Hypnosetherapie

„Jeder Mensch ist ein Individuum. Die Psychotherapie sollte deshalb so definiert werden, dass sie der Einzigartigkeit der Bedürfnisse eines Individuums gerecht wird, statt den Menschen so zurechtzustutzen, dass er in das Prokrustesbett einer hypothetischen Theorie vom menschlichen Verhalten passt.“ – Milton H. Erickson, 1979

Was ist Hypnosetherapie?

Definition: Bei der Hypnosetherapie handelt es sich um eine Richtung der Psychotherapie. Das Ziel dabei ist es, den Meschen in einen Entspannungszustand zu bringen, damit der Patient seine Aufmerksamkeit auf spezielle Gebiete richten kann.

Hypnosetherapie
Hypnotherapie (Pixabay: ©DavidZydd)

Hypnosetherapie oder auch Hypnotherapie genannt meint eine Art der Therapie mit Menschen unter der Nutzung von Trance und Suggestionen. Der Mensch wird bestärkt und gewinnt an Selbstkontrolle. Zudem werden ihm vielerlei Wege geöffnet, um kreativer zu werden und neue Möglichkeiten zu finden. Es soll im Enddefekt dazu dienen, dem Menschen zu helfen seine Ziele zu erreichen und die eigenen Fähigkeiten aufzurüsten.

Hypnotherapie gehört zu einer der ältesten Formen der Therapie und wird in viele Bereichen eingesetzt. Es gibt moderner ausgerichtete Hypnotherapieformen, wie die von Milton Erickson, die eher auf das Lösen von Problemen abzielt und ressourcenorientierter ist. Hypnotherapie wird bei Verhaltensstörungen, Depressionen, Ängsten, Zwängen, Psychosomatik, Schmerz und auch als psychische Stärkung bei organischen Krankheiten eingesetzt.

Hypnose hingegen gilt hauptsächlich als eine Art Entspannung, aus der man jederzeit aussteigen kann. Man muss demnach keine Angst haben, dass man die Hypnose nicht stoppen kann. Man ist bei vollem Bewusstsein und kann sich hinterher an alles erinnern.

Wer ist für Hypnose und damit für Hypnosetherapie geeignet?

Jeder Mensch ist hypnotisierbar. Gerade Menschen mit einer großen Vorstellungskraft sind dazu besonders geeignet. Laut Studien sind 10 bis 15% aller Menschen eher schwer zu hypnotisieren, aufgrund dessen, dass sie die Hypnose ablehnen oder Angst davor haben. Falls jemand psychisch beeinträchtigt ist, muss vorher mit einem Therapeuten genau besprochen werden, was das Problem ist. Bei Patienten mit Psychosen, Persönlichkeitsstörungen oder Epilepsie könnten die Symptome durch Hypnose nämlich sogar verstärkt werden. Für viele klingt Hypnose nach etwas Gefährlichem, was mit dem Verlieren von Kontrolle gleichgesetzt werden kann. Hypnose gilt jedoch als ungefährlich. Nebenwirkungen gibt es laut Studien und vielen Erfahrungsberichten keine. Hypnose zieht eher positive Effekte mit sich, wie ein körperliches Wohlbefinden und die Reduktion von Stresshormonen.

Anwendung der Hypnosetherapie

Hypnose kann in den verschiedensten Richtungen eingesetzt werden, zum Beispiel sowohl in der Therapie als auch im Coaching. Hypnosetherapie kann in alltäglichen Themen angewandt werden, wie Raucherentwöhnung, Gewichtsreduktion, Prüfungsvorbereitung oder generelle Stressreduktion. Zudem dient die Hypnosetherapie zur Behandlung von Ängsten, Depressionen, Schmerzen, Schlafstörungen, Zwängen und Essstörungen. Auch bei chronischen Schmerzen, Allergien, Hauterkrankungen, Magen-Darm-Erkrankungen, Atemwegserkrankungen oder bei Erkrankungen des Nervensystems kann Hypnosetherapie als wichtiger Beistand dienen.

Hypnosetherapie Kosten

Einzelne Hypnose-Stunden kosten im Regelfall zwischen 80 und 180 Euro, wobei nach oben hin kaum Grenzen gesetzt sind, und gehen etwa 45-60 Minuten. In psychotherapeutischen Praxen, in denen Hypnose in der Verhaltenstherapie oder Tiefenpsychologie eingesetzt wird, werden die Kosten im Normalfall von der Krankenkasse übernommen. Wer außerhalb von einer Psychotherapie Hypnosestunden zur Therapie nutzt, ist im Regelfall auf sich selbst gestellt, wenn es um die Kostenübernahme geht.

Hypnosetherapie Sitzung
Hypnotherapie Sitzung (Pexels: ©cottonbro)

Was ist Psychotherapie

Psychotherapie bedeutet die professionelle und gezielite Behandlung seelischer oder psychischer Probleme oder Störungen. In der Psychotherapie werden mit Hilfe von Gesprächen, Entspannungsverfahren oder kognitiven Methoden Störungen behandelt, die mit Denken, Handeln oder Erleben einhergehen. Psychotherapie kann in allen Altersbereichen eingesetzt werden. Zudem werden gerade auch Menschen behandelt, die neben seelischem Leid wie Ängste, Phobien, Depressionen, Süchten, Zwängen oder auch Essstörungen, organische Krankheiten wie Magenprobleme, Gelenkschmerzen bis hin zu Krebs haben. Diese Art von Krankheiten können sich enorm auf die Psyche auswirken. Es gibt für jeden Fachbereich speziell darauf ausgebildete Psychotherapeuten.

Psychotherapie wird auch außerhalb des Gesundheitssystems angewandt, wie zum Beispiel im pädagogischen Bereich zur seelischen Unterstützung von Jugendlichen, die Probleme haben ihre dortigen Ziele zu erreichen, unmotiviert sind etc. Psychotherapie wird auch in Bereichen wie Familie oder Beziehung eingesetzt, um Bindungen wieder zu stärken oder um Misskommunikationen zu bewältigen. Unter anderem gehört zu Psychotherapie auch Hypnosetherapie. Bei der Hypnosetherapie ist es sehr wichtig, einen ausgebildeten Therapeuten aufzusuchen, um effektive Ergebnisse zu erzielen.

Therapieprinzipien in der Hypnosetherapie

  • Utilisation: Die Ziele, Sprache, Probleme und Bilder des Patienten werden in den Therapieprozess integriert, um Veränderungen zu erleichtern.
  • Destabilisierung: Ziel ist es, den Patienten zu verwirren und sein eingefahrenes Denken zu durchbrechen und kreativeres Problemlösen anzuregen und zu erleichtern.
  • Beiläufigkeit: In der Hypnosetherapie gibt man meist beiläufig Suggestionen durch Metaphern oder andere Geschichtchen. Der Patient schaut für sich selbst, was ihm dabei am hilfreichsten vorkommt.
  • Bahnung oder Priming: Worauf man gerade seine Aufmerksamkeit richtet, hat Auswirkungen auf die eigenen Gefühle, Gedanken und Stimmung. In der Hypnose werden emotionale Zustände erzeugt, die einem helfen, die eigenen Probleme zu bewältigen, indem man auf damit verbundene Assoziationen lenkt.
  • Ausfindigmachen von Ressourcen: Der Mensch verfügt über genug Ressourcen, um sich selbst zu heilen. Die Hypnose fördert das Erkennen dieser Ressourcen und macht den Kern der Probleme zugänglicher.
  • Rekonstruktion: Traumata oder andere belastende Lebenserfahrungen können mit Hilfe von Hypnose durch Fiktionen abgeschwächt werden.
  • Reorientierung in der Zeit: Man sollte versuchen mit seinen Problemen in die Vergangenheit oder Zukunft zu reisen, um durch einen Perspektivenwechsel neue, kreative Lösungsansätze zu finden.

Kreativität durch Hypnosetherapie
Kreativität durch Hypnosetherapie (Pixabay: ©strikers)

Unterschied zwischen Hypnosetherapie und anderen Psychotherapieformen

Tiefenpsychologie

Tiefenpsychologie und Hypnotherapie sind ähnlich, da beide das Konzept des Unbewussten verbindet. Bei der Hypnotherapie wird mit dem Unbewussten jedoch das Biologische assoziiert, also Automatismen wie Atmen, Erinnern etc. Zudem meint die Hypnotherapie mit dem Unbewussten unsere Erfahrungen, mit denen wir mehr oder weniger wachsen können. Die Tiefenpsychologie hingegen verbindet mit dem Unbewussten, das Versetzen von Ängsten und anderen negativen Gedanken an einen Ort, den man schwer beschreiben und darauf nur schwer zugreifen kann.

Verhaltenstherapie

Verhaltenstherapie und Hypnotherapie sind sich deswegen ähnlich, da beide Therapieformen auf Erfahrungen abzielen. In der Verhaltenstherapie läuft dies auf einer kognitiven, rationalen Ebene ab. Die Hypnosetherapie hingegen verwendet bildliche Reframings, sowie Metaphern und Geschichtchen.

Humanistische Therapieformen

Zu den humanistischen Therapieformen gehören unter anderem die personenzentrierte Therapie, Gesprächspsychotherapie, Gestalttherapie, Transaktionsanalyse etc. Durch ein gutes Verhältnis zum Therapeuten soll eine Entfaltung des Patienten einfacher entstehen. Die Hypnosetherapie befolgt ein ähnliches Vorgehen. Jedoch basiert ihr Vorgehen nicht nur auf dem Ziel der Selbstheilung sondern sie beeinflusst den Veränderungsprozess durch Interventionen, wie kleinste Veränderungen oder suggerierte Musterunterbrechungen.

Systemische Therapie

Die systemische Therapie konzentriert sich vor allem auf die Utilisation, strategisches Vorgehen und Musterunterbrechungen. Die Hypnosetherapie setzt ihren Fokus hingegen eher auf das innere Leben einer Person, wie Gedanken, Gefühle und Verhalten.

Hypnosetherapie in der Wissenschaft

Johannes Heinrich Schultz hat die Hypnose als therapeutische Methode wieder ins Leben gerufen. Er hat anhand von autogenem Training eine Möglichkeit zur Selbsthypnose entwickelt. In den 1980er Jahren entwickelte Milton Erickson eine nach ihm benannte Hypnosetechnik, die noch heute sehr aktuell ist und zu einer der beliebtesten Techniken gehört. Seit dem Jahr 2006 gilt Hypnosetherapie als ein wissenschaftlich anerkanntes therapeutisches Verfahren. Man unterzieht sich dementsprechend als Psychotherapeut einigen Fortbildungen und Supervisionen. Hypnotherapie ist in den letzten 20 Jahren intensiv erforscht worden. Empirisch belegt sind nun die Wirksamkeit bei der Behandlung von Schmerzen, wie Kopfschmerzen, Migräne, Schmerzen bei Krebs oder Schmerzen bei medizinischen Eingriffen. Es wird weiterhin erforscht, inwiefern Hypnosetherapie eine Rolle bei der Wirksamkeit der Behandlung von Depressionen, Ängsten oder anderen psychischen Leiden oder Krankheiten erzielt.

Wie kommt man in eine Trance?

Eine hypnotische Trance entsteht durch eine tiefe Entspannung. Man befindet sich in einem Wachzustand, die Aufmerksamkeit der zu therapierenden Person ist jedoch auf einen Bruchteil ihrer Gedanken ausgerichtet. Therapeuten verfolgen meist ein klares Muster, wenn sie ihren Patienten in Hypnose versetzen. Vor Beginn einer Hypnose müssen sich der Patient und der Therapeut intensiv über alle Probleme des Patienten austauschen, damit die Hypnose nicht zu unangenehm wird für den jeweiligen Patienten.

Hypnosetherapie Gelassenheit
Hypnotherapie Gelassenheit (Pixabay: ©Schäferle)

Die Hypnose beginnt mit der so genannten Induktionsphase. Der Prozess wird durch ruhige Worte und Gesten eingeleitet. Ein Beispiel ist es, dass der Patient seine Augen schließen muss, dass er sich vorstellen soll, wie schwer sein Körper ist. Meist wird die so genannte Hand-Levitation durchgeführt, in der der Therapeut bemisst, in was für einem tiefgründigen Zustand sich der Patient im Moment befindet. Der Therapeut bemisst dies so, indem er seinem Patienten sagt, er solle sich vorstellen, dass sein Arm ganz schwer wird und er diesen nun anheben soll. Je nachdem, wie weit der Patient seinen Arm hebt, weiß der Therapeut seinen Trancezustand zu deuten.

Die eigentliche Hypnose beginnt dann, wenn der Therapeut seinen Patienten in eine Situation leitet, in der der Patient mit seinen Ängsten zu kämpfen hat. Während sich der Patient in der Situation befindet, die all seine Probleme beinhaltet, kann der Therapeut Veränderungen anstoßen, was bedeutet, dass er Suggestionen und Geschichten ausbreitet. Das Unterbewusstsein öffnet sich innerhalb der Hypnose besonders weit und nimmt Bilder, Gefühle und Erinnerungen umso intensiver wahr. Der Therapeut versucht nun dem Patienten zu vermitteln, dass er die Situation, die mit negativen Gefühlen besetzt ist, nun durch positive zu ersetzen und sich etwas besonders schönes vorzustellen. Nach Verinnerlichung der schönen, positiven Situation erweckt der Therapeut seinen Klienten wieder aus seiner Hypnose. Diese Phase wird als „Reorientierungsphase“ bezeichnet.

Was muss man nach einer Hypnosesitzung beachten?

Es ist besonders ratsam sich vor einer Hypnosesitzung in einem entspannten Zustand zu befinden. Zugleich sollte man die Zeit nach solch einer Sitzung beachten und sich genug Zeit einplanen, da Körper und Geist erst einmal Zeit benötigen, um sich wieder zu regenerieren. Die Gedanken müssen sich erst wieder sammeln und der Mensch kommt langsam wieder zu sich.

Die Wirkung von Hypnose

Das Erleben von Trance wird meist mit dem Zustand kurz vorm Einschlafen in Verbindung gesetzt. Biologisch gesehen zeigt sich, dass sich Herzschlag und Atmung verlangsamen. Mental gesehen fühlt der Patient eine intensive Entspanntheit sowie Gelassenheit, Ausgeglichenheit, Lebensmut und Kraft. Die Wahrnehmung des Patienten findet wie eine Art Pause und der Patient lenkt seine Aufmerksamkeit auf sein Innerstes.

Hypnosetherapie Raum
Hypnotherapie Raum (Pexels: ©Thirdman)

Unterschied Hypnosetherapie/ Hypnose-Coaching

Hypnose wird sowohl in der Therapie, als auch im Coaching eingesetzt und gilt dabei als wichtiger Bestandteil. Wann es sich dabei um eine Hypnosetherapie, wann um ein Hypnose-Coaching handelt hängt von der Zielsetzung ab. Während sich die Hypnosetherapie vor allem auf das psychische Leiden des Menschen konzentriert, handelt es sich beim Hypnose-Coaching eher um eine Art der Beratungsmethode, die sich auch auf psychisch stabile Menschen fokussiert. Generell ist es jedoch eher schwer, zwischen den beiden Arten der Hypnose zu unterscheiden. Um besser zu differenzieren, kann noch gesagt werden, dass bei der Hypnotherapie eher Probleme mit Krankheitswert und bei Hypnose-Coaching die Behandlung von Verhalten und die Arbeit mit persönlicher Transformation im Vordergrund stehen.

Einsatzgebiete von Hypnose-Coaching

Hypnose-Coaching wird genutzt, um das Fühlen, Denken oder Handeln einer Person wieder in die richtige Richtung zu lenken. Einsatzgebiete sind zum Beispiel Folgende:

  • Persönliche Entwicklung und Selbstwert
  • Leistungssteigerung und -stabilisierung
  • Stressbewältigung und Ausgeglichenheit
  • Hypnocoaching im Beruf (um sich auf Präsentationen etc. vorzubereiten)
  • Entwöhnung und Gewohnheitsänderung
  • und vieles mehr!




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