Flirten → Flirt Lexikon → Liebeskummer
Das Bestehen von zwischenmenschlicher emotionaler Bindung im Laufe des Lebens ist unabwendbar. Und wenn es um Liebesbeziehung geht, dann ist alles komplizierter als sonst. Vor allem, wenn eine Trennung, Scheidung oder Verlust entsteht. Dabei können auch die Sehnsucht oder die Eifersucht Komplikationen, Leiden und Schmerzen im Leben hervorrufen. Sowas nennen wir Liebeskummer. Das hat bestimmt schon mal jeder von uns erlebt. Doch wir fragen uns immer noch, was in unserem Körper und Geist eigentlich vorgeht, damit wir uns so „gebrochen“ fühlen.
Wenn wir uns eine Definition aus dem Lexikon angucken, bedeutet Liebeskummer „durch eine unglückliche Liebesbeziehung entstehender seelischer Schmerz“. Dieses Phänomen entsteht meistens nach einer Trennung. Im englischen wird es „Lovesickness“ (Liebeskrankheit) genannt. Es ist also eine Art Krankheit. Nicht selten wird Liebeskummer als Teenie-Krankheit bezeichnet, die eben nur Jugendliche befallen kann, doch auch im hohen Alter ist man vor dem Herzschmerz nicht sicher. Eine Scheidung oder eine Trennung von einer Beziehung in der wir geliebt haben, tut immer weh! Es wurde wissenschaftlich bewiesen, dass eine einseitige Liebe der anderen Person oder die existentielle Bedrohung der Beziehung durch den Partner, Liebeskummer verursacht. Das Phänomen ist also nicht immer ein Post-Trennung-Fall. Mit anderen Worten, entsteht diese negative emotionale Reaktion, wenn die Liebe nicht erwidert wird oder wenn Trennung bzw. Bedrohung der Partnerschaft stattfindet.
„Liebeskummer ist eine scheußliche Krankheit.“ – Tina Turner
Fragen bzw. Artikel wie „Welche Symptome hat der Liebeskummer?“ oder „Wie lange dauert der Liebeskummer?“ haben wir alle schon mal gelesen. Frauenzeitschriften sind z.B. dafür bekannt. Das Erleben des Liebeskummers ist von einer Person zu der anderen unterschiedlich, dabei bleibt es ein Rätsel, auf dessen Fragen wir nicht immer die optimale Antwort haben können.
Die Entstehung eines Liebeskummers ist nicht zu verfehlen. Der Zustand bzw. die Symptome, die dabei aufkommen, sind deutlich. Wie bereits erwähnt, ist das Erleben des Liebeskummers vielseitig und unterschiedlich von einer Person zu der anderen. Manche Symptome sind allerdings sehr häufig. Der Liebeskummer erzeugt psychosomatische Beschwerden, beispielsweise Kopf- und Bauchschmerzen oder auch Kreislaufprobleme. Dadurch haben wir das Gefühl, dass nichts in Ordnung sei. Dabei ist das Unwohlsein überwältigend. Das führt wiederum zu Problemen im Alltag. Bei Kindern oder bei Teenies finden die Beschwerlichkeiten in der Schule statt, und auf der Arbeit bei Erwachsenen. Die Senkung des Interesses an sozialen Kontakten zu anderen Menschen verschlimmert die Situation, was zu einer sozialen Isolation führen kann. Die betroffene Person ist dann häufiger zu Hause und ihre Lebensfreude nimmt ab. Die Stimmung der Umstände ist dann eher Richtung Zukunftsängste und Pessimismus. Unsere Umgebung hat nicht immer Verständnis dafür und darum entwickeln sich Störungen des Sozialverhaltens während des Liebeskummers. Beispielsweise werden wir aggressiver und feindseliger als sonst. Essverhaltensstörungen können vorkommen und zwar entweder als Appetitlosigkeit oder als extreme Esssucht. Mit der Zeit ist es sogar möglich, unter einer Depression zu leiden. Die Gefahr des Konsums von Drogen wie etwa Alkohol oder Nikotin und der Sturz in eine Abhängigkeit steigt folglich stark an. Im schwersten Fall kann es zu suizidale Gedanken oder Handlungen kommen, sowie zum Broken Heart-Syndrom (gebrochenes-Herz Syndrom).
Auch Gebrochenes-Herz-Syndrom, oder in der Medizin als Stress-Kardiomyopathie bekannt, ist eine Funktionsstörung des Herzmuskels, die Stress bedingt ist. Dieses Krankheitsbild tritt beim Vorkommen heftiger emotionaler Ereignisse auf.
Kurz und knapp gesagt: Beim Liebeskummer, trauern wir. Das Erleben der Trauer ist natürlich individuell und hängt von viele Faktoren und Variablen ab, beispielsweise ob sowas schon einmal erlebt wurde, wie reif man ist, wie es überhaupt zu der Trennung oder der Scheidung gekommen ist, wie lange die Beziehung gedauert hat, wie intensiv die Liebe war, usw. Doch wie lange brauchen wir, bis wir den Liebeskummer loswerden?
Seien wir mal spielerisch. Was, wenn es einen Formel gäbe, die uns beim Berechnen der Dauer des Liebeskummers helfen könnte? Der britische Autor Garth Sunden hat tatsächlich eine Formel entwickelt und sie „Ex-Formel“ genannt. Um auf die Zahl der Kummerzeit zu kommen, müssen wir einfach die Variablen in die Formel einsetzen. Die Variablen der Formel lauten wie folgt:
M = Monate Anzahl der Monate, die man zusammen war. L = Liebe Wie sehr haben Sie Ihren PartnerIn geliebt, und zwar auf einer Skala von 1 bis 10 in dem 1 „sehr wenig“ bedeutet und 10 „Liebe Ihres Lebens“ bedeutet. Nw = Nächte pro Woche Wie viele Nächte pro Woche haben Sie miteinander verbracht? Kj = Jetzt Kontakt Wie oft haben Sie jetzt Kontakt in einer Woche? Dazu zählen auch Kontakte zu seiner/ihrer Familie sowie Kontakte auf Social Media. E = Entscheidung Nochmal die Skala von 1 bis 10: Von wem ging die Entscheidung aus, die Beziehung zu beenden. Dabei steht 1 für „von Ex-ParterIn“ und 10 für „Ich habe es entschieden“. S = Selbstwertgefühl Wie groß ist Ihr Selbstwertgefühl nach der Trennung? Hier dürft Ihr auch eine Zahl auf einer Skala von 1 bis 10 eingeben, in dem 1 „Ich hasse mich“ bedeutet und 10 „niemand ist so gut wie ich“ bedeutet.
Wir lösen erst die Klammer auf. Dazu berechnen wir den oberen und unteren Wert und teilen dann das obere durch das untere Ergebnis. Wieso müssen wir die 25 addieren? Naja, weil der Autor meint, dass das verhindert, dass einer der Werte zu sehr ins Gewicht fällt. Jetzt ziehen wir die Wurzel aus M und multiplizieren das Ergebnis mit dem der Klammer. Die Zahl, die am Ende unserer Berechnung steht, ist dann die Dauer des Liebeskummers in Monaten. Das sollte nochmal ein Beweis sein, wie stark der Liebeskummer von vielen Faktoren abhängt und daher auch sehr unterschiedlich für jede Beziehung ist.
Der Liebeskummer ist ein Prozess und wie jeder Prozess besteht er aus Phasen. Phasen, die man erlebt um im Endeffekt den Prozess bzw. die Trauer abzuschließen. „Der Kummer, der nicht spricht, nagt am Herzen, bis es bricht.“ ist eines der berühmtesten Liebeskummer Sprüche von William Shakespeare. Die Verarbeitung der Trennung muss in der Tat zu Stande kommen, damit wir weitergehen können. Wie lange der Liebeskummer dauert, könnten wir mehr oder weniger feststellen und sogar mir der „Ex-Formel“ berechnen. Nun ist die Frage, aus welchen Phasen besteht der Liebeskummer?
Phase 1: „Das kann doch nicht wahr sein!“ In dieser Phase des Liebeskummers, herrscht das Nicht-Wahrhaben-Wollen der Situation. Pure Verlustängste, totale Verleugnung. Obwohl der/die ParterIn sich klar mit einem „unsere Beziehung ist aus!“ ausgedrückt hat, sind wir jetzt unfähig, die Tatsachen wahrzunehmen. Wir sind noch voller Hoffnung, dass das temporär ist, nur eine Auseinandersetzung, die vielleicht einfach schnell eskaliert ist. Selbst wenn wir derjenige sind, der das Aussetzen der Beziehung verlangt hat, können wir die Szene der endgültigen Trennung immer noch nicht vor unserem inneren Auge abspielen.
Phase 2: „Es ist also wahr…“
Bei der 2. Phase brechen die Gefühle auf. Überwältigende Gefühle, die wir oft nicht kontrollieren können. Die Trauer unserer Liebe ist ein Arsenal von Gefühlen die uns alles erleben lässt, außer das Glück. Wir durchleben diese Gefühle und ziehen uns aus unserer Umgebung zurück. Da treten die Symptome des Liebeskummers mehr und mehr auf, bis wir uns erschöpft fühlen. Wir neigen mehr zum Nichtstun und laufen weg von Aktionismus. Und wie der der Dichter Eda Kocapiner schon sagte „Liebeskummer scheint den Magen zu verkleinern.“. Der Liebeskummer ändert sowohl unseren Alltag, als auch unser Essens- und Kommunikationsverhalten auf drastische Weise.
Phase 3: „Da muss was gemacht werden!“ Nachdem wir uns in dem Gefühlscocktail ertränkt haben (von Weinanfällen bis zur Wut), wird es in der 3. Phase Zeit, die Situation wieder in den Griff zu kriegen. Unser Gehirn übernimmt die Kontrolle und versucht, sowohl die Gefühle als auch die Gedanken, die dabei entstanden sind, zu verarbeiten. Jetzt sind wir bereit, darüber zu reden und die Sachen konkreter und aus einer anderen Sicht zu betrachten. Jetzt haben wir verstanden, dass es nicht unsere Schuld war und dass es an verschiedene Variablen oder Faktoren lag, nicht nur an unseren Taten. Dabei ist es wichtig, sich mal Zeit zu nehmen und die Verarbeitung der Gefühle nicht zu arg zu beschleunigen.
Phase 4: „Das Leben geht trotzdem weiter, oder?“ Die letzte Phase bedeutet Loslösung und Akzeptanz. Wir nehmen jetzt wahr, dass die Beziehung vorbei ist und dass der Mensch, mit dem wir mal zusammen waren, jetzt in der Vergangenheit liegt. Wir versuchen, die Kontakte mit Freunden und Familie wieder herzustellen, nachdem wir lange Zeit zu Hause und alleine getrauert haben. Dabei spielt es eine Rolle, welche Coping-Strategien wir verwenden. Diese werden im nächsten Abschnitt kurz umfasst.
Um eine schlimme Phase des Lebens zu überleben, müssen wir die Kontrolle unseres Lebens übernehmen und versuchen, Änderungen und Verbesserungen der Situation zu bewirken. Gut ist, dass Liebeskummer nur eine Phase ist und demnach nicht dauerhaft. Ein „Es wird schon“ klingt vielleicht nicht so effektiv oder überzeugend, ist aber eine Tatsache. Es wird tatsächlich schon wieder werden. Daran müssen wir glauben. Der Trennungsschmerz ist irgendwann mal weg.
„Liebe lässt die Zeit vergehen, Zeit lässt die Liebe vergehen.“ – Französisches Sprichwort
Wenn es uns schlecht geht, versuchen wir Sachen zu probieren, die uns dabeihelfen können, uns besser zu fühlen. Manche von uns essen Schokolade oder Eis, andere schlafen länger oder gucken den ganzen Tag Serien, andere versuchen Sport zu treiben oder Freunde zu treffen. Also einfaches Verhalten bei dem wir uns ausdenken, dass es helfen würde. Sowas nennen wir in der Psychologie: Coping Strategien.
Coping Strategien variieren und können gesund oder wenig gesund sein. Hier ist also die Frage, welche Strategien bzw. Tipps sollten wir anwenden, um den Liebeskummer zu überwinden? Wie kann ich – gesund – aus diesem Zustand rauskommen?
„Wir hoffen immer, und in allen Dingen ist besser hoffen als verzweifeln.“– Johann Wolfgang Goethe
„Ich kenne keine Frau, die am Liebeskummer gestorben wäre. Sie alle werden ohne größere Schwierigkeiten damit fertig und sehen dabei noch bezaubernd aus.“ – Arthur Wellesley
Auf die Frage, ob Frauen und Männer den Liebeskummer unterschiedlich erleben, ist die Antwort auf jeden Fall ein „ja“. Wie sich das genauer beschreiben lässt, ist allerdings nicht ganz so einfach. Dass Männer und Frauen Emotionen unterschiedlich empfinden und verarbeiten ist selbstverständlich, da wir Menschen untereinander alles individuell empfinden und verarbeiten. Die Verarbeitung des Liebeskummers weicht also von Mann zu Mann und von Frau zu Frau ab. Wissenschaftliche Studien könnten beweisen, dass Frauen länger an Liebeskummer leiden, aber den Liebeskummer effektiver loswerden. Männer dagegen erleben den Liebeskummer kürzer und deswegen ist die Verarbeitung der Gefühle nicht so wirksam. Männer verdrängen den Trennungsschmerz und erholen sich von daher oftmals nie vollständig davon.
Nach der Trennung tun Frauen, wenn sie verletzt sind, oft nichts anderes als darüber nachzudenken oder zu reden. Männer dagegen lenken sich ab und beschäftigen sich wenig mit ihren Gefühlen. Sich ablenken kann u.a. bedeuten: mehr Feiern, mehr Sport, mehr Arbeit. Sich "einfach" nicht mit dem Liebeskummer auseinandersetzen. Ein anderes klassisches Beispiel ist, dass sie versuchen ihre Ex zu ersetzen, obwohl sie ganz genau wissen, dass sie in dem Moment nicht ersetzbar ist. Sie suchen sich also eine neue Partnerin, als sexuelle Ablenkung und Bestätigung, dass sie noch begehrt sind. Das ist aber nicht immer der Fall. Manche brauchen eine Frau, die ihnen das Gefühl nimmt, alleine zu sein. Damit sie sich in ihrer Männlichkeit und ihrem Ansehen nicht bedroht fühlen, reden Männer kaum über ihren Liebeskummer. Solche Gefühle zu offenbaren fällt Männern eher schwer. Genauso wie bei Frauen kann der Liebeskummer hochemotional und sehr schmerzhaft sein. Sobald der Mann eine neue Frau kennenlernt, die sein verletztes Ego wieder stärkt, indem sie ihm Nähe und Aufmerksamkeit schafft, verspürt er tatsächlich weniger Liebeskummer – was aber nicht heißt, dass die schmerzenden Gefühle ganz verarbeitet sind. Zusammenfassend stellen wir fest, dass sowohl Männer als Frauen eine intensiven Trennungsschmerz erleben, der sich als Liebeskummer ausdrückt. Frauen leiden zwar meistens mehr, weil sie sich mehr Zeit für die Verarbeitung der Trennung nehmen, sind aber gesünder und langhaltiger darüber hinweg. Männer hingegen lenken sich in vielen Fällen schneller ab und versuchen nicht wirklich, die Trennung zu verarbeiten. Frauen leiden stärker, Männer dafür länger.
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