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Gedächtnistraining – Mit einfachen Mitteln zu einem besseren Gedächtnis?

„Menschenskinder, wie heißt der Bekannte, der gleich unten an der Straße wohnte und letztes Jahr umgezogen ist?“

„Ach du Schreck, jetzt habe ich schon wieder vergessen die Butter im Supermarkt zu kaufen!“

„Ohja, stimmt, meine Schwester hat diesen Freitag Geburtstag, das hätte ich doch fast vergessen!“


Gedächtnistraining
Memory (Unsplash: © Roman Kraft)

So oder so ähnlich geht es vielen Menschen. Dinge werden vergessen und Namen liegen einem doch immer auf der Zunge, man kommt nur nicht darauf.

Natürlich können solche Situationen in einem vollgestopften Alltag, der mit Terminen und Deadlines von vorne bis hinten durchgeplant ist, entstehen. Der Speicherplatz im Hirn ist voll und die Kleinigkeiten des Alltags werden so mal schnell vergessen.

Doch wann ist es nötig, aktiv zu werden und mit Gedächtnistraining die Gehirnzellen wieder in Schwung zu bringen? Ist es möglich, durch Übungen und Strategien, sich besser zu organisieren und das Gedächtnis zu stärken?

Gedächtnistraining Definition

Als Gedächtnistraining werden Methoden, Übungen und Strategien bezeichnet, die darauf ausgelegt sind, das Gedächtnis zu trainieren und damit die Merkfähigkeit zu steigern. Zu diesen Methoden zählen Merkhilfen und kleine Übungen, die dazu dienen, die Gehirntätigkeit zu strukturieren und damit den Alltag verbessern zu können. Jeder Mensch hat sich wahrscheinlich schon einmal eine Eselsbrücke gebaut, damit er sich eine gewisse Sache merken konnte, die er regelmäßig vergessen hat. Und hat diese Eselsbrücke den gewünschten Effekt erzielt? Wahrscheinlich können viele Menschen diese Frage mit „ja“ beantworten.

Über diese einfachen Stützen des Gedächtnisses hinaus gibt es auch noch komplexere Möglichkeiten, sich Informationen merken zu können. Gedächtniskünstler zum Beispiel machen sich diese Techniken zunutze und können damit beträchtliche Mengen an Informationen abrufen.

Gedächtnistraining, auch Mnemotraining und Mnemotechnik genannt, bedienen sich dem Wissen, wie der Mensch Informationen im Gehirn abspeichert. Denn weiß man, wie Details im Gehirn abgelegt werden, so kennt man auch im Umkehrschluss Möglichkeiten, wie diese Informationen auch wieder abgerufen werden können.

Sinn und Zweck von Gedächtnistraining

Die meisten Menschen wünschen sich ein gutes Gedächtnis, damit es ihnen möglich ist, ihren Alltag gut zu organisieren und für alle Eventualitäten gewappnet zu sein. Ist dies nicht der Fall, so fühlt sich die Person des Öfteren hilflos und verzweifelt und hat Angst, dass dieser Zustand einen physischen Ursprung hat. Ist man nun auch schon etwas älter, so formen sich Gedanken an eine sich schleichend anbahnende Demenz, obwohl diese Ängste höchstwahrscheinlich unbegründet sind.

Es gibt verschiedene Arten von Gedächtnislücken, so kann es vorkommen, dass während Perioden der Überforderung oder der Depression die Konzentrationsfähigkeit nachlässt. Daraus resultieren Vergessen und eine Reduzierung der Merkfähigkeit. Dieser Zustand ist jedoch meistens begrenzt und nach einer gewissen Zeit überwunden.

Es gibt wenige Menschen, die mit einem fotographischen Gedächtnis ausgestattet sind. Menschen, die damit nicht gesegnet sind, bereitet es große Mühe, sich schon die alltäglichen Dinge zu merken. Ohne die Agenda, die den Alltag strukturiert und auf die man im Zweifelsfall zurückgreifen kann, wäre man aufgeschmissen. Kann man sich hingegen Gedächtnistrainingstechniken bedienen, so ist es möglich, sich Informationen und Termine besser merken zu können. Die Bewältigung des Alltags fällt somit leichter.

Mit der Erlernung von Mnemotechniken verbessert man nicht nur seinen Alltag, man gewinnt auch an Lebensqualität, denn durch die Anwendung der Techniken kann man seine Wahrnehmungsfähigkeit schulen. Durch die Verbesserung der Wahrnehmungsfähigkeit kann ein intensiveres Leben geführt werden. Versucht man sich Dinge zu merken und nicht aufzuschreiben, so lenkt man die Aufmerksamkeit mehr auf die Umwelt. Dies ermöglicht ein intensiveres Erleben der Eindrücke im Umfeld.

Ein positiver Nebeneffekt des Gedächtnistrainings ist die Ausbildung kreativer Gedanken, da das Gehirn gefördert wird und Zusammenhänge selbst erarbeitet werden müssen. Dadurch wird das vernetzte Denken geschult. Dieser Fakt ist auch dafür verantwortlich, dass ältere Menschen geistig länger fit bleiben und das Alter in vollen Zügen genießen können.

Wer muss alles sein Gedächtnis trainieren?

Das Gehirn ist von sich aus faul und gibt es Möglichkeiten, auf Techniken zurückzugreifen, mit denen ein Mensch die Gedächtnisfunktionen umgehen oder gering halten kann, so wählt er meistens diese Option. Dennoch ist es erwiesen, dass das menschliche Gehirn wie ein Muskel funktioniert.

Ebenso wie ein Muskel muss das Gehirn kontinuierlich bewegt und beansprucht werden. Auf diese Weise schützt man es vor Zurückbildung. Da die Gehirnleistung mit zunehmenden Alter abnimmt, weil neuronale Netzwerke abgebaut werden, die für die Konzentrationsfähigkeit und Aufmerksamkeit verantwortlich sind, ist es vor allem für ältere Menschen wichtig, sich die Techniken im Bereich Gedächtnistraining anzueignen.

Neben Tanzen ist Gehirntraining eine der effektivsten Maßnahmen, um Demenz vorzubeugen. Berichten zu Folge empfehlen Ärzte sogar bereits bei einer diagnostizierten Demenz mit Gedächtnistrainings-Übungen zu beginnen. Dadurch wird der Fortlauf der Erkrankung eingedämmt.

Gedächtnisübungen sind jedoch nicht nur für Senioren geeignet, sie sind für jeden Menschen sinnvoll, der seinen Alltag besser strukturieren und der seine Fähigkeit zu logischem Denken und zur Wahrnehmung schärfen möchte. Gehirnjogging kann ganz einfach in den Alltag integriert werden und werden erste Erfolge erzielt, so entsteht die Motivation, an seinen kognitiven Fähigkeiten weiter zu arbeiten.

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Anwendungsgebiete Gedächtnistraining

Gedächtnistraining ist für alle Bereiche eine gute Chance seine Wahrnehmungsfähigkeit, seine Konzentration und seine Kreativität zu steigern, jedoch wäre es von großem Vorteil, Übungen in Gruppen in Altenheimen zu integrieren. Diese Übungen können als Spiele in den Alltag eingebracht werden. Sie sind von großem Nutzen in Bezug der geistigen Stabilität der Senioren.

In Schulen werden Methoden zum effektiven Lernen noch zu wenig vorgestellt. An jenem Ort, wo Lernen so wichtig ist, würde es Sinn machen, die Schüler mit Übungen des Gehirnjoggings oder Methoden des Gedächtnistrainings vertraut zu machen. Auf diese Weise könnte sichergestellt werden, dass jeder Schüler ähnliche Voraussetzungen zur Erlernung des Stoffes präsentiert bekommt.

Darüber hinaus wäre Lernen nicht nur stupides Auswendiglernen. Die Schüler würden lernen, wie man richtig lernt und das nicht allein Fleiß für gute Schulnoten verantwortlich ist. Schüler und Studenten würden wieder Spaß am Lernen bekommen. Und was passiert, wenn man Spaß hat? Man macht die Sachen, die einem Freude bereiten und bei denen man seine Fähigkeiten und Kreativität ausleben kann, gerne.

Viele Übungen und Methoden

So ziemlich alle Gedächtnistrainings-Techniken haben das Ziel, Anker im Gehirn zu setzen, an die Informationen fixiert werden können. Das Gehirn ist ein phänomenales Organ und hat Möglichkeiten, die der Mensch in der Hektik des Alltages leider zu wenig ausschöpft. Denn durch das setzen dieser Anker, ist es möglich, viel größere Mengen an Daten und Informationen abzuspeichern. Die Anker können durch verschiedene Strategien gesetzt werden. Hier ist es wichtig, dass man sich Techniken wählt, die dem eigenen Charakter entsprechen.

Die gängigste Methode im Bereich Gedächtnistraining ist die Loci-Methode. Diese Methode ist besonders dazu geeignet, sich Begriffe oder Dinge zu merken. Bei der Loci-Methode, oder auch Routen-Methode, sucht man sich eine Route innerhalb eines bekannten Raumes oder Umfeldes aus. Dies kann die eigene Wohnung oder der Weg zur Arbeit sein. Natürlich sind hier der Vorstellung keine Grenzen gesetzt, Voraussetzung ist nur, dass man sich den Weg durch seine imaginäre Landschaft gut merken kann.

Danach legt man Punkte auf dieser Strecke fest, die einem vertraut sind und an die man sich immer erinnern kann. In der Wohnung kann die Route zum Beispiel über den Esstisch, zum Regal mit den Büchern zum Fernseher, der wiederum auf einer Kommode steht, führen – je mehr Begrifflichkeiten zu merken sind, desto länger wird die Strecke. An diesen Punkten werden nun Begriffe oder Dinge gelegt, an die man sich danach erinnern möchte. Geht man die Route im Kopf durch, so sieht man vor dem inneren Auge die abgelegten Begriffe.

Sollen hingegen eine Vielzahl im Gehirn abgespeichert werden, so kann eine Möglichkeit der „Gedächtnispalast“ sein. Bei dieser Methode stellt man sich nicht eine eindimensionale Route vor, sondern eine dreidimensionale Umgebung. Dies kann ein Schloss, eine Burg, das Gebäude der Arbeitsstelle oder ein ganz anderes Umfeld sein. Genau wie bei der Loci-Methode sucht man sich gedanklich einen Weg durch diese Gebäude, setzt Ankerpunkte und belegt diese mit den Begriffen oder Bildern, an die man sich später wieder erinnern möchte.

Die Ersatzwortmethode, oder auch Schlüsselmethode genannt, ist dazu geeignet, sich Vokabeln oder Fachbegriffe besser merken zu können. Auch hier werden Assoziationen zu bereits Bekanntem gebildet. Je nach Schreibweise oder Aussprache der Vokabel oder des Fachbegriffes werden Eselsbrücken dazu gebaut.

Man stellt sich einen bereits bekannten Begriff vor, der Ähnlichkeit mit der Aussprache oder der Schreibweise des zu merkenden Wortes hat. Möchte man sich zum Beispiel an das spanische Wort „sol“ für Sonne erinnern, so könnten man sich eine Schuhsohle vorstellen (Sohle ähnelt dem Wort „sol“), auf der eine Sonne eingearbeitet wurde.

Es wird bei beiden Techniken deutlich: Das Anwenden von Techniken aus dem Gedächtnistraining fördert die Kreativität und macht Spaß! Es ist doch immer erfreulich, wenn man mit Freude lernen und Aufgaben lösen kann.

Möchte man den „Muskel Gehirn“ und seine geistige Fitness trainieren, so können dafür Übungen aus dem Bereich Gehirnjogging angewendet werden. Eine Möglichkeit besteht darin, sich zum Beispiel an einer roten Ampel vorzustellen, wie man den Weg rückwärts vom Ausgangspunkt bis zur Ampel gekommen ist. Dabei ist es wichtig, sich an so viele Details wie möglich zu erinnern.

Eine weitere Übung, um die Gehirntätigkeit auf Vordermann bringen zu können und die eine weitere gesunde Aktivität involviert, ist das „Schritte zählen“. Bei einem Spaziergang in der Natur können die Schritte gezählt werden, sollte man sich hierbei verzählen, so muss wieder von vorne begonnen werden. Es ist auch möglich, den Schwierigkeitsgrad zu erhöhen, indem in zweier Schritten (2, 4, 6..) gezählt wird. Es können auch beliebige Rechenfolgen eingebaut werden.

Gedächtnistraining

Memory (Unsplash: © Lindy Baker)

Gedächtnistraining – Was ist zu beachten?

Man mag meinen, dass Informationen besser abgespeichert werden können, wenn man diese nur oft genug wiederholt. Wiederholung hilft zwar beim Lernen, doch reicht sie allein nicht aus, Informationen langfristig im Kopf behalten zu können. Dazu muss das Gelernte auch ins Langzeitgedächtnis transportiert werden.

Für den kurzzeitigen Erfolg sind Wiederholungen hilfreich, nur kann es sein, dass Gelerntes nach ein paar Tagen oder Wochen wieder aus dem Kurzzeitgedächtnis verschwindet. Auch mit Lösen von Kreuzworträtseln und Sudoku-Aufgaben können Langzeiterfolge nicht garantiert werden.

Um den Lernprozess zu fördern, ist es wichtig, sich zwischendurch mit anderen Themen oder Tätigkeiten abzulenken, denn nur Fleiß allein transferiert die Informationen nicht dorthin, wo sie für einen langfristigen Erfolg gelagert werden sollten. Aus diesem Grund ist es wichtig, sich Pausen und Ablenkung zu gönnen, danach kann mit vollem Elan und hoher Konzentration weitergearbeitet werden.

Den etwa gleichen Effekt hat es, wenn man Tätigkeiten nicht gleich erledigt oder vollendet, sondern diese auf einen späteren Zeitpunkt verschiebt. Klingt komisch? Ist es auch, aber nicht minder effektiv!

Denn wenn wir nichts tun oder nur einfachen Tätigkeiten nachgehen, die nicht unsere volle Konzentration erfordern, dann kann das Unterbewusstsein arbeiten und im Hintergrund Information ordnen oder abrufen. Wahrscheinlich kennt jeder Mensch solche Situationen, in denen es nicht möglich war auf einen Namen oder eine Lösung des Problems zukommen. Hatte man jedoch etwas Zeit verstreichen lassen, so kam der Geistesblitz wie von allein. Genau das ist die Folge dieses Effektes.

Bevor man mit dem Gedächtnistraining anfängt, sollte man sich bewusst machen, dass der Mensch Informationen an unterschiedlichen Orten im Gehirn abspeichert. Emotionen, Sprache, Faktenwissen – für jede Erlernte Fähigkeit gibt es einen entsprechenden Ort. Das bedeutet, dass unser Gehirn ein Organ ist, welches Höchstleistung erbringt. Diese Leistung sollte man anerkennen und unserem Gehirn vor den Gehirnjogging-Einheiten Treibstoff in Form von einer ausgewogenen Ernährung zukommen lassen.

Ein Fakt, der immer wieder in die Gehirntrainings eingebaut wird, ist es, dass man sich an Geschichten besser erinnern kann. Es ist einer der Tricks, die erfolgreiche Gedächtnisakrobaten häufig anwenden und mit dem man ordentlich Eindruck schinden kann: möchte man sich an die verschiedensten Dinge erinnern und diese nachher aufzählen, so baut man sich eine begleitende Story auf, in denen diese Dinge vorkommen. Geht man diese Geschichte bei der Aufzählung der Gegenstände durch, so fällt es einem leichter sich in chronologischer Reihenfolge an diese Dinge zu erinnern. So ist man mit etwas Training bei „ich packe in meinem Koffer“ nicht mehr zu schlagen!

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