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Gesten gehören zu den Mitteln der nonverbaler Kommunikation. Sie sind ein sogenanntes Ausdrucksverhalten des Menschen.
Aus dem lateinischen Wort Gestus wird das heute sehr gebräuchliche Wort Gestik abgeleitet. Sie stand erstmals für die begleitende Gebärde eines Redners oder Schauspielers.
Die Erwähnung von Gesten entspring dem 15. Jahrhundert. Sie symbolisiert eine innere unterstützende Haltung der Rede oder Kommunikation. Im wörtlichen Sinne geht die Gestik auf eine Körperbezogene Form der Darstellung zurück und impliziert den vom Körper bestimmten Ausdruck. Das heißt, die Körperhaltung und die Bewegungen der Arme und Beine gestalten eine Geste. Diese kann als Symbol für sich selbst stehen (zum Beispiel ein Nicken mit dem Kopf für Zustimmung) oder als Unterstützung eines anderen Kommunikationswerkzeuges (zum Beispiel eine Person sagt zu einer anderen: „Da liegst Du aber falsch“ und hebt dazu den Zeigefinger). Menschen verwenden ständig nonverbale Kommunikationsmittel, um sich auszudrücken. Dabei handelt es sich um unbewusste Abläufe, die angelernt sind. Das Wort Gestik schließt auch Bewegungen, die Körperhaltung sowie die sogenannte Körpersprache mit ein. Allerdings setzt sich die Gestik aus all diesen Parametern zusammen, sie erst ergeben im Zusammenspiel ein komplettes und interpretierbares Bild, welches wiederum erst eine Deutung beim Betrachter zulässt.
Es ist wichtig die nonverbalen Kommunikationsmittel voneinander zu unterscheiden, um sie zu definieren. Dies ist deshalb so zentral, weil beim Betrachter ein gesamtes Bild für die unterschiedlichen, gesendeten Mittel entsteht. Dieses Bild wird vom Betrachter interpretiert und ist sozusagen die Voraussetzung, eine Nachricht überhaupt empfangen zu können.
Auch relevant ist die Mimik als zentrales Ausdrucksverhalten in der Beziehung von Mutter und Kleinkind, sie gilt als eines der ersten fundamentalen Kommunikationsmuster mit einer Funktion des Appells ausgehend von den Säuglingen. Es kann gesagt werden, dass Mimik sowohl Kommunikation als auch Interaktion bedient.
Die Gestik hat als ein Mittel des Ausdrucks eine wesentliche Bedeutung für den Austausch von Nachrichten. Sie ist zwar nonverbal, hat aber eine ähnlich starke Bedeutung wie die verbale Kommunikation. Durch die jeweilige Körperhaltung werden Botschaften an den Empfänger gesendet. Es ist also bedeutsam sich bewusst zu machen, dass sowohl die eigene Haltung etwas ausdrückt (eine Nachricht wird gesendet) als auch die Gesten der anderen (eine Nachricht wird empfangen) und diese in einem Zusammenhang interpretiert werden. Wenn die Gestik zum Beispiel nicht zu den Worten oder der Mimik zu passen scheint, nehmen Menschen dies als nicht authentisch wahr und können keine Stimmigkeit in der Botschaft erkennen. Meistens fügen sich Gesten allerdings unterbewusst an das durch die Sprache Kommunizierte mit an, und unterstützen auf diese Weise das Gesagte.
Allerdings ist es ebenso von Bedeutung zu sehen, dass Gesten auch manipulieren können, genauso wie alle anderen Kommunikationsmittel auch. Positiv formuliert ist Manipulation, wenn sie zur eigenen Sache beziehungsweise zur persönlichen Entwicklung gebraucht wird, eine Art sich selbst zu seinem Vorteil zu programmieren. Ein Beispiel hierfür ist die Methode des neurolinguistischen Programmierens (NLP). Im Beispiel von NLP geht es zentral um die Sprache, mit der man sich selbst positiv beeinflussen kann. Aber auch mit Gesten kann man beispielsweise seine Gefühlslage ändern und sein Gehirn „austricksen“. Wenn Gesten allerdings angewendet werden um andere zu „überzeugen“ etwas zu tun, werden diese zur Manipulation angewendet.
Wichtig hier bleibt, dass Gesten am echtesten wirken, wenn sie kurz vor dem sprachlichen Ausdruck auftreten. Oft entlarven sich auf diese Weise „falschen“ Gesten auch, wenn sie erst -wie gestellt- gleichzeitig zum oder nach dem Gesagten auftreten.
Es gibt einige als positiv und einige als negativ definierte körperliche Ausdrücke. Diese sind immer im jeweiligen kulturellen Kontext im Makrokosmos sowie im Mikrokosmos auf die Situation selbst bezogen zu betrachten. Übertriebene Gestik kann verschieden gedeutet werden. Manche übertreiben Gesten, um ironische oder auch sarkastische Konnotationen mit einzubauen. Manchmal drücken übertriebene Gesten auch eine hohe emotionale Ebene des Gegenübers aus.
Grundsätzlich werden die meisten energetischen, einen Raum schaffenden Ausdrücke positiv gedeutet. Sie übersetzen Bereitschaft, positive Energie, Optimismus oder auch Stärke. Dies gilt für die Hände wie vor allem auch für die Körperhaltung, ganz im Speziellen die Bewegungen der Schultern.
Es gibt natürlich auch eine Vielzahl von negativ wahrgenommenen körperlichen Ausdrücken.
In psycholinguistischen Ansätzen wir definiert:
Normalerweise bezieht sich die allgemeine Gestik auf die übertragende Kultur. Kinder werden mit den körperlichen Ausdrücken Ihrer Eltern, Ihres Umfeldes oder den Medien konfrontiert und erlernen diese durch das Prinzip der Nachahmung. Das Deuten von Sprache funktioniert auf die gleiche Art und Weise wie die sogenannte nonverbale Kommunikation, zu der auch die Gestik gehört. Zunächst einmal muss verstanden werden, das die Geste allein nicht ausreicht um das, was kommuniziert wird, zu deuten. Hinzu kommt natürlich der verbale Ausdruck, aber auch paraverbale Elemente und mimische Gegebenheiten. Einzelne Gesten können natürlich im sozialen Raum oder von den verschiedenen Arten medialer Darstellung abgeschaut werden. Wichtig ist es sich grundsätzlich die Frage zu stellen, was eigentlich gemeint ist, wo der Appell des jeweiligen Ausdrucks liegt beziehungsweise, welche Art der Botschaft vom Sender ausgeht. Denn wie bei einem Gespräch ist es auch beim Gestikulieren so, dass eine Botschaft von einem Sender an einen Empfänger gerichtet wird. In der Interaktion mit anderen Menschen übernehmen diese die Kommunikationsweisen auf ganz natürliche Art und Weise und müssen nicht unbedingt bewusst lernen, die Gestik zu deuten. Es gibt allerdings bessere und weniger gute Interpretationen der jeweiligen Gesten. Wenn die Kapazität, Ausdrucksverhalten zu deuten, eingeschränkt ist, wird ein „Erlernen“ des emotionalen Ausdrucks des anderen notwendig. Einigen Menschen fehlt die Möglichkeit die Gestik anderer zu interpretieren, aufgrund einer psychischen Erkrankung. Dazu zählen einige Formen von Autismus. Für diese speziellen Gruppen ist es wichtig, Gesten und andere Ausdrucksverhalten deuten zu lernen, um sozial funktionierende Interaktionen haben zu können.
Es gibt Gesten, die in der eigenen Kultur als positiv bewertet werden, und in anderen Kulturen als negativ, oder sogar als beleidigend interpretiert werden können. Ein verdeutlichendes Beispiel ist der nach oben gerichtete Daumen. Diese hier unangezweifelt positive Geste ist allerdings in Afghanistan, dem Iran und einigen anderen Ländern eine starke Beleidigung und sollte auf keinen Fall verwendet werden. Beim Peace Zeichen sollte man in Großbritannien und Irland aufpassen. Wenn dieses Zeichen mit dem Handrücken nach vorne ausgeführt wird, gilt es dort als eine schlimme Form der Beleidigung. Es lohnt sich also, sich vor einer Reise gut zu informieren, ob es nicht spezielle körperliche Ausdrücke im Zielland gibt, die besser nicht verwendet werden. Je mehr sich der kulturelle Kontext vom eigenen Bezugsrahmen unterscheidet, desto höher ist die Chance, dass andere Gesten im Alltag gebraucht werden als zu Hause.
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