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Nur wenige sind zum fesselnden Redner geboren, doch mit dem richtigen Aufbau und einigen Tipps kann jeder sein Publikum begeistern.
Stell Dir vor, Du bist Trauzeuge auf der Hochzeit Deines besten Freundes, Organisator eines wichtigen Kongresses Deiner Firma oder Nominierter für einen besonderen Preis. Was haben alle diese Situationen gemeinsam? Die Wahrscheinlichkeit, dass von Dir erwartet wird, ein paar Worte an die anwesenden Gäste zu richten, ist hoch. Deshalb solltest Du am besten eine Rede parat haben. Viele Menschen scheuen das Rampenlicht und haben Angst, vor einer größeren Gruppe von Menschen zu sprechen. Dabei ist es egal, ob es sich um eine berufliche, öffentliche oder private Veranstaltung handelt. Oft kann es sogar beängstigender sein, im kleinen Rahmen emotionale Themen anzusprechen, als vor großem Publikum eine kurze Dankesrede zu halten. Doch ganz egal, bei welchem Anlass Du sprechen wirst, bei geplanten Veranstaltungen hast Du den größten Vorteil immer auf Deiner Seite: Ausreichend Zeit, Dich vorzubereiten.
Inhaltsverzeichnis
Eine erfolgreiche Rede ist wie jede gute Geschichte in verschiedene Phasen aufgeteilt: Die Einleitung, den Hauptteil mit einem ansteigenden Spannungsbogen und den Schluss.
Bevor Du überhaupt mit dem Schreiben Deiner Rede beginnst, solltest Du Dir über einige grundlegenden Aspekte im Klaren sein.
Nimm Dir ausreichend Zeit zu überlegen, wer eigentlich Deine Zuhörer sind und was sie erwarten. Eine Trauzeugenrede im Kreis der Familie und engsten Freude muss anders gestaltet werden als eine Rede zur Hauptversammlung des Unternehmens. Wie sprichst Du Dein Publikum an? Welche Beziehung hast Du zu ihm? Wenn Du bei dieser Veranstaltung selbst unter den Gästen sitzen und Deiner Rede lauschen würdest, welche Erwartungen hättest Du? Wie würdest Du angesprochen werden wollen?
Überlege bewusst, was Du mit Deiner Rede bewirken willst. Möchtest Du Deine Mitarbeiter informieren oder motivieren? Möchtest Du unterhalten oder eine persönliche Botschaft vermitteln? Möchtest Du Dich für etwas bedanken? Wenn Du weißt, welchen Zweck Deine Rede hat, wird es Dir beim Schreiben leichter fallen, einen bestimmten Ton anzuschlagen und die passende Stimmung aufzugreifen. Auch die konkrete Gliederung Deiner Rede kann von diesem Zweck beeinflusst werden, etwa wenn du bestimmte Ereignisse oder Fakten mit einbinden musst.
Es gibt nicht die eine perfekte Länge für eine Rede, aber es gibt Erfahrungswerte, an denen Du Dich orientieren kannst. Ist Dir eine bestimmte Redezeit vorgegeben, achte darauf, dass Du eher ein wenig kürzer als zu lang sprichst. Kannst Du Dir Deine Redezeit selbst einteilen, überlege welche Kernpunkte Du vermitteln möchtest. Je knackiger Du bei Deiner Rede auf den Punkt kommst, desto eher hört Dir das Publikum zu, ohne gedanklich abzuschweifen. Für eine Tischrede bei der Familienfeier reichen 3 bis 5 Minuten vollkommen aus. Eine Dankesrede liegt bestenfalls sogar darunter. Bei öffentlichen oder betrieblichen Veranstaltungen kann eine Rede je nach Thema auch schon einmal 15, 30 oder sogar 40 Minuten lang sein. Alles, was über 45 Minuten hinausgeht, reduziert die Aufmerksamkeit Deiner Zuhörer dramatisch. Die Konzentration der meisten Menschen sinkt bereits nach 20 Minuten. Wenn möglich, plane deine Rede deshalb nicht zu lang ein. Bei einer Rede sprichst Du durchschnittlich 110 Wörter in der Minute. Nimmst Du Deine geplante Redezeit als Basis, kannst Du Dir so ausrechnen, wie viele Wörter Deine ausformulierte Rede maximal haben sollte. Bei einem besonders großen Publikum ist die ideale Sprechgeschwindigkeit sogar etwas langsamer, hier solltest Du eher mit 95 Wörtern pro Minute rechnen. Wenn Du Deine Rede vorher übst und dabei auf die Zeit achtest, kalkuliere für die echte Rede noch einige Minuten für Applaus, Lacher und andere Reaktionen der Zuhörer mit ein. Bei der Vorbereitung Deiner Rede ist es außerdem sinnvoll, Dich mit den Grundlagen der Rhetorik vertraut zu machen. So erfährst du, mit welchen Methoden und Stilmitteln Du arbeiten kannst, um Deine Botschaft so überzeugend wie möglich zu vermitteln.
Nun beginnt der knifflige Teil, das eigentliche Verfassen Deiner Rede. Damit sie sich später möglichst authentisch und flüssig anhört, gibt es einen einfachen Trick. Rede zuerst, und schreibe dann auf, was Du gesprochen hast.
Notiere Dir in kurzen Stichpunkten oder einzelnen Schlagwörtern, was Du erzählen möchtest. Anschließend gehst Du diese Notizen abschnittweise durch und sprichst frei in Deinen eigenen Worten über den jeweiligen Stichpunkt. Nimm diese improvisierte Rede auf Band auf oder schreibe sie mit, schon hast du am Ende einen ersten ausformulierten Entwurf. Höre Dir diesen Entwurf danach an oder lies ihn durch und entscheide dabei, ob Du etwas an der Reihenfolge ändern möchtest, welche Formulierungen Dir gefallen und welche Du noch umschreiben willst. Daraufhin nimmst Du die inhaltlichen Änderungen in Deinen Stichpunkten vor und wiederholst die Übung. Schon während Du die Rede ein zweites Mal durchsprichst, wird Dir auffallen, dass Du allein anhand der Schlagwörter bestimmte Formulierungen wieder aufgreifst. Das ist gut, denn es sind Deine eigenen Worte. Sie machen Deine Rede authentisch. Wiederhole den Vorgang so oft, bis Du mit der Rede zufrieden bist. Die finale Version schreibst Du schließlich ausformuliert auf separate, nummerierte Kärtchen. Vermutlich wirst Du die Karten während Deiner Rede gar nicht brauchen, sondern schon bei einem kurzen Blick darauf wissen, welcher Satz als nächstes kommt. Sie sind aber ein gutes Mittel, um Dir Sicherheit zu geben.
Das Geheimnis einer guten Rede ist es also, während Deiner Vorbereitung frei zu sprechen und diesen Text dann mitzuschreiben, anstatt vorformulierte Worte auswendig zu lernen.
Neben der generellen Vorgehensweise zum Schreiben einer Rede gibt es darüber hinaus inhaltliche Tipps, die Du beherzigen kannst.
Einige Deiner Zuhörer kennen Dich vielleicht, andere nicht. Indem Du zu Beginn ein paar wenige freundliche Sätze ohne konkreten inhaltlichen Bezug sagst, können sich die Zuhörer an Dich und Deine Stimme gewöhnen. Dies kann beispielsweise ein höflicher Kommentar zum Vorredner sein oder einfach die Tatsache, dass Du Dich freust, zu diesem Anlass sprechen zu dürfen. Dann stell Dich kurz vor und mach dem Publikum im Anschluss gleich deutlich, worüber Du reden willst. Ein gelungener Einstieg in das Thema kann eine Anekdote, ein (im besten Fall persönliches) Beispiel, ein Zitat oder auch eine Nachricht des aktuellen Zeitgeschehens sein. Führe Deine Zuhörer so langsam aber bestimmt zum Kern Deines Themas, bevor Du in den Hauptteil übergehst.
Im Hauptteil gliederst Du Dein Thema in verschiedene Teilthemen. Je nach Länge Deiner Rede können dies mehr oder weniger Einzelthemen sein. Dabei ist jedes dieser Teilthemen in sich wie eine abgeschlossene Rede aufgebaut. Es beginnt mit einer kurzen Einleitung, wie einem Beispiel oder einer These, geht anschließend in die konkreten Ausführungen über und wird schließlich kurz und prägnant zusammengefasst. Achte darauf, dass Deine Teilthemen aufeinander aufbauen. Im besten Fall erzeugst Du damit einen Spannungsbogen, der mit dem letzten Teilthema seinen Höhepunkt erreicht. Alle diese Themen arbeiten auf ein gemeinsames Ziel hin und sind Teil Deines übergeordneten Gesamtthemas. Nach den Teilthemen und dem aufgebauten Spannungsbogen folgt die finale Kernaussage Deiner Rede. Der Höhepunkt und der Grund, weshalb Du überhaupt auf der Bühne stehst. Hier werden die wesentlichen Erkenntnisse der vorangegangenen Themen zusammenführt. Gönn Deinen Zuhörern danach eine kurze Pause, damit Deine Aussage sacken kann, bevor Du zum Schluss übergehst.
Am Ende der Rede fasst Du die Kernpunkte der vergangenen Minuten zusammen. Je nachdem, um welches Thema sich Deine Rede dreht, kannst Du sie mit einem Appell enden lassen: Eine Aufforderung an das Publikum, aus dem Gehörten Schlüsse zu ziehen und ins Handeln zu kommen. Wenn ein Appell nicht zu Deinem Thema passt, ende doch mit einem passenden Zitat. Hast Du mit einer persönlichen Anekdote eröffnet, ist es auch ein harmonischer Abschluss, wenn Du darauf am Ende wieder Bezug nimmst.
Um Deine Rede möglichst interessant zu gestalten, solltest Du sie mit verschiedenen Satzbausteinen variieren. Wenn Dir nicht genug eigene Redewendungen einfallen, kannst Du auf folgende starke Formulierungen zurückgreifen:
Für eine berufliche Präsentation
Für einen öffentlichen Vortrag
Für eine private Ansprache
Neben dem richtigen Aufbau Deiner Rede und einer passenden Formulierung gibt es noch weitere wertvolle Tipps, die Du beachten kannst.
Wir wünschen Dir viel Erfolg!
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