Tierquälerei – wo beginnt sie und wie wird sie bestraft?

Wenn du an Tierquälerei denkst, fallen dir vielleicht verletzte oder hungernde Tiere ein. Ein Hund, der von seinem Besitzer getreten wird oder eine Katze, die nicht ausreichend gefüttert wird und deshalb abmagert. Der Begriff Tierquälerei umfasst jedoch ein weitaus größeres Feld.
Da in Deutschland Tierquälerei per Gesetz verboten ist, können Täter für Vergehen gegen Tiere belangt werden. Doch nicht alles, was du als Tierquälerei auffassen würdest, gilt rein rechtlich betrachtet als solche. Wo Tierquälerei beginnt, inwiefern sie laut Gesetz überhaupt als solche gilt und was Du tun kannst, wenn du Zeuge davon wirst, erfährst du hier.

Inhaltsverzeichnis

  1. Was ist Tierquälerei?
  2. Wo beginnt Tierquälerei?
  3. Arten von Tierquälerei
  4. Tierquälerei im Zirkus
  5. Welche Strafe gibt es für Tierquäler?
  6. Tierquälerei erkennen
  7. Wie kann ich Tierquälerei melden?

Was ist Tierquälerei?

Grundsätzlich versteht man unter Tierquälerei per Definition das Quälen, Misshandeln oder unnötige Töten von Tieren. In Deutschland ist Tierquälerei strafbar. Per Tierschutzgesetz macht eine Person sich strafbar, die „ein Wirbeltier ohne vernünftigen Grund tötet (strafbare Tiertötung) oder ihm erhebliche Schmerzen oder Leiden zufügt.“

Armer Wauwau
© cocoparisienne, Pixabay

Die Tierquälerei wird durch Art. 26 des deutschen Tierschutzgesetzes geregelt. Demnach macht sich jeder strafbar, der vorsätzlich oder fahrlässig Tiere misshandelt, quält oder ohne triftigen Grund tötet. Zur Tierquälerei lassen sich jedoch auch Fälle zählen, in denen Tiere misshandelt, gequält oder unnötig getötet werden, weil sie für Tierkämpfe eingesetzt werden. Oder, wenn im Rahmen von Tierversuchen dem Tier vermeidbare Schmerzen, Leid, Schaden oder Angst zugefügt wird. Der Begriff Tierquälerei beschreibt mitunter zwei Gegebenheiten. Zum einen ist damit die Beschreibung einer Straftat am Tier gemeint und zum anderen handelt es sich um ein Indiz für eine psychologische Störung beim Menschen. Psychologen sprechen in diesem Zusammenhang von 5 Motiven für Tierquälerei:


  • Aggressionsabbau
  • Überforderung
  • Unterlassung
  • Berechnung
  • Sadismus

Häufig kann bei Gewalttätern bereits in der Kindheit oder Jugend beobachtet werden, dass Tierquälerei ausgeübt wird.

Wo beginnt Tierquälerei?

Wo Tierquälerei beginnt scheint zunächst klar. Wenn Tiere verletzt, misshandelt oder grundlos getötet werden denken die meisten Menschen sofort an Tierquälerei. Rechtlich betrachtet gelten nur diese Taten am Tier als strafbar. Jedoch wird damit noch lange nicht alles abgedeckt, was ebenfalls unter den Begriff Tierquälerei fallen könnte. Hast du dich schon einmal gefragt, ob Hunde und Katzen gerne in Pullover und Jäckchen gesteckt werden möchten, damit das Outfit von Mensch und Tier übereinstimmt? Geht es hierbei nicht vielmehr um den Menschen und dessen Selbstdarstellung, als um das Wohl des Tieres? Bei diesen und ähnlichen Szenarien wird das Tier zum Accessoire des Menschen.

Ein Mops, der nicht richtig atmen kann, weil im Zuge jahrelanger Züchtung bei dieser Hunderasse die Nase so platt gezüchtet wurde, dass sie kaum noch vorhanden ist. Nicht jeder denkt hierbei an Tierquälerei, aber auch hier das Tier der Leidtragende, weil der Mensch den Hund in eine bestimmte Form zwingen will. Auch Nackt-Züchtungen bestimmter Tierarten fallen in so eine Kategorie. Aus ästhetischen Gründen bevorzugen manche Leute ein Haustier ohne Fell, aber Hunde und Katzen haben ihr Fell nicht ohne Grund. Es ist von der Natur so festgelegt und erfüllt eine Funktion, zum Beispiel den Schutz vor Kälte.

Kritiker bemängeln, dass solche Handlungen und Eingriffe in die Natur der Tiere nicht im Sinne der Tiere sind und damit bereits unter Tierquälerei fallen. Per Gesetz gibt es hierzu aber keine Regelung. Auch die Massentierhaltung fällt im Grunde unter Tierquälerei. Bestes Beispiel hierfür sind Legebatterien. Eingepferchte Hühner, die keine Möglichkeit haben in der Erde zu scharren und sich ausreichend zu bewegen, produzieren für den Menschen wie am Fließband Eier, können aber nicht artgerecht leben. Nicht einmal Bio-Landwirte sprechen den Hühnern ein artgerechtes Leben zu, da die Tiere nur eine begrenzte Zeit Eier legen und danach finanziell nicht mehr rentabel sind. Ist ein Huhn nicht mehr ertragreich, entledigt der Landwirt sich dessen.

Arten von Tierquälerei

In manchen Bereichen verschwimmen die Grenzen von dem, was eindeutig unter Tierquälerei fällt und von dem, was nicht dazu zählt oder schwieriger zu bewerten ist. Zudem sind nicht alle Bereiche per Tierschutzgesetz abgedeckt. Aus diesem Grund musst du manchmal genau hinschauen, um einzuschätzen, was zur Tierquälerei zählt. Manche Arten von Tierquälerei mögen dich überraschen und andere vielleicht einen Aha-Moment bei dir auslösen.
Diese Arten von Tierquälerei gibt es:


  • Misshandlung (Vernachlässigung, falsche Haltung)
  • Quälerei (Terror, Nötigung)
  • Verletzung, Verstümmelung
  • Grundlose Tötung
  • Sodomie/Zoophilie (Sex mit Tieren)
  • Tierversuche
  • Tierkämpfe
  • Stierkampf
  • Vermenschlichung (Tiere in Kleidung stecken und Ähnliches)
  • Züchtung (Hin zu optischen Merkmalen wider der Natur des Tieres mit gesundheitlichen Folgen)
  • Schlachthof (unnötiges Leiden, Vorgaben zur Schlachtung werden missachtet)
  • Zirkus (Haltung, Trainingsmethoden, Fütterung)
  • Zoo (Haltung, Trainingsmethoden)
  • Kulturelle Rituale (z. B. das Brechen des Geistes bei Elefanten durch Schlafentzug, Verletzungen und Hunger)
  • TV- und Filmindustrie (Missachtung des Tierschutzes beim Training und im Umgang mit dem Tier während der Dreharbeiten)
  • Pelzfarmen (Tierzucht für kommerzielle Zwecke)
  • Tierhortung (Zu viele Tiere leben in einem Haus oder einer Wohnung)

Wie du siehst, sind einige Bereiche dabei, von denen du wahrscheinlich nicht unbedingt erwartet hast, dass sie unter den Begriff Tierquälerei fallen. Hierzu zählt zum Beispiel das Gebiet der Vermenschlichung. Vielleicht denkst du zunächst, dass es sich um etwas Harmloses handelt, weil das Tier nicht offensichtlich verletzt oder vernachlässigt wird, aber auf den zweiten Blick kristallisiert sich auch hier ein Fehlverhalten des Menschen gegenüber dem Tier heraus. Oftmals geht es um Selbstdarstellung. Der Partnerlook mit dem Hund macht visuell einfach mehr her, also wird „der beste Freund des Menschen“ in ein Kleidchen oder einen Pullover gesteckt, das zum Outfit seines Halters passt. Das Tier wird hier zum Accessoire für seinen Besitzer und nicht mehr als Lebewesen wahrgenommen.

Viele Arten der Tierquälerei geschehen aufgrund von finanziellen Interessen der Menschen. Pelzfarmen züchten Tiere in Masse für die Modeindustrie, im Zoo und im Zirkus werden Tiere zur Schau gestellt und zur Unterhaltung der Besucher benutzt. Hinter jeder Vorführung mit Tieren im Zirkus oder einer Delfin-Show im Zoo können im Zuge des Trainings oder der Art der Haltung Misshandlungen und Verstöße gegen das Tierschutzgesetz stecken.

Tierquälerei im Zirkus

Die Zustände in Zirkussen sind oftmals für die Tiere besonders schlimm. Dazu zählen auch große und erfolgreiche Zirkusse, nicht nur kleinere und weniger bekannte. Die Tiere werden häufig in viel zu kleinen Käfigen gehalten und dabei in ihrer Bewegung eingeschränkt. So können sie ihrem natürlichen Bewegungsdrang nicht nachgeben, wie etwa Elefanten, die in der Natur kilometerlange Wanderungen unternehmen oder auch Pferde, die als Lauftiere gelten.

Hinzu kommt, dass die meisten Zirkusse unter Geldmangel leiden. So rufen manche gar öffentlich zu Futterspenden auf. Futter und Wasser sind nicht immer ausreichend für die Tiere vorhanden. Zudem wird die Reinigung der Käfige und Gehege vernachlässigt. Neben derart schlechten Haltungsbedingungen sind die Tiere zusätzlich gezwungen grausame Trainingsmethoden über sich ergehen lassen zu müssen. Peitschen oder Elektroschocks kommen zum Einsatz, um die Tiere zum Zweck der Unterhaltung an ihre Grenzen zu treiben.

Armer Wauwau
© Victoria Borodinova, Pixabay

Viele Zirkustiere entwickeln schwere Verhaltensstörungen, da sie ein Leben fristen, das völlig gegen ihre Natur ist. Dabei stehen sie unter ständigem Stress, welcher bedingt ist durch falsche Unterbringung, schlimme Trainingseinheiten und natürlich auch den Vorführungen vor Publikum. Manche „Kunststücke“ haben außerdem gesundheitliche Folgen für die Tiere, denn für einen Elefanten ist es zum Beispiel bei weitem nicht normal das gesamte Körpergewicht mit dem Kopf zu tragen, wie es beim Kopfstand von ihm verlangt wird.
Unterernährung, beengte Haltung und psychische sowie physische Verletzungen treiben die Tiere bis zur Erschöpfung. Die Lebenserwartung von Zirkustieren ist dadurch deutlich geringer als die ihrer frei lebenden Artgenossen.

Mittlerweile ist das Bewusstsein für das Leid der Tiere im Zirkus zum Glück sehr viel präsenter als früher. Einige Zirkusse verzichten daher inzwischen auf Tiere in ihren Vorführungen. Auf der anderen Seite verbieten einige Städte Deutschlands das Errichten eines Zirkus, indem die Stadt keine öffentliche Fläche mehr für diese zur Verfügung stellt, sofern dieser Wildtiere besitzt.

Welche Strafe gibt es für Tierquäler?

Dank des Tierschutzgesetzes in Deutschland steht Tierquälerei unter Strafe. Wer gegen das Gesetz verstößt, weil er ein Tier gequält, misshandelt oder ungerechtfertigt getötet hat, wird daher entsprechend belangt. Tätern drohen gemäß §17 des Tierschutzgesetzes in Verbindung mit §13 des Strafgesetzbuches Freiheitsstrafen von bis zu 3 Jahren oder Geldbußen, wenn sie sich der Tötung eines Tieres schuldig machen, indem sie mit ihrem Verhalten den Tod des Tieres verschuldet haben.

Handelt es sich um versuchte oder fahrlässige Tierquälerei oder Misshandlung, so wird die Straftat wie eine Ordnungswidrigkeit gemäß §19 des Tierschutzgesetzes behandelt und im Bußgeldverfahren nach §18 des Tierschutzgesetzes mit einer Geldstrafe von bis zu 25.000 Euro geahndet. In diesem Zusammenhang kann als „Nebenfolge“ das Tier seinem Halter entzogen werden.

Tierquälerei erkennen

Wenn du dich nun fragst, was du im Alltag tun kannst und vor allem wie du Tierquälerei erkennen kannst, um zu handeln, hilft dir die nachfolgende Liste dabei einzuschätzen, ob es sich um Tierquälerei handelt oder nicht. Dabei müssen sowohl physische als auch psychische Anzeichen in der Umgebung des Tieres einbezogen werden.


  1. Körperliche Anzeichen
    • Verletzungen, Wunden
    • Abmagerung
    • extreme Schwäche
    • Allgemein schlechte, körperliche Verfassung
    • Parasitenbefall
    • Optische Anzeichen für mangelnde Pflege (z. B. zu lange Krallen)

  2. Verhaltensauffälligkeiten
    • Aggressiv
    • Ängstlich
    • Ausweichend
    • Desorientiert oder benommen

  3. Lebensumfeld
    • Deutliche Mängel in der Unterkunft
    • Futtermangel
    • Unzureichende Hygiene
    • Keine Sozialisation (Durch Artgenossen oder Menschen)
    • Tierhortung (Zu viele Tiere auf kleinem Raum)
    • Fehlende Behandlung durch einen Tierarzt

Grundsätzlich ist es für dich anhand von körperlichen Anzeichen einfacher zu erkennen und zu bewerten, ob es sich um einen Fall von Tierquälerei handelt oder nicht. Bei den psychologischen Anzeichen ist es erforderlich, dass du das Tier über längere Zeit wiederholt intensiv beobachtest. Erst dann lässt sich einschätzen, ob du handeln solltest oder nicht.

Wie kann ich Tierquälerei melden?

Wenn du den Eindruck gewonnen hast Zeuge von Tierquälerei geworden zu sein, solltest du die Tierquälerei umgehend melden. Selbst dann, wenn du nicht vollkommen sicher bist, aber einen starken Verdacht hast, dass es sich um einen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz handelt. Wende dich hierzu beispielsweise an dein örtliches Veterinäramt. Wenn du Zweifel hast, können dir dort Experten bei der Einschätzung der Situation des Tieres helfen. Auch Peta bietet hierbei Hilfestellung an und steht dir mit Rat zur Seite, wenn du in Bezug auf die vermeintliche Tierquälerei unsicher bist.

Der Tierschutzbund rät außerdem dazu Beweise zu sammeln. Dies kannst du tun, indem du Fotos machst, weitere Zeugen um eine eidesstattliche Versicherung bittest und ein Autokennzeichen oder die Anschrift notierst, zum Beispiel vom Ort des Geschehens. Datum und Uhrzeit sollten ebenfalls festgehalten werden. Handelt es sich um einen eindeutigen oder akuten Fall, erstatte Strafanzeige bei der Polizei oder der Staatsanwaltschaft.

Unabhängig davon, ob es sich um Fälle von Tierquälerei im häuslichen Bereich handelt – wie Misshandlungen aufgrund von Überforderung oder psychischer Störungen eines Menschen - oder um Quälerei am Tier aufgrund kommerzieller Interessen, lässt sich zusammenfassend feststellen, dass es sich um ein ernst zu nehmendes Problem innerhalb der Gesellschaft handelt. Nicht nur in Deutschland, sondern weltweit werden Tiere aus vielfältigen Gründen von Menschen misshandelt und gequält oder getötet. Zum Glück zählt Deutschland zu den Ländern, in denen Tierquälerei verboten und somit auch strafbar ist. Dadurch hast du die Möglichkeit etwas dagegen zu unternehmen, wenn du Zeuge einer solchen Tat wirst.