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Sprache ist mehr als nur die Fähigkeit zu sprechen. In der verbalen Kommunikation ist die Ausdrucksweise ein entscheidender Faktor dafür, ob man seine Gedanken richtig wiedergibt, ob man einen Menschen versteht und welche Gefühle beim Sprechen geweckt werden. Sprache erzeugt immer eine Stimmung und hat Einfluss auf Gedanken und Handlungen.
Für die meisten Wörter gibt es gleich mehrere Begriffe – diese Synonyme bringen Abwechslung in die eigene Ausdrucksweise und lassen das Gesagte lebhaft und abwechslungsreich wirken.
Inhaltsverzeichnis
Dass man die Gedanken von Menschen mit Sprache positiv und negativ beeinflussen kann, ist schon lange erwiesen. In der Rhetorik - der Sprachkunst- werden verschiedene Stilmittel angewandt, um beim Zuhörer eine gewünschte Reaktion hervorzurufen. Aber nicht nur rhetorische Stilelemente machen das gesprochene Wort so mächtig. Wer sich die Wortvielfalt der eigenen Sprache aneignet versteht nicht nur komplizierte Texte besser und schneller, sondern entwickelt selbst eine lebhafte Sprache.
Fremdwörter, Fachbegriffe und Synonyme lassen das Erzählte und Geschriebene spannend und lebendig wirken.
Dein Gegenüber wird gerne zuhören und ganz nebenbei wirkst Du durch einen großen Wortschatz viel kompetenter. Hinzukommt, dass Sprache beim Zuhörer eine gewisse Reaktion hervorruft. Das gesprochene Wort ist quasi ein Auslöser für Reize im Gehirn des Empfängers. Hört er nun immer dieselben Worte, nimmt die Reizwirkung des Gesprochenen ab. Das heißt:
Der Zuhörer hört nichts Neues, die Reizwirkung nimmt ab und somit auch das Interesse. Ein großer Wortschatz ist somit ein Garant für die Aufmerksamkeit der Zuhörerschaft – das gilt übrigens auch für das geschriebene Wort!
Neurolinguisten haben die sogenannte Framing-Theorie („Einrahmungs-Theorie“) entwickelt. Diese geht davon aus, dass eine Botschaft bei gleichbleibendem Inhalt auf verschiedene Weise formuliert werden kann, und unterschiedlich beeinflusst. Botschaften können bewusst negativ oder bewusst positiv formuliert werden - je nachdem, wie der Empfänger die Botschaft wahrnehmen soll. Framing beeinflusst unsere Wahrnehmung und unser Handeln, weshalb es in den Medien und in der Politik sehr häufig Anwendung findet.
„Die sinkende Nachfrage nach unserem Produkt trifft unser Unternehmen mit voller Wucht.“
Das Wort „Wucht“ wird mit Zerstörung und Unkontrollierbarkeit assoziiert. Es hinterlässt ein negatives Gefühl. Anders formuliert, jedoch inhaltlich gleich:
„Die sinkende Nachfrage nach unserem Produkt lässt unser Unternehmen nach neuen Lösungen suchen.“
Das Wort „Lösungen“ ist positiv besetzt, da es die Problemlösung bereits impliziert.
Laut Definition bezeichnet der Wortschatz zum einen alle in einer Sprache vorkommenden Wörter, zum anderen: alle Wörter, die eine Person kennt. ⟶ der persönliche Wortschatz
Aktiver Wortschatz (produktiver Wortschatz): Alle Wörter, die eine Person/ein Sprecher im Alltag kennt und aktiv verwendet.
Passiver Wortschatz (rezeptiver Wortschatz) Alle Wörter, die eine Person kennt oder erkennt, wenn sie diese hört oder liest
Die Gesamtgröße des deutschen Wortschatzes wird auf bis zu 500 Tausend Wörter geschätzt. Zum Grundwortschatz einer Sprache gehören zwischen 2000 und 3000 Wörter, mit denen man ca. 85% eines Textes verstehen kann, ohne Begriffe nachschlagen zu müssen. Je nach Person und Bildungsstand können zum aktiven Grundwortschatz auch 20 Tausend Wörter gehören. Der passive Wortschatz eines Menschen ist wesentlich größer und kann um die 100 Tausend Wörter umfassen.
Bereits im antiken Griechenland war die Sprachkunst eine von Politikern und Heeresführern geschätzte Kompetenz. Die Rhetorik wurde im Laufe der Jahrhunderte immer weiterentwickelt und ist schließlich zu einer weit verbreiteten Technik geworden, die einen stilvollen und kreativen Umgang mit Sprache schafft. Wer rhetorisch bewandert ist glänzt auch durch einen breit gefächerten Wortschatz, der es ihm erlaubt, die Vielfalt seiner Sprache auszudrücken und klar zu kommunizieren. Je mehr Wörter ein Erzähler kennt desto genauer und lebhafter kann er Dinge und Gefühle beschreiben. Dadurch gelingt es ihm den Zuhörer auf emotionaler und rationaler Ebene anzusprechen und seine uneingeschränkte Aufmerksamkeit zu erlangen.
Der Wortschatz eines Menschen ist abhängig von Erziehung, sozialem Umfeld, Schulbildung und Interessengebiet. Im Laufe des Lebens können viele neue Begriffe zum vorhandenen Wortschatz hinzukommen. Du kannst von der Erweiterung Deines Wortschatzes profitieren, denn sowohl für Diskussionen und Debatten als auch im Berufsleben bringt Dir ein großer Wortschatz entscheidende Vorteile:
Nachfolgend findest Du den ein oder anderen Tipp, mit dem Du Deinen Sprachschatz trainieren und erweitern kannst. Diese Übungen lassen sich nahezu überall und jederzeit anwenden.
Drei schnelle Methoden um den aktiven Sprachwortschatz zu verbessern:
Schnappe Dir die Tageszeitung oder ein Magazin Deiner Wahl, und ersetze sinngleiche Verben und ähnliche Wörter. Beispiel: „Der Einbrecher wurde von der aufmerksamen Rentnerin auf frischer Tat ertappt. Sie rief sofort die Polizei, welche den Dieb festnahm.“ ⟶ „Der Räuber wurde von der wachsamen Seniorin auf frischer Tat ertappt. Sie alarmierte die Polizei, welche den Kriminellen festnahm.“ Beispiel: „Wer einen großen Wortschatz hat, der kann sich verständlich ausdrücken.“ ⟶ „Wer über einen großen Lexik verfügt, kann sich klar artikulieren.“
Zugegeben: In der Alltagssprache wirkt es immer etwas merkwürdig, wenn man sich zu sehr auf spezielle Ausdrucksformen versteift. Um nicht überheblich zu wirken, sollte die Kommunikation daher immer auf Augenhöhe des Gegenübers stattfinden.
Bücher und Fachzeitschriften sind optimal, um sich Allgemeinwissen anzueignen und den Wortschatz zu erweitern. Auch viele neue oder vergessene Wörter lassen sich beiläufig aneignen. Ein weiterer Tipp: Literatur, die Du üblicherweise nicht lesen würdest, wie beispielsweise ein branchenfremdes Fachmagazin, trainiert ebenfalls neue Vokabeln und Begriffe und bietet die Möglichkeit sich auf bestimmten Gebieten zu entwickeln.
Nehme Dir das Lexikon zur Hand, oder gehe im Online-Wörterbuch auf die Suche nach Begriffen, die Dir fremd sind. Informiere Dich über deren Bedeutung und schreibe die Wörter auf. Schreibe auch Wörter auf, die Du mit den neuen Begriffen in Verbindung bringst. Bestimmt bietet sich bald ein Gespräch, wo Du die neuen Wörter anwenden kannst.
Einige kennen Debattier-Clubs noch aus Schulzeiten. Wer möchte, kann sich an Diskussionen über bestimmte Themen beteiligen. Dabei geht es in erster Linie nicht um eine lösungsorientierte Debatte, sondern um das Reden an sich. Sprachschatz und Artikulation werden dabei ebenso trainiert, wie die eigene Argumentations- und Kritikfähigkeit.
Nehme Dir einen längeren Artikel und lese diesen aufmerksam durch. Versuche dann die Kernaussage des Textes herauszuarbeiten und in wenigen Sätzen wiederzugeben. Wenn Du besonders gut bist, schaffst Du es auch die Thematik in einem einzigen Satz auf den Punkt zu bringen. Du wirst schon nach kurzer Zeit feststellen, dass diese Übungen nicht nur Spaß machen, sondern auch das gewünschte Ziel näherbringen und Deine Eloquenz fördern.
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