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Alltagsweisheiten zum Thema Ehrlichkeit hat jeder schon einmal gehört. „Ehrlich währt am längsten“ oder „Lügen haben kurze Beine“ sind Weisheiten, die uns schon seit frühester Kindheit begleiten und uns die wichtigste Tugend mit auf den Weg geben sollten. Was ist Ehrlichkeit und wieso ist sie so wichtig?
Ehrlichkeit: Definition – Ehrlichkeit ist die moralische Eigenschaft des wahrhaftigen Verhaltens sich selbst und seinem Umfeld gegenüber.
Inhaltsverzeichnis
Geläufige Synonyme für Ehrlichkeit sind Aufrichtigkeit, Lauterkeit, Geradheit, Wahrhaftigkeit, Anständigkeit, Unverblümtheit und Rechtschaffenheit. Diese Bezeichnungen meinen also alle dasselbe. Aufrichtigkeit bzw. Ehrlichkeit ist ein gewünschtes Verhalten, welches die Basis für ein vertrauensvolles Miteinander ist. Wir verbinden damit Authentizität und Offenheit, was in einer sozialen Gesellschaft wichtige Charaktereigenschaften sind. Ehrlichkeit und Vertrauen sind der Schlüssel zu einem harmonischen Miteinander und sie helfen uns dabei, uns weiterzuentwickeln.
Auch wenn sich diese Sprüche und Zitate zu Ehrlichkeit teilweise wiedersprechen, so sind sie doch ein Leitfaden in unserem Alltag. Ehrlichkeit spielt in unserem Leben und in der Gesellschaft eine entscheidende Rolle. Diese Charaktereigenschaft wissen wir bei Mitmenschen sehr zu schätzen, denn sie verleiht uns ein Gefühl der Verlässlichkeit und des Vertrauens. Menschen möchten in all ihrem Sein ernstgenommen werden, wertvoll sein und geliebt werden. Tritt uns jemand ehrlich gegenüber, so nehmen wir ihn automatisch ernst und wir haben ein positives Bild von der Person.
„Hey, ich hoffe Du kommst heute Abend zu meiner Geburtstagsparty?“ „Ich würde sehr gerne kommen, nur leider bekommen wir heute Abend schon Besuch…“
Wie gut, dass Dein Gesprächspartner keine Gedanken lesen kann. Dann wüsste er nämlich, dass Du gar keinen Besuch erwartest und Dein freier Abend lediglich aus TV-Shows und Rumlümmeln auf der Couch besteht. Der vorgeschobene Besuch war lediglich eine verschämte Flunkerei. Manchmal passiert es schneller als uns lieb ist, und schon huscht eine kleine Notlüge unsere Lippen. Doch warum sind wir in einigen Situationen nicht ehrlich? Laut Studie lügen Menschen bis zu 20 Mal am Tag – Männer sogar häufiger als Frauen. Doch wie kommt es dazu?
Wenn man aktuellen Untersuchungen glauben darf, lügen wir am häufigsten dann, wenn wir andere Menschen nicht verletzen wollen. Die Gefühle unseres Gegenübers haben also einen starken Einfluss auf unser Verhalten. Auch lügen Menschen immer dann, wenn sie Fleiß vortäuschen wollen, oder einfach ihre Ruhe haben möchten. Kurzum gesagt: Wir nehmen es mit der Ehrlichkeit nicht ganz so ernst, wenn wir selbst gut dastehen wollen. Aber auch Scham und Angst sind ein Grund für Schwindeleien. Menschen nutzen Lügen, um ihr Gesicht zu wahren oder weil sie Angst vor einer Blamage haben. Auch Faulheit ist ein Motiv für Lügen. Der Mensch geht gerne den Weg des geringsten Widerstandes und wenn dazu eine kleine Ausrede nötig ist, nutzt er sie ganz ungeniert. „Dein Essen schmeckt heute wirklich gut!“ oder „Deine neue Frisur steht dir ausgezeichnet.“ Mit solchen Aussagen möchten wir anderen Menschen ein gutes Gefühl geben, auch wenn es die Unwahrheit ist. So ersparen wir uns Diskussionen und Streitgespräche. Flunkereien sind uns im Alltag oft gar nicht bewusst oder wir würden sie nicht als Lüge bezeichnen. Auf die Frage nach dem Befinden, antworten wir häufig mit „Mir geht es gut.“ – obwohl uns vielleicht ganz und gar nicht nach Lachen zumute ist. Doch wieso sollten wir nun all unsere Probleme und Sorgen auf dem Silbertablett präsentieren? Ein knappes; „Mir geht es gut“ hält neugierige Fragen fern und bietet dem Fragenden keine Angriffsfläche.
„Ehrlichkeit macht das äußere Leben gelegentlich schwerer, das innere aber immer leichter.“
Wie kann es aber sein, dass Menschen sich fast täglich der Lüge bedienen? Schließlich nimmt Aufrichtigkeit in unserer Gesellschaft einen enorm hohen Stellenwert ein. Der Sinn für Moral scheint den meisten Menschen in der Gesellschaft wichtig zu sein und sie wünschen sich eine ehrlichere Welt. Wäre es also für uns alle nicht doch viel einfacher immer radikal ehrlich zu sein?
Wie kommt es, dass Menschen auf der einen Seite Ehrlichkeit verlangen, aber auf der anderen Seite kritisches Feedback gerne vermeiden und nicht immer alles von sich preisgeben wollen? Ein ehrliches Gespräch könnte Türen öffnen, unser Herz erleichtern und Vertrauen schaffen. Psychologen haben unterschiedliche Versuche durchgeführt und herausgefunden, dass Menschen Ehrlichkeit nicht immer als vorteilhaft empfinden. Wer hört schon gerne, dass er älter aussieht, dicker geworden ist, oder einfach unsympathisch ist? Sollte man seinen Mitmenschen also Märchen auftischen, um es sich selbst einfacher zu machen, oder kommt man im Leben mit radikaler Ehrlichkeit weiter? Wie sich zeigt, wird Ehrlichkeit manchmal auch als bewusster Abbau von Aggressionen genutzt. Dann wollen wir mit einer ehrlichen Äußerung nicht konstruktive Kritik üben, sondern bewusst verletzen, weil es uns selbst vielleicht gerade nicht so gut geht und wir ein Ventil brauchen. Die wissenschaftliche Forschung hat sogar gezeigt, dass unser Unterbewusstsein beim Spinnen eines Lügenkonstrukts immer beteiligt ist. Wer ständig lügt, muss aufpassen, dass seine Schwindeleien nicht auffallen. Man muss ständig wissen, wem man wann welche Lüge erzählt hat und aufpassen, dass man nicht auffliegt. Ganz schön kompliziert, doch das Unterbewusstsein lässt sich nicht täuschen. Wir wissen tief in uns drin ganz genau, wenn wir die Unwahrheit sagen. Dies versuchen wir zu verdrängen. Permanente Unterdrückung führt wiederum zu psychischen und physischen Symptomen, da uns das Aufrechterhalten der Lüge viel Kraft kostet. Die Folge sind Krankheiten und manchmal sogar der eigene Verrat durch das Unterbewusstsein.
Auch wenn gegen die ein oder andere Notlüge nichts einzuwenden ist: Krankhaftes Lügen, wie etwa bei notorischen Lügnern, sollte ärztlich behandelt werden. Die Pseudologia phantastica beschreibt ein Krankheitsbild, bei dem der Betroffene Lügen erfindet. Geschichten werden grotesk übertrieben dargestellt. Begebenheiten die nachweislich niemals hätten stattfinden können, werden beharrlich als Wahrheit erklärt. Selbst dann, wenn die Lüge bereits entlarvt wurde, wird weiter geschwindelt. Das zwanghafte Lügen ist hier krankhafter Natur und geht oft mit einem geminderten Selbstwertgefühl der Betroffenen einher. In extremen Fällen glaubt der Lügner seine Geschichten sogar selbst. In solchen Fällen ist eine ärztliche Behandlung ratsam, denn nicht nur das Umfeld eines notorischen Lügners leidet sehr, sondern auch der Lügner selbst.
In einer Freundschaft oder einer Beziehung messen wir Ehrlichkeit eine besonders hohe Bedeutung zu. Jedoch wird in keiner menschlichen Interaktion mehr geschwindelt, als in einer Partnerschaft oder Freundschaft. Klar: Man möchte doch nicht den Lieblingsmenschen kränken und einen Streit heraufbeschwören. Aus Angst vor Verlust, sehen wir daher in kleinen Notlügen eine gute Lösung. Ehrlichkeit in der Beziehung ist die Basis für das Zusammensein. Wir möchten uns mit all unseren Ansichten, Fehlern und Vorlieben zeigen können – das schafft Akzeptanz und Vertrauen. Ehrlichkeit ist der Stoff, aus dem die wahrhaftige Liebe besteht; deswegen ist sie für uns in innigen Beziehungen so wichtig.
Auch wenn sie manchmal weh tut: Ehrlichkeit ist wichtig für unsere zwischenmenschlichen Beziehungen und unser eigenes Selbstbewusstsein. Stelle Dir vor, Du wärst radikal ehrlich: Dein Umfeld würde sicher enttäuscht über einige Deiner Ansichten sein, vielleicht würdest Du öfter die Menschen mit Deiner Meinung verletzen, als Du willst. Vorteile, hätte dies jedoch für beide Seiten.
Stelle Dir vor, jeder wäre ehrlich. All Deine Kollegen, Freunde und Familienmitglieder würden kein Blatt vor den Mund nehmen und Dir ins Gesicht sagen: „Die Arbeit, die Du heute abgeliefert hast, war grottenschlecht.“, „Du bist viel zu stur, um das zu verstehen.“ „Kein Wunder, dass du Single bist, bei Deiner Figur“, „Ich möchte heute nichts mit Dir unternehmen“, „eigentlich mochte ich Dich noch nie“ Merkst Du was? Es verletzt. Das soziale Konstrukt würde bei zu viel radikaler Ehrlichkeit gehörig ins Wanken kommen und unserem Selbstwertgefühl schaden. Vor allem sensible Menschen, könnten radikale Ehrlichkeit auf Dauer nicht ertragen. Dabei soll doch jeder sich in seiner Persönlichkeit entwickeln können und wachsen. Radikale Ehrlichkeit ist daher nur in Ausnahmesituationen zu empfehlen. Wenn Menschen davor sind eine absolut falsche Entscheidung zu treffen, dann kann bedingungslose Aufrichtigkeit durchaus hilfreich sein und andere wachrütteln.
Wenn Du jemanden fragen würdest, was er von Dir als Mensch hält: Bevorzugst Du dann lieber Lobhudelei oder ehrliche Nachrichten, die die ungeschönte Wahrheit sprechen? Menschen wachsen an Aufrichtigkeit. Ehrliches Feedback ist heutzutage eine Seltenheit. Wer dem anderen aufrichtig sagt, was er gut oder falsch macht, dass er zu gutgläubig oder zu engstirnig ist, hilft ihm dabei, sich selbst weiter zu entwickeln. In der Persönlichkeitsentwicklung spielt Aufrichtigkeit somit eine große Rolle. Das eigene Selbstvertrauen profitiert ebenfalls von Ehrlichkeit. Wenn wir uns immer so verhalten, dass wir unser Gewissen nicht mit täglichen Lügen belasten, dann handeln wir nie gegen uns selbst. Versetze Dich in eine vergangene Situation in Deinem Leben, in der Du gegen Deine Gefühle gehandelt hast: Womöglich liegt diese Erfahrung noch heute wie ein Stein auf Deinem Gemüt. Das Gefühl der Hemmung, des Selbstbetruges ist auch eine Art Lüge. Hierbei betrifft es jedoch nicht andere Menschen, sondern allein Dich! Wer nicht gehemmt ist, trifft klügere Entscheidungen und ist innerlich ausgeglichener.
Die Ehrlichkeit sich selbst gegenüber hat auch immer mit Selbstreflexion zu tun. Damit ist die eigene Selbstwahrnehmung gemeint, die in Zeiten der Reizüberflutung leider sehr abhanden gekommen ist. Selbstreflexion macht uns unsere eigenen Verhaltensmuster bewusst und zeigen, wie wir auf unsere Außenwelt wirken. Letztendlich erkennen wir dadurch, wo in unserem Denken und Handeln Verbesserungsbedarf besteht – wir lernen uns kennen und kommen uns selbst wieder näher.
Tipps:
Diese Tipps erleichtern nicht nur die Seele, sondern helfen Dir auch dabei, gelassener durchs Leben zu gehen.
Sowohl Ehrlichkeit als auch Unehrlichkeit haben ihre Vor- und Nachteile. Wichtig ist es immer genau abzuwägen, ob eine Schwindelei angebracht ist, inwieweit sie jemandem helfen kann und welche Konsequenzen eine Lüge für alle Beteiligten hat. Sicher ist eine kleine Notlüge in Ausnahmefällen erlaubt und hilft dabei, das soziale Konstrukt innerhalb einer Gesellschaft zu wahren. Versuche jedoch immer die Wahrheit zu sagen - und wenn diese wehtut, verpacke sie so, dass sie Deinen Mitmenschen nicht allzu sehr schmerzt.
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