Ökologischer Fußabdruck– was steckt dahinter?
Hast du dich schon mal gefragt, was eigentlich dein ökologischer Fußabdruck ist, von dem im Zusammenhang mit Umweltschutz und Nachhaltigkeit häufig die Rede ist? Die Weltbevölkerung hat nach aktuellem Stand eine Zahl von etwa 7,7 Milliarden Menschen. 83 Millionen davon leben in Deutschland. Die Erde und die Natur ermöglichen uns das tägliche Leben, aber jeder Mensch hinterlässt dabei einen ökologischen Fußabdruck, der sich auf den Planeten auswirkt. Was damit genau gemeint ist und wie du deinen eigenen ökologischen Fußabdruck testen kannst, erfährst du hier.
Inhaltsverzeichnis
- Was ist der ökologische Fußabdruck?
- Was ist in Deutschland der ökologische Fußabdruck?
- Wie steht Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern da?
- Was ist ein gha und wie groß ist er?
- Wie steht es weltweit um den ökologischen Fußabdruck?
- Wie wird der ökologische Fußabdruck berechnet?
- Welche Bereiche werden für den ökologischen Fußabdruck berücksichtigt?
- Selbsttest: Was ist mein eigener ökologischer Fußabdruck?
- Wie kann ich meinen ökologischen Fußabdruck verbessern?
Was ist der ökologische Fußabdruck?
Im Jahr 1994 entwickelten die Wissenschaftler Mathis Wackernagel und William Rees ein System zur Messung des Ressourcenverbrauchs auf der Erde pro Kopf. Zur Messung werden alle Flächen unseres Planeten herangezogen. Anschließend wird aufgeschlüsselt wie viel der Gesamtfläche jeweils Wälder, Seen, Wüsten, Meere, Weiden, Steppen, Städte und Straßen ausmachen. Das Endergebnis bezeichnet man als Biokapazität des Planeten Erde. Um den ökologischen Fußabdruck der Menschen herauszufinden wird daher berechnet, wie viel Biokapazität sie verbrauchen.
Hierzu werden folgende Bereiche gemessen:
- Bauland
- Energiegewinnung
- Viehzucht
- Produktion von Kleidung etc.
- Entsorgung von Abfällen
- Abgase
Per Definition ist der ökologische Fußabdruck der Verbrauch der benötigten Ressourcen unseres Planeten, um unseren Lebensstil und Lebensstandard pro Kopf zu halten. Die weltweit zur Verfügung stehende Fläche zur Abdeckung der Bedürfnisse aller 7,7 Milliarden Menschen auf der Erde wird jedoch nach aktuellem Stand fast um ein Viertel überschritten. Mit anderen Worten: Der ökologische Fußabdruck pro Kopf ist viel zu hoch und wir beanspruchen aktuell mehr, als die Natur uns zur Verfügung stellen kann ohne einen Schaden davon zu tragen.
Was ist in Deutschland der ökologische Fußabdruck?
Seit dem 3. Mai 2019 hat Deutschland den ökologischen Fußabdruck des Landes überschritten und lebt bei der Natur sozusagen auf Kredit. Dies schadet nicht nur der Natur und dem Planeten, sondern auch Ländern, die weniger verbrauchen.
Was Deutschlands ökologischen Fußabdruck besonders groß macht, ist die hohe Kohlenmonoxid-Freisetzung, erzeugt durch Verkehr und Energiegewinnung. Aber auch die Landwirtschaft spielt hier zu großen Teilen mit rein.
Daher trat der deutsche Overshoot Day, zu Deutsch „Welterschöpfungstag“ (der Tag, an dem die Menschheit die Ressourcen eines ganzen Jahres verbraucht hat) ein Vierteljahr vor dem Stichtag des Welt-Overshoot-Days ein. Somit ist Deutschland seitdem gewissermaßen bei der Natur hoch verschuldet. Würde unser Land als Maßstab zur benötigten Fläche pro Kopf weltweit herangezogen, wären drei Planeten nötig, damit genug Biokapazität für die gesamte Menschheit bereitstünde.
Deutschland schadet somit zugunsten der Wirtschaft und unseres Lebensstils nicht nur der Natur, sondern auch jüngeren Generationen. Da die Ressourcen schrumpfen, werden künftige Generationen entsprechende Abstriche bezüglich des Lebensstandards machen müssen, um den Planeten nicht weiter auszubeuten. Immer vorausgesetzt es bleibt bei den heutigen Werten des deutschen ökologischen Fußabdrucks.
Der Klimawandel ist nur eine der daraus resultierenden Folgen, die bereits spürbar sind.
Wie steht Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern da?
Im Ländervergleich schneidet Deutschland nicht gut ab. Unser Land befindet sich weltweit auf Platz acht der Rangliste zum ökologischen Fußabdruck. Spitzenreiter vor uns sind China, die USA, Indien, Russland, Brasilien, Japan und Indonesien.
Vergleicht man jedoch die Einwohnerzahlen der Länder und den Verbrauch pro Kopf, käme die Welt beispielsweise mit China (1,4 Milliarden Einwohner) als Maßstab mit nur 2,2 Erden aus um den Bedarf an Biokapazität pro Kopf zu decken, während mit Deutschland (nur 83 Millionen Einwohner) als Maßstab bereits drei Planeten benötigen würden. Mit anderen Worten: Deutschland ist weit davon entfernt als Land nachhaltig und ressourcenschonend zu leben.
Deutschland hat zudem große Teile des Ressourcenabbaus auf andere Länder ausgeweitet und beansprucht daher deren Ressourcen für den eigenen Bedarf. Dadurch schadet unser Land insgesamt nicht nur sich selbst, sondern verschlechtert auch langfristig den ökologischen Fußabdruck anderer Länder.
Da beispielsweise in diesem Jahr nach vier Monaten unsere Ressourcen für das gesamte Jahr 2019 bereits verbraucht waren, leben wir seitdem für die restlichen zwei Drittel des Jahres auf Kosten anderer Länder. Haushalte in Deutschland verbrauchen daher nicht nur deren Biokapazität, sondern verhindern zugleich, dass diese Länder ihren Verbrauch niedrig halten können.
Was ist ein gha und wie groß ist er?
Unter dem gha – globalen Hektar – versteht man die Maßeinheit zur Messung der Biokapazität und des ökologischen Fußabdrucks. Der gha ist der weltweite Durchschnittswert, um die biologische Produktivität pro Hektar im Jahr zu messen. Bei Ermittlung des Schnittwerts wird beispielsweise unter anderem berücksichtigt, dass ein Hektar Ackerfläche innerhalb Deutschlands ertragreicher ist als in Afrika. Zum Tragen kommt hierbei der Erntefaktor.
Daneben gibt es auch noch den Äquivalenzfaktor. Dieser stellt das Potenzial einer bestimmten Fläche ins Verhältnis zur Produktion aller Flächen. Beide Faktoren ergeben dann den Durchschnittswert. Da die Werte der Faktoren von Jahr zu Jahr unterschiedlich sind, kommt es dementsprechend auch zu kleinen Abweichungen bei der jährlichen, globalen Biokapazität.
Wie steht es weltweit um den ökologischen Fußabdruck?
Pro Jahr beträgt die Biokapazität der Erde 1,7 gha pro Person. Gemeint sind damit die Ressourcen, die uns die Erde jährlich pro Person ohne Überlastung zur Verfügung stellen und ohne Konsequenzen regenerieren kann. Der weltweite Verbrauch pro Kopf an Biokapazität liegt jedoch nach aktuellem Stand bei durchschnittlich 3,3 gha pro Jahr. Damit ist der ökologische Fußabdruck jedes Menschen weltweit im Schnitt deutlich zu hoch.
Als Folge davon werden die Reserven unseres Planeten in einem Maße angegriffen, von dem sich die Erde langfristig nicht mehr erholen kann, wenn wir keine Verbesserung herbeiführen. Länder deren durchschnittlicher Verbrauch an Biokapazität weit unter dem kritischen Wert von 1,7 gha liegt, müssen andere Länder mit ihren Ressourcen auffangen.
Weltweit sind die kritischen Bereiche, für die es dringend Verbesserung bedarf, Umweltschutz, Energiegewinnung und Ernährung. Insbesondere bei den globalen Spitzenreitern muss sich etwas tun und Grenzen gesetzt werden. Wenn diese Länder – zu denen auch Deutschland gehört – keine nachhaltigen Änderungen herbeiführen, sorgen sie mit dafür, dass sich auch weltweit der ökologische Fußabdruck weiter verschlechtert.
Wie wird der ökologische Fußabdruck berechnet?
Wie misst man denn nun den ökologischen Fußabdruck? Da nicht alle Flächen der Erde gleich ertragreich, also biologisch produktiv, sind, wird bei der Berechnung ein durchschnittlicher Wert benutzt. Bei diesem handelt es sich um die Einheit gha – also den bereits angesprochenen, globalen Hektar. Der gewöhnliche Hektar würde für den ökologischen Fußabdruck ein falsches Bild herbeiführen.
Um den ökologischen Fußabdruck zu berechnen, orientiert man sich an folgender Fragestellung des Global Footprint Networks: „Wie viel biologische Kapazität des Planeten wird von einer gegebenen menschliche Aktivität oder Bevölkerungsgruppe in Anspruch genommen?“
Dazu werden zwei Flächen miteinander in Bezug gebracht. Einmal die Fläche, die für jeden Menschen verfügbar ist – Land- und Wasserfläche – und einmal die jeweiligen Flächen, die vom Menschen tatsächlich in Anspruch genommen werden. Dabei berücksichtigt wird der Bedarf der Person (Lebensmittel etc.) und die Fläche, die benötigt wird, um den daraus resultierenden Abfall wieder aufzunehmen, beispielsweise im Recycling. Bei der Berechnung entfallen Flächen, die bebaut oder biologisch auf andere Art neutral sind, wie etwa bei Hochgebirgen oder Wüsten.
Diese Methode ermöglicht es einen weltweiten Vergleich aller Flächen vorzunehmen.
Welche Bereiche werden für den ökologischen Fußabdruck berücksichtigt?
Für den ökologischen Fußabdruck werden überwiegend biologische Ressourcen berücksichtigt. Hierzu zählen beispielsweise Mineralien, Erdöl und Braunkohle. Folgende Bereiche haben eine hohe Aussagekraft in Bezug auf den ökologischen Fußabdruck:
- Das Treibhausgas Kohlendioxid, welches hauptsächlich durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe freigesetzt wird. Zur Bindung wird Waldfläche benötigt.
- Die nichterneuerbaren Ressourcen wie Erdöl, Kupfer, Zinn und Kohle liegen gewissermaßen außerhalb des ökologischen Fußabdrucks. Dennoch fließt zumindest ihre Verarbeitung mit ein, da auch hier zur Bindung des freigesetzten CO2s Fläche gebraucht wird.
- Frischwasser wird nicht berücksichtigt, da es weder produziert noch verbraucht wird. Es befindet sich in einem stetigen Kreislauf. Seine Relevanz im Zusammenhang mit dem ökologischen Fußabdruck ergibt sich jedoch aus der Verwendung und dem Verbrauch, zum Beispiel für die Produktion von Fleisch.
- In geringen Maßen fließt die Atomenergie mit ein, jedoch nur durch sogenannte Nebenverbräuche (Energieaufwand, Materialverbrauch).
- Unser Abfall wird in Kategorien unterteilt: a) Biologisch abbaubar und damit neutral, b) Normale Abfälle, die gelagert werden müssen, also Fläche benötigen und c) Materialien wie Kunststoff oder radioaktive Stoffe, die nicht durch biologische Vorgänge hergestellt und absorbiert werden können.
Selbsttest: Was ist mein eigener ökologischer Fußabdruck?
Wenn du nun neugierig geworden bist und dich fragst „Was ist mein eigener ökologischer Fußabdruck?“, hast du online die Möglichkeit einen Test zum ökologischen Fußabdruck zu machen, um herauszufinden, wie es um deine persönliche Situation bestellt ist. Es gibt verschiedene Anbieter für den Test. Du findest ihn mitunter bei Brot für die Welt oder dem WWF. Um deinen persönlichen gha zu ermitteln musst du lediglich einige Fragen zu deinem Konsum und Haushalt beantworten. Der Test führt dich Schritt für Schritt durch verschiedene Bereiche deines Alltags und am Ende erhältst du dein Ergebnis. Zu den Bereichen, die abgefragt werden zählen unter anderem:
- deine Wohnsituation
- dein Heizverhalten
- dein Ess- und Kaufverhalten (auf Lebensmittel bezogen)
- dein Konsumverhalten für Einrichtung, Kleidung und Freizeit
- welche Verkehrsmittel du benutzt (PKW, Bus, Bahn, Flugzeug etc.)
- dein Energieverbrauch (Strom)
- Müll und Altpapier in deinem Haushalt
Dein Ergebnis wird am Ende des Tests im Verhältnis zum deutschen Durchschnittswert angezeigt. Zudem erhältst du eine Übersicht dazu wie viele Planeten wir bräuchten, wenn alle Menschen auf der Erde deinen GHA – also ökologischen Fußabdruck – hätten. Möglicherweise überrascht dich dein Ergebnis. Du erhältst jedoch anschließend praktische Tipps, wie du deinen ökologischen Fußabdruck verbessern kannst.
Wie kann ich meinen ökologischen Fußabdruck verbessern?
Vielleicht hat dich dein Testergebnis motiviert dein Leben etwas umzugestalten und dir Ziele zu setzen, um deinen ökologischen Fußabdruck zu verbessern. Oder du möchtest einfach so etwas dazu beitragen, dass unsere Welt länger erhalten bleibt, um auch nachfolgenden Generationen ein gutes Leben mit den nötigen Ressourcen zu ermöglichen. Daher findest du hier nun einige Tipps, mit denen du anfangen kannst ein nachhaltigeres Leben zu führen und deinen ökologischen Fußabdruck zu verkleinern.
Ernährung
Kaufe Gemüse und Obst saisonal und regional, wenn möglich Bioprodukte. Beachte dabei: Bio ist super, aber nicht wenn es um die halbe Welt transportiert wurde. Denk an deinen co2 Fußabdruck. Verzichte auf Fisch und Fleisch oder reduzieren deinen Konsum.
Haushalt
Versuche Müll zu vermeiden. Kaufe unverpackt und frisch. Benutze Recyclingpapier zum Beispiel für Toilettenpapier oder Druckerpapier. Beschreibe Papier wenn möglich beidseitig.
Wohnen
Hast du schon mal überlegt, ob deine Wohnung auch kleiner sein könnte? Brauchst du wirklich jeden Quadratmeter, den du aktuell bewohnst? Wie oft kaufst du neue Einrichtung? Vielleicht kannst du Möbel auch gebraucht kaufen oder seltener etwas Neues, dafür aber etwas Hochwertigeres.
Heizen, Wasser und Strom
Für dein Wohnzimmer oder das Kinderzimmer kannst du bis 20° heizen, für alle anderen Räume reichen auch etwas niedrigere Temperaturen. Lasse Wasser nicht unnötig laufen, nutze einen Toilettenspülkasten mit Stopptaste und wassersparende Hähne in Bad und Küche. Achte darauf das Licht auszuschalten, wenn du einen Raum verlässt und lasse keine Elektrogeräte im Standby-Modus laufen. Kaufe LED-Energiesparbirnen und Elektrogeräte wie deinen Kühlschrank mit hoher Energieeffizienzklasse.
Verkehrsmittel und Reisen
Versuche auf Reisen auf das Fliegen zu verzichten. Nutze im Alltag wenn möglich öffentliche Verkehrsmittel wie Bus und Bahn. Wenn es nicht ohne Auto geht, schaue, ob ein Elektroauto, eine Fahrgemeinschaft oder Carsharing eine Alternative wäre. Kleine Einkäufe und Besorgungen kann man auch leicht zu Fuß erledigen. Wenn dein Arbeitsweg es zulässt, nutze dein Fahrrad.
Freizeitgestaltung, Kleidung, Fast Food etc.
Überlege dir gut wie häufig du auswärts essen gehst. Vielleicht kannst du auch zuhause mit Freunden gemeinsam kochen. Kaufe Kleidung gebraucht oder achte auf langlebige, fair gehandelte Ware. Verzichte darauf zu jeder Saison neue Kleidung zu kaufen. Spende alte Kleidung statt sie wegzuschmeißen. Vielleicht legst du dir auch Hobbys zu, die ohne Konsum auskommen, wie beispielsweise Joggen in der Natur.
Wie du sicher festgestellt hast besteht dringend Handlungsbedarf, um unseren ökologischen Fußabdruck in Deutschland und auch auf der Welt zu verbessern. Mit Hilfe der Tipps und dem Ergebnis aus deinem Selbsttest, kannst du sicher schon im Kleinen in deinem Alltag anfangen hierzu etwas beizutragen. Denn wenn das alle Menschen tun ist ein nachhaltigerer Umgang mit unseren Ressourcen möglich, der unseren Planeten für kommende Generationen schont und erhält.