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In einer Welt, in der Zeitmangel und Stress allgegenwärtig scheinen suchen immer mehr Menschen eine Möglichkeit, zu mehr innerer Ruhe und Gelassenheit zu finden. Gesund und achtsam leben, etwas Positives für sich selbst tun – dies sind Bedürfnisse, die in den vergangenen Jahren immer relevanter geworden sind, vor allem in leistungsorientierten westlichen Gesellschaften. Eine beliebte Art, diesem Bedürfnis gerecht zu werden ist der Gebrauch von Meditationstechniken – doch wer sich das erste Mal mit der Thematik beschäftigt stellt schnell fest: Meditation ist nicht gleich Meditation. Nahezu jede Kultur und Religion, die es gibt und gab besaß ihre eigenen Techniken zur Erlangung innerer Ruhe und die schiere Menge verfügbarer Information kann überwältigend sein. Eine Technik, der über die vergangenen Jahrzehnte besonders viel Aufmerksamkeit gewidmet wurde, ist die Transzendentale Meditation, kurz TM. Sie gehört zu den bekanntesten Meditationstechniken der Welt – und zu den am stärksten kritisierten. Doch was hat es wirklich auf sich mit der TM-Methode?
Inhaltsverzeichnis
Transzendentale Meditation ist eine markengeschützte Art der Meditation, die von geschulten TM-Lehrern in kostenpflichtigen Kursen gelehrt wird. Sie basiert auf der Mantra-Meditation, bei welcher eine bestimmte Phrase (am bekanntesten ist wohl das „OM“) während des Meditierens ständig wiederholt wird und so den Geist in einen Ruhezustand versetzt. Bei der Transzendentalen Meditation wird diese Phrase jedoch nicht selbst ausgesucht, sondern jeder Teilnehmer bekommt ein persönliches Mantra vom TM-Lehrer Lehrer mitgeteilt, welches geheim gehalten werden soll. Ziel der Transzendentalen Meditation ist das völlige Loslassen des Geistes, um so einen Zustand innerer Ruhe und Entspannung zu erreichen und die eigene Gesundheit zu stärken.
Der Begriff „Transzendenz“ entstammt dem lateinischen transcendere, was so viel bedeutet wie „hinüberschreiten, übertreten“.
Der Duden bestimmt den Begriff der „Transzendenz“ folgendermaßen:
In der Philosophie, Theologie und Religionswissenschaft beschreibt das Transzendente dementsprechend jenes, welches die Grenzen des Immanenten – also des einem Lebewesen oder Gedanken innewohnenden – überschreitet und somit unabhängig von ihm existiert. Etwas einfacher ausgedrückt könnte man also sagen, die immanente Ebene beschreibt die der greifbaren Dinge, Gedanken, Gefühle und Erfahrungen, des Erlebbaren also, während die transzendente Ebene jenes beschreibt, welches über die Grenzen des Erfahrbaren und somit über die Grenzen des Geistes hinausgeht und nicht mehr greifbar ist. In der Theologie bezeichnet das Transzendente daher auch das Übernatürliche oder das Göttliche.
Mit den phonetisch sehr ähnlichen Begriffen des Transzendentalen und des Transzendentalismus wie er unter anderem in Immanuel Kants Transzendentalphilosophie Verwendung findet, hat das Transzendente allerdings ebenso wenig zu tun, wie das „transzendental“ in „Transzendentale Meditation“; hier handelt es sich vermutlich um eine ungeschickte Übersetzung aus dem Englischen, wo die Begriffe „transcendent“ und „transcendental“ häufig synonym zueinander verwendet werden.
Das Ziel aller Meditation ist ein Zustand, in welchem Du „transzendierst“, die Ebene des Immanenten also verlässt und Gedanken, Gefühle und andere wahrnehmungsbezogenen Erfahrungen für Dich nicht mehr existent sind. Etwas nüchterner ausgedrückt könnte man auch sagen, der Geist soll beim Transzendieren für die Dauer der Meditation „ausgeschaltet“ werden, sodass Du einen Zustand wahrer Ruhe und Freiheit, quasi ein „perfektes Nichts“ erlebst.
Im Alltag nimmst Du immer etwas wahr, sei es etwas Visuelles, etwas Akustisches, etwas Haptisches oder etwas Gedankliches, beginnend an dem Moment, in dem Du aufwachst, bis zu dem Moment, in dem Du einschläfst. Zu keinem Zeitpunkt bist Du jedoch einfach nur Du selbst, frei von allen äußeren Einflüssen. Wenn Du meditierst, lenkst Du Deine Aufmerksamkeit aktiv weg vom Äußeren und fokussierst Dich ganz auf dein Inneres und gelangst so mit ein wenig Übung in einen Zustand reinen „Seins“ – Du erlebst ein Gefühl von Transzendenz. Durch regelmäßige Meditation kann dieser Transzendenzzustand „geübt“ werden, sodass sich Dein Geist schließlich an ihn gewöhnt, und die Erfahrung nicht mehr mit dem Ende der Meditation verschwindet, sondern auch dann erhalten bleibt, wenn Du wieder zu Deinen normalen Aktivitäten zurückkehrst. Eine solche Transzendenz im Alltag kann sich auf vielfältige Weise positiv auf Dein Leben und Deine Gesundheit auswirken.
Die Technik der Transzendentalen Meditation verspricht Dir beizubringen, wie Du alle äußeren Wahrnehmungen hinter Dir lassen und Transzendenz erreichen kannst. Um jedoch eine solche „transzendentale Erfahrung“ machen zu können, musst Du zunächst einen TM-Kurs besuchen. Vor dem Kurs finden erst einmal zwei Informationsvorträge und ein persönliches Gespräch mit einem TM-Lehrer statt, die kostenlos sind. Darauf folgt ein Grundkurs der aus vier zweistündigen Kursterminen, in welchen auch die Zuteilung eines persönlichen Mantras erfolgt, sowie einer Überprüfung des Erlernten zehn Tage später besteht und kostenpflichtig ist. Der Kostenpunkt für einen TM-Kurs in Deutschland liegt derzeit bei 1.170€. Nach Abschluss des Grundkurses kannst Du regelmäßige Folgetreffen besuchen, um zu testen, ob Du die TM-Technik auch weiterhin korrekt anwendest. Diese Überprüfungen sind dann, ebenso wie Angebote für Gruppenmeditationen, lebenslang kostenlos.
Damit die Technik ihre volle Wirkung entfalten kann, solltest Du Dir nach Abschluss des Kurses jeweils am Morgen und am Abend eines jeden Tages etwa 20 Minuten Zeit zum eigenständigen Meditieren nehmen. Durchgeführt wird die Meditation mit geschlossenen Augen in einer bequemen Position im Sitzen.
Begründer der TM-Bewegung ist Maharishi Mahesh Yogi (1918-2008), der in Gedenken an seinen verstorbenen Lehrer Swami Brahmananda Saraswati das sogenannte „Spiritual Regeneration Movement“ (SRM) gründete. Mit dem Ziel einer weltweiten „geistigen Erneuerung“ verbreitete er seine Lehre ab 1957 quer über den Globus und schuf überall auf der Welt Meditationsschulen, die sogenannten „TM-Center“. Ihren Popularitätshöhepunkt erreichte die TM-Bewegung im Westen ab dem Ende der 1960er Jahre als sie, bekannt gemacht durch Popikonen wie die Beatles, die Flower-Power-Bewegung mit einleitete. Heute praktizieren in Deutschland etwa 5.000 bis 10.000 Personen Transzendentale Meditation. Weltweit gibt es Schätzungen zufolge zwischen 50.000 und 5 Millionen Anhänger.
Hinter der Transzendentalen Meditation steckt jedoch mehr als nur die Idee einer Entspannungstechnik: Die Dachorganisation der TM-Bewegung, die seit dem Jahr 2000 den Namen „Globales Land des Weltfriedens“ trägt, zuvor aber bereits mehrfach umbenannt wurde, verbreitet neben ihrer Meditationstechnik auch ein esoterisches Lehrsystem unter dem Namen „Maharishi Vedische Wissenschaft“, welches sich mit Themen wie Architektur, Astrologie, Musik, Bildung und Pädagogik beschäftigt. Diese Lehren versuchte die Organisation um die Jahrhundertwende herum auch mithilfe politischer Aktivität zu verbreiten – die zu diesem Zwecke gegründeten Parteien wurden aufgrund mangelnden Erfolges jedoch inzwischen wieder aufgelöst. Aber auch wirtschaftlich ist Maharishis Organisation aktiv, und zwar im Bereich des sogenannten Maharishi-Ayurveda, einer Gesundheitslehre, die auf einer Abwandlung des traditionellen altindischen Ayurveda basiert.
Bei korrekter Durchführung soll die Transzendentale Meditation vielfältige positive Effekte haben:
Laut TM-Organisation verbessert die Transzendentale Meditation die Gesundheit, senkt Blutdruck und Stress, sorgt für einen erholsameren Schlaf und emotionale Stabilität – zum Beispiel indem sie ADHS-Symptome verbessert oder die Verarbeitung von Traumata unterstützt. Weiterhin sollen aber auch Intelligenz, Kreativität und das soziale Miteinander von Transzendentaler Meditation profitieren können.
Die TM-Bewegung selbst sieht sich als „Pioniere der Meditationsforschung“ und wirbt mit einer großen Anzahl an wissenschaftlichen Studien durchgeführt von verschiedenen Forschungseinrichtungen. Kritiker weisen jedoch darauf hin, dass eine Vielzahl dieser Studien entweder von der Organisation selbst in Auftrag gegeben und bezahlt oder aber von Einrichtungen durchgeführt wurde, die in Verbindung zur TM-Organisation stehen.
TM-Praktizierende können ihre Meditationsroutine durch verschiedene Zusatz-Techniken, die sogenannten „Sidhis“ erweitern. Diese Techniken sollen in der Lage sein, noch „höhere“ Bewusstseinszustände herbeizuführen, indem nach der regulären Meditation bestimmte Formeln in Gedanken wiederholt werden.
Eine Sidhi-Technik der Transzendentalen Meditation die besondere Bekanntheit erlangte ist das sogenannte „Yogische Fliegen“, bei der die praktizierende Person durch das Erlangen solch „höherer“ Bewusstseinszustände in der Lage sein soll, zunächst während der Meditation wie von Geisterhand zu „hüpfen“, dann über dem Erdboden zu schweben und schlussendlich sogar zu fliegen. Demonstrationen dieser Technik gab es bislang jedoch keine.
Ähnlich verhält es sich mit dem „Maharishi-Effekt“: So werden in der TM-Bewegung gesellschaftliche Verbesserungen (z.B. Rückgänge von Kriminalität, Unfällen oder Krankheiten) bezeichnet, die angeblich dann auftreten, wenn ein bestimmter Bevölkerungsanteil Transzendentale Meditation praktiziert. Auch hierfür gibt es bislang keine wissenschaftlichen Belege. Grundsätzlich ist solch ein positiver Effekt durch die großflächige Verbreitung von Meditation zwar vorstellbar, fraglich ist jedoch, ob er sich tatsächlich ausschließlich durch die Technik der Transzendentalen Meditation und nicht in Wirklichkeit auch durch andere meditative Praktiken erzielen ließe.
Nein, gefährlich oder gar schädlich ist TM nicht. Eher ist das Gegenteil der Fall:
Viele Menschen berichten von positiven Erfahrungen mit TM und es gibt durchaus auch unabhängige wissenschaftliche Studien, die auf positive Effekte der Transzendentalen Meditation hindeuten, zum Beispiel bei Veteranen, die unter einer Posttraumatischen Belastungsstörungen leiden und bei Personen mit Bluthochdruck.
Allerdings werden solche Effekte ebenso von anderen, frei zugänglichen Formen der Meditation erzielt. Es ist also keineswegs nachgewiesen, dass die Qualität der TM besser ist oder die Erfolge größer sind als dies bei anderen Meditationstechniken der Fall ist.
Die einzigen wirklichen Nachteile der TM sind nach aktuellen Erkenntnissen also die für viele abschreckende Ähnlichkeit zu einer Sekte, die die TM-Bewegung aufgrund des Geheimhaltungskultes aufweist, sowie der Kostenfaktor. Die Entscheidung, ob sich die eher teure Gebühr für einen TM-Grundkurs lohnt, oder ob nicht ebenso gute Effekte mithilfe einer anderen, weniger exklusiven Meditationstechnik erzielbar sind, sei Dir selbst überlassen. Von Deiner Krankenkasse erstatten lassen kannst Du Dir die Kosten für einen TM-Kurs bislang leider nicht.
Die Transzendentale Meditation unterscheidet sich dahingehend von anderen Arten der Meditation, dass ihr Ziel nicht in der Kontrolle von Geist und Gedanken liegt, sondern darin, zu lernen sie für die Dauer der Meditation auszuschalten. Auch das Zuweisen geheimer individueller Mantras durch einen Lehrer grenzt die TM von anderen Ansätzen ab. Vor allem scheint sich die Transzendentale Meditation allerdings durch ihre Exklusivität von anderen Arten der Meditation zu unterscheiden: Während es zu anderen Techniken vielerlei Bücher, Apps, Youtube-Videos und kostenlose Anleitungen PDF-Download gibt, kann TM ausschließlich in einem geführten Kurs erlernt werden. Aufgrund ebendieses Modells einer kostenpflichtigen, auf Geheimhaltung basierenden Lehre, stand die Transzendente Meditation bereits vielfach in der Kritik.
Falls die Transzendentale Meditation Dein Interesse geweckt hat, Du zunächst aber lieber eine kostengünstigere Form der Meditationskunst ausprobieren möchtest, könnte die Mantra-Meditation interessant für Dich sein. Sie ist der TM in ihren Grundzügen sehr ähnlich, anstatt dass Du jedoch ein persönliches Mantra von einem Lehrer zugewiesen bekommst, suchst Du Dir Dein Mantra ganz einfach selbst aus.
Der Begriff „Mantra“ kommt aus dem Sanskrit und setzt sich zusammen aus dem Wort „manas“, was so viel wie „denken“ oder „Geist“ bedeutet und dem Wort „tram“, was sich als „Schutz“ oder auch „Instrument“ übersetzen lässt. Ein Mantra ist also ein „Schutz des Geistes“ oder auch ein „Instrument des Geistes“ und hilft dabei, deine Gedankengänge positiv zu beeinflussen. Mantras können aus einer einzelnen Silbe, einem Wort oder einem ganzen Satz bestehen, den Du Dir während der Meditation immer und immer wieder selbst vorsprichst – ob Du das leise in Gedanken, halblaut vor Dich hinmurmelnd oder in einer Art melodiösem Singsang tust, ist hierbei völlig unerheblich.
Die Hauptsache sollte sein, dass Du Dich dabei wohlfühlst, denn nur so kann das Mantra seine spirituelle Kraft im physischen Dasein entfalten. Solltest Du während der Meditation einmal in (negative) Gedanken abschweifen, dann ärgere Dich nicht, sondern besinne Dich einfach zurück auf Dein Mantra.
Mantras sind seit Tausenden von Jahren fester Bestandteil vieler fernöstlicher Traditionen, Glaubensrichtungen und Heilsystemen. Sie wurden im Laufe der Zeit von einer Person zu anderen weitergetragen und besitzen zeitlose Aktualität.
In der Tabelle findest Du einige traditionelle Mantras, die gern verwendet werden, inklusive ihrer Aussprache und Bedeutung:
Wenn Dir an der Transzendentalen Meditation allerdings besonders das Konzept eines individuellen Mantras gefällt, dann kannst Du Dir natürlich auch ganz einfach selbst ein Mantra überlegen. Bei der Erstellung Deines eigenen Mantras sind Dir keine Grenzen gesetzt. Du solltest lediglich darauf achten, dass Du bei der Formulierung die Gegenwartsform verwendest, sodass Deinem Gehirn beim Rezitieren ein Ist-Zustand suggeriert wird, den Du dann während der Meditation verinnerlichen kannst.
Falls Dir das Meditieren mit einem Mantra auf einer fremden Sprache schwerfällt und Du lieber ein deutsches Mantra verwenden würdest, findest Du hier noch eine Liste mit Beispielsätzen:
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