-->

Flourishing

In seinem Alltag findet der Mensch oft wenig Zeit, sich seinen positiven Emotionen bewusst zu werden. Oftmals sind es aber gerade die positiven Emotionen, die den Menschen dazu motivieren, Leistung zu erbringen. Flourishing bezeichnet einen Zustand des Aufblühens. Immer dann herrscht eine Balance zwischen guten und schlechten Emotionen. Der Mensch fühlt sich wohl, indem er seine Stärken einsetzt und daran wächst. Seine Persönlichkeit kann mit einer bunten Blütenpracht, die sich nach und nach in den schönsten Farben entfaltet, verglichen werden. Flourishing steht in direkter Verbindung mit tragfähigen sozialen Beziehungen, einer höheren beruflichen Produktivität und einer besseren, körperlichen Gesundheit. Es sollte das Ziel eines jeden Menschen sein, Flourishing gewinnbringend für sich und für andere zu nutzen.


Inhaltsverzeichnis

  1. Definition von Flourishing
  2. Herkunft von Flourishing
    1. Das PERMA-Modell
  3. Die vier Schlüsselkomponenten
  4. Tipps, um Flourishing zu wahren oder zu erreichen
  5. Buchempfehlung

Definition von Flourishing

Definition: Flourishing bezeichnet einen Zustand, der sich durch ein Gefühl des persönlichen Wachstums, ein erfülltes Sozialleben, sowie ein gesteigertes Wohlbefinden auszeichnet. Damit verbunden ist demnach das Empfinden positiver Emotionen. Erreicht wird der Zustand durch die bewusste Anwendung der eigenen Stärken. Flourishing gilt als zentrales Konzept der Positiven Psychologie.

„Flourishing“ heißt auf Deutsch so viel wie „gedeihen“. Das Bild einer aufblühenden Blume passt symbolisch sehr gut zur Positiven Psychologie. Denn auch die Persönlichkeit darf aufblühen und sich entwickeln! Am Anfang einer Blume steht ein kleiner Samen. Die Samenschale bricht auf und die ersten Keimblätter zeigen sich. Während die Blätter vertrocknen, entwickeln sich aus dem Keimling Wurzeln, Spross, Blätter und Blüten. Während die Blume anfangs noch unter der Erde steckt, erstrahlt sie später in bunten Farben am Sonnenlicht. Beobachter erfreuen sich an ihrem Aussehen und lassen sich inspirieren. Auch Menschen, die ihre Persönlichkeit voll entwickelt haben, werden bewundert.

Ein Schwerpunkt der Positiven Psychologie ist das Wohlbefinden von Menschen. Einige Autoren verfolgen mit ihren Ansätzen eher emotionale Aspekte, wie den allgemeinen Zustand des Wohlbefindens. Andere beschäftigen sich mit kognitiven Ansätzen, zum Beispiel damit, wie ein Mensch mehr Lebenszufriedenheit erreicht. Je nach Ansatz spielen aber auch die psychologischen Aspekte, wie Selbstakzeptanz und Entwicklung, eine wichtige Rolle. Bei „Flourishing“ handelt es sich um einen umfassenden Ansatz, bei dem mehrere Komponenten des Wohlbefindens zu einem Konzept zusammengefasst werden. „Flourishing“ bedeutet nicht nur sich wohlzufühlen, sondern auch die eigenen Stärken bewusst einzusetzen und daran zu wachsen.


Rose
© Uniq Trek/Unsplash

Herkunft von Flourishing

Der Begriff "Flourishing" tauchte das erste Mal in einer Arbeit des amerikanischen Soziologen und Psychologen Corey Keyes auf. Ursprünglich verwendete er den Neologismus, um einen Indikator für geistige Gesundheit zu benennen. "Flourishing" bildet den Gegenpol zum sogenannten "Languishing", einem Zustand, der von Betroffenen als ermüdend und sinnentleert empfunden wird.

In den folgenden Jahren wurde das Konzept des Flourishings stetig ausgebaut und überarbeitet. Barbara Fredrickson verwendet es in ihrer "Broaden-and-Build-Theorie" (1998), um positive Emotionen und deren Auswirkungen auf das Leben und Erleben von Menschen zu beschreiben. Im Vergleich zu negativen Emotionen, die das eigene Denken oft einengen, sollen positive Emotionen gerade das Gegenteil bewirken. Sie erweitern den Bewusstseinsbereich und ermöglichen dadurch einen größeren Denk- und Handlungsspielraum. Das wiederum trägt zum Ausbau bestehender und zur Bildung neuer Fähigkeiten und Ressourcen bei.

Bekannt wurde das Flourishing-Konzept schlussendlich durch Martin Seligman, einem der Begründer der Positiven Psychologie. Im Rahmen seiner "Theorie des Wohlbefindens" (2011) nahm er sich des Konzepts an und ergänzte es mit seinen eigenen Erkenntnissen. Er argumentiert, dass Personen durch die Aktivierung von bestimmten Ressourcen einen kreativeren Umgang mit ihrer Umwelt pflegen und dadurch ihre körperliche und geistige Gesundheit verbessern können. Solche Ressourcen lassen sich laut Seligman in fünf Kategorien einteilen, wobei jede Kategorie ein messbares Element von Wohlbefinden darstellt: Positive Gefühle, Engagement, Sinn, Zielerreichung und positive Beziehungen. Im Englischen lässt sich mit diesen Begriffen das eingängige Akronym PERMA bilden. Diese Elemente sind unabhängig voneinander und können einzeln gestärkt werden. Das geschieht, indem eigene Stärken ausgelebt und angewendet werden.

Seligman unterscheidet 24 Stärken – von Mut über Intelligenz bis hin zu Dankbarkeit. Bei der Ausübung von Aktivitäten, die mit der jeweiligen Eigenschaft zusammenhängen, stellt sich bereits nach kurzer Zeit ein Gefühl der Begeisterung ein. Das Erlernen der notwendigen Fähigkeiten, die zur Ausübung der Aktivität nötig sind, gelingt besonders gut und schnell. Dazu kommt, dass man sich im Anschluss belebt fühlt und weniger ermüdet, als dies bei anderen Tätigkeiten der Fall wäre. In Deinem Alltag kannst Du darauf achten, in welchen Situationen Du eines dieser Anzeichen bemerkst. Möglicherweise lebst Du dann gerade eines Deiner ganz persönlichen Stärken aus.

Das PERMA-Modell: Die fünf Säulen des Glücks

Das PERMA-Modell von Martin Seligman enthält Anleitungen für ein glückliches und erfülltes Leben. Die Begriffe Positive Emotionen, Engagement, Relationships (Beziehungen), Meaning (Sinn) und Achievement (Zielerreichung) bilden dabei fünf Säulen, auf denen das persönliche Wohlbefinden und die eigene Zufriedenheit aufbaut. Der Begriff PERMA wird aus den Anfangsbuchstaben dieser fünf Säulen gebildet.

  • Säule 1: Positive Emotionen

    Positive Emotionen zu haben und mehr positive als negative Emotionen zu erleben, ist wesentlich für das Wohlbefinden jedes Menschen. Wer ein erfülltes Leben führen möchte, sollte einen bewussten Umgang mit negativen Gefühlen wählen und sich bewusst für positive Gefühle entscheiden. In ihrem Buch „Die Macht der positiven Gefühle“ beschreibt Barbara Fredrickson zehn positive Emotionen, die einen besonders positiven Effekt auf Glück und Wohlbefinden haben sollen: Freude, Dankbarkeit, Heiterkeit, Interesse, Hoffnung, Stolz, Inspiration, Spaß, Ehrfurcht und Liebe.

  • Säule 2: Engagement

    Menschen werden zufriedener und können aufblühen, wenn sie ihre Stärken ausleben, sich für etwas Großes engagieren und in diesen Aktivitäten aufgehen. Martin Seligman bezieht sich auf das von dem Psychologen Mihaly Csikszentmihalyi geprägte Flow-Erleben. In diesem Zustand konzentriert sich eine Person voll und ganz auf eine Aktivität. Glücksgefühle und Zufriedenheit treten ein.

  • Säule 3: Soziale Beziehungen

    Die Relevanz positiver sozialer Beziehungen für ein gelingendes Leben konnte bereits in der sogenannten Grant-Langzeitstudie belegt werden. In einer weiteren Studie von Baumeister und Leary (1995) kommt man zu den folgenden Erkenntnissen: Die Abwesenheit sozialer Bindungen weist eine starke Verbindung zu Unglücklichsein, Depression und anderen Formen von Leid auf.

  • Säule 4: Sinn-Erleben

    Nach Martin Seligman ist es für jeden Menschen essentiell wichtig, den Sinn des Lebens zu finden. Ohne diesen Sinn ist das Wohlbefinden kaum möglich. Schon die griechischen Philosophen der Antike diskutierten darüber, was zur Erlangung der Glückseligkeit notwendig ist.

  • Säule 5: Zielerreichung und Leistung

    Zielerreichung führt zu einem gesteigerten Selbstwertgefühl, mehr Zufriedenheit, einem höheren Wohlbefinden und Glücksgefühl. Dabei geht die Erreichung eines Zieles auch oft mit einer Leistungserbringung einher. Wer Leistung bringt und sich mit Erfolg neuen Herausforderungen stellt, der wird Freude an seinen Fähigkeiten haben.


Lachen
© Svyatoslav Romanov/Unsplash

Die vier Schlüsselkomponenten

Flourishing setzt sich aus vier Schlüsselkomponenten zusammen:

  • ein ausreichendes Vorhandensein von Zufriedenheit oder Glück und ein optimales Ineinandergreifen von Fähigkeiten und Aufgaben
  • ein Rückgriff auf ein reiches Repertoire an Denk- und Handlungsstrategien, Flexibilität im Handeln
  • die Fähigkeit zum Wachstum und zur Erweiterung der persönlichen und sozialen Ressourcen
  • die Resilienz, also dem Überwindenkönnen von Widerständen, Rückschlägen und Niederlagen

Tipps, um Flourishing zu wahren oder zu erreichen

Erinnerst Du Dich daran, wann Du das letzte Mal so richtig glücklich warst? In welchen Situationen fühlst Du Dich besonders wohl? Im Alltag kannst Du einiges dafür tun, um in den Zustand des Wohlbefindens zu gelangen. Entweder Du begibst Dich alleine auf den Weg oder Du schließt Dich mit Freunden und Bekannten zusammen, die Dich unterstützen. Bestimmt gibt es Menschen in Deinem Umfeld, die unzufrieden sind. Einige davon haben vielleicht schon einmal versucht, glücklich zu sein – dies aber ohne Erfolg. Sie sind noch auf der Suche nach der richtigen Glücksstrategie. Setzt euch gemeinsam Ziele und tauscht euch aus. Bestimmte Übungen, die bei Dir eine gute Laune hervorrufen, kannst Du regelmäßig in Deinen Alltag einbauen. Wende dabei folgende Tipps an:

  • Dankbarkeit

    Mache Dir regelmäßig bewusst, wofür Du dankbar bist. Das hat starke und unmittelbare Auswirkungen auf Dein Wohlbefinden. Du kannst zum Beispiel ein Dankbarkeitstagebuch führen und einige Tage in der Woche festlegen, um über das Thema Dankbarkeit nachzudenken.

  • Achtsamkeit / Meditation

    Als "Mindwandering" wird das ständige Umherschweifen der Gedanken bezeichnet. Dabei soll "Mindwandering" eine Ursache für Unzufriedenheit sein. Die tägliche Beruhigung des Geistes und die Schulung von Konzentration und Aufmerksamkeit haben einen positiven Effekt auf die Stimmung und psychische Gesundheit.

  • Bewegung, am besten in der Natur

    Den unmittelbaren Einfluss von körperlicher Bewegung auf die eigene Stimmung, am besten in der Natur, hat wahrscheinlich jeder schon erlebt. Kaum ein Mittel beeinflusst die Stimmung so positiv wie körperliche Bewegung.

  • Nutzen eigener Stärken

    Die Auseinandersetzung mit den eigenen Stärken fördert das Wohlbefinden. Die Stärken für sich, für andere und für das Wohl der Welt einzusetzen, steht in enger Verbindung damit, das Leben als sinnhaft zu bewerten.

  • Mitfühlen und Selbstmitgefühl

    Das Entwickeln und das Üben von Selbstmitgefühl stammt aus der Tradition des Buddhismus und wurde als Intervention der Positiven Psychologie auch empirisch überprüft. Aus dem Üben von Selbstmitgefühl folgen ein weniger kritischer und negativer Umgang mit Dir selbst, ein größeres Einfühlungsvermögen in andere und ein allgemeines Wohlbefinden in Deinem Leben.

Buchempfehlung: Flourish - Wie Menschen aufblühen

Martin Seligman - Flourish

Prof. Dr. Martin Seligman entwickelte in diesem Buch sein dynamisches Konzept davon, was ein gelingendes Leben ausmacht. Obwohl Glück sicherlich ein Teil unseres Wohlbefindens ausmacht, entsteht allein dadurch noch kein Sinn in unserem Leben. Was versetzt uns in die Lage, unsere Talente zu entfalten, tiefe Beziehungen einzugehen, das Leben wirklich zu genießen und in der Welt einen Beitrag zu leisten? Kurz gesagt, was brauchen wir, um wirklich aufblühen zu können?

Wahrhaftes Wohlbefinden basiert auf fünf Säulen: Positive Emotionen spüren, sich für etwas engagieren, Verbundensein mit anderen Menschen erfahren, Sinn in unserem Tun finden und merken, dass wir etwas bewegen können. Die Anfangsbuchstaben dieser fünf Säulen ergeben in der englischen Version ein gutes Merkwort: PERMA.

Jetzt bestellen bei Amazon

Zurück zum Seitenanfang