Flirten in der heutigen Zeit

Die Welt verändert sich mit der Zeit und deshalb verändern sich auch die zwischenmenschlichen Beziehungen oder der Kontakt zwischen den Menschen. In diesem Artikel werden die folgenden Fragen, die sich mit dem Flirten der heutigen Zeit beschäftigen, von Flirtexperte Stephan Landsiedel beantwortet:

  • Wie wird man zum Flirt-Trainer?
  • Wer holt sich professionelle Hilfe beim Flirten?
  • Wie hat sich Flirten seit der #metoo-Debatte allgemein verändert?
  • Worauf müssen Männer und Frauen beim Flirten in der heutigen Zeit besonders achten?
  • Frauen wollen in der heutigen Zeit nicht mehr als Objekte gesehen werden. Wie passt das mit Dating-Apps wie Tinder zusammen, bei denen ja auch nur auf Oberflächlichkeiten geachtet wird?
  • Wie wird sich das Flirten in der nahen Zukunft noch verändern?
  • Wie flirte ich, ohne dabei die Grenzen der anderen Person zu überschreiten?

1. Wie wird man zum Flirt-Trainer?

Ich war früher sehr schüchtern. Nachdem meine erste große Liebe ganz unerwartet Schluss gemacht hat, kam ich in eine tiefe Krise. Um mir selbst zu helfen, lernte ich alles über Psychologie, Selbstbewusstsein, Persönlichkeitsentwicklung, Flirten, Beziehungen, was mir unter die Finger kam. Ich wurde Diplom-Psychologe und experimentierte sehr viel beim Flirten. Dann gab ich Seminare zum Flirten, schrieb Bücher dazu und war mit zahlreichen Menschen und Medien im Gespräch darüber.


2. Wer holt sich professionelle Hilfe beim Flirten?

Das sind in der Regel nicht die, die es wirklich nötig hätten. Ich vermute, dass diese sich nicht trauen und eher auf Webseiten lesen und anonym E-Kurse besuchen. Zu mir kommen in der Regel sehr aufgeschlossene Menschen, die gerne andere kennen lernen wollen und sich persönlich weiter entwickeln wollen. Es geht ja auch oft darum, sich für eine neue Liebe wieder zu öffnen und selbstbewusst einen wirklichen tollen Partner anzuziehen. Das sind oft Menschen, die schon vieles darüber gelesen und so manches erlebt haben, aber der richtig tolle Partner ist noch nicht aufgetaucht oder eine Beziehung ist zerbrochen und sie sind auf der Suche nach einer neuen.


3. Wie hat sich Flirten seit der #metoo-Debatte allgemein verändert?

Meines Erachtens hängt das sehr stark davon ab, was man unter Flirten versteht. Es bedeutet nicht, übergriffig zu werden, seine Macht einzusetzen, andere Menschen in unangenehme Situationen zu bringen. Flirten ist ein spielerischer, leichter Kontakt. Für Singles ist er oft damit verbunden, einen Partner fürs Leben, eine Nacht oder vieles mehr zu finden. Jeder Flirt ist ein Kompliment. In einer Zeit, in der alle um unsere Aufmerksamkeit buhlen, ist mir dieser eine Mensch ganz besonders aufgefallen und so schenke ich ihm ein Lächeln und vielleicht spreche ich ihn auch an. Wenn ich in meinen Seminaren frage, wer gerne mehr Komplimente hätte, dann gehen fast alle Finger nach oben. Wir haben eine Sehnsucht nach Wertschätzung und Anerkennung von anderen.

Als ich vor 20 Jahren mit Coachings und Trainings anfing, da war ich als junger Psychologe total erstaunt, wie viele Frauen Opfer von einem sexuellen Missbrauch waren und dies im geschützten Rahmen auch zugaben. Ich war absolut schockiert, denn die meisten dieser Delikate werden nie angezeigt, da die Opfer mit weiteren Belästigungen oder Schwierigkeiten rechnen. Ich denke nicht, dass es heute mehr Missbrauch gibt, aber es wird mehr öffentlich diskutiert.


4. Worauf müssen Männer und Frauen beim Flirten in der heutigen Zeit besonders achten?

Als erstes müssen sie den Mut aufbringen, auf den anderen zuzugehen und den ersten Schritt zu wagen. Dann müssen sie darauf achten, die Grenzen des anderen nicht zu überschreiten. Dafür ist Einfühlsamkeit und Empathie wichtig. Ein Flirt lebt manchmal von einem mutigen Vorstoß oder einer provokanten Äußerung. Aber dann gilt es die Reaktionen genau wahrzunehmen, auf die Körpersprache zu achten und gegebenenfalls einen Rückzieher zu machen und sich auch zu entschuldigen. Oberflächliches Blablabla gibt es genug. Es geht darum, echten Kontakt herzustellen und herauszufinden, ob es sich lohnt, mit diesem Menschen mehr Zeit zu verbringen. Das erfordert Offenheit, Zuhören und die Fähigkeit gute Fragen zu stellen. Mein wichtigstes Ziel beim Flirten ist es, dass die Frau sich gut fühlt und Spaß hat mit mir im Austausch zu sein. Dann ist es in jedem Fall eine wertvolle Zeit für uns beide.


5. Frauen wollen in der heutigen Zeit nicht mehr als Objekte gesehen werden. Wie passt das mit Dating-Apps wie Tinder zusammen, bei denen ja auch nur auf Oberflächlichkeiten geachtet wird?

Es gibt sehr unterschiedliche Bedürfnisse bei Frauen und Männern. Ein paar Frauen wollen Macho-Männer und andere Frauen wollen das genaue Gegenteil. Dazwischen gibt es zahlreiche Schattierungen. Tinder und andere Online-Plattformen sind nur ein Medium. Es liegt an den Nutzern, wie sie das Medium nutzen. Man kann auch auf Tinder romantisch und tief sein. Die Flirtpartner können wenige Sätze als Kriterium nutzen, um den Kontakt abzubrechen oder ihn noch fortzuführen. Frauen können so in rasanter Geschwindigkeit unter sehr vielen Männern wählen, wer für sie in die engere Auswahl kommt. Ja sicher, auf dem Weg zu einem Treffer, muss eine Frau bereit sein, viele Nachrichten zu löschen und ein durchschnittlich aussehender Mann muss sehr viele Nachrichten schreiben. Wenn er eine attraktive Frau bekommen möchte, dann würde ich ihm raten andere Wege suchen.



6. Wie wird sich das Flirten in der nahen Zukunft noch verändern?

Ich befürchte, dass immer weniger junge Menschen im realen Leben aufeinander zugehen und eine Zufallsbekanntschaft machen. Die Online-Tools werden sich noch verfeinern. Wenn die Datenschützer sich nicht durchsetzen, werden die Filter-Algorithmen immer besser. Bisher nehme ich Tinder so wahr, dass vor allem die Entfernung als Kriterium herangezogen wird, aber denkbar wäre doch, dass das psychologische Profil und die persönlichen Interessen stärker genutzt werden. Bisher machen das die elitäreren Online-Partnerbörsen. Aber dort muss man vorher einen Test machen. Das ist für heutige Verhältnisse umständlich. Facebook könnte diese Daten mittels künstlicher Intelligenz automatisch aus den Nutzerdaten ableiten und dann in Tinder vor allem Partner präsentieren, die zu uns passen – auch wenn diese vielleicht ein paar Kilometer weiter weg sind. Dann wäre die Kommunikation noch einfacher und die Passung erfolgversprechender.

Leider ist damit auch verbunden, dass wir noch weniger aus unserem sozialen Wirkungskreis heraus kommen. Ich fand es immer sehr bereichernd, wenn ich mit jemand Fremdes ins Gespräch kam, der auch andere Ansichten und Interessen hatte als ich. Wenn wir in einer Beziehung zusammenkamen und wir uns auf die Lebensvorstellungen des anderen eingelassen haben, dann gab es meist einen großen Entwicklungsschub.


7. Wie flirte ich, ohne dabei die Grenzen der anderen Person zu überschreiten?

Meines Erachtens braucht es neben Mut eine gewisse Höflichkeit, Einfühlungsvermögen und Respekt gegenüber dem anderen. Das beginnt mit meiner Einstellung. Wie sehe ich andere Menschen? Für mich sind andere zunächst einmal wertvolle und einzigartige Geschöpfe. Vielleicht haben wir völlig unterschiedliche Ansichten über das Leben und das, was richtig und falsch ist. Aber es ist spannend, das herauszufinden.

Leider gibt es auch in unserer Zeit noch viele Menschen, die eher egoistisch geprägt sind. Diese Menschen nehmen dann nicht wahr, dass sie gerade Grenzen überschreiten, weil sie gar nicht darauf achten.

Wenn ich jemanden kennen lerne, dann mache ich einen Schritt auf ihn zu. Jetzt liegt es an dem anderen. Wie reagiert er. Ich beobachte ihn. Weicht er zurück, dann sollte ich nicht noch einen Schritt auf ihn zu machen. Kommt er mir entgegen, dann passt es. Offenbar ist die Sympathie von beiden Seiten da. Nach einiger Zeit werde ich einen weiteren Schritt machen. Dieser Schritt kann sein, dass den Flirtpartner mal sanft berühre und dann sehe ich wieder, wie die andere Person reagiert. Es geht darum, das Vertrauen der anderen Person zu gewinnen und nicht auszunutzen. Am besten gehe ich schrittweise vor, warte auf Feedback und taste mich dann langsam voran. Wenn ich das nicht aus der Körpersprache und dem Unterton in der Stimme ableiten kann, dann frage ich. Hierfür gibt es sehr schöne Sprachmodelle, mit denen man das indirekt und charmant tun kann. So etwas lernt man unter anderem in unseren Seminaren. Wer mehr wissen möchte, kann gerne an unserem nächsten Single Seminar teilnehmen.


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