Die Perle Afrikas - Uganda wie es lacht und lebt
Gastbeitrag von Laura Pfaffenbach
Winston Churchill nannte Uganda einst liebevoll „Die Perle Afrikas“. Zu Recht, denn kostbar wie eine Perle ist
Ugandas Vielfalt. Saftige Natur, einzigartige Tierwelt, unglaubliche Gastfreundschaft.
Uganda gehört zu Ostafrika, grenzt an den Victoria See wo der Nil entspringt und ist von Regenwäldern und
Savanne geprägt. Das Land wird im Süden vom Äquator durchzogen und besitzt ein tropisch warmes Klima
und dadurch bedingt eine beträchtliche Verfügbarkeit natürlicher Ressourcen. Die saftig grüne und
bewachsene Landschaft des Landes lässt mich staunen. Bananenplantagen, Tomatenfelder, Avocado- und
Papayabäume, Kaffee- und Teeplantagen streifen an mir, bei der Fahrt durchs Land, vorbei. Die Farben
faszinieren. Saftig grün strahlt Uganda in der aktuellen Regenzeit. Etwa 80% aller Ugander sind in der
Landwirtschaft beschäftigt und dennoch wird der Großteil lediglich für den eigenen Bedarf produziert. Hier
gibt es also noch hohes Potential für das Land.
Uganda - gezeichnet vom Krieg
Uganda gehört zu den am dicht besiedeltsten Ländern in Schwarzafrika. Mit einer Fläche so groß wie das Vereinigte Königreich von England hat Uganda etwas mehr als 42 Mio. Einwohner. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung ist jünger als 15 Jahre. Die meisten Familien leben auf dem Land. Hier ist das Leben sehr einfach und ärmlich. Oftmals hat die Familie (durchschnittlich 7 Personen) nur eine Hütte in der sie kochen, leben und schlafen. 10 Jahre nach dem Ende des Bürgerkriegen im Norden Ugandas hat sich die Lage wesentlich verbessert. Laut Schätzungen von UNICEF wurden 1987- 2006 zwischen 35.000 und 66.000 Kinder und Jugendliche entführt, als Soldaten zwangsrekrutiert und sexuell versklavt. Zehntausende Zivilisten wurden getötet, verstümmelt, gefoltert oder vergewaltigt. Die Infrastruktur der Region wurde zerstört und mehr als 90% der Bevölkerung drängten sich unter menschenunwürdigen Bedingungen in Lagern für Vertriebene. Auch wenn sich die Sicherheitslage deutlich verbessert hat und es keine Rebellenangiffe mehr gibt fehlt es an Infrastruktur, Schulen, Gesundheitszentren und Elektrizität. Viele der international anerkannten Menschenrechte sind in Uganda eingeschränkt und nicht vorhanden. Der Zugang zu sauberem Trinkwasser oder das Recht auf Bildung als Beispiele. Es gibt wenig Arbeit und die hygienischen Zustände sind miserabel was eine hohe Krankheitanfälligkeit mit sich bringt.
Armut und fehlende Infrastruktur sind Ungandas größte Herausforderungen
Seit einigen Jahren ist die Regierung bemüht den Bedarf der Energie im ganzen Land zu decken
und die Energieversorgung zu verbessern. Strom ist aktuell lediglich in den Städten vorhanden.
Interessanterweise wird die Energie in Uganda aktuell fast ausschließlich von Wasserkraftwerken
produziert. Neben Wasser aus dem Victoria See hat das Land reichlich Sonne, deshalb wird in
die Solarenergie große Hoffnung gesetzt. Es gibt zahlreiche internationale Organisationen - darunter auch die
deutsche GTZ - die Projekte in Uganda betreiben welche Solartechnik ausweiten und verbessern wollen.
Die Wasser-, Sanitär- und Hygiene-Situation in Uganda ist wie in vielen Entwicklungsländern der Welt
katastrophal.
Fließend Wasser gibt es selten. In Behältern wird das Wasser von öffentlichen Wasserstellen nach Hause
transportiert. Die Wasserstellen sind oft kontaminiert und verleimt, weshalb es zu einer hohen
Kindersterblichkeitsrate kommt.
Umso wertvoller war meine Begegnung mit Viva con Agua Kampala. Viva con Agua ist ein Netzwerk von
Menschen und Organisationen mit Ursprung in Hamburg, das sich für den weltweiten menschenwürdigen
Zugang zu sauberem Trinkwasser einsetzt. Musik, Sport und Kunst sind dabei die universellen Multiplikatoren
zur Aktivierung der Gesellschaft. Themen, die egal welche Sprache oder Hautfarbe Menschen verbinden.
Genau das konnte ich erleben, auf dem #WeloveUganda Festival bei dem deutsche und afrikanische Künstler
auftraten und auf die Herausforderungen des Landes bezüglich Wasser- und Sanitärversorgung gemacht
haben.
Wasser holen ist eine Aufgabe die in Uganda meistens die Kinder und Jugendlichen noch vor der Schule
übernehmen müssen. Wenn sie denn zur Schule gehen, denn vielen Kindern und Jugendlichen sind die
Möglichkeiten einer guten Schulbildung verwehrt.
Bildung, Landflucht Armut und Vetternwirtschaft in Uganda
Grundsätzlich besteht Schulpflicht für Kinder unter 15 Jahren. Jeder Einwohner hat Anspruch auf 7 Jahre
Unterricht. Doch vielen Kindern ist der regelmäßige Schulbesuch unmöglich, teils weil sie aktiv zum
Lebensunterhalt der Familie beitragen oder auf jüngere Geschwister aufpassen müssen, teils weil ihre
Angehörigen die Kosten des Schulbesuchs nicht aufbringen können.
Bei meiner Arbeit im Slumkidsprojekt "Hope 4 Katanga Kids Project" konnte ich diese Herausforderung wie
auch viele weiteren in vielen Fällen miterleben. Viele Familien, die im Slum von Kampala leben sind vom Land
geflüchtet, in der Hoffnung in der Hauptstadt einen Job zu finden. Tatsächlich ist die Armut und die
Arbeitslosigkeit in den Städten geringer als auf dem Land, dennoch ist es sehr schwer einen gut bezahlten
Job zu finden. Insbesondere in den Städten ist die Ungleichverteilung hoch. Laut Brühl Institut verfügen die
reichsten 20 % aller Haushalte über 71 % des gesamten verfügbaren Einkommens.
Angestellte der Regierung sind hier Spitzenverdiener. Vetternwirtschaft und Korruption sind
Herausforderungen des Landes. Aktuell gewinnt Bobi Wine, ein ugandaischer Politiker, Musiker
und Schauspieler immer mehr an Popularität im Land. In den Texten des Reagge Königs geht es um
Politik, Armut und Korruption. Musik ist zum Machtfaktor geworden welcher den Graben
zwischen Regierung- und Oppositionsunterstützern immer weiter zieht. Der amtierende
Präsident Yoweri Museveni ist seit 1986 mit nicht immer demokratischen Mitteln an der Macht.
Insbesondere der Jugend gibt Bobi Wine der auch „ Getto Präsiden“ genannt wird Hoffnung auf
eine bessere Zukunft.
Das Leben im Slum von Kampala
Zurück zu den Slumkids Projekt. Bereits seit 2016 unterstütze ich „Hope 4 Katanga Kids (H4KKP)“. Ein Projekt das 2012 gegründet wurde mit dem Ziel Kindern aus dem Slum eine Perspektive zu geben, diese mit Nahrung, Freizeitbeschäftigung und Bildung zu versorgen. Michael Mugema Jackson der Gründer des Slumkidsprojekts kümmert sich mit seiner Familie und zwei angestellten Bürokräften um etwa 35 Kinder. Manche von den Kindern haben noch Familien, welche sie allerdings nicht versorgen könne, andere sind Vollwaisen. Das Projekt ist zur Finanzierung der Lebensmittel und der Pflege für die Kinder auf Spendengelder angewiesen. Doch woher kommen die Spendengelder. Durch einstudierte Tänze bei Kirchen oder Schulfeiern kommen sporadisch Spenden. Primär finanziert sich das Projekt aus Unterstützung von Vereinen oder Privatpersonen - wobei der größte Unterstützer erst jüngst abgesprungen ist und aktuell noch unklar ist ob die 23 Kinder weiter gesponsert werden. Ein Kind zu sponsorn bedeutet die Schulgebühren sowie die Verpflegungskosten zu tragen – mit 20 € im Monat kann einem Kind im Slum eine neue Perspektive gegeben werden. Bildung ist im Land das Wertvollste das es gibt.
Bei meinen Reisen durch Uganda hatte ich mit zahlreichen Organisationen Kontakt. Gefühlt
gründet jeder zweite Uganda eine Non-Profit Organisation, denn die Möglichkeiten sich ein
gutes Leben dadurch aufzubauen sind vielversprechend. Gelder fließen aus Europa oder
Amerika, ohne wirklich großes Interesse was denn wirklich mit dem Geld passiert – Spenden
fürs Gewissen. Leider mussten wir Vorort feststellen, dass viele Spendengelder in die Taschen
der Organisatoren fließen.
Bei H4KKP habe ich ein gutes Gefühl. Vertrauen. Michael Jackson opfert all seine Zeit und
Energie den Kindern und dem Projekt. Deshalb unsere Entscheidung weiter dieses Projekt zu
unterstützen und für die Kinder Food oder Schulsponsoren zu finden, eine Sprachrohr für sie zu
sein und Aufmerksamkeit zu erregen. Der erste Hausbau wurde bereits angegangen und es gibt
weitere große Pläne. Ein großes Land soll gekauft und bebaut werden um dort Land- und
Viehwirtschaft zu ermöglichen, dass sich das Projekt irgendwann größtenteils selbst
finanzieren kann.
Leichtigkeit und Optimismus
Die Herzlichkeit im Slum ist überwältigend. Selbst wenn die Kinder kaum etwas haben, strahlen
sie und sind für jeden Moment dankbar. Sie leben im hier und jetzt und statt sorgen treibt sie
Hoffnung und Optimismus an. Geduld ist eine Tugend die jedem Uganda in die wiege gelegt
wird. Step by Step läuft es hier. Eine kleine Anekdote von der Baustelle: Wir haben knapp 3000€
an Spendengelder mitgebracht. Ein grober Plan für das Haus wurde gemacht, Nach und nach
wurden die Rohstoffe geordert. Wie genau das Dach aussehen soll, daran wird noch nicht
gedacht weil soweit die Gelder nicht reichen und es eher frustriert wenn jetzt schon so viele
Gedanken und Energie in die Planung dieses gelegt wird. Step by Step wird hier gebaut, sowie
ein wie die Gelder eben reichen. Dabei tun sich die Uganda auch etwas schwer. Struktur und
effizientes Arbeiten. Eher weniger. Steine werden 1m zur Seite geräumt um sie am nächsten
Tag wieder 1m weiter zu stapeln. Momente die wir beobachten durften und auf die Wirtschaft
im Lande Übertagen konnten. Uganda tut sich trotz der vielen Potentiale unglaublich schwer in
der wirtschaftlichen Entwicklung.
Die Zeit in Uganda. Unglaublich bereichernd. Die Arbeit im Slum. Unglaublich wertvoll. Die Reise
durchs Land. Unglaublich faszinierend. Uganda – die Perle Afrikas. Ja wahrhaftig ist es das,
doch das Paradies hat auch seine Schattenseiten. Ich hoffe ich konnte sie hier ein wenig
aufklären und mitnehmen.
Mehr zu Hope4Katanga Kids hier. Spenden per Paypal an: pfaffenbachlaura@gmail.com
Alle Bilder auf dieser Seite: © Laura Pfaffenbach