Deutscher Nachhaltigkeitskodex – Ziele und Nutzen
Unternehmen tragen im Zuge der Produktionskette maßgeblich dazu bei wie unsere Energie und Ressourcen genutzt und verbraucht werden. Die Entwicklung des deutschen Nachhaltigkeitskodex sollte daher dazu beitragen die Wirtschaft zum nachhaltigen Umdenken zu bewegen und das Thema Nachhaltigkeit zum Wettbewerbsfaktor für Unternehmen zu machen.
Wie diese Entwicklung aussah und welche Kriterien zur Erstellung des Nachhaltigkeitskodex erfüllt werden müssen, erfährst du hier.
Inhaltsverzeichnis
- Was ist der deutsche Nachhaltigkeitskodex?
- Geschichte des deutschen Nachhaltigkeitskodex
- Die Ziele des deutschen Nachhaltigkeitskodex
- Die Anwendung des Kodex
- Nutzen des deutschen Nachhaltigkeitskodex für Unternehmen
- Kritik am deutschen Nachhaltigkeitskodex
Was ist der deutsche Nachhaltigkeitskodex?
Der Deutsche Nachhaltigkeitskodex, kurz DNK, ist ein branchenunabhängiger Standard für transparente Berichterstattung in Bezug auf nachhaltige Leistungen eines Unternehmens. Der Kodex kann von Unternehmen jeder Größe und Rechtsform eingesetzt werden.
Entwickelt wurde der Nachhaltigkeitskodex im Jahr 2011 vom Rat für nachhaltige Entwicklung. Bis heute wurde er mehrfach überarbeitet. Bei der letzten Anpassung (Stand 2017) erfolgte die Integration der Anforderungen des CSR-Richtlinie-Umsetzungsgesetzes. Dabei handelt es sich um eine Richtlinie, die eine höhere Transparenz bezüglich sozialer und ökologischer Faktoren von Unternehmen innerhalb der Europäischen Union bewirken soll.
Einerseits geht es dabei um Informationen zu sozialen Angelegenheiten, der Umwelt und den Arbeitnehmerbelangen, andererseits um die Wahrung der Menschenwürde und die Bekämpfung von Bestechung und Korruption. Durch das CSR-Richtlinie-Umsetzungsgesetz ergeben sich insbesondere für große, börsenorientierte Unternehmen mit mehr als 500 Angestellten neue Pflichten zur Berichterstattung.
Geschichte des deutschen Nachhaltigkeitskodex
Ein erster Entwurf des deutschen Nachhaltigkeitskodex wurde der deutschen Bundesregierung im Jahr 2010 vom Rat für nachhaltige Entwicklung (RNE) vorgelegt. Der RNE stellte Konzepte und Ideen vor, welche gemeinsam mit Wissenschaftlern, Unternehmensvertretern, Analysten, Investoren und Experten für positive Unternehmensführung im Zuge eines Dialogverfahrens ausgearbeitet worden waren. Im Jahr 2011 gab es erste Praxistests dieser Ideen und Konzepte bei Unternehmen, deren Marktwert bei um die 450 Milliarden Euro lag. Vor allem wurden börsenorientierte und kapitalmarktorientierte Firmen aus den Bereichen Dienstleistung, Handel und Produktion getestet, sowie wie verschiedene mittelständische Unternehmen.
Bei diesen Praxistests wurde ausprobiert inwieweit der Nachhaltigkeitskodex geeignet ist den gewünschten, möglichen Einfluss zu nehmen, um im Kapitalmarkt eine neue Orientierung anzustoßen und auch, ob der Kodex die dafür relevanten Informationen liefert. Nach Abschluss des Tests wurden Umsetzung und Geltungsbereich diskutiert. Im Zusammenhang mit dem CSR-Richtlinie-Umsetzungsgesetz (CSR-RUG)wurde der DNK im Jahr 2014/2015 insoweit angepasst, dass die EU-Richtlinie in den Kodex eingegliedert wurde. Dadurch verpflichtete man Unternehmen einer bestimmten Größe einen nichtfinanziellen Konzernbericht abzuliefern. Es handelt sich beim DNK nicht um eine zusätzliche Regelung, denn er basiert auf bereits vorhandenen, internationalen Standards wie unter anderem dem UN Global Compact und der Global Reporting Initiative - neben weiteren Managementsystemen und Standards.
Der Rat für nachhaltige Entwicklung ist bestrebt Unternehmen dazu zu bewegen ihre Leistungen an nachhaltigen Prinzipien zu orientieren. Ziel soll es dabei sein die Nutzung unserer Energie und Ressourcen im Unternehmen zu hinterfragen und näher zu betrachten. Zudem sollen Mitarbeiter mehr einbezogen werden und eine ethische Unternehmensführung angestrebt werden. Die Umsetzung soll auf Basis bestimmter Schlüsselindikatoren erfolgen. Zudem werden durch den RNE Impulse gegeben die Managergehälter an die Zielen zur Nachhaltigkeit im Unternehmen anzulehnen.
Die Ziele des deutschen Nachhaltigkeitskodex
Mit dem deutschen Nachhaltigkeitskodex verfolgte der Rat zur nachhaltigen Entwicklung das Ziel innerhalb der Wirtschaft das Bewusstsein für nachhaltiges Agieren zu fördern. Gerade durch die globale Vernetzung tragen viele Unternehmen im Zuge von Lieferung und Produktion eine große Verantwortung und haben die Möglichkeit durch entsprechendes, nachhaltiges Handeln großen Einfluss zu nehmen.
Der Rat spricht in diesem Zusammenhang von „unternehmerischer Verantwortung für nachhaltiges Handeln“, welche nicht an Größe und Rechtsform eines Unternehmens geknüpft ist. Die Berichterstattung ist dabei nicht das Ziel des RNE, sondern Anregungen zu schaffen, die Unternehmen zum Wettbewerb durch nachhaltiges Handeln bewegen.
Ziel ist dabei nachhaltiges Handeln in der Wirtschaft zum weltweiten Standard zu etablieren. Nur dann können die Pariser Klimaziele und die Nachhaltigkeitsziele der UN erreicht werden. Dazu müssen Unternehmen mit Geschäftsmodellen arbeiten, die unsere Umwelt schützen, unsere Ressourcen schonen und Energie sparen sowie Technologien mit Blick auf den fortschreitenden Klimawandel entwickeln. Bei all dem darf außerdem die Wahrung der Menschenwürde nicht außer Acht gelassen werden. Geknüpft ist das Ganze daran für Verbraucher nachhaltige Alternativen und Geschäftsmodelle aufzuzeigen.
Nicht nur die Gesellschaft, sondern auch Unternehmen erwarten hier von der Politik mittlerweile einen festen Handlungsrahmen für nachhaltiges Wirtschaften.
Die Anwendung des Kodex
Für die Erfüllung des DNK müssen Unternehmen eine DNK-Erklärung auf Basis von 20 DNK-Kriterien und bestimmten zählbaren Leistungsindikatoren erstellen. Die Vorgehensweise orientiert sich an fünf Schritten.
Bildung eines Nachhaltigkeits-Teams
Zu Anfang wird ein Mandat der Geschäftsführung benötigt. Danach muss ein Team gebildet werden, welches die verschiedenen Bereiche des Unternehmens abdeckt. Dieses Team sollten Mitglieder haben, die zu den Experten und Verantwortlichen im Unternehmen zählen. Werden zudem weitere Mitarbeiter in dieser Phase einbezogen, erlangt das Thema im Unternehmen mehr Präsenz und wird dadurch relevanter.
Informationen zusammen tragen
Das Nachhaltigkeitsteam sollte zusammen alle 20 DNK-Kriterien durcharbeiten. Dabei sollte der Fokus auf der Checkliste liegen. Zudem ist es wichtig festzustellen, zu welchen Bereichen bereits Informationen vorliegen und in welchen Bereichen Informationen fehlen.
Liegt noch keine Strategie bzw. kein Konzept vor, sollte das Unternehmen sich damit befassen, welche Aspekte der Nachhaltigkeit für die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens besonders wichtig sind. Hierbei sollte darauf geachtet werden, dass alle ökonomischen, ökologischen und sozialen Entwicklungen geschäftsfähig sind. Eine Analyse der Anspruchsgruppen wie beispielsweise Kunden, Lieferanten und Mitarbeiter ist hierzu hilfreich.
Im Team sollte außerdem festgelegt werden, wer für welche Aspekte und Leistungsindikatoren zuständig ist und in welchem Zeitraumen Daten und Texte geliefert werden müssen.DNK-Erklärung vorbereiten
Um die DNK-Erklärung vorzubereiten, muss das Unternehmen alle vorhandenen Informationen – hierzu zählen quantitative und qualitative Informationen - für die einzelnen Aspekte der Kriterien und für die Leistungsindikatoren zusammentragen.
Die DNK-Erklärung erstellen und die Prüfung vorbereiten
Das Unternehmen legt zur Erstellung der DNK-Erklärung ein Unternehmensprofil an und überträgt anschließend alle gesammelten Informationen zu den einzelnen Kriterien und Indikatoren in die DNK-Datenbank. Der Status der Erklärung kann anhand Checkliste eingesehen werden.
Innerhalb von zwei bis drei Wochen erhält das Unternehmen dann die erste Rückmeldung. War die Prüfung durch das Büro Deutscher Nachhaltigkeitskodex erfolgreich, wird die DNK-Erklärung des Unternehmens in der Datenbank veröffentlicht und die Firma erhält das Anwender-Signet für das betreffende Berichtsjahr.Die DNK-Erklärung sinnvoll für das Unternehmen nutzen
Ein sinnvoller und nützlicher Einsatz der DNK-Erklärung ist der in der Unternehmenskommunikation. Hierzu kann das DNK-Signet nach einer formalen Prüfung durch das DNK-Team auf der Unternehmens-Website, in Broschüren oder auch im E-Mailverkehr abgebildet werden. Ergänzend könnte eine Pressemitteilung herausgeben werden und eine Information an Kunden, Auftraggeber und Lieferanten rausgegeben werden. Für Unternehmen mit internationalen Geschäftspartnern empfiehlt es sich die Erklärung auch auf Englisch zu veröffentlichen und damit einem breiteren Publikum den Stand zur Nachhaltigkeit des Unternehmens mitzuteilen.
Zu den 20 Kriterien des DNK zählen Folgende:
- Strategie
- Wesentlichkeit
- Ziele
- Tiefe der Wertschöpfungskette
- Verantwortung
- Regeln und Prozesse
- Kontrolle
- Anreizsysteme
- Beteiligung von Anspruchsgruppen (Lieferanten, Kunden etc.)
- Innovations- und Produktmanagement
- Inanspruchnahme natürlicher Ressourcen
- Ressourcenmanagement
- Klimarelevante Emissionen
- Arbeitnehmerrechte
- Chancengleichheit
- Qualifizierung
- Menschenrechte
- Gemeinwesen
- Politische Einflussnahme
- Gesetzes- und richtlinienkonformes Verhalten
Nutzen des deutschen Nachhaltigkeitskodex für Unternehmen
Der DNK kann als Werkzeug zum Aufbau einer Nachhaltigkeitsstrategie eines Unternehmens genutzt werden und ermöglicht den Einstieg in die Nachhaltigkeitsberichterstattung. Anhand der regelmäßigen Berichterstattung können Unternehmen über Jahre ihre Entwicklung auf nachhaltiger Ebene verfolgen und dadurch erfassen an welchen Stellen Möglichkeiten oder Bedarf zur Optimierung bestehen. Dadurch können die Prozesse eines Unternehmens stetig verbessert werden.
Im Zuge der Unternehmenskommunikation kann die DNK-Erklärung genutzt werden, um Kunden und Lieferanten enger an das Unternehmen zu binden. Mittlerweile ist das Interesse an nachhaltigen Aspekten innerhalb der Wirtschaft gesellschaftlich angestiegen und wird zum immer wichtigeren Faktor. So zum Beispiel auch im Bereich Human Ressources eines Unternehmens. Viele Bewerber bewerten auch die nachhaltigen und sozialen Aspekte eines Unternehmens und suchen nach Firmen, mit denen sie sich identifizieren können. Durch die DNK-Erklärung und die damit erhöhte Transparenz werden das Unternehmen und seine Nachhaltigkeitsstrategie greifbarer.
Veröffentlichte Daten bieten zudem einen wichtigen Ansatzpunkt für wissenschaftliche Analysen, Rankings, Ratings oder Wettbewerbe. Forschungsinstitutionen bewerten anhand der vorliegenden Daten die Relevanz bestimmter Themen innerhalb der Nachhaltigkeitsdebatte. Branchenverbände können die bereitgestellten Daten heranziehen, um Chancen und Herausforderungen ihrer Mitglieds-Unternehmen zu bewerten, Lösungen zu entwickeln und die Unternehmen zu unterstützen.
Kritik am deutschen Nachhaltigkeitskodex
Neben dem Nutzen und den Vorteilen des deutschen Nachhaltigkeitskodex werden jedoch auch bestimmte Faktoren kritisiert, welche größtenteils an die Umsetzung geknüpft sind. Ganz vorne mit dabei ist die Kritik am hohen Aufwand, der nötig ist, um eine DNK-Erklärung zu erstellen. Dieser Aufwand erfordert entsprechende Ressourcen innerhalb eines Unternehmens und ist dadurch weniger reizvoll für kleinere Unternehmen. Bemängelt wird ein fehlender Mehrwert für den zusätzlichen Aufwand, der sich aus der Erstellung einer DNK-Erklärung ergibt. So fehlen entsprechende Anreize für Unternehmen, die nicht in der Pflicht sind einen Bericht zu erstellen, ebenfalls in die Umsetzung zu gehen und die Nachhaltigkeit des Unternehmens näher zu beleuchten.
Zudem wird in Frage gestellt, wie aussagekräftig ein Bericht ist, wenn die Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit der vom Unternehmen geforderten Daten nicht gegeben ist. Transparenz ergebe nur dann Sinn, wenn verlässliche Daten in einen Bericht einfließen können. Es gebe außerdem keine Möglichkeit sogenannte „weiche Faktoren“ zu beziffern und diese für den Vergleich mit anderen Unternehmen heranzuziehen. Für den Wettbewerb seien diese Bereiche daher durch fehlende Kennzahlen nicht mehr relevant.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der deutsche Nachhaltigkeitskodex ein sinnvolles Instrument ist, um Nachhaltigkeit in der Wirtschaft besser zu verankern und Anreize zu schaffen – auch global – verantwortungsvoll mit Energie und Ressourcen umzugehen, um als Unternehmen zukunftsfähig zu bleiben und im Wettbewerb zu anderen Unternehmen bestehen zu können.