Kükenschreddern –
Warum die Methode angewendet wird und Alternativen

Küken
© Stefan Sandu, Pixabay

Die meisten Menschen verzehren regelmäßig Eier. Als hartgekochtes Ei, Spiegelei oder Rührei ist das Hühnerei ein fester Bestandteil der Ernährung. Wahrscheinlich isst du ebenfalls immer mal ein Ei zum Frühstück oder in der Mittagspause. Wenn du Bio-Eier kaufst, gehst du bestimmt davon aus, dass du dein Ei ohne Bedenken essen kannst, weil es von glücklichen Hühnern kommt.


Leider hat die Geflügelindustrie eine Schattenseite. In der Legehennen-Zucht führen nur die Hennen ein glückliches Leben. Immer noch ist es „normal“ die männlichen Küken nach dem Schlüpfen zu töten, da sie als überflüssig gelten. Die grausame und gängige Methode ist unter dem Begriff Kükenschreddern bekannt. Warum sich diese Praxis hält und welche Alternativen es gibt, erfährst du hier.

Inhaltsverzeichnis

  1. Was ist Kükenschreddern?
  2. Wieso wird Kükenschreddern eingesetzt/verwendet?
  3. Das sagen die Zahlen und das Gesetz
  4. Initiativen gegen das Kükenschreddern
  5. Was wäre eine Alternative?
  6. Wie macht es Demeter?
  7. Welche Eier kann ich ohne Bedenken kaufen/essen?

Was ist Kükenschreddern?

Die männlichen Küken, die im Zuge der Legehennen-Zucht ausgebrütet werden, gelten als unwirtschaftlich. Sie legen keine Eier und eignen sich nicht für die Mast, weil sie zu wenig Brustfleisch ansetzen. Sie am Leben zu lassen kostet die Brütereien nur unnötig Platz und Geld, daher werden die Küken getötet. Dies passiert entweder per Vergasung oder eben durch das Schreddern.

Lebende, männliche Küken werden durch eine Maschine gejagt, die sie tötet, indem sie zerhackt, bzw. geschreddert werden. Diese Praxis bezeichnet man daher als Kükenschreddern. In der Geflügelindustrie handelt es sich bei diesem Vorgang um eine gängige Vorgehensweise, um sich der unprofitablen Küken zu entledigen, für die es in der Wirtschaft keine Verwendung gibt.

Im Geflügelbetrieb werden die männlichen Küken von den Mitarbeitern per Hand aussortiert und landen auf einem Fließband. Am Ende des Fließbands wartet der Tod in Form eines Industrieschredders. Bei lebendigem Leib werden die Küken darin zerhäckselt – nicht lange, nachdem sie überhaupt erst geschlüpft sind. Aus diesem Grund nennt man sie auch Eintagsküken. Meist leben sie nicht länger als einen Tag nach dem Schlüpfen.

Laut Peta werden jährlich 50 Millionen männliche Küken in Deutschland getötet, meist durch den Schredder. Anteilig werden im Anschluss die toten Küken als Futter an beispielsweise Zoos weitergeleitet.

Wieso wird Kükenschreddern eingesetzt/verwendet?

Für die Betriebe steckt nur ein Grund hinter dem grausamen Vorgehen: Männliche Küken sind nicht wirtschaftlich. Ihre Aufzucht kostet mehr Geld als die der Hennen, da sie mehr Futter brauchen. Aber auf der anderen Seite bringen sie dem Unternehmen keinen Gewinn ein. Aus diesem Grund ist und bleibt das Kükenschreddern gängige Praxis. Dies gilt übrigens auch für einige Bio-Betriebe. Nur weil Bio drauf steht bedeutet dies nicht automatisch, dass die Brüder der Legehennen im Bio-Betrieb nach dem Schlüpfen überlebt haben. Auch eine Bio-Brüterei verfolgt in erster Linie wirtschaftliche Interessen.

Küken
© Nichole Linzmeier, Pixabay

Trotz Tierschutzgesetz nimmt das Töten der männlichen Küken kein Ende und ist weiterhin erlaubt. In Paragraph 1 des Tierschutzgesetzes heißt es: „Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen.“. Per Gesetz handelt es sich demnach bei jedem einzelnen getöteten Küken um eine Straftat. Eine Straftat, die aus wirtschaftlichen Gründen unter den Tisch gekehrt wird. Zwar ist festgelegt, wie die Tötung durchgeführt werden muss – die Küken dürfen nicht älter als 72 Stunden sein und im Falle einer Tötung mit Gas muss die Konzentration bei mindestens 40% CO2 liegen – aber die wirtschaftlichen Interessen klammern das Tierschutzgesetz in diesem Fall aus. Statt des grausamen Kükenschredderns ist das Vergasen der Tiere eine weitere eingesetzte Methode. Als langfristige Alternative darf diese jedoch nicht betrachtet werden, denn auch hierbei handelt es sich um einen Verstoß gegen unser Tierschutzgesetz.

Diese grausame Methode der Wirtschaft wird gebilligt, weil man einen Versorgungsengpass fürchtet. Da männliche Küken die Betriebe zu viel Geld kosten, fehlt dieses für die Legehennen. Daraus würde, so sagen einige Stimmen, ein Mangel an Versorgung mit Eiern entstehen. Mit anderen Worten, es würden weniger Eier für den Konsumenten im Verkauf landen, weil nicht mehr so viele „produziert“ werden könnten.

Das sagen die Zahlen und das Gesetz

In der deutschen Landwirtschaft gibt es eine Schattenseite. Profitgründe sind es, die letztlich dafür sorgen, dass frisch geschlüpfte, männliche Küken innerhalb von 24 Stunden im Schredder landen, weil man sie nicht brauchen kann.

Jährlich schlüpfen in den Brutbetrieben etwa 45 Millionen weibliche Küken, die zu Legehennen werden. Da man davon ausgehen kann, dass männliche und weibliche Küken in einem etwa gleichen Verhältnis schlüpfen, bedeutet dies, dass in Deutschland zudem jedes Jahr rund 45 Millionen Küken getötet werden.

Das bedeutet täglich sterben etwa 100.000 Küken durch Schreddern oder Vergasen. Weltweit werden jährlich etwa 2,5 Milliarden Küken getötet. Dies entspricht 7 Millionen jeden Tag.

Das deutsche Tierschutzgesetz wird bei dieser Praxis hierzulande seit Jahren missachtet, obwohl bereits im 1. Paragraph des Gesetzes steht, dass ein Wirbeltier „nicht ohne vernünftigen“ Grund getötet werden darf. Dennoch wird das Töten weiter gebilligt und damit die Wirtschaft vor den Tierschutz gestellt.

Initiativen gegen das Kükenschreddern

Mittlerweile ist das Kükenschreddern bei der breiten Öffentlichkeit nicht mehr gerne gesehen. Niemand möchte mit dem Konsum von Eiern zur Tötung unschuldiger, frisch geschlüpfter Küken beitragen. Viele Menschen leben heute vegan, um Tierleid nicht zu unterstützen. Um die Methode der Küken-Tötung langfristig aus der Industrie zu verbannen, haben sich daher einige Initiativen gebildet, die sich gegen das Kükenschreddern aussprechen.

  1. Bruderküken-/Bruderhahn-Initiativen

    Die Brüder der Legehennen sterben in der Industrie einen grausamen Tod, aber dank der Bruderküken- und Bruderhahn-Initiativen erhalten nun auch männliche Küken eine Chance. Um ihre Aufzucht zu finanzieren, werden auf die Eier ihrer Legehennen-Schwestern 2 bis 4 Cent pro Ei beim Preis aufgeschlagen. Wenn der Verbraucher bereit ist dies zu zahlen, dürfen die männlichen Küken zu jungen Hähnen heranwachsen und werden erst dann geschlachtet.

    Da die Rasse nicht gut Fleisch ansetzt, sind sie ungeeignet, um wie Masthühner den Fleischbedarf abzudecken. Jedoch finden sich andere Wege ihr Fleisch sinnvoll zu verwerten. So hat sich beispielsweise ein Abnehmer in Form eines Babynahrung-Herstellers gefunden. Alternativ landet das Fleisch als Füllung in Maultaschen oder in Hühnersuppen.

    Neben der „Bruderhahn Initiative Deutschland“ (BID), setzen sich unter anderem auch die „basic Bruderherz-Initiative“ oder „Haehnlein“ für den Schutz der männlichen Küken ein.

  2. Zweitnutzungshuhn

    Seit Ende der 50er Jahre werden keine Zweitnutzungshühner mehr in der Geflügelbranche aufgezogen. Um den Bedarf an Eiern und Fleisch in der Gesellschaft zu decken verlässt man sich seitdem auf zwei separate Züchtungen – die Masthühner und die Legehennen. Dadurch sind in der Legehennen-Zucht die männlichen Küken überhaupt erst zu einem Abfall-Produkt der Brutbetriebe geworden. Sie sind wirtschaftlich betrachtet unbrauchbar für die Geflügelindustrie.

    Bei Zweitnutzungshühnern handelt es sich um ältere Rassen, die sowohl für das Eierlegen, als auch für die Mast genutzt werden können. Heißt: Die Hennen können für das Eierlegen eingesetzt werden und die Hähne zur Mast. Eine besonders geeignete Rasse ist die französische „Les Bleues“, welche diesen Namen ihren bläulichen Beinen verdankt. Zwar erreichen diese Hühner nicht dieselben Leistungen wie die auch Hochleistung gezüchteten Zuchtlinien, die nur für einen Bereich genutzt werden können, jedoch sind diese Rassen unter ökologischer Haltung gesünder und leiden nicht an leistungsbedingten Krankheiten.

    Einige Betriebe setzen daher nun wieder auf diese Zweitnutzungs-Rassen, einmal aus ethischen Gründen und einmal, weil den Verbrauchern das Tierwohl bei ihrem Konsumverhalten immer wichtiger wird.

Was wäre eine Alternative?

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft hat das Ziel das Töten der Eintagsküken zu beenden. Für die grausamen Tötungsmethoden gibt es dank neuer Technologie und Bestimmungsverfahren hoffentlich bald markttaugliche Alternativen, die für alle Betriebe standardisiert werden. So könnten dank neuer Methoden künftig die Eier noch im Embryo-Stadium auf das Geschlecht des heranwachsenden Kükens getestet werden. Handelt es sich um einen männlichen Embryo wird das Ei nicht ausgebrütet. Nur die weiblichen Embryos werden ausgebrütet und dürfen anschließend schlüpfen. Das macht das Sterben der Küken unnötig und die Eier mit männlichen Embryos könnten als Futtermittel weitergeleitet werden und auf diese Weise noch einen sinnvollen Nutzen finden. Derzeit ist die Umsetzung für das Jahr 2020 geplant, sodass ab dem kommenden Jahr allen Brütereien ein praxistaugliches, alternatives Verfahren zur Verfügung stehen würde.

Die Supermarkt-Kette REWE setzt bereits mit seinen Eiern aus Freilandhaltung „Beste Wahl Spitz und Bube“ auf das Verfahren zum Testen von Bruteiern. Hierfür wird dem Ei mithilfe von Lasertechnik ein Tropfen Flüssigkeit entnommen. Dieser wird anschließend farbig gekennzeichnet. Weiß steht für ein weibliches Küken und Blau für ein männliches Küken. Die weiblichen Küken werden ausgebrütet und die Eier der männlichen Küken als Futtermittel weiter verwertet. Von der Bestimmung ihres Geschlechts bekommen die Küken nichts mit, solange die Durchführung vor dem siebten Bruttag erfolgt – bis dahin haben die Embryos noch kein Schmerzempfinden.
Bislang handelt es sich hierbei noch um eine kleine Nische. Sobald das Verfahren ausgereift ist und in allen Betrieben Verwendung findet, kann das Kükenschreddern oder Vergasen der Tiere endlich ein Ende nehmen.

Wie macht es Demeter?

Küken
© Aamir Mohd Khan, Pixabay

Für Verbraucher, die Eier und Geflügelfleisch essen möchten, das nicht in irgendeiner Form mit Tierleid in Verbindung steht, bietet sich ein neues Konzept an. Im Zuge des Projekts „Brudertiere“, setzt sich Demeter dafür ein, dass den Brüdern der Legehennen ihr Leben nicht genommen wird. Stattdessen werden sie aufgezogen.
Grundsätzlich wird in der Geflügelbranche zwischen zwei Zuchtlinien unterschieden: Legehennen und Masthähnchen. Erstere legen Eier und letztere setzen Fleisch an. Da die Bruderküken der Legehennen aber weder Eier legen, noch Fleisch ansetzen, scheinen sie in der Branche zunächst keine sinnvolle Funktion zu erfüllen. Das Projekt „Brudertiere“ setzt sich in diesem Zusammenhang dafür ein, dass die Bruderküken aufgezogen werden.

Welche Eier kann ich ohne Bedenken kaufen/essen?

Aber wie sieht es im Alltag aus? Wenn selbst hinter Bio-Eiern im Supermarkt oder vom Biohof noch die Tötung männlicher Küken stecken kann, wie kannst du dich als Verbraucher beim Kauf orientieren?

Wenn du nicht auf Eier verzichten möchtest, aber beim Kauf keine Eier erwischen willst, die von Betrieben kommen, die nach wie vor Küken schreddern, dann gibt es zum Glück einige Alternativen im Angebot der Supermärkte. Beispiele hierfür sind:


  • Hahnenglück bei Edeka
  • Heahnlein bei Alnatura-Märkten oder denn's Biomärkten
  • Spitz und Bube bei REWE
  • Herzbube bei Penny
  • Henne & Hahn von Aldi Süd

Es gibt noch weitere Eier, die du bedenkenlos kaufen kannst. Meist werben die Marken auf den Verpackungen damit, dass für diese Eier keine männlichen Küken sterben müssen. Zudem kannst du Eier mit Naturland- oder demeter-Siegel immer unbesorgt in deinen Einkaufswagen legen. Die Siegel garantieren, dass das Produkt nicht mit Tierleid in Zusammenhang steht.

Abschließend lässt sich festhalten: Leider hat das Kükenschreddern vorerst noch kein Ende. Ein Gerichtsbeschluss steht in direktem Zusammenhang damit. Brutbetriebe klagten, nachdem 2013 ein Verbot zur Tötung von Eintagsküken verhängt wurde. Unter Führung der Grünen wurden die Behörden vom Landesministerium Nordrhein Westfalen angewiesen die Methode zu verbieten. Den Klägern wurde stattgegeben, sodass diese Art der Tötung fortgeführt werden darf.

Das Bundesverwaltungsgericht machte in seinem Urteil im Juni 2019 zwar klar, dass das Kükenschreddern nur noch so lange eingesetzt werden darf, bis die Alternative der Geschlechtsbestimmung der Küken-Embryos serienreif ist, enttäuschte aber damit zahlreiche Tierschützer, die seit vielen Jahren ein Verbot der Methode fordern.

Bis die Alternative eingesetzt wird, kannst du zum Wohl der männlichen Küken beim Kauf von Eiern auf Marken setzen, die zur Bruderhahn-Initiative gehören. So zeigst du auch den Betrieben, dass du bereit bist mehr für Eier zu zahlen, wenn dafür das Tierwohl an erster Stelle steht. So entschließen sich möglicherweise weitere Betriebe auf diese Variante umzustellen bis die Alternative auf dem Markt ist.