Coaching Welt → Wissen → Persönlichkeiten → Sigmund Freud
Gratis E-Book10 Coaching Tools
Entdecken Sie das Ikigai-Modell und weitere Top Coaching-Tools!Hier downloaden!
Gratis E-BookWie werde ich Coach?
Wie kann ich Coach werden?Nutzen Sie die wertvollen Tipps von unseren Experten, um ein erfolgreicher Coach zu werden.
Der vorliegende Text befasst sich mit Leben, Werk und Bedeutung von Sigmund Freud. Sein Name wird immer für die Begründung der Psychoanalyse stehen, aber er war ebenso Neurologe, überzeugter Atheist und Kritiker der Religion(en), Pionier der Tiefenpsychologie, versierter Beobachter und Kommentator kultureller Entwicklungen und ein prägender Denker des 20. Jahrhunderts. Sein theoretisches Erbe ist bis heute lebendig und relevant. Im Einzelnen beleuchtet der Text kurz die Biografie Freuds; psychoanalytische Theorie und Praxis, das Instanzenmodell der Persönlichkeit und die Traumdeutung werden als zentrale Elemente seines Werks vorgestellt, und schließlich gibt es nach einem bibliographischen Abriss noch einen Abschnitt über die Bedeutung und Relevanz Sigmund Freuds bis heute.
Inhaltsverzeichnis
Sigmund Freud wurde am 6. Mai 1856 in Freiberg in Mähren, damals Österreich, heute Tschechien geboren. Seine Eltern waren Galizier und jüdischer Abstammung, erzogen ihn und seine sieben jüngeren Geschwister jedoch nicht religiös. Trotz eines wirtschaftlichen Abstieges der Familie konnte Sigmund Freud nach einem exzellenten Schulabschluss in Wien ein Medizinstudium antreten, das er 1881 mit einer Promotion abschloss. Bei seiner darauffolgenden Anstellung im Wiener AKH und vor allem während eines Studienaufenthalts in Paris beginnt er, sich eingehend mit Neurologie, Neurobiologie und seelischen Erkrankungen zu befassen. Dort legt er auch den Grundstein für sein späteres Schaffen. Sein wissenschaftliches Schaffen intensivierte sich nach seiner Habilitation 1895, und bis zu seiner Ernennung als ordentlicher Professor im Jahre 1920 hatte er die Psychoanalyse als psychologische Denkschule und als Therapieform etabliert, Psychoanalytische Gesellschaften gegründet und viele einflussreiche und grundlegende Werke verfasst. Aber auch in fortgeschrittenem Alter, auch nach seiner Krebserkrankung war Sigmund Freud keineswegs müßig: In zahlreichen Schriften ergänzte und korrigierte er seine bisherigen Ergebnisse und befasste sich eingehend mit seinen Kritikern – er war nicht nur Begründer, sondern auch einer der Chronisten der Psychoanalytischen Bewegung. In hohem Alter und gezeichnet vom Krebs war Freud gezwungen, nach London zu emigrieren, um den Fängen der Nationalsozialisten zu entgehen. Dort verfasste er ein letztes Buch, bevor er am 23. September 1939 aufgrund seines körperlichen Zustandes den Freitod wählte. Sigmund Freud war von 1886 bis zu seinem Tod mit Martha Bernays verheiratet. Die Ehe war harmonisch und glücklich, das Paar hatte sechs Kinder, und die Eheleute verbrachten niemals eine längere Zeit ohne einander. Alleine in der Wiener Berggasse 19 – dem Entstehungsort aller wichtigen Elemente seines Theoriegebäudes – wohnten Sigmund und Martha Freud 47 Jahre lang.
Zunächst einmal beschreibt dieser Begriff ein komplexes psychologisches Theoriegebäude. Dieses soll hier nur in Grundzügen dargestellt werden, und mit der Einschränkung, dass Sigmund Freud kein geschlossenes theoretisches System hinterlassen hat, sondern es zeitlebens überarbeitete, ergänzte und umstrukturierte. Psychoanalyse ist die eine Großtheorie der mentalen Vorgänge, wobei das Hauptaugenmerk auf das Unbewusste gelegt wird. Siegmund Freud geht davon aus, dass menschlichen Handlungen Triebe zugrunde liegen, die der handelnden Person nicht bewusst sind. Diese Triebenergie nennt Freud Libido, und ihre Ursache ist oft, aber nicht immer im menschlichen Sexualtrieb zu finden. (Vorsicht: Freuds Begriff von Sexualität ist wesentlich breiter gefasst als der umgangssprachliche.) Der Trieb hat rein körperliche Ursachen, hat aber eine direkte, unbewusste Durchgriffswirkung auf das seelische Empfinden. Dort kann er Störungen verursachen. Die menschlichen Triebe entwickeln sich nach Sigmund Freud in Phasen, beginnend in der frühesten Kindheit. Diese psychosoziale Entwicklung kann durch Traumata gehemmt oder fehlgeleitet werden und so zu psychischen Störungen führen. (Diesen Theorieteil verwirf Freud später zugunsten der Annahme, dass die kindliche Entwicklung in sich traumatisch sei. Er wird jedoch von anderen PsychonanlytikerInnen wieder aufgenommen.) Eine zentrale Stellung innerhalb der Freud’schen Lehre nimmt der Affekt ein – ein emotionaler Ausbruch (Freud bezieht sich auf das Gefühl der Angst), der sich schneller einer Person bemächtigt als ein rationaler Gedanke, und der diesen so blockieren kann. Um diese Affekte oder andere „unlustvolle“ (Sigmund Freud) Zustände zu vermeiden, entwickelt der Mensch Abwehrmechanismen wie etwa Verdrängung oder Verleugnung unangenehmer Zustände oder unerwünschter Triebimpulse der Es-Persönlichkeitsinstanz (siehe unten). Auch diese Mechanismen sind dem Menschen normalerweise nicht bewusst. Dies zu überwinden ist ein Ziel der Freud’schen Lehre: „Die Psychoanalyse ist ein Werkzeug, welches dem Ich die fortschreitende Eroberung des Es ermöglichen soll.“ (Ein Beispiel für viele Zitate, die dies belegen.) Neben dem Theoriegebäude beschreibt Freuds Begriff der Psychoanalyse auch eine Form der psychologischen Therapie. Hierbei ist nicht das Erlenen oder Vermeiden von Verhalten das Behandlungsziel. Vielmehr soll der analysierten Person geholfen werden, ihre un- und vorbewussten Prozesse aufzudecken, und sich so zu verändern, dass aus diesen Prozessen kein Leid mehr resultiert. Klassischerweise verläuft die Psychoanalyse als Therapie über einen langen Zeitraum – oft mehrere hundert Stunden in drei bis fünf einstündigen Sitzungen pro Woche in einem sehr reduzierten Setting: Der Patient liegt auf einer Couch, hat dabei den Therapeuten unsichtbar im Rücken, blickt auf eine weiße Wand und spricht in freier Assoziation über Dinge, die ihn bewegen. Der Therapeut verhält sich dabei oft zurückgenommen – sein Ziel ist nicht das Kommentieren oder Bewusstmachen von Mustern, sondern deren Deutung. Dadurch soll sich eine Beziehung zwischen beiden Personen etablieren, die wiederum eine Übertragung emotionaler Gegebenheiten und Muster aus der Biographie des Patienten auf den Therapeuten ermöglicht. So soll der Therapeut befähigt werden, diese Muster zu entschlüsseln und zu restrukturieren. Auch die Deutung von Träumen (siehe unten) spielt in diesem Kontext eine Rolle.
Sigmund Freud entwickelte für seine Theorie ein Persönlichkeitsmodell, in dem drei Instanzen das Denken und Handeln einer Person bestimmen. Diese Instanzen, Es, Ich und Über-Ich, sind nicht in Harmonie und nur zu einem kleinen Teil bewusst. Sigmund Freud bedient sich dabei eines Bildes, das eines Eisberges, von dem lediglich ein kleiner Teil zu sehen ist. Genauso ist in diesem Eisbergmodell der Persönlichkeit nur ein Teil des Ich (die selbst-bewusste Instanz) und der normtragenden Instanz des Über-Ich für das Bewusstsein zugänglich. Der größte Teil des Über-Ich und das Es – die Triebstruktur des Menschen – sind unbewusst, also quasi unter der Wasseroberfläche. Die drei Instanzen übernehmen in der menschlichen Persönlichkeit unterschiedliche Aufgaben und entwickeln sich nacheinander: Zunächst einmal, teilweise angeboren, entwickelt sich das Es. Es erzeugt die Triebe (etwa nach Nahrung oder Sexualität) und Affekte wie Urvertrauen oder Angst. Mit der Bewußt-Werdung des Kleinkindes, also mit der Erkenntnis, dass es einen Unterschied gibt zwischen Individuum und Umwelt, entsteht das Ich. Aus der Erfahrung um die Normiertheit der Welt (Sozialisationserfahrungen wie vor allem, lobende und strafende Erziehung) entwickelt sich das Über-Ich. Die Bedürfnisse bzw. Forderungen von Es und Über-Ich sind meist unvereinbar. (Beispiele aller Couleur lassen sich ganz leicht in jeglicher Alltagserfahrung finden, man denke nur an Fitnessstudios oder Diskotheken.) Das Ich hat die Aufgabe, zwischen diesen Instanzen zu vermitteln, ohne sich ihrer bewusst zu sein – Psychoanalyse beschäftigt sich auch mit den Methoden einer Aufdeckung dieser Zusammenhänge im konkreten Individuum.
Für Sigmund Freud sind Träume ein Weg für die Persönlichkeit, Triebe zu befriedigen, denen in der Realität unüberwindliche Hindernisse entgegenstehen und deswegen mittels Abwehrmechanismen, meist Verdrängung vermieden werden. Da diese Triebe nicht bewusst sind, können Träume und deren Deutung mittels Entzifferung der Traumsymbolik in einer Therapie helfen, zu einem Ergebnis zu kommen.
In diesem ersten grundlegenden Werk der Psychoanalyse befasst sich Freud mit der Natur und Funktion der Träume als Ort der (codierten) Bedürfnisbefriedigung: „Nach vollendeter Deutungsarbeit läßt sich der Traum als eine Wunscherfüllung erkennen.“ Auch wenn es sich in vielen Passagen, etwa der Techniken der Entschlüsselung von geschilderten Träumen, an TherapeutInnen zu richten scheint, so hat dieses Buch bis heute einen kaum zu überschätzenden Einfluss weit über die Grenzen seines Themas hinaus. Nicht selten findet man es der Weltliteratur zugerechnet, und weder die Bilder Salvador Dalis etwa oder die Filme von David Lynch wären ohne dieses Buch denkbar.
Eine weitere Facette der Freud’schen Theorie wird hier eingeführt und näher besprochen: Die Fehlleistung. Nach Sigmund Freud verrät sich die Bedürfnis- oder Triebstruktur eines Individuums in scheinbar unbeabsichtigten Handlungen, wie etwa dem sprichwörtlichen Freud’schen Versprecher. Der entlarvende Teil dieser Handlungen ist im Unterbewusstsein angelegt und legt die tatsächlichen, verschwiegenen oder verdrängten Wünsche, Triebe oder Bedürfnisse des Handelnden offen: „Man darf ganz allgemein erstaunt sein, dass der Wahrheitsdrang der Menschen so viel stärker ist, als man für gewöhnlich einschätzt.“
Der Titel mag nach heiterer Fingerübung klingen – für Freud jedoch offenbart sich in der Natur des Witzes bzw. des Humors an sich eine grundlegende Funktion der menschlichen Psyche: Lustgewinn durch Überwindung einer Hemmung. Dabei geht Freud auch sehr detailliert auf die innere Struktur dessen ein worüber gelacht wird. Somit ist dieses Werk auch – kein Scherz – für die Witzforschung grundlegend.
Hierbei handelt es sich um die erste große Revision, die Freud an seinem Theoriegebäude vornimmt. Er korrigiert die Annahme, allen Trieben läge das Lustprinzip zugrunde. Neben die Lebenstriebe stellt er gleichberechtigt die Todestriebe, die unbewusst in einer Person vorhanden sind, also der Hang zur Selbstzerstörung und (Auto-)Aggressivität.
Neben der Traumlehre und der revidierten Trieblehre ist das hier entwickelte Drei-Instanzen-Modell der menschlichen Psyche (siehe oben) ein entscheidendes und notwendiges Standbein der Psychoanalyse und grundlegend für sehr viele Weiterentwicklungen bis heute. Außerdem hat sich dieses Modell fest in das alltägliche Verständnis des Menschen in westlichen Kulturen integriert.
Mit diesem Buch festigt Freud seinen Ruf als Intellektueller weit über die Grenzen seines Fachgebiets hinaus. Er versucht, mit den Mitteln der Psychoanalyse konkrete kulturelle Vorgänge verstehbar zu machen. Er erläutert dabei einen Widerspruch, der im Wesen der Kultur selbst liegt: Ohne Kultur ist gesellschaftliches Leben nicht möglich, und gleichzeitig beschneidet sie durch ihre gesellschaftlichen Regeln und Übereinkünfte die Möglichkeit des Menschen, seine Triebe zu befriedigen – und erzeugt so Unbehagen.
Freuds Lehren sind aus den unterschiedlichsten Lagern kritisiert, herausgefordert, verunglimpft und falsifiziert worden. Und in der Tat können viele seiner Ansätze als überholt gelten, zumal sie oft auch ein Produkt ihrer Zeit waren. Aber Freud damit in die Geschichtsbücher zu verabschieden wäre wohl arg verfrüht und verfehlt. Zunächst einmal geht ein Gros des therapeutischen Instrumentariums auf Freud bzw. die Auseinandersetzung mit ihm zurück. Zudem hat er das allgemeine Verständnis von der Psyche des Menschen so nachhaltig geprägt, dass eine Auseinandersetzung mit ihm eigentlich unumgänglich ist. Therapeuten, Coaches und Psychologen werden in ihrer Arbeit sehr häufig auf Menschen treffen, deren innere Überzeugung es ist, dass etwa das Drei-Instanzen-Modell die menschliche Psyche tatsächlich beschreibt. Und damit müssen sie umgehen, ganz gleich, wie sie persönlich zu diesem Modell stehen – so ist Freud auch fast 80 Jahre nach seinem Tod noch so etwas wie eine self-fulfilling prophecy.
Zurück zum Seitenanfang
© 2024 Landsiedel