlei Erfahrung mit Judo hatte. Bei ihrem zweiten Treffen bat Kano ihn, für die Verbreitung von Judo in Paris und Frankreich zu sorgen. Er bestimmte ihn gewissermaßen zu einem Botschafter dieser japanischen Kampfkunst und schickte ihm einen erfahrenen Judo-Lehrer, um ihn zu unterrichten. Moshé Feldenkrais wurde schließlich der erste westliche Träger des Schwarzen Gurtes im Judo, unterrichtete selbst und schrieb zwei Bücher darüber.
In diesen Jahren in Paris war Moshé als Promotionsstudent ein enger Mitarbeiter des Nobelpreisträgers Frederic Joliot-Curie und begleitete erste Experimente auf dem Gebiet der Atomforschung, u.a. der ersten Kernspaltung. 1940, als die Deutschen in Frankreich einmarschieren, musste er auf abenteuerliche Weise aus Frankreich fliehen, mit zwei Koffern hochbrisantem Material über die französische Kernforschung im Gepäck, und entkam nach England. Dort wurde er Forschungsoffizier der britischen Admiralität und arbeitete an einem Militärprojekt. Seine Knieprobleme hatten sich jedoch stark verschlimmert, nachdem er sich auf der Flucht erneut verletzt hatte. Die englischen Ärzte rieten zu einer Operation, doch die Prognose war nicht sehr ermutigend. Es gab ein Risiko von 50 Prozent, dass sein Bein steif bleiben würde. Feldenkrais begann nun an sich selbst zu forschen, um seine Beweglichkeit auch ohne Operation wiederherzustellen. Er probierte verschiedene Bewegungen aus, erforschte die Abläufe, die Muskulatur und auch die Psyche. Seine Kenntnisse in Judo, Jiu-Jitsu und seine Fähigkeit, auch bei Schwierigkeiten nicht aufzugeben, halfen ihm dabei. So entwickelte er das, was heute als Feldenkrais-Methode bekannt ist. Es handelt sich dabei um eine ganzheitliche Bewegungslehre, oder, nach den Aussagen von Moshé Feldenkrais selbst, um eine Lernmethode. Mit Hilfe von bewusster Bewegung wird ein Lernprozess angestoßen, der sowohl neue Bewegungsmuster ermöglichen kann, als auch ganzheitliche Auswirkungen auf die Persönlichkeit hat. Jeder Mensch ist in jedem Alter in der Lage, zu lernen. Durch dieses Umlernen oder Neu-Lernen erschließen sich ihm neue Fähigkeiten und Möglichkeiten. Diese Möglichkeiten, die Moshé Feldenkrais am eigenen Leib ausprobierte und immer mehr verfeinerte, halfen ihm schließlich, sein Knie wieder schmerzfrei bewegen zu können. Die einzelnen Feldenkrais-Übungen folgen keinem festgelegten Muster, sondern werden vom Praktizierenden erspürt und in Intensität und Ablauf individuell durchgeführt. Auf unserer Feldenkrais-Seite finden Sie einige Anleitungen und Übungen dazu. Zusammen mit anderen Top-Wissenschaftlern wurde er 1943/44 von der britischen Regierung in Schottland in Sicherheit gebracht und lebte dort in einem kleinen Dorf bei Glasgow. In dieser Runde von Wissenschaftlern demonstrierte er seinen neuen Ansatz, mittels Bewegung auch das menschliche Gehirn anzuregen. Ein wesentlicher Aspekt der Methode besteht darin, Bewegungen sehr langsam und bewusst durchzuführen. Damit dies weitgehend ohne die Hindernisse der Schwerkraft ablaufen kann, werden die meisten Bewegungen am Boden liegend durchgeführt. Für die anderen Wissenschaftler, denen er seine Erkenntnisse vermittelte, war es sicher eine ungewöhnliche Situation, dies durch simple und einfach durchzuführende Bodenübungen auszuprobieren. Es kam daher immer wieder zu heißen Diskussionen darüber. Doch die Thesen von Moshé Feldenkrais waren neurophysiologisch fundiert. Die Vorträge, die er in dieser Zeit hielt, ergaben schließlich die ersten Kapitel seines Buches „Body and Mature Behavior“, (auf Deutsch: Der Weg zum reifen Selbst. Phänomene menschlichen Verhaltens.) Feldenkrais war damals seiner Zeit weit voraus. Seine Thesen und sein Ansatz standen ganz im Gegensatz zur damals vorherrschenden Meinung darüber, was möglich ist und was nicht. Feldenkrais bewies jedoch, was alles machbar ist – er probierte einfach solange aus, bis er wusste, was gut funktioniert. Inzwischen sind seine Erkenntnisse längst von der Hirnforschung bewiesen. Damals begann er, andere Menschen in seiner Methode zu unterrichten, auch wenn er erst in den Siebziger Jahren begann, dies in größerem Stil zu tun und ein paar Seminarreihen in den USA anbot. Gleichzeitig forschte er immer weiter, u.a. in Neurophysiologie, Anatomie, Kindesentwicklung und Biomechanik, und tauschte sich darüber mit namhaften Experten regelmäßig aus. Auf diese Weise entwickelt er ein umfassendes Wissen darüber und konnte angrenzende Forschungsbereiche zusammenführen. 1950, nach Israel zurückgekehrt, leitete er zunächst die Elektronikabteilung des israelischen Verteidigungsministeriums, bevor er sich ab 1952 nur noch mit der Weiterentwicklung seiner Methode befasste. Ab jetzt konnte er ausschließlich vom Unterrichten seiner Methode leben. Zu seinen begeisterten Schülern gehörten viele einflussreiche Menschen, u.a. der erste israelische Ministerpräsident Ben Gurion, der Violinen-Virtuose Yehudi Menuhin, der israelische Außenminister Moshé Dayan oder die amerikanische Ethnologin Margaret Mead. 1981 erlitt er einen Schlaganfall, von dem er sich nicht mehr ganz erholte. Dennoch übte er, mit beiden Händen zu schreiben, um zumindest Teile seiner Autobiographie zu verfassen. 1984 starb er nach einem langen und bewegten Leben und hinterlässt ein Vermächtnis, welches als Feldenkrais-Methode unzählige Menschen weltweit zu neuen Bewegungsmöglichkeiten verhilft.
Viele Zitate von Moshé Feldenkrais finden sich in seinen Büchern – einige wenige haben wir hier für Sie zusammengestellt: „Ich behaupte, dass körperliche oder psychische Rigidität – d.h. das Beharren auf einem bestimmten Prinzip, wobei das Gegenteil völlig ausgeschlossen wird -, den Lebensprinzipien widerspricht. Denn beim Menschen bedeutet Rigidität, dass er bestimmte Aktivitäten, zu denen er fähig wäre, unterdrücken muss.“ Aus: „Der Weg zum reifen Selbst“ „Bewegung ist Leben. Ohne Bewegung ist Leben undenkbar“ „Was ich anstrebe, sind nicht bewegliche Körper sondern bewegliche Gehirne. Was ich anstrebe ist, jeder Person ihre menschlichen Würde wiederzugeben“. „Mache das Unmögliche möglich, das Mögliche leicht und das Leichte elegant.“
Moshé Feldenkrais: Die Feldenkraismethode in Aktion (Transkript eines mehrtägigen Workshops)
248 Seiten, Junfermann Verlag; Auflage: 7 (20. Juni 1995) ISBN 3873870193 Moshé Feldenkrais
Moshé Feldenkrais: Der Weg zum reifen Selbst (Vortragsreihe, die er in Schottland vor anderen Wissenschaftlern hielt)
280 Seiten, Junfermann Verlag; Auflage: 3 (24. Oktober 1995) ISBN 3873871262 Moshé Feldenkrais
Moshé Feldenkrais: Bewusstheit durch Bewegung Gut gegliedertes Standardwerk, in dem Moshe Feldenkrais seine Methode mit Anleitungen vorstellt.
279 Seiten, Suhrkamp Verlag; Auflage: 14 (24. November 1996) ASIN 3518391380 Moshé Feldenkrais
Moshé Feldenkrais: Die Entdeckung des Selbstverständlichen
221 Seiten, Suhrkamp Verlag; Auflage: 15 (23. August 1987) ISBN 3518379402 Moshé Feldenkrais
Moshé Feldenkrais: Abenteuer im Dschungel des Gehirns – Der Fall Doris Eine Fallgeschichte von Feldenkrais
100 Seiten, Suhrkamp Verlag; Auflage: 17 (2. Februar 1981) ISBN 3518371630 Moshé Feldenkrais
Sehr empfehlenswert ist auch die ganz hervorragende Biografie von Christian Buckard: Moshé Feldenkrais: Der Mensch hinter der Methode
368 Seiten, Piper Taschenbuch (3. Juli 2017) ISBN 3492310923 Christian Buckard
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