Slowenien - Ein Land sieht grün
Gastbeitrag von Laura Pfaffenbach
Manchmal sehnt man sich nach Ruhe. Einem Rückzugsort. Ein Ort zum Durchatmen.
Bei dem Gedanken kommen Naturbilder - grüne Bilder - grüne Orte.
Wenn es um die Farbe grün geht, sind wir bei Slowenien genau richtig.
Denn nicht nur die Hauptstadt Lublijana hat 2016 den Titel grüne Hauptstadt verliehen bekommen, sondern auch das Land an sich ist flächendeckend grün - wenn man sich einmal ein Satellitenbild von Slowenien anschaut.
Über die Hälfte des Landes ist mit Wäldern bedeckt. In Deutschland sind es vergleichsweise nur 32 Prozent.
Grün ist die Farbe der Entspannung. Des Wachstums. Der Natur.
Jeder kennt diesen Effekt, dass man sich ruhiger und entspannter fühlt, wenn man ein paar Minuten oder Stunden in der Natur oder im Wald unterwegs war. Ein Effekt der auch Professor Qing Li aus Japan in zahlreichen Studien belegt hat: DIe grüne Waldatmosphäre hat eine besonders entspannende und heilende Wirkung auf unser Biosystem.
Mit dieser grünen Sehnsucht habe ich mich im Spätsommer 2019 relativ spontan und ohne große Planung auf den Weg nach Slowenien gemacht.
Ein Land im Herzen Europas
Von Süddeutschland ist Slowenien schon innerhalb weniger Stunden erreichbar. Es grenzt an Österreich, Ungarn, Kroatien, Italien und dem Adriatischen Meer. Das Land hat eine Fläche von 20.151 km² und bietet unterschiedliche Facetten. Vom Skigebieten in den Julischen Alpen, über Wassersport in Bovec, Erholungsorten in Bled oder die pulsierende Stadt Lublijana.
Slowenien hat etwa 2,1 Millionen Einwohner und zählt zu den wachstumsstarken Ländern der Europäischen Union. Das Land hat eine beachtenswerte Historie, welche durch die zahlreiche Kriegspfade, die durchs Land führen immer wieder an Kriegsveteranen zurückdenken lassen.
Die Schönheit Sloweniens liegt in der Natur
Mehr als die Hälfte der Landesfläche ist mit Wald bedeckt (52%). Zu finden gibt es rund 60 einheimische Laubbaumarten, 12 Nadelbaumarten, und eine Vielzahl bekannter Nadel- und Mischwäldern und auch typische Mittelmeer Bäume, wie die Zypressen und Platanen.
Die perfekte Umgebung fürs Waldbaden - ein in Japan anerkanntes Gesundheitsprogramm. Der Waldmediziner Professor Qing Li zählt zu den Mitbegründern dieser Krankheits vorbeugenden Therapie. Ähnlich wie im See, können wir im Wald regelrecht mit allen Sinnen eintauchen. Denn im Wald trifft das kommunikationsfähige Immunsystem des Menschen auf kommunizierende Pflanzen.
Kommunizierende Pflanzen? Ganz richtig.
Pflanzen kommunizieren über chemische Moleküle, die Informationen erhalten. Die meisten dieser chemischen Duftstoffe gehören den Terpenen an. Über diese Pflanzenvokabeln wird beispielsweise die Information über Schädlinge weitergegeben und andere Pflanzen werden gewarnt. Wissenschaftler auf der ganzen Welt befassen sich mit dieser “Forest Medicine” .
Clemens G. Arvay bündelt all diese wissenschaftlichen Erkenntnisse in seinem Buch “Der Biophilia Effekt” und geht der Frage nach, was genau der Biophilia Effekt ist und wie die Natur uns heilen kann.
Der Wald schützt uns - Wir schützen den Wald
Biophilia, ist ein Begriff, der bereits Mitte des 20. Jahrhunderts von Erich Fromm geprägt wurde. Er beschreibt die menschliche Hingabe und innere Sehnsucht zur Natur.
Menschen sind Naturwesen und haben das Bedürfnis, sich mit der Natur zu verbinden.
Der Wandel unserer Gesellschaft zeigt allerdings einen immer größer werdenden Naturentzug, was gesundheitliche Folgen mit sich bringt. Zivilisationskrankheiten wie Fettleibigkeit, Diabetes, Kurzsichtigkeit oder auch Herz-Kreislauf-Schwächen nehmen zu und sind insbesondere in Städten verstärkt messbar.
Höchste Zeit also für mehr Naturerfahrungen.
Die artenreiche Flora Sloweniens ist der optimale Ort für intensive Walderfahrung. Allein 2 Tage hintereinander im Wald erhöhen die Anzahl der natürlichen Killerzellen in unserem Blut um mehr als 50 Prozent, wie Qing Li in seinen Studien herausfinden konnte.
Das wir somit Wälder und artenreiche Gebiete schützen müssen, um unsere Spezies gesund zu halten liegt auf der Hand. Deshalb ist es erfreulich, dass große Teile Sloweniens zum Natura 2000 Schutzprogramm der europäischen Union gehören. Natura 2000 ist ein zusammenhängendes Netz von Schutzgebieten, das seit 1992 nach den Maßgaben der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (Richtlinie 92/43/EWG, kurz FFH-Richtlinie) errichtet wird.
Ziel ist der Erhalt wildlebender heimischer Pflanzen- und Tierarten und ihrer natürlichen Lebensräume. Insbesondere der Grundgedanke des Schutzes und Vernetzung von Lebensräumen ist aus ökologischer und naturschutzfachlicher Sicht bedeutsam.
Doch nicht nur Wald gibt es in Slowenien zu genüge. Auch das Element Wasser begleitet einen bei Schritt und Tritt durchs Land.
Unser Lebenselexir: Wasser
Als Unterstützerin von Viva con Agua - einer Wasserinitiative, die sich weltweit für den menschenwürdigen Zugang zu sauberem Trinkwasser einsetzt - erfreut es mein Herz, dass Slowenien bereits 2016 den Zugang zu sauberem Trinkwasser als Grundrecht in die Verfassung aufgenommen hat.
Die hohe Qualität des Wassers in Slowenien ist für internationale Konzerne besonders attraktiv. Mit diesem Gesetz soll die Privatisierung verhindert werden und somit die Wasserressourcen des Landes geschützt werden. Denn seitdem große, weltweit tätige Lebensmittelkonzerne oder nach Profit strebende Unternehmen mit der Entnahme, dem Abfüllen und Verkaufen von Wasser einen einträglichen Geschäftszweig ausgemacht haben, mehren sich Berichte über sinkende Grundwasserpegel, ausgedörrte Landwirtschaftsflächen oder versiegte Brunnen.
Auf EU-Ebene gibt keine verbindlichen Regelungen zur Privatisierung der Wasserversorgung. Dabei ist sauberes Trinkwasser seit 2010 ein UN-Menschenrecht. Konzerne wie Nestlé und dessen Verkauf von Wasser rücksichtslosen Verkauf von wertvollem Wasser aus Regionen, die unter dem sinkenden Grundwasserspiegel leiden belastet die Umwelt auf allen Ebenen, wie ARD bereits 2013 berichtete.
2,2 Milliarden Menschen weltweit haben keinen regelmäßigen Zugang zu sauberem Wasser. Eine unfassbare Zahl. Rund 785 Millionen Menschen haben noch nicht einmal eine Grundversorgung mit Trinkwasser.
Sloweniens Natur ist mit Wasser gesegnet
Malerische Seen, glasklare Flüsse, gewaltige Wasserfälle und geheimnisvolle unterirdische Ströme spiegeln die Schönheit der Landschaft an ihren Ufern wider.
Einer der zahlreichen Juwelen von Slowenien ist der Triglav Nationalpark Nordwesten des Landes.
Im Herzen des Nationalparks, der übrigens auch zum größten Schutzgebiet Sloweniens gehört, entspringt der smaragdgrüne Soča Fluss.
Der schönste Fluss Sloweniens, ist ein beliebtes Touristenziel. Auch mich hat dieser geheimnisvolle Fluss in seinen Bann gezogen. Nächtelang habe ich in diesem Gebiet campiert und die Wälder entdeckt. Dabei bin ich immer wieder auf den Alpe-Alpina-Trail gestoßen.
Der Alpe-Adria-Trail ist ein durch die Länder Österreich, Italien und Slowenien führender, grenzüberschreitender Weitwanderweg, der auf 43 Etappen und circa 750 km von dem höchsten Berges Österreichs, dem Großglockner bis zur Adria nach Muggia führt.
Gelegentlich streifen in diesem Gebiet, wild lebende Braunbären, Wölfe und Luchse umher, was die unberührtheit Sloweniens ebenfalls widerspiegelt.
Wie du siehst also: Eine Menge Naturerleben in Slowenien.
Genau deshalb zieht es mich auch wieder und wieder nach Slowenien. Vielleicht das nächste mal mit dir bei unserem Wander-Coaching-Erlebnis in Slowenien.
Slowenien ist definitiv eine Reise wert. Hier kannst du grün sehen. Hier kannst du Kraft tanken. Und hiervon können andere Staaten in den angesprochenen Punkten lernen.
Alle Bilder auf dieser Seite: © Laura Pfaffenbach