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Die LIFO-Methode ist ein von Atkins und Katcher entwickeltes Selbsteinschätzungsverfahren, das auf vier Grundstilen aufbaut. Der Teilnehmer füllt einen Fragebogen aus, nach dessen Auswertung eine Aussage darüber getroffen werden kann, in wie weit sich der Teilnehmer nach einem bestimmten Grundstil verhält. Die vier Grundstile sind Unterstützend/Hergebend, Bestimmend/Übernehmend, Bewahrend/Festhaltend und Anpassend/Harmonisierend. Nach der Theorie von Fromm sind Schwächen als Übertreibung eigentlicher Stärken zu sehen, so kann eine positive, unterstützende Verhaltensweise auch dazu führen, dass sich diese Person zu sehr auf die Probleme anderer konzentriert und dabei die eigenen Bedürfnisse zurückstellt. Es reicht allerdings nicht aus, nur den Grundstil zu kennen, der am besten auf den Teilnehmer passt, sondern auch der stellvertretende Stil und der vernachlässigte Stil mit der geringsten Übereinstimmung sind für eine zutreffende Beschreibung der Verhaltensweisen des Teilnehmers notwendig. Des Weiteren unterscheidet die LIFO-Methode zwischen Normalsituationen, den sogenannten günstigen Bedingungen und den ungünstigen Bedingungen, die durch Stress und Konflikte charakterisiert sind. Entscheidend ist für die Interpretation der Ergebnisse ist nicht die Auswertung des Fragebogens allein, sondern vor allem das anschließ ende Gespräch mit einem lizensierten Coach, Trainer oder Berater. Der Nutzen der LIFO-Methode liegt darin, dass ein produktiveres Verhalten erreicht werden kann, wobei der Ansatz in dem richtigen Ausdruck seiner Stärken liegt - ohne dass eine Stärke zu übertrieben verwendet wird. Die Test-Retest-Werte liegen je nach präferierten Grundstil bei .72 und .53.
Die LIFO-Methode wurde von den beiden Sozialpsychologen Stuart Atkins und Allan Katcher 1967 als Selbsteinschätzungsverfahren unter dem Aspekt Leistungsmanagement und Leistungsbeurteilung entwickelt und geht auf die Theorien von Erich Fromm, Carl Rogers und Peter Drucker zurück. Hierbei sind vor allem das Stärken-Schwächen-Paradoxon nach Fromm, nach dem Schwächen (schwache Verhaltensweisen) als übertriebener Einsatz von Stärken definiert werden, und die vier grundlegenden menschlichen Verhaltensorientierungen, die bei jeder Person in unterschiedlichem Maß ausgeprägt und vermischt sind, von Bedeutung. Hinzu kamen das Konzept der Gleichförmigkeit (Kongruenz) von Absicht, Verhalten und Wirkung in der Kommunikation nach Rogers sowie sein Ansatz der gegenseitigen Wertschätzung als wichtige Voraussetzung für Veränderungsprozesse von Menschen. Die LIFO-Methode wurde 1977 internationalisiert, heute gibt es weltweit mehr als 4.000 aktive Lizenznehmer (Trainer, Berater, Coaches). In Deutschland wurde sie 1989 eingeführt, mittlerweile ist die IFO-Methode in mehr als 30 Ländern vertreten und mehr als acht Millionen Menschen haben die Methode für sich eingesetzt.
Nach der LIFO-Methode gibt es vier Grundstile (oder auch Grundorientierungen genannt). Dabei ist es nicht sinnvoll, einen Mensch nur einem Stil zuzuordnen, denn auch wenn bei einer Person ein Stil eine deutliche Präferenz hat, kann er auch situationsabhängig andere Stile einnehmen. Die Einteilung erfolgt nach keinem entweder/oder-Prinzip. Deswegen wird auch häufig von Stilmischungen gesprochen, wodurch eine gleichwertige Bedeutsamkeit mindestens zweier Stile bezeichnet wird. Auch der vernachlässigte LIFO-Stil mit dem niedrigsten Wert kann im Verhalten einer Person eine Rolle spielen, allerdings wird dieser weniger gern verwendet, weil er ungeübt ist und als unangenehm empfunden wird. Über einen Fragebogen werden die bevorzugte Richtung und das Ausmaß aufgezeigt, mit dem die jeweiligen Stile benutzt werden. Dabei ist der Grundstil mit dem höchsten Wert der dominante, d.h. er wird gerne und häufig verwendet. Je nachdem wie groß die Wertdifferenz zum nächsthöheren LIFO-Stil – auch stellvertretender LIFO-Stil genannt - ist, verlässt sich die Person mehr oder weniger auf diesen präferierten Stil. Erst im Gesamtzusammenhang aller Stile (Stilkombinationen) und ihrer Ausprägungen ergibt sich ein vollständiges Profil des Teilnehmers. Deswegen kann auch die Anzahl der möglichen Verhaltensmuster nicht auf eine bestimmte Zahl wie vier, sechzehn oder zweiunddreißig beschränkt werden, weil es sehr viele mögliche Kombinationen und Ausprägungen gibt. In Anlehnung an die Theorie von Fromm wird ein Stil durch ein Begriffspaar ausgedrückt, bei dem der erste Begriff die Stärke angibt und der zweite seinen übertriebenen Einsatz, was Fromm als Schwäche bezeichnet.
Die Ziele einer Person mit dem Grundstil Unterstützend/Hergebend (U/H) sind auf Leistung, Werte und Ideale ausgerichtet. Für sie spielt die Wertschätzung anderer Menschen eine groß e Rolle, denn sie möchte als zugänglicher und wertvoller Mensch wahrgenommen werden. Sie setzt Vertrauen in sich und seine Mitmenschen, hilft ihnen oder beschützt sie. Ihre Unterstützung kann dabei über das Ziel hinausschieß en, sodass sie ihr als Schwäche anhängt. Dann lässt sie sich zu stark auf andere ein und ihre Versuche zu helfen werden als übertrieben und störend wahrgenommen.
Die Ziele einer Person mit dem Grundstil Bestimmend/Übernehmend (B/Ü) sind auf Aktivität und Ergebnisse ausgerichtet. Deswegen eignet sie sich gut für Führungsaufgaben, denn sie übernimmt gerne Führung, sieht Hindernisse als Herausforderungen und geht voran. Übertrieben kann sich der Grundstil so auswirken, dass ihre Dominanz bedrohlich wirkt und sich seine Mitmenschen verärgert oder verunsichert fühlen. Des Weiteren besteht die Gefahr, dass sie sich übernimmt und sie die Kontrolle verliert.
Die Ziele einer Person mit dem Grundstil Bewahrend/Festhaltend (B/F) sind auf Vernunft und Ordnung ausgerichtet. Sie betrachtet sich selbst als objektiven und vernünftigen Menschen. Sie stellt einen guten Analytiker dar, auf den man sich verlassen kann, der methodisch und sauber arbeitet, der sich Mühe gibt, Schäden gar nicht erst entstehen zu lassen, sondern es vorzieht, Risiken zu meiden. Die Schwächen dieses Stils sind Faktenverliebtheit, Ablehnend gegenüber Neuem, Gefahr aufkommender Langeweile.
Die Ziele einer Person mit dem Grundstil Anpassend/Harmonisierend (A/H) sind auf Harmonie und Kooperation ausgerichtet. Eine solche Person möchte als liebenswerter Mensch geschätzt werden und verfügt über gute Beziehungen zu seinen Mitmenschen. Sie besitzt viel Empathie und kann bei Konflikten gut vermitteln, dabei achtet sie darauf, dass niemandes Gefühle verletzt werden und geht auf die Bedürfnisse der anderen ein. Eine Gefahr dabei ist, dass sie ihre eigenen Interessen und Bedürfnisse hinter die der anderen zurückstellt und sich im Zweifel lieber anpasst, als eine unangenehme Wahrheit auszusprechen.
Aufgaben-/Personennähe und der Zeithorizont Die einzelnen Stile unterscheiden sich noch in mindestens einem Punkt voneinander: Der Nähe zu Personen/Aufgaben und dem Zeithorizont.
Während bei den Grundstilen Bestimmend/Übernehmend (B/Ü) und Bewahrend/Festhaltend (B/F) eine hohe Aufgabenorientierung zum Ausdruck kommt, stellen die Grundstile Anpassend/Harmonisierend (A/H) und Unterstützend/Hergebend (U/H) den Menschen in den Mittelpunkt. Gleichzeitig ist bei Bestimmend/Übernehmend (B/Ü) ein kurzer Zeithorizont beteiligt, denn bei vielen Möglichkeiten, die einem offenstehen, ist schnelles Handeln entscheidend. Genauso reagieren Personen mit dem Grundstil Anpassend/Harmonisierend (A/H) schnell und offen, um auf eigene Bedürfnisse und die Bedürfnisse der Mitmenschen einzugehen. Bei den Stilen Unterstützend/Hergebend (U/H) und Bewahrend/Festhaltend (B/F) ist eher ein langer Zeithorizont im Spiel, denn Werte und Ideale werden im Allgemeinen nicht schnell verworfen und sind beständig über die Zeit.
Die Theorie über die Verwendung der Grundstile nimmt einen wichtigen Zusatz mit auf: Es wird davon ausgegangen, dass sich viele Menschen unter ungünstigen Bedingungen (Stress- und Konfliktsituationen) anders verhalten als unter günstigen Bedingungen. Deswegen ist es lohnenswert, wenn ausgehend von den Grundstilen eine allgemeine Aussage über das Verhalten im Konfliktfall getroffen werden kann. Am Beispiel einer Person mit bestimmend-übernehmendem Stil kann dies besser erläutert werden: Unter günstigen Bedingungen ließ e sie sich am einfachsten mit dem Begriff "Macher" beschreiben. Ihr hervorstechendes Merkmal ist Aktivität und Zielstrebigkeit, auß erdem gelingt es ihr durch ihre Energie am ehesten, andere von Unternehmungen zu überzeugen. Ihre Schwäche bzw. der übertriebene Einsatz ihrer Stärken wird dadurch deutlich, dass sie alles selbst machen will und es ihr schwerfällt, Verantwortung an andere abzugeben. Auß erdem besteht die Gefahr, dass sie in der Vielfalt ihrer anstehenden Projekte den Überblick verliert. Im Konfliktfall und unter Stress reagiert eine Person mit diesem Grundstil mit Härte. Sie steht für ihre Interessen und Bedürfnisse ein und zeigt sich dabei unnachgiebig. Sie verliert selten an Energie und Durchsetzungsstärke, was sie im Allgemeinen zu guten Führern in Krisensituationen macht.
Carl Rogers Kongruenzprinzip (1992) besagt, dass Kommunikation gut gelingt, wenn sie kongruent ist. Um kongruent zu kommunizieren, müssen innere Einstellungen (Werte, Gefühle, Absichten) mit äuß eren Ausdrucksweisen (Tonfall, Betonungen, Mimik) übereinstimmen. Erst dann wird der Theorie nach die Kommunikation als ehrlich und authentisch wahrgenommen. Das Kongruenzprinzip wurde in den Fragebogen integriert, in dem die Faktoren Absicht, Verhalten und Wirkung (kurz AVW) in den Fragestellungen berücksichtigt wurden. Das Aufdecken von Unterschieden zwischen den einzelnen Faktoren (z.B. wenn sich eine Person anders verhält, als es eigentlich ihre Absicht ist) kann dabei helfen, die eigene Kommunikation effektiver zu gestalten. Inkongruenzen zwischen Absicht und Verhalten können durch ein verändertes Umfeld hervorgerufen werden oder situationsbedingt sein, während Unterschiede in Absicht und Wirkung mehr auf die Rollen und wie man gesehen werden möchte zurückzuführen sind. Auch Widersprüche in der Zielsetzung können dazu führen, dass die ursprüngliche Absicht verfehlt wird. Unterschiede zwischen Verhalten und Wirkung lässt sich meist gut durch den kulturellen Hintergrund erklären, schließlich können Verhaltensweisen, die in Deutschland oder im europäischen Raum üblich sind, im asiatischen Raum schnell anders aufgenommen werden.
Die vier Verhaltensorientierungen wurden von Atkins und Katcher statistisch überprüft und mit Hilfe der Faktorenanalyse von mehreren hundert Items 72 herausgefiltert, die in 18 Aussagen mit jeweils vier daran anschließ enden Halbsätzen aufgeteilt und in einem Fragebogen zusammengefasst wurden. Die eine Hälfte der Aussagen hat Bezug zu Situationen, die mit Stress und Konflikten in Zusammenhang stehen, während die andere Hälfte sich auf günstige Bedingungen bezieht. Die Halbsätze beschreiben immer einen der vier Grundstile. Um zu vermeiden, dass der Teilnehmer sich beim Ausfüllen daran orientiert, was er als für gesellschaftlich anerkannt hält, wurde bei der Konstruktion der Items darauf geachtet, dass gleiche soziale Erwünschtheit gegeben ist, d. h., dass man grundsätzlich gleich leicht oder gleich schwer einem Item zustimmen kann. Ferner wurden bei der Formulierung der Items verständliche, umgangssprachliche und einprägsame Begriffe verwendet. Der Fragebogen wurde validiert und auf die Zuverlässigkeit überprüft.
Das Ausfüllen des Fragebogens (Druck- oder Onlineversion) dauert ca. 15 Minuten, plus zwei bis drei Minuten, die für die Auswertung verwendet werden müssen. Dabei ist es Aufgabe des Teilnehmers, die Aussage seiner Zustimmung entsprechend mit 1, 2, 3 oder 4 zu bewerten. Dabei steht ein hoher Wert für hohe Zustimmung. Um den größ ten Erkenntnisgewinn zu erzielen, ist der Dialog mit einem Trainer, Berater oder Coach vonnöten, in dem die Interpretation der Ergebnisse erfolgt. Dies dauert in der Regel zwischen 15 und 90 Minuten. Dabei werden individuelle Besonderheiten wie z. B. die Entwicklungs-/ Lerngeschichte oder die beruflichen und privaten Kontexte, Rolle, Ziele, Herausforderungen/ Probleme, etc. herausgearbeitet. Ein wichtiger Grundsatz dabei ist, dass der Trainer/Berater/Coach nicht versucht dem Klienten seine Interpretation aufzuzwängen, sondern dass der Klient eigene Überlegungen und Interpretationen anstrebt. In Seminaren, bei denen die LIFO-Methode angewendet wird, werden häufig die Ergebnisse mit Erfahrungen aus Übungen und Trainings in Verbindung verglichen und analysiert. Für einige Sprachen existiert auch ein computerisierter Bericht über die Ergebnisse, der den Dialog allerdings nicht ersetzen sollte.
Die LIFO-Methode soll dabei helfen, eigene Verhaltensmuster zu erkennen, zu verdeutlichen und gegenseitiges Verständnis zu erzielen. Ein Verhaltensmuster stellt bevorzugtes Verhalten dar und wird als Ergebnis gemachter Erfahrungen und bisherigen Lernens angesehen. Indem man sich die möglichen positiven und negativen Aspekte eines Verhaltensstils bewusst macht, kann ein produktiveres Verhalten erreicht werden, wobei der Ansatz in dem richtigen Ausdruck seiner Stärken liegt, ohne dass eine Stärke zu wenig ausgebaut oder zu übertrieben verwendet wird. Es kann allerdings mit ausreichender Motivation, Selbstdisziplin und Übung selbst geändert werden. Besonders in den Bereichen Kommunikation, Führung, Teambuilding, Verkauf, Selbstmanagement, Stress- und Konflikt-Management und Trainerausbildung wird die LIFO-Methode vermehrt eingesetzt.
Um die Test-Retest-Reliabilität festzustellen, wurden mehrere Gruppen von Probanden (30-60) nach einem Zeitraum von sechs bis zwölf Monaten erneut getestet und überprüft, in welchem Ausmaß derselbe Grundstil wie zuvor erreicht wurde. Dabei ergaben sich Werte von 0.6 bis 0.68, wenn allerdings ein Grundstil stark präferiert wurde, lag der Test-Retest-Wert bei 0.9. Die Ergebnisse bei der Berechnung der Cronbach-Alpha-Koeffizienten bestätigten nach Allan Katcher diese Werte. Dabei schwankt je nach zugeteiltem Grundstil die Reliabilität teils deutlich. Sie liegt für eine in Deutschland durchgeführte Studie bei:
Um die Validität zu überprüfen, wurde untersucht, in welchem Ausmaß die Selbstbeschreibungen der Probanden und die Einschätzungen der Beobachter übereinstimmen. Dabei ergab sich ein Durchschnittswert von 8.2, wobei 10.0 eine vollständige Übereinstimmung bedeuten würde.
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