Grundsätzlich können wir über jeden unserer Sinneskanäle Anker setzen.
Am besten Du tust dies in Deinem bevorzugten Repräsentationssystem
(visuell, akustisch, kinästhetisch, olfaktorisch oder gustatorisch).
In den nächsten beiden Lektionen geht es zum einen um die Macht der
Bilder, in der darauf folgenden Lektion um Gerüche. Beide Wahrnehmungskanäle
stehen für starke Anker.

Wie beeinflussen Bilder unsere Emotionen
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Bilder bestimmen unsere Emotionen, sie sind stark verbunden mit dem,
was wir einmal erlebt haben. Sie prägen sich tiefer ins Gedächtnis ein
als Worte. Sie beeinflussen unsere Einstellung. Nicht nur die Rhetorik
sondern auch das Autogene Training, die Werbung, die Suggestopädie oder
die Hypnose machen sich die Wirkung des Bildes zunutze. |
Ein erster Schritt zur Erklärung, wie Bilder unsere Emotionen bestimmen,
besteht darin, zu klären, wie wir die Außenwelt wahrnehmen und was das
Gehirn aus dem macht, was wir sehen. Denn nicht die Augen, sondern das
Gehirn erklärt uns die Welt. Erkenntnisse über die Frage, wie die Nervenzellen
beim Sehen reagieren und zusammenarbeiten, also wie unser Gehirn sieht,
helfen den Wissenschaftlern, Strukturen im scheinbaren Chaos in unseren
Köpfen zu entdecken. Der Mensch sieht grundsätzlich, indem das Licht von
einem Objekt aufs Auge trifft, dort in ein elektrisches Signal umgewandelt
und über die Nervenfasern bis zur Sehrinde geleitet wird. Jedes Areal hat
einen einfachen Aufbau- und Aufgabenbereich, wie zum Beispiel Größe,
Erinnerung oder Farbe. Die Einzelbestandteile werden mit Erinnerungen
verglichen, die man als Kind erlernen musste. Im Einzelfall läuft dies zum
Beispiel so ab: "Ein Objekt ist natürlich gekennzeichnet durch ein Sammelsurium
von Merkmalen. Wenn zum Beispiel eine rot-weiße Tasse repräsentiert werden
soll - noch dazu, wenn sie sich von links nach rechts bewegt - dann würden
Zellen die auf die Bewegung ansprechen zusammen mit Zellen, die auf Rot
ansprechen, Zellen die auf Weiß und auf Rundungen ansprechen, alle gleichzeitig
arbeiten. Das Gehirn muss jetzt eine Kopierungsleistung vollbringen und
festlegen, welche von den vielen Antworten zusammengehören und ein Objekt
definieren."
Emotional erregende Ereignisse führen in der Regel zu Hormonausschüttungen
in unserem Gehirn. Das sind in der Regel die Katecholamine, die dafür sorgen,
dass Ereignisse in solchen Situationen, die in einem Erregungszustand erlebt
werden, besser im Gedächtnis konsolidiert werden als andere. Erlebt man nun
wiederholt diese emotional erregenden Ereignisse, erzeugen diese Gedächtnisspuren
im Gehirn, wie Neurowissenschaftler bei der Untersuchung des Hippocampus, einer
zentralen Gedächtnisregion, feststellten. Unsere Erfahrungen legen ständig
neue „Gedächtnisspuren“ an. Auch schmerzliche Erfahrungen, die wir lieber
vergessen möchten, können die Nervenzellen ein Leben lang prägen.
Dass Erfahrungen Emotionen verändern, fanden Psychologen der University of
Wisconsin-Madison heraus. Sie haben untersucht, wie Kinder Gesichtsausdrücke
als "glücklich", "traurig", "ärgerlich" oder "ängstlich" kategorisieren.
Allerdings hatten die jungen Probanden bereits eine ganz bestimmte Erfahrung
gemacht - physischen Missbrauch, wie die Forscher in der aktuellen Ausgabe
der "Proceedings of the National Academy of Sciences" schreiben. Die Versuchsreihe
war als Computerspiel ausgelegt. Bei einem der "Spiele" sahen die Kinder
jeweils ein einzelnes Gesicht und mussten angeben, welche Emotion dieses am
deutlichsten bzw. stärksten ausdrückte. Da viele Bilder ein Gemisch aus Emotionen
zeigen, konnten die Wissenschaftler feststellen, wie die Kinder verschiedene
Ausdrücke wahrnahmen. Die Forscher stellten fest, dass beide Gruppen die gezeigten
emotionalen Gesichtsausdrücke tatsächlich mit deutlichen Unterschieden
kategorisierten.
Während sowohl die misshandelten als auch die nicht misshandelten Kinder ähnlich
reagierten auf den Ausdruck von - überwiegend - Glück, Trauer oder Furcht,
identifizierten die misshandelten Kinder deutlich mehr Gesichter als "ärgerlich",
denn als "ängstlich" oder "traurig":
Auch wenn eines der digital hergestellten Bilder beispielsweise zu etwa 60 Prozent
Furcht und nur zu 40 Prozent Ärger ausdrückte, erkannten die misshandelten Kinder -
anders als die Kontrollgruppe - letztere Emotion.
Bilder lösen in fast jedem von uns Emotionen aus. Bilder beruhigen uns. Bilder
können uns beeinflussen. Dies hat sich unsere Werbung schon lange zu Nutze gemacht
und manipuliert gezielt unsere Emotionen. Sicherlich hast Du auch schon diese
Erfahrung gemacht, emotional sehr stark auf Bilder zu reagieren. Benetton provoziert
bewusst mit seiner Werbung und zielt dabei auf die Wiedererkennung. Beim Betrachten
eines Hieronymus-Bosch-Bildes kannst Du Dich eventuell einer gewissen Beklemmung
nicht entziehen. Lass nebenstehende Bilder auf Dich wirken und beobachte, welche
Emotionen sie bei Dir auslösen.