Tourismus mit Wildtieren

Der folgende Beitrag wurde von unserer Gast-Autorin Chiara Kolz verfasst.

Bist Du auch ein Tierfan? Viele Tierliebhaber sind begeistert, wenn sie auf Reisen die Möglichkeit haben, wilde Tiere hautnah zu sehen. Elefantenreiten, mit Delfinen schwimmen oder Löwenbabys kuscheln sind nur einige Beispiele für beliebte Aktivitäten mit Tieren. Was nach einer tollen Sache aussieht und sich unglaublich gut auf Deinem Instagram-Account macht, ist aber tatsächlich sehr schädlich für die Tiere.

Problematik

Wildtiere sind den Umgang mit Menschen nicht gewöhnt, er verursacht Stress und kann zu Verletzungen von Mensch und Tier führen. Beim Tourismus mit Tieren steht das Wohlergehen der Tiere allerdings an letzter Stelle, es geht ausschließlich um den Profit. Das Ziel ist es, in möglichst kurzer Zeit möglichst viele Touristen zu den Tieren zu bringen, um viel Geld einzunehmen.

Durch den Kontakt von Menschen und Wildtieren kann das natürliche Verhalten der Tiere gestört werden. Beispielsweise werden Delfine gerne von Touristenbooten mit Futter angelockt, um zu gewährleisten, dass die zahlenden Gäste auch wilde Delfine im Meer zu sehen bekommen. Allerdings haben Wildtiere bestimmte Gewohnheiten in ihrer Nahrungssuche. Viele wandern weite Strecken, um ihre Futtergebiete zu erreichen und ganze Ökosysteme bleiben durch den Erhalt dieser Gewohnheiten im Gleichgewicht. Durch das Füttern und Anlocken von Tieren wird dieses Gleichgewicht zerstört. Oftmals gewöhnen sich die Tiere schnell an das Füttern durch Menschenhand und verlernen die Jagd. Oder sie suchen immer mehr die Nähe zu Menschen, auf Suche nach Futter. Das kann zu gefährlichen Begegnungen mit Menschen und Tieren führen.

Beim Tourismus mit Tieren gibt es oft sehr engen Kontakt mit Menschen. Touristen wollen die Tiere anfassen und Selfies mit ihnen machen. Aber hast Du Dich schon mal gefragt, wie es dazu kommt, dass wilde Tiere es zulassen, gestreichelt oder geritten zu werden? Um wilde Tiere zu Interaktionen mit Menschen zu bringen, müssen diese trainiert und gezähmt werden. Dies geschieht meist mit Gewalt und grausamer Konditionierung. Besonders schlimm ist diese Praktik zum Beispiel beim beliebten Elefantenreiten. Junge Elefanten werden ihren Müttern entrissen, in ein enges Gehege gepfercht und mit Schlägen dazu gebracht, zu gehorchen. Sie müssen erst „gebrochen“ werden, damit sie Menschen auf sich reiten lassen. Denn Elefanten sind sehr intelligente Tiere und würden in der Wildnis niemals einen Menschen freiwillig so nah an sich heranlassen. Während des Rittes stechen die Angestellten den Elefanten mit spitzen Stäben in den Nacken, was schwere Verletzungen hinterlässt.

Ein weiteres Beispiel für ausbeuterischen Tourismus ist das Streicheln von Löwenbabys, beispielsweise in Südafrika. Auf Instagram finden sich unzählige Selfies mit Löwenjungen oder anderen Großkatzen, und das auch noch unter dem Label des vermeintlichen Artenschutzes. Oftmals werden sogar Ehrenamtliche für diese Projekte ausgenutzt. Den Menschen wird erzählt, die Aufzucht von den Löwenjungen diene dem Artenschutz und sobald diese groß genug seien, würden sie ausgewildert, um die heimische Löwenpopulation zu fördern. Tatsächlich aber können Tiere, die einmal engen Kontakt mit Menschen hatten, nicht oder kaum ausgewildert werden. Sie sind es einfach nicht gewohnt, zu jagen, im Rudel zu leben und mit wilden Artgenossen zu leben. Stattdessen werden die Tiere, sobald sie zu groß sind, um als Touristenattraktion zu dienen, an Löwenfarmen verkauft. Auf diesen Zuchtfarmen leben die Tiere unter schlimmen Bedingungen, um möglichst schnell neue Jungtiere für die Tourismusindustrie zu „produzieren“. Wenn die Löwen als Zuchttiere ausgedient haben, werden sie weiterverkauft und landen oft in speziellen Einrichtungen, die es zahlenden Touristen ermöglichen, die Tiere als Sport in eingezäunten Gehegen zu erschießen. Diese Gatterjagd und Trophäenjagd ist leider in vielen afrikanischen Ländern legal und die Jäger posen auf sozialen Medien mit den Leichen der erschossenen Tiere. Seien es Löwen, Elefanten, Giraffen oder Nashörner.

Hinter einer vermeintlich tollen Urlaubsattraktion steckt also eine unglaublich traurige Geschichte. Statt diese Tierquälerei zu unterstützen, könntest Du die Tiere lieber in freier Wildbahn sehen. Es gibt viele Öko-Safaris, bei denen du Elefanten und Löwen in ihrem natürlichen Lebensraum beobachten kannst, ohne sie zu stören. Oder Bootsausflüge, bei denen du Delfine sehen kannst, ohne dass diese mit Futter angelockt werden. Es ist eine unglaubliche Erfahrung und übertrifft definitiv jedes Selfie mit einem gequälten Löwenbaby.

Alternativ gibt es in vielen Länder auch Rehabilitations-Zentren für Tiere, die aus dem Tourismus gerettet wurden und jetzt ein erholsames Leben in diesen Zentren haben, ohne viel Kontakt zu Menschen und unter möglichst natürlichen Bedingungen.
Beispielsweise rettet die Born Free Foundation Tiere aus Zirkussen, Zoos, oder privaten Haushalten, wo sie unter unwürdigen Bedingungen gehalten wurden. Die Tiere können leider durch den engen Kontakt mit Menschen, die mangelnde Sozialisierung mit ihren wilden Artgenossen und der Abhängigkeit vom Menschen nicht mehr ausgewildert werden. Sie würden in der Wildnis nicht überleben und eigenständig Nahrung finden. Viele Tiere leiden auch unter Verletzungen, Mangelernährung oder psychischen Störungen. Deshalb bietet Born Free ihnen ein neues Zuhause, wo sie unter natürlichen, artgerechten Bedingungen leben können.

Touristen ist oft nicht bewusst, welche Folgen ihr Verhalten hat. Wer könnte schon ahnen, dass ein süßes Foto mit einem Löwen oder das Reiten eines Elefanten im Dschungel solche blutigen Hintergründe hat?
Darum ist es wichtig, sich zu informieren, Angebote kritisch zu hinterfragen und Dein Wissen mit Deinen Freunden und Bekannten zu teilen. Zum Glück gibt es auch Möglichkeiten, Wildtiere zu sehen und dabei deren natürliches Verhalten und Wohlbefinden nicht zu stören.

Möglichkeiten zum nachhaltigen Umgang mit Wildtieren:

  • Tiere in freier Wildbahn beobachten, anstatt Tiere in Gefangenschaft zu sehen (dazu zählen auch Zoos, Tierparks, Aquarien)
  • Die Vereinten Nationen haben Richtlinien entwickelt, um den nachhaltigen Tourismus mit Wildtieren zu fördern
  • Auch andere Organisationen, wie etwa der WWF informieren Touristen und Tour-Anbieter über den richtigen Umgang mit Wildtieren. Zum Beispiel in ihrem Guide zu Interaktionen mit Haien und Rochen.
  • Tour-Anbieter mit bestimmten Kriterien buchen, die sich an die Guidelines halten. Zu beachten ist:
    • ein Mindestabstand zu den Tieren
    • wie viele Menschen gleichzeitig in der Nähe des Tieres sein dürfen, z.B. dürfen nur 10 Menschen gleichzeitig mit einem Walhai schwimmen
    • Umweltfreundlicher Transport, Recycling, Nutzung lokaler Ressourcen, z.B. Verpflegung mit regionalen Produkten
    • Angestellte aus der Umgebung, z.B. einheimische Ranger

Was kannst Du tun?

  1. Informiere Dich im Voraus
  2. Denke darüber nach, ob eine Attraktion unterhaltsam für Dich ist, aber den Tieren schadet
  3. Vermeide Attraktionen, die Tiere in Gefangenschaft beinhalten oder ein unnatürliches Verhalten der Tiere fördern, wie etwa das Reiten auf Elefanten, das Streicheln von Löwen oder das Anlocken von Delfinen mit Futter
  4. Beachte die Guidelines zu Interaktionen mit Wildtieren
  5. Informiere Dich, ob Dein Tour-Anbieter auf das Wohlergehen der Tiere und die Schonung der Umwelt achtet
  6. Hab eine unvergessliche Erfahrung!
  7. Teile Dein Wissen mit anderen Menschen

Quellen: