Rhetorische Mittel

Wie kommt es, dass viele politische Reden so eindrucksvoll erscheinen und beim Publikum noch lange im Gedächtnis nachwirken? Liegt es an der einnehmenden Persönlichkeit des Redners oder doch daran, wie er die Worte wählt, um eine bestimmte Thematik näher zu bringen? Sprechkunst kann tatsächlich erlernt werden. Wer die Kunst der Rede beherrscht, herrscht über die Zuhörer.

Die Sprechkunst wird auch als Rhetorik bezeichnet und meint eine Wortgewandtheit, welche sich bildlicher und stilistischer Elemente bedient, um Sprache lebhafter zu gestalten.

Rhetorik (Unsplash: © Miguel Henriques)
Rhetorik (Unsplash: © Miguel Henriques)

Inhaltsverzeichnis

  1. Definition Rhetorische Mittel
  2. Rhetorische Figuren alphabetisch sortiert
  3. Häufig verwendete rhetorische Mittel für eine Rede

Definition Rhetorische Mittel

Rhetorische Mittel beschreiben sprachliche Stilmittel, die der Autor einsetzt, um Inhalte anschaulicher und lebendiger zu gestalten oder Spannung aufzubauen. Diese Stilmittel schmücken die Sprache aus und sollen beim Publikum einen gewünschten Effekt hervorrufen. Richtig eingesetzt, wirken rhetorische Mittel besonders lebhaft und die Aufmerksamkeit des Publikums wird geweckt.

Rhetorische Figuren

Bei einer klassischen Rede liegt der Schwerpunkt in der Regel auf der sachlichen Aussage und dem Vortragsinhalt. Es ist in diesem Kontext wenig sinnvoll die Rede zu einem rhetorischen Kunstwerk auszufeilen und jeden Satz mit zahlreichen rhetorischen Stilmitteln zu füllen. Andererseits kann eine gezielte und natürliche Verwendung von einigen rhetorischen Stilmitteln Deine Präsentation lebendiger, anschaulicher und interessanter machen. Übrigens: Man nennt rhetorische Stilmittel oft auch rhetorische Figuren.

Du findest hier eine alphabetisch geordnete Liste mit zahlreichen rhetorischen Stilmitteln. Wahrscheinlich wirst Du nur einen kleinen Teil dieser Stilmittel jemals in Deiner Rede einsetzen, es sei denn Du bist auf dem Weg zu einem Profi-Redner. Nimm Dir doch einen Moment und gehe die wichtigsten rhetorischen Stilmittel in alle Ruhe einmal durch.


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A

StilmittelBeschreibungBeispiel
Akkumulation Eine Anreihung von Wörtern bzw. ein Wort-Arrangement zu einem bestimmten Oberbegriff. „Laterne, Laterne, Sonne, Mond und Sterne“
Allegorie Eine Allegorie ist eine bildliche, gleichnishafte Darstellung, um einen abstrakten Begriff oder einen wenig anschaulichen Vorgang zu verdeutlichen. Der Sensenmann steht (bildlich) für den Tod.
Alliteration Eine Allegorie ist eine bildliche, gleichnishafte Darstellung, um einen abstrakten Begriff oder einen wenig anschaulichen Vorgang zu verdeutlichen. „Milch macht müde Männer munter.“
Allusion Anspielung, die voraussetzt, dass jeder das Gemeinte versteht; oft mit stark suggestiver Wirkung! Wenn es um die Wahrheit geht, ist er ein Pinocchio
Anakoluth Bewusste oder unbewusste Störung des Satzes durch einen Einschub; wirkt bei bewusster Anwendung fast immer eindringlich, spannungsfördernd. „Ich riss mich von ihr weg – Gott! Du siehst mein Elend und wirst enden.“
Anapher Wiederholung des Anfangswortes oder von einleitenden Satzteilen in aufeinanderfolgenden Sätzen; deutliche Betonung und Bestimmtheit des Gesagten. „Wie ermüdend, geliebt zu werden, wahrhaft geliebt zu werden! Wie ermüdend, das Objekt emotionaler Belastungen eines anderen zu sein!“
Antithese Gegenbehauptung oder Zusammenstellung entgegengesetzter Begriffe. Der Apfel, der dort lag, war grün. Nein – der Apfel war rot. Oder: „Im größten Glückszustand herrscht die kleinste Freiheit.“
Antiklimax Übergang vom stärkeren zum schwächeren Ausdruck; eindrucksvolle Dramatisierung durch diesen häufig verblüffenden Schlussteil. Von alt nach jung ⟶ „Urahne, Großvater, Vater und Kind“ oder: „Erst gehört uns die Welt nicht mehr, dann das Land und jetzt die Stadt.“
Autonomasie Umbenennung, auf Eigennamen angewandt; bildhafte Verdeutlichung, oft Sympathiebegriff (Spitznamen) „Mütterchen Russland“; „Gevatter Tod“
Asyndeton Aneinanderreihung von Begriffen oder Verben ohne Bindewörter, durch Schlagwortcharakter dynamischer Formulierungsart. „Was gibt es lebendigeres, vielfältigeres, spannenderes als Sprache?“

C

StilmittelBeschreibungBeispiel
Chiasmus Kreuzweise Stellung in der Anordnung von vier Satzgliedern (oft gekoppelt mit einer Antithese); sprachlich abwechslungsreich und lebendig. „Ich liebe die Sprache die Sprache liebe ich.“
Contradictio in adiecto Widerspruch zwischen zwei zugeordneten Wörtern; Wirkung durch (verblüffenden) Kontrast. : „schwarze Milch“; „stummer Schrei“

E

StilmittelBeschreibungBeispiel
Ellipse Weglassen eines leicht betonten, jedoch leicht ergänzbaren Wortes; straffes und präzises Aussagemittel. „Was (machen wir) nun?“ oder „Sind Kartoffeln dein Lieblingsessen? „Nein, (mein Lieblingsessen sind) Hamburger.“
Etmyologische Figur Kombination stammverwandter Wörter, wortspielartiger Charakter. „Wer andren eine Grube gräbt, fällt selbst hinein.“ oder „ein Spiel spielen“
Euphemismus Sprachliche Milderung zur Beschönigung eines Ausdrucks. An Stelle von: „sterben“ – „friedlich einschlafen“.

H

StilmittelBeschreibungBeispiel
Homoeoprophoron Gleichführung des Klangs aufeinanderfolgender Wörter (z.B. Stabreim); wirkt sehr rhythmisch und eingängig. „Winterwinde wichen dem Wonnemond“
Hyperbel sprachliche Übersteigerung in Vergrößerung oder Verkleinerung: sehr bildhafte Umschreibung. : „totmüde sein“; „einen Bärenhunger haben“; „ein Meer aus Tränen weinen“
Hysteron-Proteron Vorwegnahme des logisch und/oder zeitlich Nachfolgenden; überraschende Wendung des zunächst Gesagten. „Lasst uns sterben und uns in die Waffen stürzen“ - zeitliche und logische Abfolge werden vertauscht

I

StilmittelBeschreibungBeispiel
Ironie Versteckter Spott, bei dem genau das Gegenteil von dem gemeint ist, was gesagt wurde. Der Sohn fährt des Vaters neuen Wagen zu Schrott: „Das ist ja eine schöne Bescherung!“

K

StilmittelBeschreibungBeispiel
Katachrese Missbrauch eines Wortes oder Ausdrucks in einem nicht dazu passenden Satz; sehr bildhaft, gelegentlich provozierend „Hunde die bellen, müssen auch b sagen“
Kette Der folgende Satz nimmt einen Ausdruck des vorangegangenen wieder auf; meist überzeugend konsequent wirkende Gedankenentwicklung. „Es war Liebe. Liebe?“
Klimax Kunstvolle Steigerung vom schwächeren zum stärkeren Ausdruck hin; starke Eindringlichkeit und Dynamisierung. „Ich kam, sah und siegte!“

L

StilmittelBeschreibungBeispiel
Litotes Vorsichtige Bejahung durch doppelte Verneinung oder Verneinung des Gegenteils; Milderung des Gesagten, wirkt oft durch die Untertreibung besonders treffend „Ihr Mann war nicht gerade hässlich“

O

StilmittelBeschreibungBeispiel
Onomatopöie Lautmalerei bei Wortbildern; eindrucksvolle und nachhaltige Wirkung besonders durch den sprachlichen Klang. onomatopoetische Nachahmung von Geräuschen: „Klirr“, „Plopp“ oder „lispelnde Brunnen“
Oxymoron Oft scharfsinnige, manchmal auch witzige Verbindung widerstreitender Begriffe. „teuflisch gut“ ; „Hassliebe“ ; „Quadratur des Kreises“

P

StilmittelBeschreibungBeispiel
Paradoxon Scheinbarer Widerspruch der miteinander verbundenen Begriffe; durch Verblüffung soll der gewünschte Effekt erreicht werden. „weniger ist mehr“ – (auch als Oxymoron zu verwenden) ; „Ich weiß, dass ich nichts weiß.“
Paronomasie Wird durch Gleichklang oder Gleichförmigkeit von Wort bzw. Satzgliedern herbeigeführt; einprägsames Formulierungsmittel, sentenzartige Wirkung. „Eile mit Weile“
Personifikation Übertragung von menschlichen Eigenschaften oder Fähigkeiten auf Gegenstände; sehr bildhafte und leicht eingängige Veranschaulichung „Die Sonne lacht über den Hügeln.“ ; „Das Feuer fraß sich unaufhaltsam durch die stöhnende Holzwand“

R

StilmittelBeschreibungBeispiel
Rhetorische Frage Aufwerfen einer Frage, auf die man keine freie Antwort erwartet, sondern mit deren Formulierung die Antwortrichtung festgelegt werden soll; dadurch stark suggestive, auch provozierende Wirkung. „Liebling bring mir ein Glas Wein“ – „Sehe ich etwa wie dein Dienstmädchen aus?“

S

StilmittelBeschreibungBeispiel
Synästhesie Sich unterscheidende Sinneseindrücke werden miteinander verbunden: „warmes Gelb“ ; „süßer Duft“

U

StilmittelBeschreibungBeispiel
Umstellung Unübliche Satzkonstruktion, bei der durch die Umstellung die Aufmerksamkeit auf einen bestimmten Punkt gerichtet wird. Der Hund beißt den Mann – den Mann beißt der Hund

V

StilmittelBeschreibungBeispiel
Vergleich Hervorheben einer gemeinsamen Eigenschaft von zwei Wörtern; nachhaltige Verdeutlichung des Gemeinten. „Mein Freund ist stark wie ein Bär“

W

StilmittelBeschreibungBeispiel
Wiederholung Verdopplung eines Wortes oder einer Wortgruppe, teilweise mit zusätzlichen Steigerungsworten; sehr eindringlich und dramatisierend (manchmal aber auch zu pathetisch). „und atmet lang und atmet tief“

Häufig verwendete rhetorische Mittel für eine Rede

Rednerin (Unsplash: © Wonderlane)
Rednerin (Unsplash: © Wonderlane)

Sprache öffnet uns Türen – sie ist der Schlüssel zu einem erfolgreichen Privat- und Berufsleben. Wer die richtigen Worte findet, kann seine Gedanken und Gefühle klar und verständlich wiedergeben und seine Zuhörer ein Stück weit beeinflussen.

Wer vor vielen Menschen sprechen muss, der tut sich gut daran, einige wichtige Stilmittel zu verwenden, die das gesprochene Wort für die Zuhörer noch eindrucksvoller machen. Ob im Verkaufsgespräch oder in einer Argumentation – Rhetorik ist wichtig und entscheidet über den Erfolg des Gesprächs. In einer Rede geht es immer darum, sich die volle Aufmerksamkeit des Publikums zu verschaffen und die Zuhörer mitzureißen – schließlich verfolgt jede Rede einen bestimmten Zweck. Gezielt eingesetzt, können rhetorische Mittel auf den Zuhörer unterhaltend, spannungsaufbauend und manipulierend wirken. Nachfolgend findest Du die am häufigsten verwendeten rhetorischen Mittel in einer Rede:

  • Wiederholung (Anapher)

    Hast Du schon einmal eine politische Rede im Fernsehen gesehen? Ist Dir dabei auch aufgefallen, dass der Redner sich häufig wiederholt oder öfters die gleichen Wörter verwendet? Das Stilmittel der Anapher wird angewendet, wenn sich bestimmte Begriffe und Parolen in die Köpfe des Publikums einbrennen soll. Je öfter man etwas hört, desto besser erinnert man sich daran. Wiederholungen sind immer vorteilhaft, um der Aussage Nachdruck zu verleihen.

    Beispiel:
    „Es gibt nur vier Wege, Geld auszugeben: Gib dein Geld für dich selbst aus. Gib dein Geld für andere Leute aus. Gib anderer Leute Geld für dich aus. Gib anderer Leute Geld für andere aus."
    (Milton Friedman, Wirtschafts-Nobelpreisträger)

  • Metapher

    Als sprachliches Bild schaffen Metaphern eine Verbindung oder einen Vergleich zwischen zwei nicht zusammenhängenden Situationen. Auf den Zuhörer wirkt die bildhafte Sprache auch bei komplizierten Inhalten sehr leicht verständlich und besonders lebhaft. Er sieht das Gesprochene als Bild vor Augen.

    Beispiel:
    „Wenn Bush den Fall der Berliner Mauer als seine Leistung betrachtet, ist das so, als ob der Hahn den Sonnenaufgang als seine Leistung betrachtet. Beide krähen zu einem Phänomen, das sie nicht verursacht haben.“
    (Al Gore)

  • Ironie

    Rede (Unsplash: © Joao Cruz)
    Rede (Unsplash: © Joao Cruz)

    Humor ist immer eine willkommene Abwechslung – auch bei Reden mit ernstem Inhalt. Um einen Vortrag etwas aufzulockern bietet sich das rhetorische Mittel der Ironie an. Ironie kann thematische Absurditäten vor Augen führen und als provokante Äußerung verstanden werden.
    Wichtig ist, dass das Publikum ein gewisses Vorwissen hat, damit es die Diskrepanz zwischen Realität und Aussage erkennt.

    Beispiel:
    Familie Müller ist auf dem Weg ins Freibad, als es zu regnen beginnt. Darauf der Vater: „Das ist ja ein tolles Wetter! Herrlich!“

  • Sarkasmus

    Als Ironie getarnt bedient sich dieses Stilmittel Spott und Hohn. Sarkasmus vermittelt eine dem Empfänger gegenüber negative Grundhaltung - man will gezielt verletzen.

    Beispiel:
    Frau zu ihrer molligen Kollegin: „Das Kleid gab es wohl nicht in Deiner Größe?“

  • Steigerung (Klimax)

    Die Steigerung wird in der Rede häufig verwendet, um besonders positive Eigenschaften zu verdeutlichen. Dies kann auf ein Produkt oder die eigene Person bezogen sein. Der Klimax kann vom Kleinen zum Großen oder vom Unwichtigen zum Wichtigen führen.

    Beispiel:
    „Der Saft hat kaum Kalorien, schmeckt lecker und verbessert das Hautbild in wenigen Tagen."

  • Metonymie (Umbenennung)

    Um Wortwiederholungen zu vermeiden und die Rede besonders abwechslungsreich zu machen, kannst Du dich der Metonymie bedienen.

    Beispiel:
    Er jagt das Leder ins Tor ⟶ Leder statt Fußball
    Ein Glas trinken gehen ⟶ statt den Inhalt im Glas
    Er zählte 80 Lenze ⟶ er war 80 Jahre alt

  • Euphemismus (Beschönigung)

    Dieses rhetorische Mittel ist bei Politikern, Wirtschaftsbossen und Repräsentanten besonders gefragt, wenn harte Tatsachen verträglicher erscheinen sollen.

    Beispiel:
    „Im Zuge von Umstrukturierungsmaßnahmen wurden 10 Mitarbeiter freigestellt.“
    ⟶ 10 Mitarbeiter wurden entlassen

    „Er ist entschlafen“
    ⟶ Er ist gestorben

    Wer etwas verkaufen möchte, macht sich en Euphemismus ebenfalls gern zunutze.
    „in etwas investieren“ anstatt „etwas kaufen“
    ⟶ wirkt auf den Zuhörer vorteilhafter.

  • Rhetorische Frage

    Die rhetorische Frage ist ein besonders effektives rhetorisches Stilmittel. Auf eine rhetorische Frage kann es immer nur eine sinnvolle Antwort geben, welche auch allgemein bekannt ist. Wenn Du in deiner Rede eine rhetorische Frage einsetzt, kannst Du das Publikum leicht von deinem Standpunkt überzeugen.

    Beispiel:
    „Seid ihr nicht auch der Meinung, dass eine Welt ohne Hass besser wäre?“

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